Mittwoch, 23. Januar 2008

Über Verluste

Es gibt Verluste, die wir heftig betrauern und nach einiger Zeit fast schon vergessen haben, und es gibt Verluste, die, manchmal, wo wir es gar nicht erwartet hätten, etwas verändern, nach denen die Welt um eine Farbe ärmer ist.


Wobei das eine eher milde Formulierung ist. Ich erinnere mich, daß ich als Kind schreckensvoll daran dachte, wie es sein würde, wenn meine Stief-Großmutter sterben würde, die mir u.a. eine heftige Zuneigung für das 2. Kaiserreich eingepflanzt hatte. Nun ja, siehe 1.


Und dann denke ich an den Verlust eines guten Freundes zurück, von dem ich erst in dem Moment seines Todes merkte, wir sehr er ein tragender Balken meines Seelenhaushalts geworden war, und bei allen Notreparaturen ist davon ein Teil wüst liegen geblieben.


Ich wußte von mir gar nicht, daß ich ein fanatischer Fan von Heath Ledger gewesen wäre, aber heute, in einem eigentümlich bizarren Moment, in dem ich zufällig die Nachricht von seinem Tod las, wußte mein müdes Herz, soeben ist etwas anders geworden, die Welt ist um eine Farbe ärmer, für immer.

Nachtrag

"Häßlichkeit entstellet immer,
Selbst das schönste Frauenzimmer."

aus einem Kommersbuch, aufgefunden in "heiterster Runde"

Manchmal gibt es Überraschungen und jahrelange Verknotungen lösen sich vorübergehend auf. Angenehm.

Samstag, 19. Januar 2008

Über Erwartungen

Gestern fragte mich ein 12jähriger, ob ich sein Freund wäre. Großer Gott, das arme Kind wußte nicht, was es sich da aufhalsen wollte, ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich mit mir selbst würde befreundet sein wollen.

Ich weiß bis heute nicht so recht, was wir in Freundschaften suchen, vielleicht wollen wir einfach durch andere von uns selbst erlöst werden, was selbstredend permanent Enttäuschungen produzieren muß, und dann erholt man sich irgendwann an dem Gedanken, daß die Dauer einer Beziehung doch ein nicht zu unterschätzender Ersatz für Sympathie werden kann, eine andere Art von Vertrautheit.

Leider kann dieses hier nicht weiter eruiert werden, da ich kurioserweise gerade im Begriffe bin, mich zu dem Geburtstag eines langjähigen Bekannten/Freundes aufzumachen, aber eine Empfehlung muß ich bei diesem Anlaß unbedingt loswerden.

http://www.sarahkaiser.de/

Samstag, 12. Januar 2008

Am Wegrand aufgelesen

Wenn wir uns präsentieren, ist es dann nicht gelegentlich so, als ob wir einen Stein auflesen, den wir am Wegrand gefunden haben. Wir lösen das Erdreich ab, säubern ihn, löschen dabei die Spuren des Ortes, an dem er gelegen hat, aber doch nur, weil er für sich schön ist, es sagt über das Wesen eines Steins wirklich nicht viel aus, daß er vielleicht vorher im Schmutz gelegen hat.


Dienstag, 8. Januar 2008

Kurze winterliche Anmutung


Das Leben ist voller Überraschungen: Auch das Jahr 2008 darf mich erleben, es gibt einen kurzen Einbruch von winterlicher Sentimentalität und heute durfte ich einem meiner kindlichen Bibliotheksbesucher erzählen - eine dieser ironischen Allüren, die unseren Herrgott gelegentlich überkommen, ich, der ich eigentlich keine kleinen Kinder mag, darf seit geraumer Zeit versuchen, diesen die Welt der unbewegten Bilder und Buchstaben näherzubringen - ich sei in der Tat schon 44 Jahre alt, also gewissermaßen in seinen Augen fast schon tot, aber so sei das mit dem Leben, es nähme einfach kein Ende, wie eine schlechte aber nichtsdestotrotz erfolgreiche Seifenoper, und dann gab es einen dieser merkwürdigen Zusammenstöße...


Die vornehme Schönheit einer bestimmten Denkungsart


Also beim sinnlosen Wandern im Internet stoße ich auf den Blog eines schwulen 26jährigen kanadischen Familienvaters und bin zutiefst ergriffen - nun dazu gehört nicht viel - aber jeder, der des Englischen halbwegs mächtig ist, sollte einmal unter


http://cooperscorridor.blogspot.com/


nachlesen, vor allem die älteren Sachen, bevor ihn der Virus des entrückten Adoptivvaters befiel.

Damit die Peinlichkeit vollendet wird, werde ich mich jetzt ein bißchen selbst zitieren, um es vorauszuschicken, man merkt beim Lesen vor allem (logischerweise) der Kommentare schnell, es besteht eine Wolke ergriffener Verehrer, nicht ganz zu Unrecht, ich schrieb ihm also, man würde doch ein wenig bei jeder kritischen Anmerkung in die Zwangsvorstellung geraten, eine "Ikone mit schmutzigen Händen" zu berühren, denn wenn ich seinen Blog zu lesen versuche, mein Englisch ist in der Tat miserabel, würde ich eine Wolke erlöster Leser sehen, und was noch schlimmer wäre, mich hätte die eigene Rührung - zeitweise - übermannt. Aber der geneigte Leser schaue selbst.


Zwei weitere m.E. bemerkenswerte Adressen, die eines längeren Kommentars wert wären:



http://www.youtube.com/theroyalchannel

http://www.toonpool.com/


Aber für heute

alles Gute


Martin