Dienstag, 15. November 2011

Herbst-Stücke


Und jetzt arbeiten wir uns ganz langsam an unsere Versprechungen heran. Wir schwächelten etwas letztlich. Folglich schien dieser Ort scheinbar erstorben zeitweise, dabei lag genug an halbfertigen Gedanken und ganzen Ideen herum. Dies soll nun teilweise behoben werden. Und der erste Nachtrag wären dann diese jahreszeitgemäßen Herbstgedichte. Das Wetter war aber auch zu herabziehend. Und dann lädt dieses allzuschnell zu derart philosophisch - melancholisch - platonischeren Gedanken ein, wie sie etwa bei Herrn Hesse zu finden sind (jemand war so freundlich, es dort gänzlich wiederzugeben, es ist eigentlich ganz nett, aber mit der Zeile zuvor macht er es doch zu seicht):

Sterblich sind auch die Lieder,
Keines tönt ewig wieder,
Alle verweht der Wind:
Blumen und Schmetterlinge,
Die unvergänglicher Dinge
Flüchtiges Gleichnis sind.
Hermann Hesse



Zu meiner Verblüffung stellte ich fest, daß ich den mir deutlich lieberen Rückert schon einmal angebracht hatte, nebst der freundlichen Übersetzung des Prof. Aue, hier nämlich.

Friedrich Rückert

Herbsthauch

Herz, nun so alt und noch immer nicht klug,
Hoffst du von Tagen zu Tagen,
Was dir der blühende Frühling nicht trug,
Werde der Herbst dir noch tragen!

Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,
Immer zu schmeicheln, zu kosen.
Rosen entfaltet am Morgen sein Hauch,
Abends verstreut er die Rosen.

Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,
Bis er ihn völlig gelichtet.
Alles, o Herz, ist ein Wind und ein Hauch,
Was wir geliebt und gedichtet.



Und an Herrn Trakl, an dem haben wir uns letztens etwas abgemüht, das müssen wir noch einmal bei Tageslicht besehen, bevor wir hier etwas zeigen.

Georg Trakl

Ruh und Schweigen

Hirten begruben die Sonne im kahlen Wald.
Ein Fischer zog
In härenem Netz den Mond aus frierendem Weiher.

In blauem Kristall
Wohnt der bleiche Mensch, die Wang’ an seine Sterne gelehnt;
Oder er neigt das Haupt in purpurnem Schlaf.

Doch immer rührt der schwarze Flug der Vögel
Den Schauenden, das Heilige blauer Blumen,
Denkt die nahe Stille Vergessenes, erloschene Engel.

Wieder nachtet die Stirne in mondenem Gestein;
Ein strahlender Jüngling
Erscheint die Schwester in Herbst und schwarzer Verwesung.


Ja darüber muß man erst einmal hinwegkommen, also lassen wir uns doch lieber von dem guten Onkel Storm vorher noch auf den Boden des Faßlichen zurückziehen:

Theodor Storm

Und sind die Blumen abgeblüht,
So brecht der Äpfel goldne Bälle;
Hin ist die Zeit der Schwärmerei,
So schätzt nun endlich das Reelle!


nachgetragen am 22. November

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