Freitag, 7. Mai 2010

Die "Abtei im Eichwald" nebst einigen Bemerkungen


Caspar David Friedrich
Abtei im Eichwald, 1809/10
hier gefunden

„Es ist ein Jammer, wieviel herrliche Menschen dem erbärmlichen Sinn der sogenannten Aufklärung und Philosophie haben erliegen müssen und wie elend und auf welch schlechtem Grund die ganze Kunst heutigen Tages steht. Diesem Elende nun abzuhelfen und mein ganzes Leben daranzusetzen, um zu erforschen, ob wir auf unsre geoffenbarte Religion nicht eine Kunst bauen können, das ist mein Plan.“ So Philipp Otto Runge in einem Brief (um 1801 herum) und so der Maler an anderer Stelle: „Ich wollte, ich könnte Dich einmal vor die Madonna von Raffael und zugleich vor den Jupiterskopf der Alten stellen, ich wollte Dir deutlich zeigen, wie die Liebe und das Leben allein durch Christum in die Welt gekommen ist.“

Diese ist eine schauerliche Reproduktion von C. D. Friedrichs „Abtei im Eichwald“, sie gibt allenfalls eine grobe Ahnung von dem Bild, ich kann das deshalb sagen, weil ich glücklicherweise das Original direkt anschauen durfte. Und ich gebe zu, ich sage das etwas mit schlechtem Gewissen, da ich schließlich die Reproduktion von jemand anderem benutze und zudem eine Ahnung habe, wie schwer dieses Bild wiederzugeben ist. Aber ich mußte es loswerden, weil sonst unverständlich bleiben wird, warum man soviel Aufhebens davon macht

Ich habe vor einiger Zeit einmal eine Serie mit (eher dürftigen) Bemerkungen zu Werken Caspar David Friedrichs begonnen (man findet die Verweise auf der rechten Seite) und wollte wenigstens noch dieses Bild hinzufügen. Die "Abtei im Eichwald" ist das Gegenstück zum „Mönch am Meer“, geschaffen für die Berliner Akademie-Ausstellung 1810, wo beide Werke von König Friedrich Wilhelm III. auf Wunsch des Kronprinzen erworben wurden.

Ich habe eingangs Runge zitiert, weil beide von verwandter Geisteshaltung waren, aber von Runge prägnantere Äußerungen überliefert sind (leider ist er früh verstorben), bei Friedrich hat man sich eher an die Bilder zu halten. Nicht daß es von ihm nicht auch Erhellendes gäbe, etwa: „Der Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch, was er in sich sieht.“ „Ein Bild muß nicht erfunden, sondern empfunden sein.“

Carl Gustav Carus hat dieses Gemälde „vielleicht das tiefsinnigste poetische Kunstwerk aller neueren Landschaftsmalerei“ genannt. Was sehen wir: Eine Kirchenruine inmitten von kahlen Eichen, die in statuarischer Symmetrie bizarr aufragen, ein Leichenzug geht an dem offenen Grab vorbei und durchschreitet das Portal eines Raumes, der lange vergangen ist, hin zu einem Kruzifix, das im Eingang sichtbar wird. Es ist der Leichenzug des Mönches vom Meer. Wir werden förmlich hineingezogen in dieses Bild, in diesen Raum von unendlicher Weite, als ob wir uns eben diesem Zug anschließen müßten.

Hebräer 13,14 kommt einem in den Sinn: „Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ Die Ruine der Kirche erinnert an die Klosterruine Eldena bei Greifswald, die nahe am Meer liegt, also wieder das Motiv des Meeres, wenn auch verborgen. Zusammen mit den Eichen steht sie vor dem diffus leuchtenden Hintergrund, nicht wie eine Schranke, sondern sie markieren den Durchgang zu etwas, das sich nur in der Andeutung darstellen läßt. Das Maßwerk der Ruine läßt sich wohl als Sinnbild der Ordnung interpretieren, während die Eichen für heidnische Wildheit stehen. Aber hier kommt mehr zusammen, ein von Menschen geschaffener schöner Bau, der wieder in die Natur zurückfällt, das Zusammenfinden von Natur und menschlicher Schöpfung, eine Kirche, die noch als Fragment auf ihren Ursprung verweist, wie eine Chiffre. Das ganze Bild ist eine solche, die Natur wird zur Chiffre Gottes, so wie der zunehmende Mond auf Christus verweist.

Es ist dies kein düsteres Bild, keines über Erstarrung, Tod, Vergängnis. Es ist eines über den Durchgang, Transition, über das Streben nach Erleuchtung, denn der Zug geht in dies Leuchten, das hinter dem Portal aufscheint. Und in diesem Leuchten wohnt Christus. Man könnte es auch als eine Meditation über die Meditation betrachten. Im Mönch am Meer begegnete uns die statische Kontemplation, nur der Geist des Menschen greift in die Unendlichkeit, im zweiten Bild hingegen ist eine Art Tod eingetreten und der ganze Mensch wird in diese Unendlichkeit getragen, deren Aussehen sich völlig verwandelt hat.

Caspar David Friedrich ist ein großer metaphysischer Maler, einer dem die Natur nicht nur Staffage oder trockenes Sinnbild ist, sondern einer, der die Natur in die Unendlichkeit mit hineinnimmt. Man bezeichnet ihn gern als Pantheisten. Ich bezweifle das, ich glaube, dies Etikett bleibt weit hinter Friedrich zurück. Es genügt dieses eine Bild, um ihn besser kennenzulernen.

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

kein schönes bild,ist langweilig

Anonym hat gesagt…

beim zweiten mal lesen, immer noch langweilig

Anonym hat gesagt…

sch.....

MartininBroda hat gesagt…

Dann wollen wir auch so antworten:
„Ein Buch ist ein Spiegel, wenn ein Affe hineinsieht, so kann kein Apostel heraus gucken.“
Georg Christoph Lichtenberg

utania hat gesagt…

danke, eine wirklich anregende, wenn auch kurze, Bildbesprechung. Das Gemälde gehört für mich zu einem der schönsten von Friedrich, ich habe das Glück, in Greifswald aufgewachsen zu sein und daher kenne ich die Ruie bei Eldena nur zu gut und jedesmal bereitet es mir ein weni Heimweh, wenn ich Friedrichs Werke betrachte.
Es wäre als kleines I-Tüpfelchen auch toll, wenn Sie vielleicht die Quellen Ihre Informationen angeen könnten (zumindestens bei den Deutungsansätzen wäre das für eine evtl. weitere Lektüre sehr nützlich).

MartininBroda hat gesagt…

Vielen Dank, Sie haben völlig recht, ich werde zukünftig versuchen, daran zu denken. Es ist immer schön, von jemandem, der dies auch liest (und kennt), an gewisse Standards erinnert zu werden (und dies ist ironiefrei, also genauso gemeint).