Sonntag, 19. Oktober 2008

Über die Heilige Jungfrau &

Ich denke, es macht einen großen Unterschied, ob man sein Interesse oder seine Sympathien für die Römische Kirche aus einer sicheren Distanz kultiviert oder von der Materie umschlossen ist. Mir ist das gerade wieder aus zwei ganz unterschiedlichen Anlässen aufgefallen.

Den einen will ich heute nur kurz erwähnen. Als ein Liebhaber fremder Welten verfolge ich seit einigen Tagen den Blog von „Father Geoff“ und mindestens ebenso sehr die Vielzahl seiner Kommentatoren, in Kalifornien tobt der Kampf um “Proposition 8”. Einer der Kommentatoren schrieb von seiner Schwester, die diese Kirche mit den Worten verlassen hätte: "When they substitute the Rule of Love for the Love of Rules, I'll go back to them".

Um ihn einmal selbst zu Wort kommen zu lassen: “To carve out a little niche of love in a sometimes harsh world ...acceptance and love in the face of ignorance and hate… the Antichrist? He's the one that convinces people to hate in the name of God”. Wie gesagt, ich mag das hier heute nicht weiter vertiefen, aber der Gedanke, gegen das Häßliche und zerstörend Feindliche Nischen bauen zu wollen, in denen das Gegenteil aufwachsen kann, das hat schon etwas Beeindruckendes, zumal dieser Geistliche zweifelsohne persönlichen Mut (ich bemerke gerade, was für eine dumme Floskel, wie sollte denn unpersönlicher Mut aussehen) bewiesen hat.

Über den anderen Anlaß muß ich noch etwas nachdenken, aber er wird schon zu irgendeiner Folge führen...

Wenn die Folge auch nicht immer die erhoffte ist. Der Name des Posts legt eigentlich nahe, daß es irgendwie um die Heilige Jungfrau gehen muß. Nun der liebe Prof. Aue hatte offensichtlich ein kurioses Déjà-vu, als er diesen unscheinbaren Blog mit seinem Besuch beehrte, denn ich hatte seine wunderbaren Sammlungen gewissermaßen wieder einmal geplündert (wobei er durchaus vergleichsweise komfortabel dastehen dürfte, ich erinnere mich noch deutlich, wie ich einmal panisch erschrocken von einem Schaufenster wegsprang, in dem ich mich unverhofft selbst gespiegelt sah).

Allerdings sind seine Sammlungen ja ein wenig von der Art, wie es einem Philatelisten ergehen muß, der mit der Lupe auf die gehaltvolle Briefmarke schaut und begeistert ständig neue Details entdeckt, mit anderen Worten, seine Präsentationen sind konzentriert gedankenvoll (und das auch noch zweisprachig), aber nicht unbedingt übersichtlich (Entschuldigung), also führt jedes Wiederlesen zwangsläufig zu neuen Entdeckungen, aber ich schweife ab.

Was ich in der Tat unterhaltsam fand, war, daß er im Zusammenhang mit Rilke die These aufstellte, die katholische Kirche sei eigentlich eine Kirche Mariens, kurzgesagt, weil sie die meistverehrte Akteurin sei. Er ging also von der Faktizität der Verehrung aus. Ich kann mich da selbst nicht ausnehmen, von den 2 ½ Texten, sie ich auf Latein zu memorieren vermag, erleidet das „Ave Maria“ dieses mehr oder weniger täglich, aber das ist ein anderes Kapitel.

Einwenden müßte ich vielleicht, daß die Sache durchaus ernster ist, da seit Leo XIII. die Römische Kirche gerade noch davor zurückschreckt, Maria als Miterlöserin zu dogmatisieren und damit aus der göttlichen Trinität schwebend eine fröhliche Quaternität zu schaffen (an der Herr Jung sicher seine helle Freude gehabt hätte, aber wir schweifen erneut ab).

Es ist wirklich ein weites Feld, die Heilige Jungfrau, unsere heidnisch-mythischen Verwurzelungen, die Begegnung mit dem ungreifbaren Göttlichen, der Kern des Christentums, angemessen für einen Sonntagabend, aber vermutlich wert, in einer gesammelteren Stimmung neu erörtert zu werden.

Ich will für heute enden mit 2 Bildern aus einer anderen Sammlung, die mich heute per Mail erreicht hat, eine Mail, die mich tatsächlich für einen Augenblick glücklich gemacht hat.



1 Kommentar:

Wayward Hawaiian hat gesagt…

Sorgen Sie sich nicht, seien Sie glücklich! Die Welt ist von der Schönheit voll.