Sonntag, 30. August 2015

Sonntag &


Herr Pohlmann aus Neubrandenburg, der getreu seit Jahren die hier vorfindbaren Sonntagsbanalitäten verfolgt (mit Ausnahme der geistlichen Beiträge mutmaße ich mal, die selbstredend, da selten von mir, nicht banal sind) hätte mich mit seinen letzten Kommentaren fast dazu gebracht, eine Sülze zu versuchen. Nicht, daß ich die besonders mag, aber das kann ja kein Ausschlußkriterium sein.

Es fand sich aber eine Alternative, eine Quasi-Sülze, von Frau Reimer-Meißner aus Rödlin zubereitet, die mag ich auch nicht, die Sülze, die sich tatsächlich Aal in Gelee nennt. Darauf hatte Frau W. nämlich schlagartig großen Appetit, ich habe keine wirkliche Ahnung, wie es geschmeckt hat. Der Aal war ihr jedenfalls ein wenig zu verkocht. Der Einwand verwunderte, wo sie es sonst immer gern sehr weich hat, andererseits mochte sie der Nachbarin nichts abgeben, also war's wohl nicht so schlecht. Sie erschrak ein wenig über den (moderaten) Preis der Delikatesse, aber auf mein Nachfragen stellte sich schnell heraus, daß sie als Vergleich noch die Preise von 1890 im Kopf hat, oder so. Als Kind mußte sie in Weichselmünde jedes Wochenende Aal essen. Es hat also wohl auch eine nostalgische Note. Mein eigener Beitrag dazu war lediglich der darüber gestreute Schnittlauch.


Wo wir schon mal beim Fisch waren, habe ich dann noch ein Stück Lachs mitgebracht und auf Thymian mit Rosmarin in Butterschmalz im Ofen gegart, obenauf Dill. Das war nicht ganz schlecht. Aus dem Sud ließ sich sogar noch unter Beigabe von Kräuter-Schmelzkäse eine kleine Sauce zaubern. Gut "zaubern" ist leicht hochgestapelt.



Dazu Reis mit etwas Butter zuoberst. Beim Lachs fehlen diesmal die Zitronen. Der Grund ist banal, die sind in den Mohrrüben versteckt, genauer, deren Saft, zusammen mit Weißweinessig und einem Eßlöffel Honig (ich vergaß ganz, ich hatte sozusagen noch einen Industrie-Apfel mit hineingerieben, es ist unglaublich, wie Äpfel in diesen Zeiten nach – nichts schmecken können).



Das war's. Keine geistreichen Verrenkungen zum Schluß. Eine Allerweltsgeschichte gewissermaßen. Und nur die Strelitzie auf der Serviette deutet an, daß sie in Neustrelitz stattfand.


A “translation” added the following Monday evening

Mr Pohlmann from Neubrandenburg, who faithfully already follows for years my boring Sundays concerning news (except for the spiritual contributions I presume (he just has denied it), well they are of course usually not banal at all, since I'm rarely the author), has almost prompted me with his last comments to try something like a brawn in aspic jelly. Not that I particularly like it, but this may not be an exclusion criterion.

But there was an alternative, a quasi-brawn Mrs Reimer-Meissner, a fisher-woman from Rödlin, prepared for us, which I also don't like that much, the brawn, it's actually called eel in jelly. I have to blame dear Mrs W. for it, she was suddenly invaded by the desire for eel in jelly. I have no real idea how it tasted. The eel was overcooked a little in her opinion. The objection was surprising a bit because meanwhile she likes all eating stuff rather very soft, on the other hand she refused to share something with the neighbour when I proposed it, so it was probably not so bad.

She startled a little bit about the (reasonable) price of the delicacy, but my inquiries made it quickly apparent she still compares prices with those of 1890, or so. As a child she had to eat eel in Weichselmünde, her birthplace in Prussia, every weekend. It has therefore probably a nostalgic note. My own contribution was only to sprinkle chives over the eel.

Since we were already at the fish place I brought a piece of salmon as well and cooked it in butter with thyme, rosemary and dill on top in the oven. That was not all bad. From the gravy I could even with the addition of some herbal soft cheese “conjure” a little sauce. Well "magic" is certainly stacked high.

Served with rice and a little butter on top. The salmon was missing the lemons this time. The plain reason, they are hidden in the carrots, more accurately, the juice, along with white wine vinegar and a tablespoon of honey.

That's it. No witty fakery finally. Just the ordinary story it is. And only the Bird of Paradise on the napkin indicates it took place in Neustrelitz.

Dienstag, 25. August 2015

Religionen sind Ausdruck des menschlichen Umgangs mit der Wirklichkeit Gottes - Navid Kermani

St Andrews Cathedral Ruins from the Front

Zwischen diesen Nachrichten von Tempelsprengungen, man darf das gern absurd finden, wenn ich glaube, sie jedes Mal zu spüren, ein verblüffendes Interview mit Navid Kermani. Das hat zum einen meinen festen Groll gegen den Islam gemildert (das trifft es nicht) angesichts der Menschen, die darin aufgewachsen sind. Er hat mir aber vor allem, hoffe ich, einen Schlüssel an die Hand gegeben (nach dem ich lange gesucht habe), wie man diesen Abschaum (und zugleich anderen, der meinte St. Andrews oder Cluny zerstören zu dürfen, der gerechte Gott wird beider Verworfenheit strafen am Ende der Zeiten) weise verachtet und zugleich fromm zu erklären vermag, warum.

„Sie (die Wahhabiten) zerstören… nicht nur die Gräber der Heiligen, verbieten... nicht nur die mystischen Formen der Religion, sondern überhaupt die traditionelle Kultur und Architektur. Sie haben nicht den geringsten Respekt vor der Vergangenheit, weder als ästhetisches Gefüge, noch für die klassische islamische Gelehrsamkeit, und schon gar nicht für die Volksfrömmigkeit.“ Man denkt, er spräche von Maoisten und Anverwandten.

„Ich glaube, es gibt zwei Dimensionen, wo sie (die Religion) etwas Elementares zum Leben beizutragen hat: die ethische Dimension und eben die ästhetische. Aus Nächstenliebe und Barmherzigkeit tun religiöse Menschen Dinge, die 'man' normalerweise nicht erwarten würde... Also, die Liebe, das ist das eine, das Beispiel der Nächstenliebe, wenn es in den Religionen gelebt wird. Und das andere ist eben der ästhetische Reichtum der Religion.“

Das deutet nur die Richtung an, und ich forsche eben gerade sehr nach Begriffen, die die dahinter auffindbare Wahrheit begreifbar machen. Das „Ästhetische“ klingt einfach nicht wesentlich genug, wo es das doch so sehr ist. Aber wahrscheinlich werde ich eher gleich einschlafen, darum zuvor dies. Ach, einen Nachtrag gibt's auch, und hier endlich das Gespräch.

St. Andrews, Ruine der Kathedrale und Friedhof

Sonntag, 23. August 2015

Sonntag &


Da ich gestern in vornehmer Gesellschaft fast meinen Teller zu Boden geworfen hätte (es war sehr warm, die Gabel, wie auch immer, mit ihrer unteren Seite in meine Richtung gerutscht, so daß ich mich beim Beiseite-Schieben eher darauf stützte, die Hebelwirkung machte u.a. höllischen Lärm, ich höre den kollektiven Aufschrei von inklusive 2 mecklenburgischen Herzoginnen immer noch, das Leben halt + ich bin einfach zu ungeschickt für diese Welt), dachte ich, dann sind wir eben heute erst recht rustikal.


Sprich Schnitzel, in deren Eigelb-Ummantelung sich allerdings ein paar Kräuter verirrt hatten. Obendrauf Spiegeleier und Zitronenhälften (je nach Vorliebe). Blumenkohl mit Muskat. Aus dem Eisgefängnis wiedergefundener weihnachtlicher Rotkohl (der überraschend gut war).




Oh und ich habe in Mirow meiner kitschigen Teetassen-Sammlung ein weiteres Objekt zugefügt, hier einmal in gnädigem,


und dann in realistischem Licht,


aber so können wir nicht enden (Realismus ist schließlich auch nur ein weiterer Name für Illusionen). Das Essen selbst war übrigens gar nicht übel, es war auch ein Wunschessen (nicht von mir), offensichtlich waren andere Erinnerungen da nicht allzu verheerend.

Dann werde ich also den Füllfederhalter aufschrauben und weitere Erinnerungen aufzeichnen, wofür immer das gut sein mag.


Since yesterday I had the privilege to attend a circle of noble and distinguished people (it's bad English I know) while have thrown almost my plate to the ground (it was very warm, the fork, however, slipped with its lower side in my direction, so when I pushed it aside rather leaned it forward, and it made an infernal noise, I can still hear the collective outcry of including 2 Mecklenburg duchesses; well that's life + I'm just too clumsy for this world), I thought, then we want to be really rustic today.

In other words a “Schnitzel”, in the yolk-shell, however, were lost a few herbs. On top fried eggs and lemon halves (depending on your preference). Cauliflower with nutmeg. In the icy prison I found Christmassy red cabbage (which was surprisingly good).

Oh and I have added from Mirow to my kitschy mug collection another object here once gracious, and then in realistic lighting, but we can't end this way (finally realism is just another name for illusions). The dish itself wasn't that bad by the way, it was a wished dish btw. (not by me), obviously the memories weren't too devastating.

Then therefore I will unscrew the pen trying to find more worthwhile memories, whatever it may be good for.

Über Heilung – eine Predigt


Während ich noch etwas müde den gestrigen Tag sortiere, den Gottesdienst in der Stadtkirche auslasse (tut mir leid) und stattdessen gerade dem Pastor Olaf Latzel von der St. Martini Gemeinde zu Bremen zuhöre (hoffentlich erzählt er nicht wieder, ich müsse fest glauben, daß die Welt in mathematisch exakt 6 Tagen geschaffen wurde, Nachtrag: Nein, hat er nicht, es war hörenswert) – die kurze Predigt, die Herr Roloff wohl gerade hält. Ich habe jedenfalls keine anderen Nachrichten.

Predigt zum 12. Sonntag nach Trinitatis

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen

Und da er wieder ausging aus der Gegend von Tyrus und Sidon, kam er an das Galiläische Meer, mitten in das Gebiet der zehn Städte.
Und sie brachten zu ihm einen Tauben, der stumm war, und sie baten ihn, daß er die Hand auf ihn legte.
Und er nahm ihn von dem Volk besonders und legte ihm die Finger in die Ohren und spützte und rührte seine Zunge und sah auf gen Himmel, seufzte und sprach zu ihm: Hephatha! das ist: Tu dich auf!
Und alsbald taten sich seine Ohren auf, und das Band seiner Zunge war los, und er redete recht.
Und er verbot ihnen, sie sollten's niemand sagen. Je mehr er aber verbot, je mehr sie es ausbreiteten.
Und sie wunderten sich über die Maßen und sprachen: Er hat alles wohl gemacht; die Tauben macht er hörend und die Sprachlosen redend.
Mk 7, 31-37

Liebe Gemeinde,

heute vor genau 25 Jahren beschloss die Volkskammer in Berlin den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik nach Artikel 23 des GG zum 3. Oktober 1990. Im Rohbau des wiedererrichteten Stadtschlosses findet darum heute eine Festveranstaltung statt. Ohne Zweifel war das einer der bedeutendsten Beschlüsse der deutschen Parlamentsgeschichte. Es war ein Beschluss, der uns aus der Nachkriegszeit tatsächlich in eine Friedensordnung führte.

Man kann diesen Teil unserer Geschichte auch als einen Prozess der Gesundung betrachten und sich darin unserem heutigen Evangelientext annähern.
Ganz bewusst hat die Kirche ihn in den Zusammenhang mit dem Prophetenwort Jesajas und der Bekehrungsgeschichte des Paulus gestellt, die wir als Lesungen gehört haben.

Es geht um ein umfassendes Heil-Werden des Menschen und der menschlichen Gemeinschaft.

Folgen wir zunächst dieser im wahrsten Sinne „anrührenden“ Geschichte der Heilung des Taubstummen.

Sie brachten zu ihm einen, der taub und stumm war.

Das ist es immer, was erforderlich ist, dass wir Freunde haben, die wissen, was erforderlich ist, was helfen könnte in einer Lebenslage, in der wir uns selbst nicht mehr zu helfen wissen. Ein Mensch ist taub und stumm. Wie kann er da am Leben teilnehmen? Es ist ein großes Glück, dass er Gefährten um sich hat, die für ihn Hoffnung fassen und ihn zu dem bringen, von dem sie aus welchen Gründen auch immer glauben, dass er helfen kann.

Sie baten ihn, dass er die Hand auf ihn lege.

Das was sie ahnen, vielleicht schon anderswo gesehen oder davon gehört haben ist, dass der Kranke berührt werden muss. Wer in die Nähe dieses wandernden Menschen kommt, der wird zum Guten verändert werden. Das ist ihnen ganz unzweifelhaft.

Und er nahm ihn aus der Menge beiseite…

Das ist vielleicht der alles entscheidende Punkt. Der Herr nimmt den Betreffenden aus der Menge. Er macht ihn zum Individuum, zu seinem Gegenüber. Hier wirkt nicht der Herr über die Menge, der sich durch seine Wunder Respekt und Achtung, Treue und Gefolgschaft sichern will. Das alles hat Christus nicht nötig. Hier wirkt der Mensch gewordene Gott, der den einen aus der Menge nimmt und der die Macht hat, ihn anzureden. Ich und Du, wir verbinden uns. Hier beginnt die Heilungs- und Glaubensgeschichte.

…und er legte ihm die Finger in die Ohren und berührte seine Zunge mit Speichel.

Wir erfahren hier ein wenig davon, dass Christus tatsächlich irgendwelche medizinischen Kenntnisse besessen hat. Er heilt hier nicht einfach durch sein Wunder wirkendes Wort, er macht da etwas mit dem Kranken. Wir erfahren nur das, was die Umstehenden aus entsprechender Entfernung gesehen haben, oder was der Kranke selbst gewahr geworden ist.

… und sah zum Himmel auf seufzte und sprach zu ihm…

Hier wird uns Christus als Herr der ganzen Welt offenbart. Dies ist nämlich der Augenblick seiner Mittlerschaft.

Er ist der alleinige und einzige Mittler zwischen Himmel und Erde, zwischen Mensch und Gott. Hier bekommen wir es vor unsere Augen gestellt, dass Christus Himmel und Erde berührt und eine unzerstörbare Verbindung zwischen beiden stiftet, in der wir heil werden.

Hefata! Tu dich auf!

Er sagt es und es geschieht. Wie im Akt der Schöpfung der Welt. Es wird ganz klar und deutlich: Unser Erzählen vom Schöpfer der Welt, vom inneren Zusammenhang der Dinge und vom Sinn des Glaubens ist kein spekulatives Gerede, sondern es betrifft den einen Menschen, der aus der Menge genommen ist und der Du bist.

Verkündet es aller Welt, dass sie heil werden kann. Sagt es den Menschen, dass sie gerettet sind.

Alles was der Herr hier tut, ist die Erfüllung der Prophetie, die der Menschheit von Anfang an gegeben war. Alles was der Herr tut, macht deutlich, dass das Wirken des Schöpfers kein Ende gefunden hat, sondern auch und gerade in der Erlösung aller Dinge neuen Ausdruck findet.

So beten wir darum für unser Volk und für unser Land, dass wir uns nach Gesundheit, nach Heil-Werden, nach Wiederaufrichtung und nach Wachheit sehnen – wozu wir auch durch den Lauf der Geschichte wieder alle Möglichkeiten geschenkt bekommen haben. Lasst uns so auch das Zeugnis des Glaubens aufrichten, wie Jesaja es verheißen und wie Paulus es an sich erfahren hat.

Wie sollten wir uns da berauschen an Zerfall und Niedergang, so als wäre das Schwinden der Ordnungen des Glaubens und der christlichen Kirche gleichsam ein Befreiung und ein Glück.

Nein, vielmehr wird es ein „Ende haben mit den Tyrannen und mit den Spöttern wird es aus sein. Und es werden vertilgt werden alle, die darauf aus sind, Unheil anzurichten.“

Das ist es, was wir als Christen erhoffen und warum wir beten. Wir glauben an den, der uns aufrichtet und der alle Menschen gesund machen will und wird.

So spreche denn auch ich: Hefata! Tu dich auf!

Amen

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als unsere Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, unseren Herrn.

Amen

Thomas Roloff

Samstag, 22. August 2015

Varia


An diesem Sonnabend-Abend hatte ich eine Art von Epiphanie. Tut mir leid. Schreiben mochte ich (Tage später) eigentlich nicht mehr darüber, selbst meine elektronische Schreibhilfe fiel mir bei diesem Anlaß in den Arm (und zernichtete einiges). Und rekonstruierte Ekstasen wirken doch immer leicht hölzern-albern. Also lassen wir das.

Was wahr ist - nach einem merkwürdigen Tag arbeitete ich mich den Schloßgarten empor, ohne Kamera, und mir fiel der Unterkiefer herunter; mein Gott soviel Schönheit. Erneut. Die filigranen Schatten der Bäume vor der künstlich angeleuchteten Hauptfassade. 'Deine Kamera ist viel zu doof dafür, das einzufangen', dachte ich noch, 'versuche es mit Worten', ich eilte nach nebenan, holte die Kamera. Ja. Das Ungenügen halt, in beidem. Aber.

In solchem Moment wird die Schloßkirche zu dem Ankerplatz für den Ort, wo einem nichts mehr widerfahren kann. Gebaute Schönheit umgreift Gott, es ist eine Begegnung und darin ein Austausch von Würde. Und solches erleben zu dürfen, zählt allein. Das nicht mitteilen zu können, wie gesagt, es tut mir leid.


Noch einige weitere Bilder (aus diesem Anlaß, also aus Mirow, die Strelitzer Herzöge sind dort in der Johanniterkirche begraben, jährlich gibt es deshalb eine Gedenkandacht), aber das wäre eine andere Geschichte (und meine ursprünglichen Gedanken dazu sind sehr wahrscheinlich nun völlig zurecht verschollen).









geschrieben am 25. August

Freitag, 21. August 2015

Dies & Das (Tageslektüre)

heute am Zierker See

Daß Linke Satire, die von Linken handelt, lächerlich finden, nun ja... Da stolpere ich also heute in einen Artikel über das „Opium gegen Rechts“, wo freundlicherweise zur Quelle des Mottos verlinkt wird („Deutschlandradio Kultur - „Unser Opium oder: Rock gegen Rechts“ Von Sophie Dannenberg). Ich erinnere mich darauf dunkel daran, daß es da mal einen Aufreger-Roman über die '68er gab, aber das ist doch schon wieder so verdammt lange her. Nach der Lektüre ihres so kurzen wie bestechenden Beitrages, nein, ist es leider nicht.

Sie beschreibt da den Berufsrevolutionär Lothar („für die Freunde Lothi“), der endlich auf einen „Nazi“ trifft und völlig euphorisiert auftritt: „Das fiel auf, denn normalerweise war Lothi von bedeutsamer, freundlich wortkarger, revolutionärer Gelassenheit wie Joseph Stalin oder Bertolt Brecht oder Mischa Wolf.“ Die Kollegen mutmaßen schließlich, er habe sich den nur ausgedacht, anders ließe sich die Euphorie nicht erklären.

Aber immerhin, Lothi hatte seinen Lebenssinn, Perspektive und Orientierung wiedergefunden. Die Autorin bringt zur Illustration etwas aus dem Tierreich an, wo leer ausgegangene Männchen schließlich alles mögliche anbalzen „Steine, Zweige, Zaunpfähle, Schuhe“. „Sie sehen das Weibchen tatsächlich vor sich. So ähnlich brauchen die Guten die Bösen, die Teufelsaustreiber die Teufel, braucht die Antifa die Nazis.“ Ihr Fazit: Rückwirkender Widerstand funktioniert aber nicht. Ein unglaublicher Text.

Ich liefere im Anschluß ein paar Links, da kann sich jeder heraussuchen, was ihm konveniert, aber zunächst aus einem Spiegel-Online-Interview zwei Gedanken, die ich noch unbedingt anführen muß:

Zunächst: Politische Strukturen aufzubrechen, sei kein Wert an sich - wie die 68er offenbar glaubten. Das sei „Baby-Anarchismus“. Nun denke ich zwar persönlich, daß beim Anarchismus das Infantile zum Wesenskern gehört, aber immerhin.

Dann, und da komme ich aus dem Kopfnicken gar nicht mehr heraus: Die 68er seien groß gewesen im Zerstören von Institutionen und Werten: die deutsche Universität hätten sie auf dem Gewissen, die Familie, das Leistungsprinzip, Etikette und Anstand, Verlässlichkeit und Geborgenheit. Und sie illustriert dies mit einer wunderbaren Beobachtung: „Neulich bin ich mal durch eine bekannte Berliner Uni gegangen, und es war schrecklich: An den Wänden Graffiti, in den Gängen Müll, und ständig kamen mir verschlurfte Gestalten mit leeren Kuhaugen entgegen.“

Also die versprochenen weiteren Links: Auf das Interview von 2004 ("Ich habe nie geglaubt, dass die 68er Antifaschisten waren") verwies ich schon, aber nochmals, falls es untergegangen sein sollte.

Hier ein übellauniger Verriß aus der Dschungelwelt („Die Opfer des Grips-Theaters“). Ein „Gegen-Stück“ dazu aus der „Zeit“.

Jetzt zögere ich etwas, aber man will ja wissen, was hat der anregende Autor in jüngerer Zeit an Meinungsschiffen so vom Stapel gelassen (wo, sollte dabei gleichgültig sein, daß dem nicht so ist, gehört zu den pathologischen Zügen dieser Zeiten).

Ein sehr klarer Artikel zu einem abstoßenden Thema (Pädophilie und die Grünen), ein weiterer über Zwangsouting und den Verlust der Privatheit, sowie schließlich aus diesem Jahr einer darüber, wie man engagiert die Augen zunkneift, wenn das Bösartige schon mit Händen zu greifen wäre (Ein Nazi muss deutsch sein, sonst ist er keiner).

Das war jetzt so viel von der von mir gehaßten Gegenwartsbezogenheit, daß ich mir erstens Kommentare verkneifen werde und zweitens noch ein wenig Ausgleich verschaffen  muß. Zumal ich mir gern meinen Gemütsfrieden erhalte, daher auch das Eingangsbild von heute Abend.



Es ja überhaupt kurios, über was man alles so stolpert. Das nachfolgende trägt dann wieder zur Wiedergewinnung der Idylle bei. Das Video oben verschafft einen schnellen Eindruck davon.

Der Neuen Osnabrücker Zeitung  entnahm ich nämlich kürzlich eine Meldung über den Neuseeländer Barry Cox, der seit 4 Jahren eine Kirche aus Bäumen wachsen läßt. Eingebettet in einen ebenfalls streng geometrisch geformten Garten. Er verwendete dazu vor allem ältere Bäume, die gefällt werden sollten, die grub er mit einer Spezial-Schaufel aus und ließ sie dann wiedereingepflanzt den Grundrahmen seiner Baumkirche in Ohaupo (bei Cambridge auf der Nordinsel Neuseelands) bilden. Ein Eisenrahmen dient als Formgeber.

Was zunächst ein wenig nach Vergewaltigung der Natur klingt, überzeugt bei näherer Betrachtung (hier geht es zu seiner Website). Ich gebe zu, ich bin in dieser Sache etwas bipolar, komme damit aber bestens zurecht. Einerseits mag ich unsere barocken Gärten, die dem gleichen Formprinzip folgen, wenn sie die Natur der menschlichen Vernunft unterwerfen wollen. Andererseits schätze ich ebenso den verborgener gestalteten Landschaftsgarten, der scheinbar die Natur sich selbst überläßt, was natürlich ebenso nicht stimmt, der Eingriff ist nur subtiler.

Immer wenn der Mensch die Natur kultiviert, zwingt er ihr etwas ab, das ein Mehr ist. Das Erstaunliche ist, daß auf beiden von mir angedeuteten Wegen große Schönheit erwachsen kann. Und obwohl der Schöpfer der Neuseeländischen Baumkirche sich nicht für besonders religiös hält, hat sein Ort unverkennbar genau diese Aura.

Montag, 17. August 2015

Rilke und das Einhorn

Die Dame mit dem Einhorn, vor 1500 (das Schmecken)

"Es gibt Teppiche hier, Abelone, Wandteppiche. Ich bilde mir ein, du bist da, sechs Teppiche sind's, komm, laß uns langsam vorübergehen. Aber erst tritt zurück und sieh alle zugleich. Wie ruhig sie sind, nicht? Es ist wenig Abwechslung darin. Da ist immer diese ovale blaue Insel, schwebend im zurückhaltend roten Grund, der blumig ist und von kleinen, mit sich beschäftigten Tieren bewohnt.

Nur dort, im letzten Teppich, steigt die Insel ein wenig auf, als ob sie leichter geworden sei. Sie trägt immer eine Gestalt, eine Frau in verschiedener Tracht, aber immer dieselbe. Zuweilen ist eine kleinere Figur neben ihr, eine Dienerin, und immer sind die wappentragenden Tiere da, groß, mit auf der Insel, mit in der Handlung. Links ein Löwe, und rechts, hell, das Einhorn; sie halten die gleichen Banner, die hoch über ihnen zeigen: drei silberne Monde, steigend, in blauer Binde auf rotem Feld. – Hast du gesehen, willst du beim ersten beginnen?

Sie füttert den Falken. Wie herrlich ihr Anzug ist. Der Vogel ist auf der gekleideten Hand und rührt sich. Sie sieht ihm zu und langt dabei in die Schale, die ihr die Dienerin bringt, um ihm etwas zu reichen. Rechts unten auf der Schleppe hält sich ein kleiner, seidenhaariger Hund, der aufsieht und hofft, man werde sich seiner erinnern. Und, hast du bemerkt, ein niederes Rosengitter schließt hinten die Insel ab. Die Wappentiere steigen heraldisch hochmütig. Das Wappen ist ihnen noch einmal als Mantel umgeben. Eine schöne Agraffe hält es zusammen. Es weht.

Die Dame mit dem Einhorn, vor 1500  (das Riechen)

Geht man nicht unwillkürlich leiser zu dem nächsten Teppich hin, sobald man gewahrt, wie versunken sie ist: sie bindet einen Kranz, eine kleine, runde Krone aus Blumen. Nachdenklich wählt sie die Farbe der nächsten Nelke in dem flachen Becken, das ihr die Dienerin hält, während sie die vorige anreiht. Hinten auf einer Bank steht unbenutzt ein Korb voller Rosen, den ein Affe entdeckt hat. Diesmal sollten es Nelken sein. Der Löwe nimmt nicht mehr teil; aber rechts das Einhorn begreift.

Die Dame mit dem Einhorn, vor 1500  (das Hören)

Mußte nicht Musik kommen in diese Stille, war sie nicht schon verhalten da? Schwer und still geschmückt, ist sie (wie langsam, nicht?) an die tragbare Orgel getreten und spielt, stehend, durch das Pfeifenwerk abgetrennt von der Dienerin, die jenseits die Bälge bewegt. So schön war sie noch nie. Wunderlich ist das Haar in zwei Flechten nach vorn genommen und über dem Kopfputz oben zusammengefaßt, so daß es mit seinen Enden aus dem Bund aufsteigt wie ein kurzer Helmbusch. Verstimmt erträgt der Löwe die Töne, ungern, Geheul verbeißend. Das Einhorn aber ist schön, wie in Wellen bewegt.

Die Dame mit dem Einhorn, vor 1500  (Sehnsucht / Begehren)

Die Insel wird breit. Ein Zelt ist errichtet. Aus blauem Damast und goldgeflammt. Die Tiere raffen es auf, und schlicht beinah in ihrem fürstlichen Kleid tritt sie vor. Denn was sind ihre Perlen gegen sie selbst. Die Dienerin hat eine kleine Truhe geöffnet, und sie hebt nun eine Kette heraus, ein schweres, herrliches Kleinod, das immer verschlossen war. Der kleine Hund sitzt bei ihr, erhöht, auf bereitetem Platz und sieht es an. Und hast du den Spruch entdeckt auf dem Zeltrand oben? da steht: „A mon seul désir.“

Die Dame mit dem Einhorn, vor 1500  (das Berühren)

Was ist geschehen, warum springt das kleine Kaninchen da unten, warum sieht man gleich, daß es springt? Alles ist so befangen. Der Löwe hat nichts zu tun. Sie selbst hält das Banner. Oder hält sie sich dran? Sie hat mit der anderen Hand nach dem Horn des Einhorns gefaßt. Ist das Trauer, kann Trauer so aufrecht sein, und ein Trauerkleid so verschwiegen wie dieser grünschwarze Samt mit den welken Stellen?

Die Dame mit dem Einhorn, vor 1500  (das Sehen)

Aber es kommt noch ein Fest, niemand ist geladen dazu. Erwartung spielt dabei keine Rolle. Es ist alles da. Alles für immer. Der Löwe sieht sich fast drohend um: es darf niemand kommen. Wir haben sie noch nie müde gesehen; ist sie müde? oder hat sie sich nur niedergelassen, weil sie etwas Schweres hält? Man könnte meinen, eine Monstranz. Aber sie neigt den andern Arm gegen das Einhorn hin, und das Tier bäumt sich geschmeichelt auf und steigt und stützt sich auf ihren Schoß. Es ist ein Spiegel, was sie hält. Siehst du: sie zeigt dem Einhorn sein Bild –. Abelone, ich bilde mir ein, du bist da. Begreifst du, Abelone? Ich denke, du mußt begreifen.

Nun sind auch die Teppiche der Dame à la Licorne nicht mehr in dem alten Schloß von Boussac. Die Zeit ist da, wo alles aus den Häusern fortkommt, sie können nichts mehr behalten. Die Gefahr ist sicherer geworden als die Sicherheit. Niemand aus dem Geschlecht der Delle Viste geht neben einem her und hat das im Blut. Sie sind alle vorbei. Niemand spricht deinen Namen aus, Pierre d'Aubusson, großer Großmeister aus uraltem Hause, auf dessen Willen hin vielleicht diese Bilder gewebt wurden, die alles preisen und nichts preisgeben. (Ach, daß die Dichter je anders von Frauen geschrieben haben, wörtlicher, wie sie meinten. Es ist sicher, wir durften nichts wissen als das.)

Nun kommt man zufällig davor unter Zufälligen und erschrickt fast, nicht geladen zu sein. Aber da sind andere und gehen vorüber, wenn es auch nie viele sind. Die jungen Leute halten sich kaum auf, es sei denn, daß das irgendwie in ihr Fach gehört, diese Dinge einmal gesehen zu haben, auf die oder jene bestimmte Eigenschaft hin.

Junge Mädchen allerdings findet man zuweilen davor. Denn es gibt eine Menge junger Mädchen in den Museen, die fortgegangen sind irgendwo aus den Häusern, die nichts mehr behalten. Sie finden sich vor diesen Teppichen und vergessen sich ein wenig. Sie haben immer gefühlt, daß es dies gegeben hat, solch ein leises Leben langsamer, nie ganz aufgeklärter Gebärden, und sie erinnern sich dunkel, daß sie sogar eine Zeitlang meinten, es würde ihr Leben sein...

Sie sind aus guter Familie. Aber wenn sie jetzt beim Zeichnen die Arme heben, so ergibt sich, daß ihr Kleid hinten nicht zugeknöpft ist oder doch nicht ganz. Es sind da ein paar Knöpfe, die man nicht erreichen kann. Denn als dieses Kleid gemacht wurde, war noch nicht davon die Rede gewesen, daß sie plötzlich allein weggehen würden. In der Familie ist immer jemand für solche Knöpfe. Aber hier, lieber Gott, wer sollte sich damit abgeben in einer so großen Stadt... Das ist lächerlich und erinnert an die Familie, an die man nicht erinnert sein will...

Der Weg ist irgendwie enger geworden: Familien können nicht mehr zu Gott...
Sie haben schon angefangen, sich umzusehen, zu suchen; sie, deren Stärke immer darin bestanden hat, gefunden zu werden.

Das kommt, glaube ich, weil sie müde sind. Sie haben jahrhundertelang die ganze Liebe geleistet, sie haben immer den vollen Dialog gespielt, beide Teile. Denn der Mann hat nur nachgesprochen und schlecht. Und hat ihnen das Erlernen schwergemacht mit seiner Zerstreutheit, mit seiner Nachlässigkeit, mit seiner Eifersucht, die auch eine Art Nachlässigkeit war. Und sie haben trotzdem ausgeharrt Tag und Nacht und haben zugenommen an Liebe und Elend. Und aus ihnen sind, unter dem Druck endloser Nöte, die gewaltigen Liebenden hervorgegangen, die, während sie ihn riefen, den Mann überstanden; die über ihn hinauswuchsen, wenn er nicht wiederkam, wie Gaspara Stampa oder wie die Portugiesin, die nicht abließen, bis ihre Qual umschlug in eine herbe, eisige Herrlichkeit, die nicht mehr zu halten war...".

Die Dame mit dem Einhorn, vor 1500  (Sehnsucht / Begehren)

Soweit also Rainer Maria Rilke in seinen Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge. Ich wollte ursprünglich gar nichts dazu sagen, und wer sich seine Stimmung erhalten möchte, bricht jetzt besser ab. Rilke war, als er in seinen Roman die sechs bekannten mittelalterlichen Wandteppiche „La Dame à la Licorne“ aufnahm, Sekretär Auguste Rodins in Paris. Seine Deutungen beschreiben mehr und mehr, ich habe den Übergang teilweise mit aufgenommen, vor allem seine Sicht auf "die Frau" in den Verwandlungen der Zeit. Das liest sich mitunter erstaunlich und dann wieder. Und jetzt entlarve ich doch mein Banausentum: Rilkes Prosa (über seine Lyrik wäre derartiges allenfalls zu sagen, wenn man sich unbedingt lächerlich machen wollte, die steht wahrlich für sich) hält für mich oft 2 Pole bereit, atemlose Verblüfftheit und Momente des Fremdschämens.

Letzteres darf jeder finden, wo er will, aber es gibt eben auch Sätze darin wie „Aber es gab natürlich genug, die ihm übelnahmen, daß er an die Vergangenheit nur glaubte, wenn sie in ihm war.“

Ich breche hier besser ab. Nahezu. Die ganze Passage findet sich übrigens hier. Der Bilderzyklus selbst wird nicht nur in oben verlinktem Artikel erklärt, sondern auch sehr nützlich didaktisch, wenn ich das so sagen darf, in diesen beiden Videos (Nr. 1 & Nr. 2).

Der Teil 2 erhob mich (bzw. meine Seele) sogar ein wenig, als er die Haltung des Platoübersetzers und so frommen wie kunstverständigen Philosophen Marsilio Ficino mit den Worten zusammenfaßte: „Die Liebe ist das Verlangen nach Schönheit, und die Schönheit ist Gott.“

Sonntag, 16. August 2015

Sonntag & (wenig verspätet)


„Während ich also immer noch über die Himmelfahrt unserer allerseligsten Jungfrau nachdenke und gleichzeitig hoffe, daß dem Wetterleuchten Taten folgen werden, so daß man endlich von diesem unchristlichen Wetter erlöst werden wird - ein vermutlich überraschend früher Essensbericht...“

So begann ich gestern, um bei einsetzendem Gewitter dann doch auf die Couch zu kriechen, um dort zwar nicht zu verenden, aber doch irgendetwas in der Richtung.

Den Bericht gibt es, wie man sieht, erst heute. Ich arbeite mich gewissermaßen rückwärts vor. Einen Beitrag über Rilke findet man wenigstens schon, das heißt, ich zitiere ihn eigentlich nur obsessiv. Aber wo sich das Wetter einigermaßen normalisierte, kehrte auch der Ehrgeiz in Stücken zurück. Heute wollte ich nicht wieder nur über's Essen schreiben. Gestern, also aus der Sicht dieses Berichts heute, war es wohl der blanke Trotz.


Ich stellte mir also meinen Riesen-Ventilator in die Küche und dachte mir Unsinn mit Lachs aus. Wenn einem sowieso alles ziemlich egal ist... Die Bilder erklären den Fortgang. Zuerst habe ich die Lachsstücke in Butterschmalz mit Rosmarin angebraten (eher kurz, das Bild täuscht da etwas), einige herausgenommen, und den Rest dann in Fischfond ersäuft und abgedeckt beiseite gestellt.

Jetzt kam das Experimentieren, und zwar in 3 Varianten. Es sollte Teigtaschen geben. Erste Variante: Zuoberst kam etwas von dem bekannten dänischen Frischkäse, dem u.a. gehackte Mandeln und Ananas beigegeben sind.


 Zweite Variante: Schmelzkäse mit Kräutern.


Dritte Variante: Ein Stück Butter mit reichlich Dill.


Der Backofen war vorgeheizt. Nachdem alles ordentlich dort versammelt war, konnte ich den Ort schließlich fluchtartig verlassen, um nach weniger als einer halben Stunde wiederzukehren und alles ein wenig abkühlen zu lassen (*Har *Har, das Problem des Warmhaltens war diesmal immerhin quasi nicht existent).

Ich vergaß zu erwähnen, daß ich beim Formen der Teigtaschen delirierend vergaß, wo eigentlich oben und unten gewesen war. Einmal lag ich mit meinen Zufallstreffern falsch, also keine ganz schlechte Quote. Der Schmelzkäse fand seinen Weg aufs Backblech, um dort zu verschmurgeln. Vielleicht ist mir so eine Geschmacksoffenbarung vorenthalten geblieben. Die Variante mit Butter und Dill war jedenfalls ziemlich erfreulich.


Frau W. mag keine Teigtaschen, sondern lieber Kartoffeln mit Sauce. Die gab es, salomonisch entschieden, folglich auch, in Form von Pellkartoffeln, und die Sauce aus dem Sud, in dem der restliche Lachs vorher schwamm, mit viel Sahne aufgehübscht. Der Spiegel der Sauce senkte sich übrigens rasch. Ansonsten noch geschmorte Mohrrüben.


Abends raffte ich mich sogar in Richtung See und Schloßgarten auf, bis das Wetterleuchten begann. Das ist wahrlich nichts Aufregendes, was ich diesmal zu berichten hatte, aber die gute Ordnung, in der es steht, gibt ihm dann doch etwas Halt und Bedeutung.


nachgetragen am 17. August


Well, let us make a fool of ourself with a so-called translation once more:

"So while I still think about the Assumption of our Blessed Virgin and at the same time hope that the lightning deeds will follow, so we'll be finally freed from this ungodly weather - probably a surprising early dinner report..."

This was yesterday. After I wrote these words the thunder storm started and I was crawling toward the couch in order not to die there obviously, but you got the meaning already.

The report is, as we see, from today. I'm writing, so to speak backwards again. At least there is a post about Rilke and the unicorn (he wrote something about a series of six tapestries called The Lady and the Unicorn from around 1500 AD), frankly said I only quote extensively from his novel The Notebooks of Malte Laurids Brigge, that's all, more or less. When the weather normalized somewhat, even the ambition returned in pieces, a bit. 

I don't wanted to write only about food again. Yesterday it wasn't ambition, rather defiance.

So I brought the biggest fan into the kitchen and imagined nonsense with salmon. At some point one really doesn't care anymore... The pictures explain the progress. First, I have the salmon pieces sautéed in butter with rosemary (rather for a short time, the picture is a little deceptive), some pieces were saved, and then the rest drowned in fish stock and set aside covered.

Now came the ideas, in 3 variants. There should be dumplings. 1st variant: At the top some of the well-known Danish cream cheese, which among other things includes chopped almonds and pineapple. 2nd variation: Soft cheese with herbs. 3rd variant: A piece of butter with plenty of dill around.

The oven was preheated already. So after everything was assembled properly there I could leave the place speedy, recurring after less than half an hour to let everything cool down a little (*har *har, the problem of keeping dishes warm was quasi non-existent this day).

I should mention that when I formed the dumplings I completely forgot what was the upper side before. I had to guess. Only one time I was wrong, so not that bad. So the soft cheese found its way onto the baking sheet to pass away there. A taste revelation maybe remained unrevealed under this circumstances, who knows. The variant with butter and dill was certainly quite enjoyable.

Mrs. W. doesn't like dumplings, but prefer potatoes with sauce. So I made the  Solomon-like decision to boil potatoes as well, and pimped the salmon broth after I had taken the remaining salmon piece aside to a sauce, with the help of lots of cream. The level of sauce in the bowl fell later quickly by the way. And braised carrots.

In the evening I pulled myself even towards the castle garden and the nearby lake until the lightning began. This is truly nothing exciting I have to report this time, but the good order in which it stands might grant a little importance and meaning, maybe.

Sonntag, 9. August 2015

Sonntag & (translated)


Das ist das schöne, wenn man zu Denkmälern hinüberblicken kann. Der Herzog ist auch immer noch da, dann wirst das selbst ja wohl ebenfalls irgendwie hinkriegen. Ich kann Sommer nicht. Der Satz ist so rudimentär (und falsch), daß ins nachfolgende keine Erwartungen mehr gesteckt werden müssen. Ich war offen gestanden schon gestern so plem plem, daß ich abends auf meinem verwaisten Twitter-Account einen Zeit-Artikel „geteilt“ habe, auf Englisch. Irgendwie befiel mich wohl das Gefühl, daß dieser Quark, vielleicht unfreiwillig, schon auf ein paar Wahrheiten hindeutet, in diesen Tagen, in denen einem durchaus etwas mulmig wird. Genug davon.


Zurück zur Idylle, und die heißt diesmal Schnitzel mit Kartoffelsalat. Ich bin also sehr früh aufgestanden (als alle potentiellen Unruhestifter noch fest schliefen und die Temperaturen leidlich erträglich waren), habe Kartoffeln gekocht, abkühlen lassen, gepellt, kleingeschnitten, eingelegte Gurken kleingeschnitten, Zwiebeln, nun, man ahnt den Fortgang. In das Ganze kam nur noch ein Mayonnaise-Ersatz, etwas Gurkenwasser, viel Pfeffer, etwas Salz, Dill, darauf Tomaten, nicht nur als Garnierung. Und ein Sado-Maso-Ei, das uns die betagte Nachbarin geschenkt hatte, die auf die Hühner des Herrn, der dieses Haus mal erworben hat, aufpassen mußte.


Der Satz kommt nicht von ungefähr; die beiden Damen hatten einen regen Gedankenaustausch über das Sujet, wie sich das Tier wohl gequält haben mußte, um das Ei am Ende glücklich aus sich heraus zu bekommen. Frauengespräche eben (man bedenke immer noch, es ist deutlich zu warm für mein unschuldiges Gemüt).

Man kann das alles den Bildern ablesen. Auch die ursprüngliche Skepsis, die dann bald umschlug, selbst die Nachbarin bekam später etwas davon ab („Das schmeckt aber gut“, und das aus mecklenburgisch-pommerschen Munde). Dazu Schnitzel, erst fein schmalgeklopft, dann in Mehl gewälzt, darauf in kräftig gewürztem Ei, zuletzt in Paniermehl. Alles endlich in Butterschmalz gebraten und dann im Ofen abgedeckt warmgehalten.



Dafür, daß ich eigentlich keine Lust hatte zu kochen, war es doch ein wenig mehr Aufwand als gewollt. Nun ja, manchmal entsteht der Spaß eben beim Tun. Und das selbst in einer brütend heißen Küche.


(I wasn't sure if I should delete or translate this. And as you can see, I choose to “translate” it, so to speak.)

That's the wonderful aspect if you can look across to monuments of people you like. The Duke is still there: So get yourself together and do the same. I cannot do summer. This sentence is even senseless in German, so not much expectations into the following, you've be warned. Frankly, yesterday evening I was so confused I even shared something on my orphaned Twitter account, in English, from this important weekly journal called “Die Zeit”. Somehow befell me probably a feeling that this fiddle-faddle (is flapdoodle offensive? It was my 1st choice, but my “English” will always be a guessing), perhaps involuntarily, evoked a few truths in these disturbing days. But enough of this.

Back to the idyllic topics, it's named this time Schnitzel with a potato salad. So I was up very early (as all potential troublemakers were still asleep and the temperatures fairly bearable), have boiled potatoes, let them cool down, peeled it thereafter, chopped it, added small pieces of pickled cucumbers, and onions, well, you got the idea already. To the whole hotchpotch only a mayonnaise substitute was added, some cucumber water, a lot of pepper, a little salt, dill, on top some tomatoes, not only as a garnish thing. And a sadomasochistic egg (well here is a story behind), our elderly neighbour, who had to take care of the chickens of the Landlord while he was in Hungary (and it's back now), gave this to dear mother.

So the strange word was no accident. The two ladies had a lively exchange of views on the subject (an egg with two yolks), how poor chicken probably had to endure a lot of pain to get rid of that. Women's talk, so to speak, I really had to leave the room (remember, it's clearly too warm for my innocent mind).

You can read all this from the images. The initial scepticism, which then capsized soon, even the named neighbour got later some of it ("that tastes good", and this from a rural Mecklenburg- Pomeranian point of view). These Schnitzel were just knocked to fine narrow pieces, then rolled in flour, then in vigorously spiced egg mud, at last in breadcrumbs. Everything finally fried in ghee and then into the oven, covered, to be kept warm.

For that I actually could not be bothered to cook at first, I took a little more effort than intended. Well, sometimes the fun is created while doing. And that even in a kitchen with a sweltering atmosphere.