Mittwoch, 17. Juni 2015

Mecklenburgische Altertümer


Wer sich nur beiläufig mit Geschichte beschäftigt, selbst der sollte bemerken, wenn etwas, völlig überraschend, am Leben geblieben ist; und zwar ausgerechnet dort, wo einem der liebe Gott als Kind gewisse Bilder in den Geist geschossen hat (was es nicht einfacher macht). Und da es Menschen sind, die es lebendig erhalten, wird es schwierig. Auf einmal bekommen Gedanken Gesichter und sogar Körper, und man dreht sich unwillkürlich um nach dem, der besser am Platze wäre...

Und was heißt schon Geschichte. Es ist der Boden, aus dem wir leben, dem wir zu trauen versuchen, und auf dem sich Menschen behaupten müssen, mit all dem, das sie ererbt haben.

Manchmal denke ich, der liebe Gott macht auch Spielchen; der Gedanke ist frevelhaft, ich weiß, aber Er darf ihn mir trotzdem vernichten, wenn es soweit ist. Diese Arbeit werde ich Ihm ganz sicher nicht ersparen. (Ich selbst bin recht müde zur Zeit, vielleicht war das ein Weckruf, wird sich weisen, und ich mußte mich übrigens ziemlich überwinden, hier derart wichtig zu tun). Wir gehen weiter.

Als ich gestern den aufsichtsführenden Herrn Stahl in der Schloßkirche der Herzoglichen Familie vorstellte, ein seriöser älterer Herr, den ich mögen gelernt habe (Entschuldigung!), und als interessiert, aber eher nüchtern bisher wahrgenommen: Und er reagierte in einer Weise, daß ich noch jetzt mein Ergriffen-Sein schwer unterdrücken kann...

Da allerspätestens bemerkte ich: Hier geschieht Wirkliches. Dinge können wieder richtiger werden. Zerhauenes findet seinen Anfang. Zerstörtes wird für einen Moment aufgehoben. Wenn man Dinge und Gestalten wirklich liebt, als etwas, das zu einem wesentlich gehört, kehren sie vielleicht zurück.

Das klingt so absurd fiktional, wie es sich anfühlt. Aber das Leben ist von dieser Art, gar nicht einmal selten. Das, was wirklich ist, wechselt. Die Skulptur auf dem Photo inmitten, das muß auch gesagt werden, ist von Gerhard Marcks (Sirene), 1962 geschaffen, aus der Ausstellung "Tier und Mensch. Plastiken von 1900 bis zur Gegenwart", die noch bis zum 2. August in der Schloßkirche anzuschauen ist.

Keine Kommentare: