Montag, 4. Januar 2010

Anton von Werner - der Maler des Kaisers


Neubrandenburg im Morgennebel
hier gefunden

Zunächst sei nur erwähnt, worüber ich nicht schreiben werde, nämlich den Geburtsakt der Stadt, in der ich gegenwärtig lebe. In seiner Spandauer Residenz verfertigte nämlich Markgraf Johann I. von Brandenburg die Gründungsurkunde von Neubrandenburg am 4. Januar 1248. Es gibt eine merkwürdige Idealansicht des Ortes von Caspar David Friedrich, die dort oben zu sehen ist, ich habe gelegentlich darüber ein wenig geschrieben, nein heute soll uns etwas anderes interessieren.


Anton von Werner, Selbstbildnis, 1885
hier gefunden

Wenn es noch niemandem aufgefallen ist, ich habe ein Faible für aus der Mode geratene Berühmtheiten, das ist irgendwie eine interessante psychologische Konstellation. Anton von Werner, der malende Chronist des 2. Kaiserreichs starb am 4. Januar 1915 in Berlin. Und sein Ruhm ging spätestens mit diesem Reich unter. Wenn er heute dennoch immer wieder in Abbildungen auftaucht, weshalb der Name auch nicht ganz unbekannt ist, dann deshalb, weil kaum eine Geschichtsdarstellung dieser Zeit ohne ihn auskommt. Am bekanntesten dürften wohl seine verschiedenen Fassungen der Kaiserproklamation von Versailles sein.


Anton von Werner
Der Kongreß zu Berlin - Schlußsitzung am 13. Juli 1878
1881, hier gefunden

Adolph von Menzel und Kaiser Wilhelm II. war er freundschaftlich verbunden, mit letzterem teilte er die Abneigung gegen die Moderne, etwa den Impressionismus, so daß es 1908 mit dem Direktor der Nationalgalerie Hugo von Tschudi zu einem heftigen Konflikt darüber kam. Seine eigene Malweise wurde zunehmend als trocken, kalt, akademisch und ohne tiefere Bedeutung angesehen. Durch seine offiziellen Ämter blieb er allerdings nicht nur einflußreich, er erwies sich auch als sehr fürsorglich gegenüber zahlreichen Künstlerkollegen.

Es mag sein, daß sein nahezu fotographischer Realismus vielfach wirklich mehr wie eine Chronik die Zeit abbildet, aber nach meinem Gefühl agiert er dabei nicht nur mit souveräner Beherrschung der malerischen Technik, sondern auch mit einem genauen psychologischen Auge, wachem Sinn für die Bedeutung von Augenblicken und handelnden Personen und vor allem in einer vornehmen Gelassenheit, die Würde und eine souveräne Geisteshaltung verkörpert. Das erscheint mir doch weit weniger oberflächlich als es ihm gern nachgesagt wird.


Anton von Werner
Die Enthüllung des Richard-Wagner-Denkmals in Berlin
1908, hier gefunden

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