Mittwoch, 5. Mai 2010
Über den Erbauer von Schönbrunn
Wäre ich ein fanatischer Protestant, dürfte ich nicht freundlich an Kaiser Leopold I. erinnern, der am 5. Mai 1705 starb. Denn in seiner beachtlich langen Regierungszeit von 1658 bis 1705 als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches hat er sehr energisch die Gegenreformation vorangetrieben und das nicht immer nur mit dem Bau prachtvoller Klöster. Aber mindestens zwei Dinge versöhnen – der Kampf gegen die Türken und der Bau des Schlosses Schönbrunn.
Man sollte sich bewußt machen, daß Leopold noch während des Dreißigjährigen Krieges mit seinen unsäglichen Verwüstungen geboren wurde. Als man mit dem Neubau des Schlosses begann, lag dieser noch keine 40 Jahre zurück. Man wird heutzutage schnell auf sogenannte Meinungen stoßen, die eine solche kulturelle Großtat von den Motiven her in Zweifel ziehen wollen, es sei schließlich nur um Repräsentation gegangen. In der Tat, um die Repräsentation von etwas von bleibender Gültigkeit, Schönheit etwa. Aber für derlei Dinge ist der Geist vieler heutzutage schon zu sehr verwirrt. Immerhin spricht das Werk immer noch für sich und gefällt wohl zumindest. Wir wollen es bei dem obigen Bild belassen, wer dem Link folgt, wird schnell auf weitere Bilder stoßen.
Was leicht vergessen wird, ist, daß es Leopold I. war, der die Türken entscheidend aus Europa herausdrängte und ihnen den Mut und die Mittel nahm, ihre Eroberungsversuche gegen das christliche Abendland fortzusetzen. Zu den Propagandaerzählungen einer gewissen Geisteshaltung gehört es, die Verworfenheit der Kreuzzüge gegen den so kultiviert, wie toleranten Islam zu stellen. Dabei wird willentlich unterschlagen, daß der aggressive Part die meiste Zeit auf der muslimischen Seite lag und etwa die Ungarn nicht danach lechzten, türkische Untertanen zu werden, wie auch immer.
Leopold hatte sehr fähige Feldherren und Verbündete, aber zu diesen kam er nicht von allein, es war also sein Hauptverdienst, Kräfte zu sammeln, wirksame Bündnisse zu schließen und befähigte Personen zu binden. 1683 scheitert die 2. Belagerung Wiens durch die Türken, 1686 wird Ofen, das spätere Budapest zurückerobert, 1687 wiederholt sich die Schlacht von Mohács, in der 1526 Ungarn untergegangen war, nur daß diesmal Karl von Lothringen einen glänzenden Sieg erringt. Die Ungarn akzeptierten daraufhin die Habsburger als Träger der Stephanskrone. Belgrad fällt 1688, wird allerdings 1690 von den Osmanen zurückgewonnen, da inzwischen der allerchristlichste französische König Ludwig XIV. in das Rheinland eingefallen war und den Pfälzischen Erbfolgekrieg begonnen hatte, der diesen Teil Deutschlands übrigens erheblich verwüstete (Mannheim und Worms gebrandschatzt, das Schloß in Heidelberg zerstört, Speyer verwüstet und die Kaisergräber im Dom nach Schätzen durchwühlt, aber das ist ein anderes Thema).
Nach dem Ende dieses Krieges schlägt Prinz Eugen in der Schlacht bei Zenta am 11. September 1697 die Türken vollständig. Im Frieden von Karlowitz 1699 wurde das mit Siebenbürgen wiedervereinigte Ungarn den Habsburgern zugesprochen. Der Einfluß des osmanischen Reiches war entschieden zurückgedrängt und das spätere Österreich-Ungarn nahm seinen Anfang. Keine schlechte Bilanz für einen eher vorsichtigen Herrscher, nur im Westen gegen Frankreich war er leider weniger erfolgreich.
Und um aus den hehren Höhen der Geschichte ins Prosaische der Gegenwart abzustürzen, zwei aktuelle Gartenbilder zur Illustration der Jahreszeit.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen