Freitag, 30. Juli 2010

Über Bismarck

Bismarck-Museum in Schönhausen (Elbe)
hier gefunden

Am 30. Juli 1898 starb Otto Eduard Leopold von Bismarck-Schönhausen, Fürst Bismarck, der Reichskanzler, ein Freund erinnerte mich heute daran, wie wir vor 10 Jahren gemeinsam seinen Geburtsort Schönhausen in der Altmark besuchten. Bismarck ist einer der wenigen Glücksfälle der neueren deutschen Politik, und um ihn einmal selbst zu Wort kommen zu lassen:

„Als normales Produkt unsres staatlichen Unterrichts verließ ich Ostern 1832 die Schule, das Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin als Pantheist, und wenn nicht als Republikaner, doch mit der Überzeugung, daß die Republik die vernünftigste Staatsform sei, und mit Nachdenken über die Ursachen, welche Millionen von Menschen bestimmen könnten, Einem dauernd zu gehorchen, während ich von Erwachsenen manche bittre oder geringschätzige Kritik über die Herrscher hören konnte. Dazu hatte ich von der turnerischen Vorschule mit Jahn'schen Traditionen (Plamann), in der ich vom sechsten bis zum zwölften Jahre gelebt, deutsch-nationale Eindrücke mitgebracht. Diese blieben im Stadium theoretischer Betrachtungen und waren nicht stark genug, um angeborne preußisch-monarchische Gefühle auszutilgen. Meine geschichtlichen Sympathien blieben auf Seiten der Autorität. Harmodius und Aristogiton sowohl wie Brutus waren für mein kindliches Rechtsgefühl Verbrecher und Tell ein Rebell und Mörder. Jeder deutsche Fürst, der vor dem 30jährigen Kriege dem Kaiser widerstrebte, ärgerte mich; vom Großen Kurfürsten an aber war ich parteiisch genug, antikaiserlich zu urtheilen und natürlich zu finden, daß der siebenjährige Krieg sich vorbereitete. Doch blieb mein deutsches Nationalgefühl so stark, daß ich im Anfang der Universitätszeit zunächst zur Burschenschaft in Beziehung geriet, welche die Pflege des nationalen Gefühls als ihren Zweck bezeichnete. Aber bei persönlicher Bekanntschaft mit ihren Mitgliedern mißfielen mir ihre Weigerung, Satisfaction zu geben, und ihr Mangel an äußerlicher Erziehung und an Formen der guten Gesellschaft, bei näherer Bekanntschaft auch die Extravaganz ihrer politischen Auffassungen, die auf einem Mangel an Bildung und an Kenntnis der vorhandnen, historisch gewordnen Lebensverhältnisse beruhte, von denen ich bei meinen siebzehn Jahren mehr zu beobachten Gelegenheit gehabt hatte als die meisten jener durchschnittlich ältern Studenten. Ich hatte den Eindruck einer Verbindung von Utopie und Mangel an Erziehung. Gleichwohl bewahrte ich innerlich meine nationalen Empfindungen und den Glauben, daß die Entwicklung der nächsten Zukunft uns zur deutschen Einheit führen werde; ich ging mit meinem amerikanischen Freunde Coffin die Wette darauf ein, daß dieses Ziel in zwanzig Jahren erreicht sein werde.“

Dies ist der Anfang aus Otto von Bismarcks Memoiren - Gedanken und Erinnerungen, aus dem Band 1. Das Verhältnis zwischen ihm und Kaiser Wilhelm I. muß ganz unwiederholbar gewesen sein.

„Neben dem Fleiße, zu dem ihn sein hohes Pflichtgefühl trieb, kam ihm in Erfüllung seiner Regentenpflicht ein ungewöhnliches Maß von klarem, durch Erlerntes weder unterstützten noch beeinträchtigten gesunden Menschenverstande, common sense, zu Statten. Hinderlich für das Verständnis der Geschäfte war die Zähigkeit, mit der er an fürstlichen, militärischen und localen Traditionen hing; jeder Verzicht auf solche, jede Wendung zu neuen Bahnen, wie sie der Lauf der Ereignisse nothwendig machte, wurde ihm schwer und erschien ihm leicht im Lichte von etwas Unerlaubtem oder Unwürdigem. Wie an Personen seiner Umgebung und an Sachen seines Gebrauchs, so hielt er auch an Eindrücken und Überzeugungen fest, unter der Mitwirkung der Erinnerung an das, was sein Vater in ähnlichen Lagen gethan hatte oder gethan haben würde; insbesondre im französischen Kriege hatte er die Erinnrung an den parallelen Verlauf der Freiheitskriege immer vor Augen.“

Bekanntlich waren sich Bismarck und die Gemahlin Wilhelms I. Augusta in herzlichster Abneigung verbunden. Und um so aus dem 2. Band seiner Erinnerungen zu zitieren:

„Ich hatte durch langjährige Gewohnheit allmälig ziemliche Sicherheit in Beurtheilung der Frage gewonnen, ob der Kaiser Anträgen, die mir logisch geboten erschienen, aus eigner Überzeugung oder im Interesse des Hausfriedens widerstand. War ersteres der Fall, so konnte ich in der Regel auf Verständigung rechnen, wenn ich die Zeit abwartete, wo der klare Verstand des Herrn sich die Sache assimiliert hatte. Oder er berief sich auf das Minister-Conseil. In solchen Fällen blieb die Discussion zwischen mir und Sr. Majestät immer sachlich. Anders war es, wenn die Ursache des königlichen Widerstrebens gegen ministerielle Meinungen in vorhergegangnen Erörterungen der Frage lag, die Ihre Majestät beim Frühstück hervorgerufen und bis zu scharfer Aussprache der Zustimmung durchgeführt hatte. Wenn der König in solchen Momenten, beeinflußt durch ad hoc geschriebene Briefe und Zeitungsartikel, zu raschen Äußerungen im Sinne antiministerieller Politik gebracht war, so pflegte Ihre Majestät den gewonnenen Erfolg zu befestigen durch Äußerung von Zweifeln, ob der Kaiser im Stande sein werde, die geäußerte Absicht oder Meinung »Bismarck gegenüber« aufrecht zu erhalten. Wenn Se. Majestät nicht auf Grund eigner Überzeugung, sondern weiblicher Bearbeitung widerstand, so konnte ich dies daran erkennen, daß seine Argumente unsachlich und unlogisch waren. Dann endete eine solche Erörterung, wenn ein Gegenargument nicht mehr zu finden war, wohl mit der Wendung: »Ei der Tausend, da muß ich doch sehr bitten.« Ich wußte dann, daß ich nicht den Kaiser, sondern die Gemahlin mir gegenüber gehabt hatte.“

Und um das Ganze ins Humorvolle hinüberzuretten:

„Als ich einmal den geärgerten und darüber erkrankten Kaiser des Morgens aufsuchen mußte, um über eine höfische Demonstration zu Gunsten des Centrums eine unter den obwaltenden Umständen dringliche Beschwerde zu führen, fand ich ihn im Bette und neben ihm die Kaiserin in einer Toilette, die darauf schließen ließ, daß sie erst auf meine Anmeldung herunter gekommen war. Auf meine Bitte, mit dem Kaiser allein sprechen zu dürfen, entfernte sie sich, aber nur bis zu einem dicht außerhalb der von ihr nicht ganz geschlossenen Thüre stehenden Stuhle und trug Sorge, durch Bewegungen mich erkennen zu lassen, daß sie Alles hörte. Ich ließ mich durch diesen, nicht den ersten, Einschüchterungsversuch nicht abhalten, meinen Vortrag zu erstatten. An dem Abende desselben Tags war ich in einer Gesellschaft im Palais. Ihre Majestät redete mich in einer Weise an, die mich vermuthen ließ, daß der Kaiser meine Beschwerde ihr gegenüber vertreten hatte. Die Unterhaltung nahm die Wendung, daß ich die Kaiserin bat, die schon bedenkliche Gesundheit ihres Gemahls zu schonen und ihn nicht zwiespältigen politischen Einwirkungen auszusetzen. Diese nach höfischen Traditionen unerwartete Andeutung hatte einen merkwürdigen Effect. Ich habe die Kaiserin Augusta in dem letzten Jahrzehnt ihres Lebens nie so schön gesehn wie in diesem Augenblicke; ihre Haltung richtete sich auf, ihr Auge belebte sich zu einem Feuer, wie ich es weder vorher noch nachher erlebt habe. Sie brach ab, ließ mich stehn und hat, wie ich von einem befreundeten Hofmanne erfuhr, gesagt: »Unser allergnädigster Reichskanzler ist heut sehr ungnädig.«“

Donnerstag, 29. Juli 2010

Über den Seelenfrieden



Ich gestehe, der heutige Tag war eher unerfreulich, und das nicht nur, weil ich meinen überfälligen Bach-Beitrag nicht fertigzustellen vermochte. Aber bevor wir uns mit den Untiefen der menschlichen Seele beschäftigen, wollen wir lieber das Erfreuliche aufsuchen und wie sollte etwas besser unserer Seele Frieden geben als die Kunst. Unter mehreren Namen stachen mir da heute zwei hervor, der eine war der Peter Schreiers. Peter Schreier wurde am 29. Juli 1935 geboren und war ein berühmter Tenor in diesem Teil Deutschlands. Ich gestehe, ich weiß nicht, warum er mir nie wirklich sympathisch war, vielleicht erschien mir die Stimme zwar perfekt, aber zu kalt, aber ich bin auch nur ein Banause. Kürzlich habe ich einiges von ihm neu gehört und mein Respekt wächst. Dieses erste Stück ist recht kurios, er singt als 14jähriger aus Bachs Johannes-Passion etwas Tiefernstes - "Es ist vollbracht" – in unüberhörbarem Sächsisch, und wenn ein Dialekt für das Erhabene denkbar ungeeignet ist, dieser gehört unzweifelhaft dazu.



Dies ist aus dem Ende der Matthäuspassion und ich glaube, Schreiers Evangelist, der einen beträchtlichen Teil seines Ruhms ausmacht, ist bis heute unerreicht, wie überindividuell abgelöste rein menschliche Expression. Ich bringe die letzten 4 Stücke dieser Aufnahme von Karl Richter mit dem Münchener Bach Orchester, wer weiß, wie lang dies in diesem vergänglichen Medium bestehenbleibt..







Unser Beitrag wird ein etwas merkwürdiges Ende nehmen, ich bin vermutlich kaum verdächtig, irgendeiner Revolutionsromantik anzuhängen. Mikis Theodorakis war der andere Name, der mir auffiel, geboren am 29. Juli 1925, er wurde früher in diesem Teil Deutschlands sehr popularisiert. Aber lassen wir das einmal beiseite. Ich weiß nicht, wann ich begonnen habe, ihn trotzdem zu mögen, vielleicht hing es mit meiner Wertschätzung von Odysseas Elytis zusammen, den er vertont hat, wie auch immer.




Mittwoch, 28. Juli 2010

Über Bach

Johann Sebastian Bach starb am 28. Juli 1750, es ist nahezu unmöglich, an einem solchen Datum vorbeizugehen, und so schiebe ich also 3 Bach-Bücher hin und her und überlege, wie man vortäuschen könne, etwas Gedankenvolles über ihn zu schreiben. Womöglich gibt es erst übermorgen das Ergebnis, das hier heute stehen sollte.

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Nun es hat doch wesentlich länger gedauert. Und so will ich an dieser Stelle nur eines tun, nämlich ein paar der Stimmen versammeln, die davon zeugen, daß Größe wahrlich nicht selbstverständlich erkannt wird.

Ganz zu Beginn seiner Laufbahn gibt es bereits diesen bezeugten Streit mit dem Arnstädter Konsistorium:

„Actum den 21. Febr, [1]706
„Nos [Wir]: Halthen Ihm vor daß er bißher in dem Choral viele wunderliche variationes gemachet, viele frembde Thone mit eingemischet, daß die Gemeinde drüber confundiret [verwirrt] worden. Er habe ins künfftige wann er ja einem tonum peregrinum mit einbringen [einen fremden Ton; gemeint mag sein der Wechsel in eine unerwartete Tonart] wolte, selbigen auch außzuhalthen, vnd nicht zu geschwinde auf etwas anderes zu fallen, oder wie er bißher im brauch gehabt, gar einen Tonum contrarium [wohl eine Dissonanz] zu spiehlen.“

Als er dann endlich doch Thomaskantor in Leipzig werden darf, heißt es im Protokoll des „Engen Rats“ vom 9. April 1723 (des Gremiums, das über die Besetzung des Amtes zu beschließen hatte; nachdem auch der letzte der 3 gewünschten Kandidaten für das Amt des Thomaskantors, Graupner abgesagt hatte, kam man 2 Monate nach dessen Vorstellung doch auf Bach zu) von dessen Mitglied Abraham Christoph Platz: “da man nun die besten nicht bekommen könne, müße man mittlere nehmen“.

Und als Bach aus der Mode zu kommen beginnt schreibt am 14. Mai 1737 ein Johann Adolph Scheibe, ein angriffslustiger Vertreter der jungen aufklärungsgläubigen Generation in seinem „Critischen Musicus“:
„Dieser große Mann würde die Bewunderung gantzer Nationen seyn, wenn er mehr Annehmlichkeit hätte, wenn er nicht seinen Stücken durch ein schwülstiges und verworrenes Wesen das Natürliche entzöge, und ihre Schönheit durch allzugrosse Kunst verdunkelte. Weil er nach seinen Fingern urtheilt, so sind seine Stücke überaus schwer zu spielen; denn er verlangt die Sänger und Instrumentalisten sollen durch ihre Kehle und Instrumente eben das machen, was er auf dem Claviere spielen kann. Dieses aber ist unmöglich.
(…) Alle Stimmen sollen mit einander, und mit gleicher Schwierigkeit arbeiten, und man erkennet darunter keine Hauptstimme. Kurtz: Er ist in der Music dasjenige, was ehemals der Herr von Lohenstein in der Poesie war. Die Schwülstigkeit hat beyde von dem natürlichen auf das künstliche, und von dem erhabenen auf das Dunkle geführet; und man bewundert an beyden die beschwerliche Arbeit und eine ausnehmende Mühe, die doch vergebens angewendet ist, weil sie wider die Natur streitet.“

Montag, 26. Juli 2010

Über das Labyrinth der Seele

Ich hoffe, dies wird nicht einer der Beiträge werden, bei denen ich vergeblich versprochen habe, etwas zu beenden, aber da Carl Gustav Jung am 26. Juli 1875 geboren wurde und er zu den Gestalten gehört, die mich tiefer beeindruckt haben, will ich versuchen, daß hier in wenigen Stunden etwas steht. Einstweilen nur die Bilder vom gestrigen Sonnenuntergang.

Sonntag, 25. Juli 2010

Sonntag

translated
Eigentlich wollte ich dies noch mit irgendetwas Mitteilenswertem verbinden, aber die originellen Gedanken scheinen gerade alle Mittagsruhe zu halten. Also gut, das, was heute zu sehen ist, besteht aus einem Schweinebraten (mit Zwiebeln, Salbei, Rosmarin und Thymian) und Roastbeef mit Kräuterbutter, die Doppelung entstand dadurch, daß gewissen Menschen Rindfleisch zu zäh ist, und wir sind ja so rücksichtsvoll. Ach und Champignons sind auch noch zu erkennen.

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Actually, I wanted to add something profound to this, but it seems the original thoughts are keeping still lunch break. Well, what is visible today: a pork roast (with onions, sage, rosemary and thyme) and roast beef with herb butter, the duplication arose from the fact that for certain people beef is always too tough, and we are so considerate. Oh, and there are mushrooms too.

Samstag, 24. Juli 2010

Dies & Das & Alfons Mucha

Alfons Mucha, F. Champenois Imprimeur-Editeur
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Ich habe mich gerade darüber amüsieren müssen, daß Alfons Mucha offenbar auch ein wenig slawischer Nationalist war, wie auch immer, er hat viele schön und gefällig aussehende Dinge geschaffen, die man etwa unter diesem Link etwas genießen kann, und da er am 24. Juli 1860 geboren wurde, wollte ich ihn doch kurz erwähnen.

Es ist geplant, heute noch ein paar unfertige Posts nachzutragen, ich schreibe sozusagen vorwärts und rückwärts. Und vielleicht gibt es auch hier noch Zusätze, später.

Donnerstag, 22. Juli 2010

Koinzidenzen



Merkwürdig, wie das, was man zu sein glaubt, zustande kommt. Dieser eigentümliche Mix aus Dingen, die man selbst gesucht hat und denen, die einen gefunden haben und auch noch anderes. Es gab kaum Voraussetzungen dafür, daß ich in eine nähere Kenntnis der Person und Musik von Tamara Danz hätte treten sollen. Und doch war es ein wenig so. Sie ist am 22. Juli 1996 in Berlin gestorben. Und ich würde mich sehr unwohl fühlen, nicht dann und wann an sie zu erinnern.

Von den Videos, die ich vor einem Jahr im Gedenken an ihren Todestag zusammenstellte, ist keines mehr zugänglich. Natürlich steigen bei solcher Gelegenheit in einem böse Gedanken auf über dieses auch von geistarmen Bürokraten vernutzte Land. Aber lassen wir das besser heute beiseite. Ja, wenn ich ihre Lieder höre, diesen authentischen Berliner Ton, wundere ich mich auch ein wenig über mich selbst, warum man sich dem so nahe fühlt, was so fremd sein sollte.



Aber was ist schon nahe, die Vorlieben, das Bekannte, die Illusion von Vertrautheit? Heimat ist wohl der Kokon den man mit sich herumträgt, wie ein Raumanzug, der schmale Raum um einen angefüllt mit Erinnerungen und Erwartung, der einem jeden fremden neuen Ort ein wenig wohnlicher macht. Wie auch immer, wo wir bei Lebensdaten von Musikern sind, es ist ein seltsamer Zufall, daß Rufus Wainwright am 22. Juli 1973 geboren wurde, ein interessanter Künstler, aufmerksam wurde ich auf ihn durch seine Interpretation von Shakespeares Sonetten, hier hätten wir eine von Nr. 29.


Mittwoch, 21. Juli 2010

Dienstag, 20. Juli 2010

Nachträge zu Königin Luise

Christoph Franz Hillner,
Schloß Paretz, um 1800
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„Wir treten zurück in den Park. Alles Leben und Licht. Das Einzelne fällt, das Ganze bleibt.“ So sagt es Fontane in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg als er Paretz beschreibt, den Sommersitz von Friedrich Wilhelm III. und seiner Gemahlin Luise.

Und früher: „So war ein Sommerschloß gewonnen, anmutig, hell, geräumig; aber in allem übrigen von einer Ausschmückung, die heutzutage kaum noch den Ansprüchen eines Torflords genügen würde….

In diesem also umgeschaffenen Paretz, das bei Freunden und Eingeweihten alsbald den schönen Namen »Schloß Still-im-Land« empfing, erblühten dem Königspaare Tage glücklichsten Familienlebens. Die Familie und die Stille waren der Zauber von Paretz.

Diesen Zauber empfand die Königin, die wir gewohnt sind uns neben dem einsilbigen Gemahl als das gesprächigere, den Zerstreuungen zugeneigtere Element zu denken, fast noch lebhafter als dieser. Sie selbst äußerte sich darüber: »Ich muß den Saiten meines Gemüts jeden Tag einige Stunden Ruhe gönnen, um sie gleichsam wieder aufzuziehen, damit sie den rechten Ton und Anklang behalten. Am besten gelingt mir dies in der Einsamkeit; aber nicht im Zimmer, sondern in den stillen Schatten der Natur. Unterlaß ich das, so fühl ich mich verstimmt. O welch ein Segen liegt doch im abgeschlossenen Umgange mit uns selbst!« …

Der Winter verging, der schöne Frühling des Jahres 1810 kam; die Königin empfand eine tiefe Sehnsucht, ihr geliebtes Paretz wiederzusehen. Wir finden darüber folgendes: »Am 20. Mai fuhr sie allein mit ihrem Gemahl dorthin – es sollte nach Gottes Ratschluß das letzte Mal sein! Erinnerungsvoll begrüßten sie die alten, traulichen Stätten, die sie so oft in glücklichen Tagen mit Freud und Wonne gesehen; nicht trennen konnte und wollte sie sich von jener Anhöhe im Park, die das Rohrhaus trägt und die an jenem Tage eine weite Fernsicht über den mit schwellenden Segeln und zahllosen Schwänen belebten Havelstrom mit seinen Buchten und Seen sowie auf die im schönsten Maiengrün prangenden Wiesen und Äcker bot. Zu ihren Füßen lag das friedsame Paretz, im Grün der Bäume halb versteckt die Kirche. Die Sonne neigte sich; tiefer und länger dehnten sich die Schatten über die Landschaft und mahnten zum Aufbruch. Aber die Königin wollte so lange als möglich an diesem ihrem Lieblingsorte verbleiben; sie wartete bis zum Niedergang der Sonne und sprach dann vor sich hin:

›Die Sonne eines Tages geht dahin;
Wer weiß,
Wie bald die Sonne unsres Lebens scheidet.‹

… Die Königin schritt am Arm ihres Gemahls den kurzen Gang zu Füßen der Anhöhe hinab und durch die Parktür nach der Landstraße.« Das war am 20. Mai. Am 19. Juli starb sie.

Unvergeßlich blieb dem Könige die Stätte, unvergeßlich das Wort, das sie hier gesprochen. Er besuchte oft diese Stelle, doch stets allein, ohne jede Begleitung. Zum Andenken ließ er hier, wo sie den Park verlassen und den Wagen bestiegen, wo ihr Fuß zum letzten Mal die Erde von Paretz berührt hatte, eine gußeiserne gotische Pforte aufstellen. Diese Pforte, wie es für solchen Platz sich ziemt, entzieht sich fast dem Auge. Abgelegen an sich, an dunkelster Stelle des Parks, birgt sich das Gittertor in dichtem Akaziengebüsch; nur der Spitzbogen ragt in die Helle auf und trägt ein L. und die Inschrift: »den 20. Mai 1810«.“

Soweit Fontane, man mag die ganze Passage hier nachlesen. Er zählte übrigens nicht unbedingt zu Luisens Bewunderern, und erklärte, es wären die Mythen um sie, die ihm suspekt seien. Dennoch hat er sich diese anrührenden Schilderungen abgerungen.

Dieses kleine Gutshaus in Paretz ist irgendwie ein Schlüssel zu unserer Erzählung. Ich muß zuvor sagen, ich bin gegen jeden zutiefst mißtrauisch, der nicht ganz instinktiv vor dem Häßlichen zurückschreckt. Obwohl es wohl so ist, daß der Abscheu vor dem Häßlichen nur wirksam wird, wenn Schönes zu sehen zuvor gelernt wurde, so wie nur die Anlage zum Sprechen-Können noch nicht genügt, eine Sprache zu beherrschen. Die rohere Seele mag sogar am Zerstören den größeren Spaß haben. Doch zurück zu Paretz.

Es gibt Aufnahmen von der Verunstaltung des Paretzer Schlosses nach 1945, die wie ein Sinnbild für das Vorgefallene stehen, leider habe ich keine passende Aufnahme gefunden, die ich hier anbringen könnte, kurz gesagt, der Bau ist ein Muster abschreckender Scheußlichkeit. Kurioserweise fand ich aber in einem Spiegel-Artikel von vor 20 Jahren eine sehr treffende Schilderung des Vorgangs, wie die Arbeiter-und-Bauern-Macht ihrem Unverstand für das baukünstlerische Erbe der Mark Brandenburg ein besonders trauriges Denkmal gesetzt hätte:

„Paretz war Preußens schlichtestes Schlößchen, eigentlich nur ein Landhaus von demonstrativer Einfachheit, in Größe und Form, Material und Ausstattung ein Zeugnis preußischer Genügsamkeit und Redlichkeit…
Selbst diese Schlichtheit meinten die Einheitssozialisten noch einmal grob reduzieren, gewissermaßen auf LPG-Niveau drücken zu müssen. Sie demolierten den Eingangsbereich, brachen Lünettenfenster zu Vierecken auf, entfernten alle dezenten ornamentalen Akzente, bewarfen das ins Rosa gebrochene Hellgelb der Fassade mit schmutzgrauem Kratzputz und brachten erst eine "Bauernhochschule Edwin Hoernle" und dann die "Vereinigung Volkseigener Betriebe Tierzucht" in dem historischen Bauwerk unter.“

Ich hatte in einem Kommentar zum gestrigen Beitrag versichert, ich wollte noch erklären, warum ich in dieser hymnischen Anrufung der verstorbenen Königin endete. Eine Mischung aus Respekt und Trotz vermutlich. Günther de Bruyn schreibt in seinem Büchlein „Preußens Luise“ über das geschichtliche Vergessen: „Prinzipiell galt das für beide deutschen Teilstaaten, nur wurde im Osten … das Verdammen und das Auslöschen aller Erinnerungen rigoroser durchgeführt.“

Es gibt verschiedene Varianten des Auslöschen-Wollens, die brutalere aber ehrlichere war in Paretz und den vielen gleichgearteten Orten zu bestaunen. Es gibt aber auch das Auslöschen-Wollen durch Banalisierung, die weichgespültere Variante und andere. Jeder mag das seine denken, wenn etwa die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg unter dem Label „Miss Preußen“ von einem frühen "Medienstar" spricht und eine Linie zu „Sisi, Evita Perón oder Princess Diana“ zieht.

Als ich mich mit dem Luisen-Mythos etwas ernsthafter beschäftigte, stieß ich auf all diese Varianten. Da ich aber empfinde, daß sich mit dem Namen der Königin Luise etwas Bedeutungsvolles verbindet, ein Glücksfall für das, was man früher die deutsche Seele nannte, und ich auch glaube, daß sie mehr als eine Folie für Erwartungen war, nämlich ein liebenswürdiger, tapferer und bedeutsamer Mensch voll Charme, Natürlichkeit und Selbstironie, kam es halt zu diesem Ausbruch, den ich jetzt auch so stehen lassen werde.

Montag, 19. Juli 2010

Zum Andenken an Königin Luise


Grabfigur der Königin Luise in Neustrelitz. Kopie von Albert Wolff (1892)
nach dem Original von Christian Daniel Rauch
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Heinrich von Kleist

An die Königin von Preußen

Zur Feier ihres Geburtstages den 10. März 1810


Erwäg ich, wie in jenen Schreckenstagen,
Still deine Brust verschlossen, was sie litt,
Wie Du das Unglück mit der Grazie Tritt
Auf jungen Schultern hast getragen,

Wie von des Krieges zerrissnem Schlachtenwagen
Selbst oft die Schar der Männer zu dir schritt,
Wie trotz der Wunde, die Dein Herz durchschnitt,
Du stets der Hoffnung Fahn uns vorgetragen:

O Herrscherin, die Zeit dann möcht ich segnen!
Wir sahn Dich Anmut endlos niederregnen,
Wie groß Du warst, das ahndeten wir nicht!

Dein Haupt scheint wie von Strahlen mir umschimmert;
Du bist der Stern, der voller Pracht erst flimmert,
Wenn er durch finstre Wetterwolken bricht!


Johann Gottfried Schadow,
Luise und Friederike von Mecklenburg-Strelitz
hier gefunden

Dies ist wohl das schönste Gedicht, das für Luise Auguste Wilhelmine Amalie, Herzogin zu Mecklenburg, spätere Königin von Preußen geschrieben wurde, so wie es auch andere wundervolle Kunstwerke über sie gibt. Königin Luise ist wenige Kilometer von diesem Ort entfernt vor 200 Jahren auf Schloß Hohenzieritz verstorben.

So wie das wechselnde Licht des Tages und der Jahreszeit die Erscheinung eines verwitternden Monuments zu verändern vermag, gilt dies auch für das Andenken an einen Menschen, wenn es denn die nächsten auf seinen Tod folgenden Jahre zu überdauern vermag, und das hat es. In den schweren Zeiten der Napoleonischen Besetzung suchten die Menschen in Preußen nach jemandem, an dem sie sich aufrichten konnten und fanden dies wie selbstverständlich in ihr. Sie war die Seele des Landes und hat durch ihr stilles Wirken dafür gekämpft, sich innerlich nicht aufzugeben. Daß dabei Menschen ihre unterschiedlich eigenen Hoffnungen mit ihr verbanden, was gäbe es Natürlicheres. Es wird gern gesagt, sie wäre jemand gewesen, auf den andere einfach ihre Erwartungen projiziert hätten, das mag sein, aber dies muß eine solche Gestalt auch erst einmal hergeben.

Sie ist nie ganz aus der Erinnerung geschwunden. Das Andenken an Königin Luise ist auch ein Spiegel der Zeit, und daß letzthin das äußerst Gewöhnliche sehr hochgekommen ist, wird an Tagen wie diesen schmerzhaft spürbar. Aber wir geraten ins Räsonieren und eben das wollte ich vermeiden. Ich habe ein paar unbedeutsame Gedanken über sie zusammengetragen, die ich besser morgen ausbreite, heute erscheint mir das zunehmend unangemessen. Ich will etwas ungewöhnlich mit einem Wunsch enden, man sehe mir das Nachfolgende bitte nach, aber:

Mögen Eure Majestät die ewigen Gefilde mit Eurer Anmut und Anteilnahme erfreuen, so wie es schon für diesen irdischen Ort überliefert wird.

Sonntag, 18. Juli 2010

Predigt zum VII. Sonntag nach Trinitatis in St. Nikolai zu Potsdam



Predigt zur Feier des VII. Sonntags nach Trinitatis 2010 in St. Nikolai zu Potsdam

Apg. 2, 42-47

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen

Liebe Gemeinde,

vier Türme schmücken den mächtigen und nun wieder so schön restaurierten Bau unserer Nikolaikirche, und vier Merkmale nennt uns Lukas in seiner Apostelgeschichte im heutigen Predigttext, an denen man die christliche Gemeinde erkennen könne.

Sie blieben aber beständig in der
• Lehre der Apostel
• Und in der Gemeinschaft
• Und im Brotbrechen
• und im Gebet.

Die schlichte Formulierung vom Verbleiben in der Lehre der Apostel macht uns deutlich, dass wir darauf angewiesen sind, die Wahrheit von jenen zu erfahren, die sie als Zeugen erlebt haben. Wir haben ja keine andere Botschaft und müssen darum derjenigen vertrauen, die wir haben. Jeder, der sich diesem Umstand ergibt, wird merken, dass er sich dadurch einen Reichtum von kaum zu ermessender Größe erschließt. Die Lehre der Apostel ist ja nicht nur zur Quelle eindrucksvoller Theologie geworden, sondern auch zu der von faszinierender Musik und Kunst und Architektur und Lebensart. Vor allem aber ist diese Lehre tatsächlich bis auf unsere Tage bewahrt worden, manchmal verdunkelt, aber doch niemals gänzlich verfälscht. Dem Worte des Lukas ist über die Jahrhunderte gleichsam prophetische Kraft zugewachsen. Die Kirche hat es unzweifelhaft vermocht, die Lehre der Apostel in jede Zeit neu hinein zu übersetzen.

Weiter heißt es dann, sie blieben in der Gemeinschaft. Das bedeutet vor allem: Christen machen sich miteinander gemein, machen sich untereinander gleich. Christen sind nicht nur durch das Band der gemeinsamen Lehre verbunden, sondern auch durch das Band der Liebe untereinander. Jesus selbst hat denjenigen Jüngerkreis, den er selbst gesammelt hat, nicht nur an sich gebunden, sondern ihn auch untereinander geeinigt, indem er Streit schlichtete, Gebote gab, selbst beispielgebend war. Er fügte den Jüngerkreis aber auch zur Gemeinschaft, indem er ihm Ordnungen gab. Die Gemeinschaft schließt Ordnungen nicht aus, sondern sie bedarf ihrer, um dauerhaft sein zu können. Der Jüngerkreis und mit ihm dann die ganze Kirche wurde gewahr, dass ihnen in der Arbeit und Sorge füreinander, die jeder in seiner Weise erfüllen muss, das Mittel gezeigt ist, wie man Gott dienen kann.

Darum hielten sie sich auch an das gemeinsame Brotbrechen, an das gemeinsame Mahl, in dem sie und wir immer wieder das Abendmahl wiederholen, das der Herr mit den Seinen gefeiert hat. In diesem Mahl erhalten wir Anteil am gekreuzigten, gestorbenen, begrabenen und wieder auferstandenen und auf seinem Thron sitzenden Herrn. Wir werden aber zugleich wahrhaft gespeist. Darum widerstehen wir auch der Vorstellung, dieses Sakrament wäre ein bloßes Symbol. Ich möchte denjenigen sehen, der es akzeptierte, dass Eltern ihre Kinder nur symbolisch speisen. Genauso, wie gute Eltern ihre Kinder nähren, so wahrhaftig speist auch die Kirche durch Christi Leib und Blut die Gläubigen.

Zuletzt, jedenfalls nach der Aufzählung des Lukas, bleibt die Gemeinde auch in der Gemeinschaft des Gebets. Dabei bezeichnet das Gebet ein allein auf Gott gerichtetes Reden, durch das der Mensch sich in Einklang bringt mit seinem Schöpfer. Darum durchzieht das Gebet wie nichts sonst unsere Gottesdienste und oft auch noch unsere Lebensordnungen. Morgengebet, Abendgebet, vor allem aber das Tischgebet sind wichtige Momente, in denen dieser Einklang gesucht und ebenfalls wieder Gemeinschaft hergestellt werden kann.

Liebe Gemeinde,

das wiederum ist das ganz Erstaunliche dieser vier Merkmale der christlichen Gemeinde, für die auch die vier Türme unsrer Kirche stehen können. Sie sind nichts, was dem Menschen als Last auferlegt ist, womit er sich mühen müsste, woran er zu tragen hätte, und wovon er sich befreien könnte.

Hier sind uns die Eckpunkte eines dem Menschen gemäßen Lebens anvertraut. Hier wird uns aufgezeigt, wie das Leben Erfüllung finden kann. Hier steht in größter Einfachheit Vollkommenheit vor uns.

Der Mensch braucht die verlässliche Nachricht vom Ursprung der Dinge, er braucht das Vertrauen auf die Zeugen, er lebt geradezu von der überkommenen Wahrheit.

Der Mensch braucht und dürstet nach der friedlichen Gemeinschaft untereinander, in der ihm Schutz und Geborgenheit zuteil werden. Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine sei.

Der Mensch braucht sein tägliches Brot, er will gespeist sein, weil er sonst stirbt.

Der Mensch braucht zuletzt auch den Einklang mit der Ewigkeit, wie er im Gebet erlangt werden kann, auch wenn viele es vielleicht gar nicht Gebet nennen, wenn sie diesen Einklang suchen.

Ein Mensch, der diese vier Dinge verliert, hat darum auch keine Last abgeworfen, sondern er verliert die Orientierung, er hat nun nicht weniger zu tragen, sondern wird innerlich leer, er hat sich dann nicht befreit, sondern zerstört.

Das ist das trostlose Ergebnis der Entchristlichung, dem wir widersprechen müssen.

Liebe Gemeinde,

wir müssen widersprechen nicht durch Proteste oder gar durch Geschrei oder mit Forderungen. Wir müssen widersprechen allein durch das Beispiel, das wir geben.

Auch in den Tagen, als Lukas seine Apostelgeschichte aufschrieb, waren die Beständigkeit in der Lehre, die Gemeinschaft, das Brotbrechen und das Gebet keine spektakulären Veranstaltungen. Es gab keine Eindruck machenden großen Bibliotheken, in denen die Lehre festgehalten worden wäre, es waren keineswegs die aufsehenerregenden Prominenten und Großen der Welt, die sich zur Gemeinschaft sammelten, es waren keine prachtvollen und üppigen Festmähler und es waren ganz einfache Gebete, in denen Gott zum Vater wurde.

Aber gerade darum kam Furcht über alle Seelen, weil zu spüren war, dass hier etwas geschieht, was ernst ist und echt, und das, so klein und bedeutungslos es aussehen mochte, die ganze Welt verändert hatte, und gegen das nichts und niemand etwas ausrichten konnte. Wir heute können das sogar nachprüfen, denn mit unserem Predigttext erreicht uns Nachricht von vor 2000 Jahren, und kein Tag und kein Ereignis in all diesen Jahrhunderten hat diese Nachricht Lügen gestraft. Dies ist das Wunder, von dem bereits Lukas spricht.

Und nun folgen die beiden Verse, die eine bemerkenswerte Wirkungsgeschichte haben und immer herangezogen werden, wenn Eigentumsverhältnisse bestritten und sogar der Urkommunismus begründet wird:

„Alle aber, die gläubig geworden waren, waren aber beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nach dem es einer nötig hatte.“

Liebe Gemeinde,

ich glaube ganz fest daran, dass es so, wie Lukas es beschreibt, auch tatsächlich gewesen ist. Ganz entscheidend bleibt es aber, dass die, von denen hier die Rede ist, und die alles gemeinsam hatten und Güter und Habe verkauften, um es den Bedürftigen zu geben, mit ihrem Eigentum umgingen und nicht mit dem von anderen.

Gutes tun kann ich nur mit dem was mir gehört und nicht und niemals mit dem, was mir nicht gehört. Manchmal habe ich den Eindruck, man muss wieder beginnen, das etwas lauter zu sagen.

Es geht im Leben nämlich gar nicht darum, dass man auf etwas verzichtet. Manch einen mag dieser Satz von der Kanzel nun doch überraschen, und dennoch wiederhole ich ihn: Es geht nicht darum auf etwas zu verzichten, sondern es geht darum, dass man im Leben das findet, wozu man mit dem Seinen, mit seinem Gut und mit seinen Fähigkeiten, frei und in Freuden beiträgt. Das ist eines der Geheimnisse der Kirche, dass in ihr kein Mensch zu gering ist, um nicht etwas ganz Einzigartiges und Wertvolles beizutragen, jeder an seinem Orte. Es ist aber wiederum auch niemand zu hochgestellt, als dass er sich nicht dienend dem Unglück der Menschen verweben und es gleichsam stellvertretend tragen könnte.



Liebe Gemeinde,

es hat sich so gefügt, dass wir diesen Gottesdienst gemeinsam feiern, bevor sich morgen der Todestag der Königin Luise zum 200. Male jährt. Man kann zumal in Potsdam an diesem Datum schlechterdings nicht vorübergehen. Wir sehen uns mit ihr einer Frau gegenüber, die ihr Ergehen nur begreifen konnte, indem sie in ihm eine Anteilnahme an dem Schicksal ihres Volkes sah, und die von sich selbst sagte: „Sie duldete viel, sie harrte aus im Dulden und gab Kindern das Dasein, welche besserer Zeiten würdig waren, sie herbeizuführen gestrebt und endlich sie errungen haben.“

Ihr Lieblingsgebet war bezeichnenderweise der 126. Psalm, in dem es heißt:
„Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.
Sie gehen hin und weinen und streuen ihren Samen
Und kommen mit Freuden und bringen ihre Gaben.“

Mit diesen Versen reiht sie sich ein in die apostolische, Brot brechende und betende Gemeinschaft, von der wir heute gehört haben und der auch wir angehören.

Amen

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen
Thomas Roloff

Sonntag &



Da es zu einer merkwürdigen Gewohnheit geraten ist: Also dies war das heutige Sonntagsessen – Schnitzel und Kotelett geschmort mit Steinpilzen, Zwiebeln, Knoblauch, Petersilie, Rosmarin und Salbei.

Es werden, so hoffe ich jedenfalls, heute noch 2 Beiträge nachfolgen, einer, den ich gestern nicht fertigzustellen vermochte, und ein Gastbeitrag. Ich werde mich beeilen, denn der Gastbeitrag ist eine wirklich beeindruckende Predigt von Herrn Roloff, die er heute in Potsdam gehalten hat, und schließlich ist heute Sonntag.

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Since it has become a strange habit: This was today's Sunday dinner – steak from pork and “Schnitzel” with porcini mushrooms, onions, garlic, parsley, rosemary and sage.

There will be, at least I hope so, two following posts today, one I couldn't finish yesterday, and a guest post. I'm going to hurry, because the guest post is a really impressive sermon by Mr. Roloff, which he held today in Potsdam, and finally it’s Sunday.

Samstag, 17. Juli 2010

Über Revolutionen und ihre Opfer


Paul-Jacques-Aimé Baudry, "Charlotte Corday"
hier gefunden

Ich bin etwas in Verlegenheit, wenn ich an Marie Anne Charlotte Corday d'Armont erinnern möchte, die am 17. Juli 1793 für ihr Töten von Jean-Paul Marat hingerichtet wurde. Das uralte Problem des Tyrannenmordes. „Gibt es einen Unterschied zwischen ihr, der Mörderin mit dem guten Gewissen, und dem mordenden Ungeheuer Marat?“ Dieses Zitat habe ich dem interessanten Artikel „Das gerechte Verbrechen“ von Helga Abret entnommen. Darf man mit seinem eigenen Leben ein anderes auslöschen, um Unzählige zu retten? Nun, mit ihrem Opfer hat sie das Morden der französischen Revolutionäre nicht beendet, aber natürlich geht eine gewisse Faszination von der Tat aus.

Den Zwiespalt hat offenkundig auch Jean Paul Richter empfunden als er seinen Text „Über Charlotte Corday“ schrieb, um dann doch in einer Art Apotheose zu enden, nun so weit wollen wir nicht gehen, aber man lese hier nach, wenn ich auch zugestehen muß, wir sind dieser Sprache, die da so um 1801 herum gepflogen wurde, doch sehr entwöhnt.

Aber es gibt ein leuchtenderes Bild, und zwar vom 17. Juli des Folgejahres. Denn am 17. Juli 1794 starben die sechzehn seligen Karmelitinnen von Compiègne den Märtyrertod auf der Guillotine:


„Bevor sie zur Guillotine hinaufstiegen, knieten sie nieder, sangen das Veni creator spiritus wie am Tag ihrer Profeß und erneuerten danach ihre Gelübde. Als erste erlitt die Jüngste, Sr. Constance, das Martyrium, als letzte die Priorin, Mutter Therese vom hl. Augustinus. Sr. Constance, die Novizin, kniete nieder, erbat den Segen ihrer Priorin und die Erlaubnis, sterben zu dürfen. Als sie hinaufstieg, sang sie den Psalmvers Laudate Dominum omnes gentes.“

Dieses Zitat entstammt einer Beschreibung in diesem deutschsprachigen Blog, zwei andere (englischsprachige) fand ich in den Blogs „Confessions of a Ci-Devant“ und „Laudem Gloriae“.

Und im erstgenannten der beiden, auf den ich dankenswerterweise durch den Blog „The Cross of Laeken“ aufmerksam gemacht wurde, findet sich ebenfalls etwas, das ich gern empfehlen würde, ein ganz bemerkenswerter und anrührender Beitrag zum Massaker an den Romanows.



Dieses hatte ich eigentlich in Erinnerung als ich oben den ersten Satz über meinen inneren Zwiespalt schrieb. Es ist nicht ganz redlich, das eine zu verdammen und das andere zu glorifizieren. Nun gut, natürlich gibt es Unterschiede, die Mörder der Romanows gingen kein persönliches Risiko ein, und den Kindern des Zarenpaares kann man kaum die Verantwortung für irgendetwas zusprechen, Charlotte Corday wollte das Morden gerade mit ihrer Tat beenden, wohingegen die Bolschewiki gerade erst so recht in Übung kamen, aber das ist wahrlich ein weites Feld, an dem ich mich schon einige Male versucht habe, etwa hier und hier. Für heute soll es bei diesen Leseempfehlungen bleiben, und dem einen oder anderen Gedenken.

Freitag, 16. Juli 2010

Dies & Das

translated





"Lo seguitai felice" aus der Oper "L´olimpiade" von Antonio Vivaldi
hier gefunden

Nachdem die letzten Tage so schwer mit Themen beladen waren, heute etwas Leichteres. Die von Roberta Invernizzi gesungene Arie taucht hier auf, weil ich mich in letzter Zeit intensiver mit jemandem unterhalten habe, der diese Sängerin sehr verehrt. Der Rest sind Bilder vom heutigen Tag, der mich vom Wetter her bald umgebracht hat. Und wer den angenehmen Anblick wunderbar photographierter Gerichte sucht, wird unter www.tastespotting.com fündig.



After treating so heavy issues the last few days here, now something lighter. The aria sung by Roberta Invernizzi appears here because I have talked more intense lately to someone who worships this singer very much. The rest are pictures from today on which I was nearly killed weather-wise. And who is looking for the pleasant sight of beautiful photographed dishes will find it at www.tastespotting.com.

Donnerstag, 15. Juli 2010

Über Kreuzzüge & eine ferne Schlacht



Wappen des Hochmeisters des Deutschen Ordens
hier gefunden

Ein merkwürdiges Datum: 1099 wurde Jerusalem von einem halbverhungerten Kreuzfahrerheer erobert, 1683 hatte gerade die 2. Belagerung Wiens durch ein osmanisches Heer begonnen und vor genau 600 Jahren fand die erste Schlacht bei Tannenberg statt.

Der Deutsche Orden ist ein Kind der Kreuzzüge, insofern haben alle 3 Daten eine innere Verbindung. Und der Eroberungsversuch Wiens durch die Türken schien mir nicht zuletzt deshalb erwähnenswert, weil seit der Aufklärung gern das Märchen von den Kreuzzüglern aufgeboten wird, die gegen den ach so friedlichen und kulturvollen Islam zu Felde zogen und dadurch Frieden und Harmonie im Vorderen Orient vernichteten. Man vergißt dabei daß inzwischen in Jerusalem die für die Christenheit so zentrale Grabeskirche nahezu zerstört worden war, Wallfahrten in das Heilige Land seit etwa 1070 unterbunden waren und Kaiser Alexios I. Komnenos tatsächlich um Hilfe gegen die muslimischen Seldschuken gebeten hatte, die schwer gegen das christliche Byzanz anrannten.

Aber wir sollten uns wohl eher dieser großen Schlacht widmen, die da vor 600 Jahren zwischen dem Deutschem Orden sowie dem Königreich Polen und seinem Verbündeten Litauen stattfand und in deren Folge der Ordensstaat seinen Abstieg begann. Im polnischen Nationalmythos spielt sie eine große Rolle, aber als nationale Auseinandersetzung ist sie sicher damals nicht gesehen worden. Interessant ist etwas anderes, der Orden hatte ein hohes militärisches und spirituelles Ansehen und galt als unter dem besonderen Schutz Mariens stehend. Gerade war aber auch Litauen christlich geworden, und nun war dem Orden sozusagen sein Auftrag abhanden gekommen, der Kampf gegen die Heiden, er war jetzt ein Machtakteur unter anderen christlichen Mächten. Und mit der verlorenen Schlacht büßte er erheblich von seinem Nimbus ein.

Zwei Ritterorden haben nach dem Verlust des Heiligen Landes Staaten begründet, die Johanniter in geringerem Umfang und der Deutsche Ordens im späteren Preußen und im damals Livland genannten Gebiet, nachdem Herzogs Konrad von Masowien um 1225 den Orden um Hilfe gegen die heidnischen Pruzzen gebeten hatte. Der Orden hat ein bemerkenswertes Aufbauwerk geleistet, leider sind viele der beeindruckenden Zeugnisse dessen, wie Burgen und Kirchen, seit dem letzten Weltkrieg und danach vom Erdboden wieder getilgt.

Sein Staatswesen galt als mustergültig, aber nun war es zum Anachronismus geworden. Der Orden hatte die alleinige Herrschaft im Land, was Städte und Stände irgendwann nicht mehr hinnehmen mochten, die Legitimation dessen war wie gesagt inzwischen geschwunden. Da die Ordensritter ehelos blieben, mußte sich der Orden stets neu von auswärts ergänzen, was schwieriger wurde, aus gleichem Grund. Überhaupt gab es auf Grund des besonderen Herrschaftsverhältnisses immer eine gewisse Spannung zwischen dem Land und dem Orden.

Das jetzt erstarkende Polen-Litauen wurde Profiteur des Dilemmas und der Ordensstaat würde in diesem Jahrhundert nur noch ein Schatten seiner selbst werden, bis sich aus ihm irgendwann in ferner Zeit das mächtige Preußen bilden würde und die Dinge sich wieder vollständig umkehren.

Merkwürdig mutet es mitunter an, dieses Auf und Ab der Geschichte, als hätte jemand ein Drama geschrieben und dabei etwas zu viel Handlung hineingestopft.

Mittwoch, 14. Juli 2010

Über Kolonien


Flaggenentwurf für das "Schutzgebiet Deutsch-Kamerun"
hier gefunden

„Nun wollen wir in Schiffen über das Meer fahren, da und dort ein junges Deutschland gründen. Wir wollen es besser machen als die Spanier, denen die neue Welt ein pfäffisches Schlächterhaus, anders als die Engländer, denen sie ein Krämerkasten wurde. Wir wollen es deutsch und herrlich machen.“
Richard Wagner 1848

"O! O! Cochinchina" Das ist aber ein sehr fetter Brocken für uns; wir sind aber noch nicht reich genug, um uns den Luxus von Kolonien leisten zu können."
" Ich will auch gar keine Kolonien, sie sind bloß zu Versorgungsposten gut… diese Kolonialgeschichte wäre für uns genauso wie der seidne Zobelpelz in polnischen Adelsfamilien, die keine Hemden haben".
Bismarck 1871

Es wurde nicht sehr herrlich in Deutsch-Kamerun. Von den 60 Missionaren, die zwischen 1886 und 1896 dort tätig waren, starben 30% an Malaria. Warum heute Kamerun? Nun 1884 wurde von Gustav Nachtigal, nachdem mehrere Stammeskönige Schutzverträge unterschrieben hatten, durch Hissen der deutschen Flagge in Duala symbolisch bekräftigt, daß Kamerun nunmehr unter dem Schutz des Deutschen Reiches stehe. Der Ausdruck „Schutzgebiet“ statt Kolonie war nicht unbedingt ein Euphemismus. Er stammt von Bismarck und war ein Zeichen dafür, daß er erst nach langem Widerstand in der Kolonialfrage nachgab. Denn er war der Überzeugung, daß sie erstens eine reine Vergeudung von Mitteln wären und zweitens nur zu internationalen Verwicklungen führen würden, die man nicht gebrauchen konnte.

Mit ersterem behielt er recht, beim zweiten, nun wegen der Kolonialfrage kam es nicht zum Kriegsausbruch, aber es hätte durchaus geschehen können, zumindest hat es die Spannungen mit Großbritannien und Frankreich verstärkt, die sich als die natürlichen Kolonialmächte ansahen und alles mißtrauisch beäugten, in dem das Reich gleichziehen wollte, das nun einmal etwas spät die Bühne der Weltpolitik betreten hatte.

Es ist viel spekuliert worden, warum Bismarck einknickte. Wahrscheinlich zum einen aus wirtschaftlichen Gründen, man dachte wohl wirklich, neue Rohstoffquellen und Absatzmärkte würden die deutsche Wirtschaft befördern. Zum anderen war es ein Zugeständnis an die liberalen Kräfte im Reich.

Denn man darf nicht vergessen, die Kolonien waren eher eine Idee des aufkommenden Liberalismus, von einem glühenden ´48er wie Wagner bis zum wohlhabenden handeltreibenden Bürgertum. Das mag heute schwer vorstellbar sein und man wird auch ein paar linksliberale Stimmen finde, die dem widersprechen.

Bismarck war zu pragmatisch und auch zu rational, um mit derartigen Ideen zu sympathisieren. Ihm ging es darum, das Reich in der Mitte Europas, das allein durch seine bloße Existenz eine Provokation darstellte, zu bewahren und keine Ressourcen zu vergeuden. Und es waren dann auch in der Regel Kaufleute, die, nachdem sie mit ihren Unternehmungen begonnen hatten, nach dem Schutz des Reiches riefen (vielleicht auch der eine oder andere Missionar).

Übrigens ist die hübsche Fahne oben nie verwendet worden, die, die verwendet wurde, wollte ich lieber nicht nehmen, um nicht irgendwelche Schlichtgeister anzuziehen. Mir ist kürzlich erzählt worden, daß bei einigen Zeitgenossen diese harmlosen Beiträge hier den Eindruck einer bestimmten furchtbaren Weltanschauung erwecken. Großer Gott. Ich war zuerst ehrlich verblüfft, dann aber wieder auch nicht, weil dieses zum Reflex geschrumpfte Denken den Zustand der Gegenwart anzeigt.

Und wenn einem die gerade vorherrschende Konformität auf die Nerven geht, muß man sich nur mit ein wenig Geschichte daran erinnern, daß dies in ein paar Jahrzehnten so fremd und merkwürdig klingen wird wie ein Aufsatz im Kolonialverein kurz vor 1900 oder ein Abschnitt aus den Erziehungsritualen einer gerade versunkenen Ideologie.

Zurück zu Kamerun, ich schrieb kürzlich von einem Blog, den ich sehr interessant fand und siehe da, es gibt dazu einen lesenswerten, wenn auch leicht zeitförmigen Beitrag. Ansonsten wird man wie immer auf profund-sachliche und erholsam nüchterne Weise über das Thema hier informiert. Ich selbst bin eigentlich von Kolonialromantik eher verschont geblieben. Wirklich interessant ist eigentlich nur die Geschichte von Deutsch-Sudwestafrika für mich, weil es dort zu einem wirklichen kulturellen Einfluß kam, gut zu anderem auch, aber das ist eine andere Geschichte.

Zu Kamerun kann man nur sagen (gefunden auf der zuletzt erwähnten Seite): 1896/97 standen der Ausfuhr von Palmkernen, Gummi, Palmöl etc. im von Wert 3 705 955 Reichsmark Einfuhren von Manufakturwaren, Spirituosen, Tabak etc. im Wert von 5 895 759 Reichsmark gegenüber. Wie Bismarck schon meinte, ein Verlustgeschäft, für das nicht einmal ein angenehmes Klima entschädigte.

Dienstag, 13. Juli 2010

Torchy und andere Links



John Clare

I am

I am: yet what I am none cares or knows,
My friends forsake me like a memory lost;
I am the self-consumer of my woes,
They rise and vanish in oblivious host,
Like shades in love and death's oblivion lost;
And yet I am, and live with shadows tossed

Into the nothingness of scorn and noise,
Into the living sea of waking dreams,
Where there is neither sense of life nor joys,
But the vast shipwreck of my life's esteems;
And e'en the dearest - that I loved the best -
Are strange - nay, rather stranger than the rest.

I long for scenes where man has never trod,
A place where woman never smiled or wept;
There to abide with my Creator, God,
And sleep as I in childhood sweetly slept:
Untroubling and untroubled where I lie, -
The grass below - above the vaulted sky.



Ich hätte meinen geschätzten Lesern gern eine deutsche Übersetzung dieses interessanten Gedichts geboten, aber ich wurde nicht fündig. John Clare wurde am 13. Juli 1793 geboren, bis vor kurzem hatte ich nicht den Schimmer einer Ahnung, wer dies wäre, dann machte mich ein freundlicher Brite auf ihn aufmerksam. Aber bei meiner Suche nach einer Übersetzung wurde ich auf einen bemerkenswerten Blog aufmerksam, der sich heute ganz diesem Dichter widmet. Ich empfehle wirklich, sich diesen einmal näher anzuschauen.



Der Titel oben scheint in die Irre zu führen, nun ich habe heute einmal einen Post zu Ende gebracht, der schon vor Wochen begonnen wurde, die Gründe dafür kann man hier nachlesen. Dieser junge Mann aus der Nähe Londons gehört wirklich zu den erfreulichen Ereignissen, die mir im Internet zugestoßen sind, da gibt es auch ganz anderes. Also sollte es doch nahe liegen, auf diese erfreulichen Dinge zu fokussieren. Ich habe mir sogar eine englische „Übersetzung“ abgequält.

Dies & Das





Sonntag, 11. Juli 2010

Sonntag



Da ich weiß, daß den einen oder anderen diese sonntäglichen Essensbilder amüsieren, dies sind die heutigen. Ich darf versichern, daß ich daran in nur geringem Maße partizipiert habe, was das Aufessen betrifft, übrigens handelt es sich um Schweinefilet. Es ist auch mehr als die Hälfte übriggeblieben, also falls gerade jemand zufällig in der Nähe ist.

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Because I know that one or the other finds fun in this Sunday food pictures, these are the present. I can assure you I have participate on it only to a small extent, in terms of eating, by the way it’s pork filet. Also more than half is left, so if by chance someone passes nearby…

Samstag, 10. Juli 2010

Nächtliche Erinnerungen



Ich schmelze gerade dahin, nicht nur wegen der Hitze. Unglücklicherweise ist es immer noch zu warm und inzwischen zu dunkel, um Bilder von dem Garten draußen zu machen, aber das schafft Raum für Erinnerungen…

Bevor dies wieder vergeblich als Entwurf stehen bleibt, ich hatte heute eine kleine Unterhaltung mit einem glühenden Atheisten aus den USA, und als ultima ratio vesuchte ich ihn mit der Heiligen Jungfrau und dem obigen Lied von Loreena McKennitt zu ärgern (es ist wirklich sehr warm), aber als Antwort machte er mich auf Vienna Teng aufmerksam, die ich überhaupt nicht kannte. Vielleicht genügt dies als Entschädigung für einen nicht wirklich vorhandenen Post.


Freitag, 9. Juli 2010

irgend ein Abend

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Ein paar Abendbilder, es ist leicht einen Sonnenuntergang zu photographieren, aber man muß ihn zuvor sehen können. Ich wollte diesen Post eigentlich wie oft wortlos belassen, aber dann dachte ich, warum nicht zumindest andeuten, welche Musik dabei gehört wird, etwa diese, von den „Back Stabbers“ „The O'Jays“, bei 2.16 bekommt man eine Ahnung, wie es ist, wenn ich mich bei mir selbst fühle, nur so gesagt.



A couple of night pictures, it is easy to photograph a sunset, but first you have to be able to see it. I really wanted to leave this post as often without a word, but then I thought, why not at least hint at what music is heard to while making it, like this, the "Back Stabbers" "The O'Jays", at 2:16 you get an idea how it's when I feel being myself, just saying.



Donnerstag, 8. Juli 2010

nächtlicher Tribut


(c) Walter A. Aue

Emily Dickinson

I FELT A FUNERAL IN
.....................MY BRAIN ...


I felt a funeral in my brain,
And mourners, to and fro,
Kept treading, treading, till it seemed
That sense was breaking through.

And when they all were seated,
A service like a drum
Kept beating, beating, till I thought
My mind was going numb.

And then I heard them lift a box,
And creak across my soul
With those same boots of lead, again.
Then space began to toll

As all the heavens were a bell,
And Being but an ear,
And I and silence some strange race,
Wrecked, solitary, here.

And then a plank in reason broke,
And I dropped down and down
And hit a world at every plunge,
And finished knowing, then.


ICH FÜHLT' BEGRÄBNIS
........................IM GEHIRN ...

Ich fühlt' Begräbnis im Gehirn
Und Trauergäste - her
Und hin - die trampelten und trampelten
In meinem Kopfe schwer.

Und als sie endlich sassen,
Die Andacht, trommelgleich,
Sie hört nicht auf zu schlagen, schlagen,
Und schlug das Hirn mir weich.

Ich hört' sie heben meinen Sarg
Und durch die Seele dann
Mit Eisenstiefeln knirschend gehn ...
Bis Raumgeläut begann.

Da war'n die Himmel Glocken nur,
Und Ohr nur war mein Sein,
Und Ich und Ruh war'n Fremde hier,
Gescheitert und allein.

Zuletzt des Denkens Boden brach
Und, Sturz um Sturz entlang,
Fiel ich von Welt zu Welt, bis ich
Des Wissens Ende fand.



(c) Walter A. Aue

Dieses Gedicht von Emily Dickinson taucht hier heute auf, weil Prof. Aue an seinen Übersetzungen gearbeitet hat, nein, soweit ich sehe hat er keine neuen hinzugefügt, aber er hat sie mit weiteren Erläuterungen in Form von YouTube-Videos versehen, auch wenn wir alle wissen, daß das eine oft schnell vergängliche Materie, was macht das schon, ist es etwa mit unserem Leben anders. Folglich kann ich nur ermuntern, jetzt eilig den Ertrag dieser Mühen zu genießen, man wandere einfach durch die Liste der Autoren. Die Erkenntnisgewinne sind immer evident.

Das obige Gedicht ist gewissermaßen ein Zeuge des gegenläufigen Bemühens. Seine Übersetzungen von Gedichten Emily Dickinsons (die hier leider nicht ganz die Beachtung erhält, die sie verdient hätte) sind in diesem E-Buch zusammengefaßt, ohne seine „endlosen und gräßlichen“ Kommentare dazu. Das waren gerade die Worte von Prof. Aue, ich widerspreche natürlich heftig (zumindest, was den zweiten Teil angeht), gebe aber zu, daß die Zusammenstellung ganz nützlich ist, wenn man einen Überblick erhalten will, die Kommentare kann man dann ja immer noch nachsehen, was ich deutlich empfehle.

Und damit in diesem Beitrag auch gar nichts von mir zu finden ist, habe ich mir nicht eins, nein gleich 3 Bilder von ihm „ausgeliehen“, eins hatte ich angedeutet, ich hoffe, er nimmt diese Unmäßigkeit nicht übel.


(c) Walter A. Aue

Mittwoch, 7. Juli 2010

Über Entdeckungen

translated


Ab und zu weiche ich hier von den üblichen historisch-theologisch-poetischen Beiträgen samt Gartenbildern ab und bringe etwas gänzlich anderes, so auch heute einmal. Kürzlich lief mir auf Twitter ein junger Künstler aus Cambridge über den Weg, bei dem mir einige der Videos ziemlich imponierten, die er unter den Initialen Robjn veröffentlicht hat. Eines hatte mir besonders gefallen und ich hatte es eigentlich schon Montag bringen wollen, als angenehmer Kontrast zum Thema (der Post ist bisher nicht veröffentlicht). Ich hatte ihn gefragt, wie er es hergestellt habe und heute sehe ich, daß er eine ausführlichere Beschreibung davon auf seinem Blog robjns.blogspot.com gibt. Alles was ich weiter zu ihm sagen würde, hätte ich mir selbst gerade angelesen, also man sehe selbst.

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Now and then I differ from the usual historical-theological-poetic articles and added images from the garden here to bring something completely different, so even today. Recently on Twitter a young artist from Cambridge crossed my way and some of his videos pretty impressed me he published under the initials Robjn. One I particularly like and I actually already wanted to bring it on Monday as a pleasant contrast to the topic (the post is not yet published). I asked him how he had made it and now I see that he gives a more detailed description of it on his blog robjns.blogspot.com. All I would further say about him I would had read myself just minutes ago, so you better see yourself.