Montag, 28. März 2016

Frohe Ostern!



Frohe und gesegnete Ostern!


Sonntag, 20. März 2016

Sonntag & (verspätet)


Nun sind wir schon ziemlich in der Karwoche fortgeschritten und es gibt noch immer keinen Essensbericht. Der soll jetzt folgen. Palmarum, wie dieser Sonntag nun einmal heißt, hatte die passende äußerliche Stimmung, auf die wir aber nur mit diesem Bild eingehen wollen.


Mir ist als hätte ich vorigen Sonntag bedauert, kein vernünftiges Lammfleisch mehr bekommen zu haben. Nun diese Wahl verbot sich diesmal, das wäre doch etwas abwegig gewesen. Die Hauptgerichte hatten alle Wasser gesehen, genauer gesagt, Salzwasser oder doch wenigstens das Brackwasser der Ostsee.



Der Appetit von Frau W. schwankt derzeit sehr, aber ein Bückling geht immer. Der geräucherte Hering war lediglich von mir im Backofen aufgewärmt worden und wurde anschließend mit Ausnahme von Kopf und Schwanz unter großem Enthusiasmus vertilgt. Den Anblick des hier noch ganzen Fisches habe ich mit etwas Dill aufgehübscht.


Jetzt folgt mein Part – Lachs im Blätterteigmantel, ich hatte mit dem Inneren etwas variiert, teils war es nur Butter mit Dill, teils Kräuterfrischkäse, das Dritte habe ich schon wieder vergessen, vermutlich ebenfalls Käse. Und für die Optik hatte ich kurz ein paar Garnelen in die heiße Pfanne geworfen, die anschließend auf dem Tisch argwöhnisch von der Gegenseite beäugt wurden


Wir wechseln zu den Beilagen. Die Kartoffeln kommen nur deshalb als Pellkartoffeln daher, weil sie erstens etwas klein und ich zweitens zu träge zum Schälen war.


Die Sauce bestand aus Fischfond, ebenfalls Dill, Kochsahne und Schmelzkäse, sie fiel ganz nett aus.


Und da zwischendurch immer mal wieder ein freundlicher Sonnenstrahl die Tischdekoration traf, wollte ich dieses nicht vorenthalten: Rosen mit Pellkartoffeln - klingt wie eine abwegige Küchenkreation, ist aber nur ein Bild.


nachgetragen am 22. März

Sonntag, 13. März 2016

Sonntag & (nachgetragen)


Ich bin mir sicher, Katzen würden nie grün wählen. Keine Sorge. Wie komme ich darauf. In der jüngeren Vergangenheit tauchte hier ein junger Hahn auf, idyllisch anzuschauen, aber er hatte sein Schicksal besiegelt, als er wirklich fast alles mit seinen Hinterlassenschaften besudelte.

Die Katzen nahmen nach dessen Hinscheiden den gewohnten Platz nur unter protokollarischem Protest ein, anders kann man es nicht beschreiben. Ich habe erst halbherzig, dann entschlossen, alles mit viel Chemie „bereinigt“, das Ergebnis - (fast) interesseloses Wohlgefallen.

Die Bilder sind durch die Tür aufgenommen, weil ich die von mir einmal als „häßliche Katze“ titulierte sonst am Hals oder an den Füßen gehabt hätte, anstrengend, und vor allem keine Bilder. Übrigens nicht nur Igel mögen Laubhaufen, auch intelligente Katzen bauen sich dort offenkundig Nester. Fiel mir heute auf, als großes Rascheln sich als gänzlich harmlos erwies.



Zum Essen. Jemand hatte einen Anfall von Widerborstigkeit, warum auch nicht. Also gaben wir dem Bestreben die Bühne in der Küche. „Stampfkartoffeln“ mit Gemüse waren verlangt. Und halfen dann ein wenig dabei, daß sehr viel Sahne, Butter und Mehl den Weg in beides fanden. Menschen leben eben doch in sehr verschiedenen Welten, aber jedem seinen Schrebergarten, so er denn will.




Mir verschaffte das vor allem einige Erleichterung, und ich konnte so u.a. mit einem Kartoffel-Gratin experimentieren. Also die Form mit Butter einschmieren, rohe Kartoffelscheiben hineingelegt, Apfelscheiben darauf (das war die Abweichung), zermatschten Knoblauch dazwischen, nochmals Kartoffeln. Das Ganze mit einer Mischung aus Milch mit Muskat, Pfeffer und Salz aufgefüllt. Butter darauf und geriebener Grana Padano (was immer das sein mag, jedenfalls ist es italienischer Hartkäse, denke ich) und sogar etwas Sahne.

Das Ganze war zu lang im Ofen und ich hätte statt des Rindersteaks lieber ein solches vom Lamm gehabt, aber die waren schon aus. So ist das mit den Plänen. Ich war dennoch ganz zufrieden.




Nur eine Anmerkung noch. Ich wurde kürzlich, vielleicht wegen meiner Verirrungen in diese unselige Gegenwart, von einer Dame sehr mild, aber wirksam gescholten, warum ich nichts über Schinkel geschrieben hätte. Ich versuche es, gnädige Frau, weiß Gott, ich versuche es.

nachgetragen am 15. März

Samstag, 12. März 2016

Philosophen-Gezänk, unterhaltsam

Es bleibt mir naturgemäß verschlossen, eine Idee davon zu haben, warum Herr Sloterdijk kürzlich begann, nicht nur in seinem eigentümlichen Sound das zu sagen, wovon alle anderen ebenfalls sprechen; mit „alle meinen“ verweise ich nur auf das gegenwärtig vorherrschende Grundrauschen. Das ist zu simpel, ich weiß.

Aber ich bin für solche Beiträge einfach zu ungebildet. Darum darf man das nachfolgende mit meiner Erlaubnis gern weglächeln, und vor allem nicht lesen. Eigentlich will ich nach einigem Hin- und Her-Sträuben nur an einem Vergnügen teilhaben lassen.

In einem sehr hölzernen Beitrag (ich kann das nicht, ich weiß) belobhudelte ich kürzlich besagten Philosophen unter dem Schlagwort - „Es gibt keine moralische Pflicht zur Selbstzerstörung“. Ich hätte mir denken müssen, daß in seinem anverwandten Milieu der Meinungswirtschaft sich darüber ein Aufschrei erheben würde. Völlig an mir vorbeigegangen. Ich kenne diese Gegenden auch nicht wirklich.

Darauf hat er geantwortet (in der „Zeit“ vom 3. März), sehr unterhaltsam, also nicht im platten Sinne. Und ich werde jetzt ein wenig versuchen, dem gerecht zu werden. Es fand statt unter der Überschrift „Primitive Reflexe  - in der deutschen Flüchtlingsdebatte erleben Rüdiger Safranski und ich Beißwut, Polemik und Abweichungshass“.

Eigentlich ist damit alles gesagt. Aber darum soll es gar nicht gehen, er hat es halt nur so schön gesagt, daß ich darauf schlußendlich zurückkommen mußte, und dabei ist mir Sektenzugehörigkeit etc. etc. pp. im Grunde herzhaft egal.

Wir werden dem Text jetzt ein wenig zu folgen versuchen.

Eingangs referiert er das Bedauern in den „Sozialwissenschaften“, keine kontrollierten Experimente durchführen zu können. Oh doch, das hat man in diesem verflossenen Jahrhundert wahrlich versucht, wenngleich nur an der Oberfläche kontrolliert, das ist wohl so.

Zurück: Er referiert über die Was-wäre-wenn-Geschichten und das finale „Einknicken vor der Faktizität“. Ich füge schlicht an, weil es geschehen sei, müsse es Notwendigkeit gehabt haben, oder wenigstens eine Art von Sinn, die Diktatur der Faktizität über den Geist folglich. Aber hier haben wir auch schon den ersten schönen Satz. Aus besagtem Mangel müßten sich „die Interessierten nach anderen Ansätzen umsehen, wie man das offene Spiel des Werden-Könnenden auf dem Weg zur Gerinnung ins Faktische sichtbar macht“. Krisen hülfen dabei, dann lebten sie auf (wovon eigentlich?). Ein Gefühl von Deutungskompetenz mag sich einstellen.

„Man’s calamity is God’s opportunity“ zitiert er sodann, offenkundig ein beliebter frommer Spruch im englischen Sprachraum, der diversen Bibelstellen zugeordnet wird, und den er hier ins Soziologische wendet, wofür auch immer. Wo der gute Wille zur Theorie aufkomme, erkenne man ihn am methodischen Amoralismus, der fordere, vitale Interessen und lokale Befangenheiten für die Dauer der Untersuchung einzuklammern...

Sodann konstatiert er einen einen unbestreitbaren Temperaturanstieg im nationalen Debattenklima, das sich in die manische Richtung verschöbe, und vor allem den Pawlowschen Reflex als dessen Grundmovens. Wende man sich mit diesen Hinweisen der „Debattenkultur“ in diesem Land zu, so begreife man unmittelbar „das Drama des Kulturverlusts“, das sich sowohl in den ansprucherhebenden als auch den niederen abrolle. „Nimmt man zur Kenntnis, dass Kultur von bedingten Reflexen getragen wird und dass Zurückhaltung der Basishabitus von höherer Kultur in genere darstellt, so liegt auf der Hand, wie sehr die Aufheizung des Debattenklimas in unserem Land auf eine Tendenz zur Entkulturalisierung hindeutet“.

Man könne dies auch als einen Einbruch von schlechter Spontaneität beschreiben. Schlecht sei Spontanes dann, wenn es die Brutalisierung des verbalen und physischen Verkehrs unterstütze. Bei manchen semantischen Stimuli wie „Grenze“, „Zuwanderung“ oder „Integration“ sei die Futtererwartung des erfolgreich dressierten Kulturteilnehmers so fest fixiert, daß der Saft sofort einschieße.

So brächen sich vorkulturelle Reflexe Bahn und äußerten sich in primärer Beißwut, in Abweichungshaß und Denunziationsbereitschaft. Wo Hemmungen herrschten, könnten Enthemmungen nicht weit sein. Das bewundernswerte Hemmungssystem „Hochkultur“ überlebe aber nur, wenn es Einbrüche aus dem Barbarischen, aus der Sphäre der Primär-Reflexe früh genug in Schach halte, und sei es ein erworbenes Primitives.

Wir springen jetzt etwas. Er appelliert an das „Lesen in Zwischenräumen“ und erinnert daran, daß gerade die Nuance nicht selten den Unterschied zwischen Gut und Böse ausmache. Man denkt, wo die Turnierbahn so abgesteckt ist, jetzt muß es doch losgehen. Das tut es. Er erwähnt das absichtsvolle schlechte Lesen, den Nuancenmord. Es seien naturgemäß politisierte oder politologisierende Intellektuelle, die bei diesem Vergehen die Täterstatistik überpropotional bevölkerten. „Sie fallen dadurch auf, dass sie Ideen umzingeln wie Frauen in Silvesternächten.“

Er referiert sodann kurz die „Debatte“ zum von mir besprochenen Beitrag im Cicero. Im Tagesspiegel habe ein Übererregter über Stahlhelme schwadroniert. Verteidigt dann seinen Mitverdächtigten Safranski gegen politische Krankheitsgewinnler: Mit seinem ganzen Werk habe der sich um die Versöhnung einer geschichtskranken Kultur mit ihren besseren Potentialen bemüht.
 
„Ein kurzes Wort will ich anfügen zu der Polemik von Herfried Münkler gegen Safranskis und meine Äußerungen über deregulierte Migrationen und übers Ufer getretene Flüchtlings-“Ströme“. Der Fall hat eine aparte Seite, da Münkler kein kleiner Kläffer ist, wie ein Philosophie-Journalist aus der Narren-Hochburg Köln, der offensichtlich immer noch nicht weiß, wer und wie viele er ist. Münkler jedoch hat sich als Autor von Statur erwiesen. Umso erstaunlicher bleibt seine Fehllektüre-Leistung, die er in einem Artikel dieser Zeitung vor wenigen Wochen zum Besten gegeben hat.“

Der kleine Kläffer ist die Hofreiterin der Meinungswirtschaft und fühlte sich vom Beitrag des Herrn Sloterdijk an Rudolf Höß, den Kommandanten von Auschwitz erinnert. Derart Armseliges sollte man in der Tat nicht auch noch durch Namensnennung honorieren.

Aber jetzt gelangen wir endlich zum Finale. Zunächst beschreibt er seine eigene Haltung als die einer linkskonservativen Sorge um den gefährdeten sozialen Zusammenhalt. Für die Nuancen-Zerstörer würde daraus eben nationalkonservativ oder gar neu-rechts (so ist das halt in Kriegszeiten, möchte man anfügen, da werden die Bataillone gezählt, der Verstand ausgeknipst, so je nennenswert vorhanden, und wer am lautesten schreit, hat regelmäßig am meisten recht).

Da er aber unter Intellektuellen nie an "Missverständnisse" glaube, sondern durchweg von intentionalen Falschlektüren ausgehe, hielte er es für sinnvoll, den Motiven von evidenten Fehldeutungen nachzugehen. Für den Augenblick beschränke er sich auf den Fall Münkler.

„Tatsächlich entwickelt sich unser Dissens aus gegensätzlichen Beantwortungen der Frage, ob die Merkel-Politik angesichts der Flüchtlingswelle seit dem letzten Sommer mehr ist als eine hilflose Reaktion auf Unerwartbares.“ Safranski und er hätten, unabhängig voneinander, der Volksmeinung recht gegeben, die in breitester Mehrheit dem Eindruck zustimme, es habe sich bei der Merkelschen Willkommens-Propaganda um eine Improvisation in letzter Minute gehandelt, die aus einer Verlegenheit eine überlegte Maßnahme machen wollte.

Eine solche Deutung sei nicht unbedingt ehrenrührig. Politik in der überkomplexen Moderne sei in weitaus höherem Maß improvisatorisch bestimmt, als das Wählervolk, das lieber an eine weit planende Intelligenz von oben glaube, es wahrhaben möchte.

Selbst Otto von Bismarck habe seinerzeit bemerkt, seine als souverän wahrgenommene europäische Gleichgewichtspolitik sei nicht mehr als "ein System von Aushilfen" gewesen. Napoleon Bonaparte bekannte in seinen Memoiren, er sei nie Herr seiner Handlungen gewesen.

„Man wäre schlecht beraten, wollte man von einer in Vagheiten erfahrenen Übergangsfigur wie Frau Merkel mehr erwarten als von jenen profilstarken Heroen. Die Mäßigung der Ansprüche ändert am riskanten Gang der Dinge wenig. Auch die Fehler mittlerer Akteure vermögen auf längere Sicht bösartige Folgen nach sich zu ziehen.“ Daß Politik sich mehr und mehr zum Fatalitätsmanagement wandele, läge in der Natur multifaktorieller Prozesse. Das Spiel mit dem Zufall werde seinerseits immer zufälliger. Die Kunst, den Zufall zu zähmen, erweise sich als schwerer erlernbar denn je.

Und jetzt wird Herr Münkler quasi abgeschossen. Er würde ihm in einigen Jahren gern die Frage stellen, wie er seine erstaunliche Wandlung vom gelehrten Imperium-Versteher zum Kavaliers-Politologen rechtfertige, als welcher er jetzt Frau Merkels unbeirrbar konfusem Handeln ein grand design unterstelle. Offenbar verkenne er mit Absicht, in welchem Ausmaß politische Direktiven heute auf autohypnotischen Mechanismen beruhten. Die Unmöglichkeit, den rechten Weg zu erkennen, würde mehr und mehr mit Selbstsuggestionen kompensiert.

Erstaunlich sei, daß das autohypnotische Regime für Politiker wie für Politologen gelte. Herr Münkler wanze sich gewissermaßen an die Machtverwalter heran und wolle offensichtlich gern als Mitwisser einer an der Spitze des deutschen Staatswesens waltenden strategischen Vernunft hervortreten.

Und hätte er doch nur recht. Seien nach mehreren Jahren der bejahten Überrollung erst einmal fünf Millionen Asylanten im Land, könne man nur noch dafür beten (!), es möge einen Masterplan gegeben haben.

Wären nicht auf der weltpolitischen Bühne seit Jahrzehnten die stolzen Konfliktberater und Strategien-Schmiede regelmäßig die Blamierten gewesen? „Diente 'Strategie' nicht stets als Ausrede für zukunftsblinden Interventionismus, beginnend mit der Destabilisierung unwillkommener Regime, endend mit der Überlassung ruinierter Staaten an Chaos, Terror und nie beendbaren Bürgerkrieg?“ Diese Art von Strategie-Versteherei möge uns doch bitte weiterhin erspart bleiben.

„In der Zwischenzeit, denke ich, sollte Herr Münkler die Gelegenheit nutzen, seine okkasionellen Ungezogenheiten zu überdenken.“ Offenbar stammten seine polemischen Thesen (er wäre erregt genug gewesen, seine und Safranskis Sorgen-Thesen als unbedarftes "Dahergerede" zu bezeichnen) nicht zuletzt aus dem Revierverhalten und dem Streben nach Deutungshoheit. „Sind unsere Sorgen nicht zu real, als dass sie auf die Ebene von Gezänk zwischen Krisen-Interpreten gezogen werden dürften?“ Es könne nicht wahr sein, daß ausgerechnet unter Intellektuellen die unbedingten Reflexe gegenüber den bedingten die Oberhand gewönnen.

„Okkasionelle Ungezogenheiten“! Danach ist jemand eigentlich erledigt. Woran er immer bei diesem Wort gedacht hat, übersetzten wir es doch einfach mit den Anlaß ausnutzende Frechheit, das wäre dann Opportunismus, also der Wunsch, endlich einmal dazuzugehören, plus Mangel an Gesittetheit. Das Wort muß man sich einfach merken.

Sonntag, 6. März 2016

Sonntag &

 

Wie schreibt man höflich, daß jemand dieses ganz vorzügliche Essen nicht ganz bei sich behalten konnte? Ich habe keine Ahnung, aber nun ist es raus.

Irgendwann habe ich für mich beschlossen, diese Berichte einigermaßen authentisch zu halten, das bringt einen mitunter in die Bredrouille. Aber um die Spannung gleich herauszunehmen. Es war womöglich zu viel.




Aber der Reihe nach. Es gab also Rosmarin-Kartoffeln (im Ofen gebacken), die waren schon mal wunderbar.

Und da ich auf unserem sog. Markt kürzlich etwas frischen Lachs gekauft hatte, kam ich auf die Idee, doch einmal den Vergleich mit der Tiefkühlware zu wagen, alles auf die gleiche Weise zubereitet: Auf ein Stück Lachs kam frischer Dill, viel Butter, Pfeffer und Salz und alles in Aluminiumfolie in den Ofen zu den Kartoffeln bzw. darüber.


Der Rosenkohl paßte nicht unbedingt, den hatte ich wohl in einem Augenblick gedanklichen Wegwanderns ausgewählt. Das kommt des öfteren vor. Ich merke das regelmäßig daran, wenn mich Leute im Supermarkt argwöhnisch zu mustern beginnen, aber immerhin rede ich dort noch nicht laut mit mir selbst, das kommt dann vielleicht später.

Und eine kleine Sauce hatte ich gemacht, aus Fischfond, Kochsahne und ebenfalls Dill hauptsächlich, ich brauchte die zwar nicht, aber andere Beteiligte.  Es wurde alles sehr schnell weniger, vor allem wurde die komplette Butter unter dem Lachs in die Sauce transferiert. Nicht von mir, wie man zurecht vermutet.


Und der Geschmack des Laches. Nun der aufgetaute war zwar etwas trockener, der Lachs, nicht der Geschmack, aber offen gestanden weniger aufdringlich, geschmacklich gesehen. Es war alles so gut, wie es überwiegend aussieht, zu gut offenkundig.


Laetare

San Paolo fuori le Mura

Ich wurde kürzlich gescholten, daß kaum noch Geistliches hier zu finden wäre, nun anderes auch immer weniger, möchte man hinzufügen.

Der vormalige Papst hat einmal an das Gebet vor der Kommunion erinnert. Damit der ursprüngliche Gehalt genau zum Vorschein komme, müßten wir dabei die alte Formulierung vor der Liturgiereform bedenken.

Da heiße es: „Herr ... schau nicht auf meine Sünden, sondern auf den Glauben deiner Kirche.“ Es sei wichtig, daß das Gebet ein Ich-Gebet war: Man verstecke sich nicht in der grauen Masse des „Wir“. Der Beter sei persönlich gemeint, er müsse in den Bekehrungsakt zurückkehren und seine eigene Schuld schmerzlich gerade in diesem großen Augenblick, im Angesichte des zum Gotteslamm gewordenen Erlösers erkennen.

Wichtig sei dann, daß die Kirche voraussetzte, daß jeder Eucharistie Feiernde Grund habe, solches zu sagen. Das Gebet wäre bis zur Reform sogar in erster Linie ein Priestergebet gewesen: der Papst habe es sprechen müssen, ebenso wie die Bischöfe, alle Priester, alle Teilnehmer an der Eucharistie. „Dieses Wort ist also gerade nicht den Abständigen, den Exkommunizierten oder sonstwie nicht im Kern der Glaubensgemeinschaft Lebenden zugedacht, sondern eben denen, die sich auf die Kommunion vorbereiten.“

Kommunizieren heiße, sich neu dem Feuer Seiner Nähe und damit dem Anspruch der Bekehrung auszusetzen. Glaube sei seinem Wesen nach Mitglauben mit der Kirche: „Im Akt des Glaubens werden wir Kirche und von ihr empfangen wir überhaupt diesen Akt. Weil es so ist, ist sie 'deine Kirche' und nicht 'unsere Kirche'. Alles, was bloß 'unsere' Kirche ist, ist nicht im eigentlichen Sinne Kirche. Ihr Wesen ist Relation, Zugewandtheit zum Herrn, Zugehörigkeit zu ihm.“

Daran mußte ich denken als ich zum Sonntag Lätare, der mitten in der Passionszeit schon deutlich auf Ostern hinweist, nach etwas Tröstlichem bei unserem Vater Luther suchte. Der Glaube findet also seinen Halt in denen, die vor einem geglaubt haben. Das ist der Sinn und der Beistand der Tradition. Das ist nicht alles, aber doch schon eine ganze Menge. Es ist auch nicht ganz das, was Benedikt XVI. im Sinn hatte, aber man ahnt vielleicht die Verwandtschaft. Es folgt also Luther, ungekürzt (!).

Martin Luther als Currendeknabe vor Frau Cotta

Predigt am Sonntag Lätare 

Darnach fuhr Jesus weg über das Meer an der Stadt Tiberias in Galiläa. Und es zog ihm viel Volks nach, darum daß sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat.
Jesus aber ging hinauf auf einen Berg und setzte sich daselbst mit seinen Jüngern. Es war aber nahe Ostern, der Juden Fest. Da hob Jesus seine Augen auf und sieht, daß viel Volks zu ihm kommt, und spricht zu Philippus: Wo kaufen wir Brot, daß diese essen? (Das sagte er aber, ihn zu versuchen; denn er wußte wohl, was er tun wollte.)
Philippus antwortete ihm: Für zweihundert Groschen Brot ist nicht genug unter sie, daß ein jeglicher unter ihnen ein wenig nehme. Spricht zu ihm einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus: Es ist ein Knabe hier, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; aber was ist das unter so viele?
Jesus aber sprach: Schaffet, daß sich das Volk lagert. Es war aber viel Gras an dem Ort. Da lagerten sich bei fünftausend Mann. Jesus aber nahm die Brote, dankte und gab sie den Jüngern, die Jünger aber denen, die sich gelagert hatten; desgleichen auch von den Fischen, wieviel sie wollten. 
Da sie aber satt waren, sprach er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrigen Brocken, daß nichts umkommt. Da sammelten sie und füllten zwölf Körbe mit Brocken von den fünf Gerstenbroten, die übrig blieben denen, die gespeist worden.
Da nun die Menschen das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: Das ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll. Da Jesus nun merkte, daß sie kommen würden und ihn haschen, daß sie ihn zum König machten, entwich er abermals auf den Berg, er selbst allein.
Johannes 6, 1-15

Dieses ist von den Evangelium eines, darum unser lieber Herr Christus seine Christen lehrt, wie sie ihm trauen sollen, daß er sie nicht Hungers sterben, sondern durch seinen Segen ihnen alles genug schaffen wolle, was sie bedürfen. Darum ist eine solche Predigt, welche die Geizigen, die nichts anderes können, denn auf ihren Nutzen denken, nicht wert sind, daß sie es hören, viel weniger, daß sie es glauben sollen. Denn sie hören wohl, wie der Herr hier durch seinen Segen ein großes Wunderwerk getan habe; aber sie wollen es dazu nicht kommen lassen, daß er es mit ihnen auch tun möge. Darum geizen sie, und stellen sich immer so, als könnte oder wollte Christus solch ein Wunder mit ihnen nicht tun, sondern müßten sich selbst versorgen und alles bedenken, sonst möchten sie verloren sein. Mit solchen Leuten hat Christus nichts schaffen.

Die aber, die sich an sein Wort halten, tröstet er hier, nicht mit Worten, sondern mit dem Werk, er wolle ihnen zu essen schaffen; auf das wir ja nicht zweifeln, noch denken sollen, wie wir uns ernähren, sondern unser Herz und Vertrauen auf Christum stellen. Solcher Glaube wird uns nicht fehlen. Denn da will Christus bei uns sein, und das Vermögen zu uns bringen, wo gleich nicht mehr denn fünf Brote da sind, daß er es doch so segnen will, daß fünf Tausend Mann, ohne Weib und Kind, sollen satt werden, und dazu noch weit mehr überbleiben, denn im Anfang da gewesen ist. Denn zuvor war kaum ein halber Korb voll Brod da; und bleiben doch zwölf Körbe mit Brocken davon über.

Das ist die Summe der Lehre des heutigen Evangeliums: Wir sollen fromm sein, und dem Wort Gottes mit Fleiß nachgehen wie diese Leute hier, und glauben: so will Gott dafür sorgen, daß wir Essen kriegen und Nahrung finden. Wie man in der Geschichte hier sieht, daß ob sie gleich nicht alle fromm sind, weil doch etliche rechte, fromme Herzen darunter sind, und mehr daran denken, wie sie zum Wort kommen können, denn essen, daß der Herr für sie sorgt, und schafft ihnen ohne ihre Gedanken, daß sie auch zu essen haben. Als wollte er sagen: Mein lieber Mensch, lerne und suche am ersten das Reich Gottes, höre mein Wort, glaube an mich, und tue mit Fleiß, was dir zu tun in deinem Stande befohlen ist; so lasse mich für das Übrige sorgen. Bist du nicht reich, so will ich dir doch genug schaffen. Denn Gold, Silber, Geld, Steine kannst du ja nicht essen, es muß Brot sein, daß aus der Erde wächst. Ob du nun aus der Erde das Brot nicht bekommen kannst, weder Haus noch Hof, Acker noch Garten hast: glaube nur und folge mir nach, du sollst Brot genug haben.

Dies erfährt man und sieht ist täglich vor Augen. Ein armer Schüler, der fleißig und fromm ist, aus den kann Gott wohl einen großen Doktor machen. Eine arme Dienstmagd, die gottesfürchtig ist und ihrer Herrschaft treu dient, der schenkt Gott einen frommen Mann, gibt ihr Haus und Hof. Von diesen Beispielen sieht man täglich viel, wie Gott armen Leuten hilft. Dagegen die, so Gott nicht fürchten, sein Wort nicht achten, und sonst auch untreu und nicht fleißig sind, müssen arme Bettler bleiben, und können ihr Lebelang auf keinen grünen Zweig kommen.

Darum ein böser Bube, der nicht fleißig lernen, böse, mutwillig und untreu sein will, der soll wissen, daß ihn unser Herr Gott gehen läßt, in einen Krieg, wo er vielleicht erstochen oder erschossen wird, oder einen Henker oder sonst einen schlechten Menschen werden läßt. Also eine Magd, die nicht gottesfürchtig sein, sich nicht züchtig halten, nicht gehorsam sein, die läßt Gott in Sünde und Schande fallen, daß ihr Lebelang nichts aus ihr wird. Dieses ist dann rechter verdienter Lohn. Warum sind sie nicht fromm, und glauben an Christum, folgen seinem Wort? So würde Christus bei ihnen sein, und sagen: laß mich sorgen, wie ich dich empor hebe, zu Ehren bringe und reich mache.

Das also dies Evangelium uns lehrt an Christum glauben, daß er uns erhalten und genug geben wolle, wenn wir nur fromm sind, auf sein Wort sehen, und mit diesen Leuten hier demselben nachgehen, und etwas darum wagen und leiden. Denn das Werk, daß der Herr hier übt, ist gleich als eine Predigt, als wollte er sprechen: Bist du gottesfürchtig fromm, läßt dir sein Wort lieb sein, so will ich dir zu essen geben, ich will dich nicht verlassen, ich will ganz gewiß etwas aus dir machen. Wo du aber nicht fromm sein willst, mein Wort verachten, oder sonst dich unrecht verhalten, und du dann ein Bettler bleibst; diese Schuld ist dann niemand andere als deine eigene. Oder, ob du schon reich wirst, so mußt du doch zum Teufel, und soll dir dein Geld und Gut nicht helfen. Daß es also so beschlossen sein soll: Wer Gottes Wort verachtet, und nicht tun will, was Gott sagt, da will Gott wiederum nicht tun, was er gern hätte und wohl bedürfte.

Solches will der Herr hier uns lehren, daß er mit fünf Broten 5000 Mann, die zu ihm in die Wüste gegangen, mit Weib und Kind speiset, denn an Weib und Kindern sind auch wohl noch bei 5000 gewesen; die haben alle genug und bleibt auch noch viel über. Das heißt nicht mit Worten predigen, wie er bei Matthäus 6,33 tut, als er spricht: " Suchet am ersten das Reich Gottes, so soll euch das andere alles zufallen "; sondern mit der Tat. Als wollte er sagen: Ich bin reich und kann dich wohl nähren; siehe nur du zu, sei fromm, halte dich an Gottes Wort und folge ihm: dann laß mich sorgen, wo du zu essen findest. Das ist die Lehre vom Glauben, so viel wie uns im heutigen Wunderwerk vorgetragen wird.

Aber neben solcher Lehre und Trost sind hier zwei Stücke, welche der Evangelist besonders anzeigen will: das erste, daß der Herr die Jünger fragt wie sie über ihn denken; das andere, daß er sagt sie sollen die Brocken aufheben, und will nicht, daß etwas vergebens umkomme.

Soviel nun die Jünger Philippus und Andreas betrifft, sieht man, was die Ursache ist: obgleich der Herr durch solchen wunderbaren Segen und zum Glauben reizt, daß dennoch solcher Glaube nicht richtig voran kommen will. Denn es fehlt uns an allen, woran es auch den Jüngern hier fehlt, daß wir nur dahin sehen, wieviel wir bedürfen. Wieviel aber Christus mit seinem Segen geben könne, da können wir nicht hinsehen.

Philippus schätzt die Zahl ziemlich genau. Er sagt: Man müsse für 200 Pfennig Brot haben, wenn ein jeder nur ein wenig haben soll. Das ist nach unserer Rechnung heute nicht viel Geld, doch war es damals für die mehr als 5000 Menschen, dazu Weib und Kinder, keine kleine Menge an Geld, auch hat Philippus nicht übermäßig viel Brot für alle gerechnet, sondern nur so viel das der gröbste Hunger gestillt würde. So hat Philippus die Rechnung auch fein und gut gemacht, genau wie wir, denn was wir für unseren Haushalt in einer Woche oder einem Jahr brauchen, daß können wir schnell überschlagen. Aber wenn wir sehen, daß nicht genug Geld da ist, werden wir darüber traurig und kleinmütig, und denken, wir müssen von Haus und Hof lassen, oder gar des Hungers sterben.

Also geht es mit Andreas auch: der sieht, wie der Herr dem armen Volk gern helfen will, zeigt deshalb an, es sei ein kleiner Vorrat da, als, fünf Brote und zwei Fische. Als er aber an den großen Haufen, an so viel hungrige Bäuche denkt, ist ihm solcher Vorrat, gleich als wäre nichts da. Was soll das, spricht er, unter so viel? Läßt also wegen seiner Rechnung den Glauben fallen und denkt, es ist dem Volk hier nicht zu helfen.

Das ist nun der allgemeine Mangel, den wir noch heute, nicht allein der Nahrung wegen, sondern auch sonst in allerlei Nöten und Anstößen fühlen, daß wir die Rechnung immer machen können, was wir bedürfen, was uns nötig wäre, daß uns Rat geschafft und geholfen würde. Wenn es aber nicht alles da ist, wie wir es gern hätten, so haben wir von solcher Rechnung nichts anderes, denn Unmut und Traurigkeit. Und es wäre viel besser, wir ließen es Gott machen, und dächten nicht daran, was wir bedürfen. Da würde dann nur ein Mangel sein, wenn sich die Not finden würde; und wir mit unseren Sorgen nicht weiter können. Weil die Sorgen über uns herrschen, fressen und nagen uns die Gedanken vor der Not auf, die doch alle vergebens sind. Denn wir werden uns nie reich denken noch sorgen. Wir können uns wohl krank, elend, toll und töricht denken und sorgen, wie man in täglichen Beispielen sieht.

Weil nun unsere Vernunft gar nicht anders kann, denn genau rechnen, und dahin sehen, was wir bedürfen, und solches dem Glauben ganz entgegen ist, hat der Evangelist solches nicht verschweigen wollen, auf das wir an der Jünger Beispiel lernen sollen, wie solche Rechnung so ganz und gar falsch und vergebens ist. Der Vernunft nach denken Philippus und Andreas recht, und es ist unmöglich, daß ein vernünftiger Mensch anders denken könnte, oder eine bessere Rechnung machen. Aber wir Christen haben nicht allein Vernunft, sondern haben auch das Wort Gottes. Sollen darum nicht allein genau rechnen, sondern auch gewiß Glauben können. Und wenn wir mit der Rechnung nicht zurecht kommen können, da sollen wir uns an das Wort und an den Glauben halten.

Denn siehe, was ein Christ für einen Speisemeister und Haushalter hat an dem Herrn Jesus Christus. Wir können nicht mehr und nicht länger geben, als wir etwas haben. Aber da sagt Johannes von Christus: Er gab vom Brot und Fischen, nicht wie viel da war, sondern wieviel er wollte. Da denke nicht, daß er es allein damals getan habe und wolle es nun nicht mehr unter seinen Christen tun. Denn wie zuvor gemeldet, sehen wir Beispiele dieses Segens auch heute alle Tage: nicht allein mit der Nahrung, daß Gott armen, dürftigen, geringen Leuten, die ihn fürchten und sein Wort lieb und wert haben, Nahrung gibt und noch viel weiter hilft; auch in anderen Nöten, daß er Rat schafft über und über. Denn er ist allmächtig, und hat uns Hilfe und Rettung zugesagt.

Darum liegt es nur allein daran, wo uns die Rechnung fehlt, daß wir uns an den Glauben und an das Gebet halten, und uns darüber trösten, daß wir einen solchen Gott haben, der nicht allein einen kleinen Vorrat durch seinen Segen größer macht, wie er der Witwe zu Sarepta Mehl und Öl wunderbar und unverhofft mehrte: sondern er kann auch wohl aus nichts alles machen. Diesen Trost sollen wir wohl merken, und wie Christus in Matthäus 6 sagt, dahin besonders trachten, daß wir am ersten das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit suchen. Das andere, was wir zu unserem Unterhalt bedürfen, da sollen wir unseren Vater im Himmel für sorgen lassen, der will es den Seinen, wie der Psalm 127,2 sagt, schlafend geben, das ist, sie sollen den Segen haben, und doch nicht wissen, wie und wo er herkommt auch; wie es auch hier zugegangen ist. Denn es ist ein solches Wunderwerk gewesen, daß das Brot und die Fische unter den Händen dem Herrn Christus gewachsen sind, wenn er ein Stück in zwei Teile gebrochen, und den anderen Teil von sich gegeben hat, ist dasselbe Teil noch einmal so groß geworden. Solches wollte der Herr uns gern in die Augen und Herzen bilden, daß wir doch lernen möchten ihm zu trauen, und nicht allein die Rechnung nach dem machen, daß wir vor Augen sehen oder dem Vorrat haben.

Wir sehen, wie jämmerlich es jetzt überall in der Welt steht. Der Türke feiert nicht, komt immer näher zu uns. Wir aber wachsen von Tag zu Tag, je länger je mehr in Uneinigkeit, nehmen dazu an Leuten und am Geld ab. So feiert der Papst auf der anderen Seite auch nicht, der ist unserem Evangelium so feind, als der Türke der Christenheit. Darum ist kein Aufhören bei ihm und seinem Haufen, nehmen sich immer etwas anderes vor, wie sie die rechte Lehre dämpfen und die alte Abgötterei wieder aufrichten können. Wenn nun ein Christ solch einen Handel sieht, bleibt die Anfechtung nicht aus; Vernunft fängt an zu rechnen und der Sache nachzudenken, sucht Mittel und Wege, wie der Sache wohl zu helfen sei. Weil sich aber Mittel und Wege nicht finden, ist es unmöglich, daß nicht ein Herz darüber betrübt werden sollte, und darüber verzweifeln, als müßte es alles zu Boden gehen und brechen. Weil aber solche Anfechtung nicht ausbleibt (denn Fleisch und Blut kann anderes nicht, wenn wie seine Art ist), so sollen die Christen lernen, wo die Rechnung nicht stimmt, daß sie sich an das Wort halten, und anfangen zu glauben.

Was sagt aber das Wort? Also, was sollen wir in solcher Not glauben? Das sollst du glauben, daß Christus die Welt überwunden hat, und daß die Pforten der Hölle seine Gemeinde nicht überwältigen sollen, Matthäus 16,18.; " die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten, und seine Ohren auf ihr Gebet ", Psalm 34,16; " wer ist, der euch kann Schaden tun, so ihr dem Guten nachkommt? Und ob ihr auch leidet um Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig ", 1. Petrus 3,12-14. " Der Herr weiß die Gottseligen aus der Versuchung zu erlösen; die Ungerechten aber zu behalten zum Tag des Gerichts, zu peinigen ", 2. Petrus 2. 9; wie Petrus auch hier mit dem Beispiel des frommen Lot zu Sodom beweist.

Wer also Gottes Wort und Zusagung vor sich nimmt und fest darauf baut, dem wird die Rechnung, auch wenn sie ihm fehlt, nicht kleinmütig machen können, noch in Verzweiflung bringen. Denn er sieht einen Herrn über sich, der mitten unter seinen Feinden herrsche, und Lust dazu hat, wo man seinem Wort nicht weichen und seine Christen nicht zufrieden lassen will, daß er seinen Namen und Macht alsdann an seinen Feinden beweise, und alles zu Boden stößt, was sich gegen ihn auflehnt; wie er Pharao und den Ägyptern getan hat. Also kommt man durch die Hilfe des Wortes dahin, daß man Hoffnung haben kann, wo gleich keine Hoffnung ist. Denn Vernunft, weil sie keine Hilfe sieht, muß verzagen. Aber das Wort, das zeigt eine gewisse Hilfe, sofern wir nur an dem Wort treu halten, fromm bleiben und Gott anrufen. Wer aber gottlos ist, in Sünden und bösen Gewissen lebt, und dennoch sich auf Gottes Zusagung, mit welchem er die Frommen tröstet, verlassen wollte, der hat weit gefehlt.

Das ist nun der Mangel hier an den Jüngern, daß sie wohl fein rechnen können; sie wollen aber nicht glauben noch sehen, was für einen Herrn sie an Christus haben. Sonst würde Philippus gesagt haben: " Für 200 Pf Brot ist nicht genug, daß ein jeder unter ihnen ein wenig nehme "; aber Gott Lob, daß wir dich bei uns haben, mein lieber Herr Jesus; denn durch deinen Segen und Hilfe, obwohl wir keinen Pfennig haben und in der Wüste sind, wollen wir doch genug Brot haben; denn du kannst eine Kunst, die andere Menschen nicht können. Andreas würde auch also gesagt haben: " Es ist ein Knabe hier, hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische "; wenn ich es austeilen sollte, so würde es kaum für zehn genug sein; aber wenn es durch deine Hand geht, so werden diese alle zu essen genug haben, und wird noch viel überbleiben. Solches würde das Wort durch den Glauben sie gelehrt haben. Weil aber Wort und Glauben durch das genaue Rechnen verschwunden ist, sieht man, daß sie keine Zuversicht zum Herrn haben, daß der hier raten könne. Darum heißt es also: Willst du ein Christ sein und kannst dein Rechnen nicht lassen, so nimm das Wort vor dich, halte fest daran und lerne ihm glauben; sonst ist dir nicht zu helfen.

Wo nun unser lieber Herr Christus durch seinen Segen sich also bei uns sehen läßt, da sollen wir, wie er die Apostel hier heißt, die Brocken aufheben und nichts umkommen lassen. Denn wie unsere Vernunft im Mangel nur rechnen und nicht glauben will: also wo der Segen Gottes reichlich ist, da kann und will die Welt sich auch nicht danach richten.

Etliche mißbrauchen diesen Segen zum Überfluß; wie man sieht, wenn ein Jahr viel Wein bringt, so denkt jedermann, Gott habe es darum gegeben, daß man mehr saufen und umbringen soll. Aber es hat die Meinung gar nicht. Man soll Gottes Segen fleißig aufheben, und nicht verschwenden, sondern auf die künftige Not sparen. Wie Joseph den König von Ägypten lehrt, er soll die sieben guten Jahre dazu brauchen, daß er die sieben bösen Jahre sich und sein Land vor dem Hunger erretten möchte. Also, wo Gott ein Jahr diesem oder einem anderen Handwerk Glück gibt, daß sein Geschäft gut geht, solchen Segen soll man fleißig sparen, und nicht denken, man wolle darum mehr verzehren. Nein, Gottes Segen soll immer in Ehren gehalten und auf künftige Not gespart werden. Weil man es aber nicht tut, sondern den Segen Gottes so schändlich zu Sünden und Schanden mißbraucht, treibt man Gott mit solcher Unart, das er an sich halten, und wo ein gutes Jahr gewesen ist, zwei oder drei böse Jahre darauf geben muß. Denn wie kann Gott sonst der schändlichen bösen Welt und den schrecklichen Mißbrauch wehren?

Etliche aber mißbrauchen diesen Segen in dem Stück, daß sie immer nur zur Seite legen und sparen, wenn schlechte Jahre sind, daß sie in der teuren Zeit ihre Nutzen daraus schaffen, die Armen drücken um so ihren Nutzen und Gewinn zu steigern. Das sind auch böse schädliche Leute, die sich gewiß keiner Gnade Gottes sicher sein können, oder sie bessern sich denn; sonst ist es unmöglich, daß Gott nicht heftig über sie zürnen sollte. Denn daß der Herr die Brocken, so über geblieben waren, heißt aufheben, daß will er nicht so verstanden haben, daß man darüber geizen sollte; sondern das du deinem Nächsten zur Not damit dienen, und den armen Leuten, denen es mangelt, leichter helfen kannst. Willst du aber Korn, Wein und anderes darum zu billiger Zeit kaufen und sammeln, wenn es teuer wird, daß du andere Leute damit drücken, deinen Gewinn damit erhöhen, gerade als hätte Gott darum ein gutes Jahr dir gegeben, daß du es allein genießen, und mit anderer Leute Schaden deinen schändlichen Geiz zu mehren.

Darum muß Gott hier seine Strafe auch gehen lassen. Der auf sein Wort traut, haben wir gehört, ob er gleich mangelt, so will Gott mit seinen Segen da sein, daß sich das Wenige reichlich vermehrt und noch überbleiben soll. Wiederum, wer scharrt und kratzt, und Gottes Segen zu seinem Geiz mißbrauchen will, den straft Gott so, ob er gleich viel hat, daß es doch alles zerrinnen, und ihm bei aller Fülle nichts anderes sein soll, als wäre er der ärmste Bettler. Wie man denn sieht und erfährt, das die Geizhälse und Wucherer arme elende, geplagte Leute sind. So sauer es ihnen wird, bis sie etwas zuwege bringen: so sauer, ja, viel saurer wird es ihnen, bis sie denken, wie sie es teuer wieder an den Mann bringen. Wenn nun ein Unfall, wie es häufig geschieht, sich zuträgt, daß das Korn auf dem Boden lebendig wird, der Wein im Keller läuft, oder sonst ein Unglück zuschlägt: da haben sie das größte Herzeleid, sie wissen nicht wo aus, nagen und fressen sich das Herz auf; können also über ihren Gewinn nicht froh werden, sondern wenn es ein wenig anders kommt als sie denken, so haben sie die größte Sorge, Mühe, Arbeit und Krankheit davon zum Lohn.

Wer wollte aber nicht tausend Mal lieber ein wenig mit Frieden und fröhlichem Herzen, denn viel mit so ängstlicher Unruhe, Sorge und Kümmernis haben? Besonders so man bedenkt, wie der Teufel nicht weit von solchen Leuten ist, und oft sie so voll und töricht macht, wenn das Korn oder der Wein nicht teurer sondern dazu noch billiger wird, daß sie hingehen, und sich vor lauter Leid aufhängen oder sonst umbringen, daß Gott armen Leuten Essen und Trinken beschert. Da folgt denn auf solchen zeitlichen Jammer ein ewiger Jammer. Das hat man davon, wenn man Gottes Segen zum Geiz mißbrauchen will. Verschwenden soll man ihn nicht, sondern genau und fleißig aufheben; auf das wo Mangel einmal kommt, wir anderen armen, dürftigen Leuten umso mehr helfen können. Denn das unser Herr Gott einem mehr beschert denn dem anderen, geschieht nicht darum, daß wir es allein zu unserer Hoffart und Wollust mißbrauchen, sondern daß wir desto billiger anderen, die es bedürfen, helfen und für sie und uns aufsparen sollen.

Also haben wir eine tröstliche Lehre, wie wir in Nöten auf unseren Herrn Christum sehen, uns zu seinem Wort halten, und von ihm den Segen erwarten sollen. Gott verleihe seine Gnade, daß wir von Tag zu Tag je länger je frömmer werden, und solchen Segen beide in Nahrung und sonst in allerlei Not erfahren mögen, durch Jesum Christum, unseren Herrn, Amen.
Martin Luther

Lucas Cranach d. Ä.,  Martin Luther

Freitag, 4. März 2016

Harmloser politischer Post


Beatrix von Storch, AfD, 25.2.16, Backnang

Ab heute bin ich ein Fan von Frau von Storch, geborene Herzogin von Oldenburg. Wie jetzt weiter. Ich habe zwar von ihr gehört, aber noch nie einer Rede von ihr zugehört. Sie ist offenkundig mitunter schusselig, aber meistens ziemlich direkt. Das fällt auf, man weiß, woran man ist, das ist ein Vorteil.

Abgesehen davon bin ich davon beeindruckt, wie sie in bestimmten, derzeit bestimmenden Milieus fast als negative Identifikationsfigur den „Führer“ abzulösen beginnt. Zwei Dinge mag ich nicht. Aufdringliche Selbstexplorationen, und wenn drogenvernebelte, selbstverliebte Figuren nur noch lallen können: Torte, Torte - lustig, lustig. Das genügt nicht; aber Gegenwart kann so unterhaltsam sein.

Ich will keine Unparteilichkeit vortäuschen. Da ich kaum an einem Kalauer vorbeigehen kann, ohne ihm Aufmerksamkeit zu schenken: Seine Eltern hätten ihm als Kind immer ein Kotelett um den Hals hängen müssen, damit wenigstens die Hunde mit ihm spielten. Vielleicht stimmt das gar nicht, es ist auch ein wenig abgegriffen. Es sei, wie es sei.

Man ahnt, wen ich meine. Da ich meine wenigen Leser nicht für doof halte, suchte ich nach einem Ausgleich, um sich selbst ein Bild machen zu können. Ich fand, wen wundert's, Herrn Stegner, das Teil zieht sich zwar, aber man kann seine diffizile moralische Überlegenheit, die Linken gewissermaßen genetisch eingeschrieben ist, wiederfinden, die SPD als Partei für Frieden und Gerechtigkeit seit jeher, wir schieben das mal beiseite.

Frau v. Storch rutscht mit ihrer direkten Art mitunter etwas aus. Das gefällt mir zwar nicht, aber wer bin ich schon. Bei der anderen Bespaßung fiel mir auf, wie der Sound vor allem ein Wohlfühlmilieu zu erzeugen sucht. Es ist alles sehr wolkig, soll es offenkundig auch, es geht vor allem um einen Wiedererkennungs-Effekt, dann fügen sich die Gemeinheiten auch wolkenlos in einen bekannten Sound ein.


Stegner trifft... Jan Fleischhauer

Für Stegner habe es immer schon 15 Prozent oder so in der Bevölkerung gegeben, die ausländerfeindlich gesonnen seien. Und die Nazis und ihre Nachkommen im Geiste seien doch nicht gestorben. Das sei nicht wie eine Krankheit, die plötzlich verschwände, sondern, die Gefahr ist wieder da. Das vererbt sich folglich. Hurrah! Ich verschlucke gerade das Wort Sozialdarwinismus und andere, man sollte vielleicht einfach nur auf Worte schauen, so man sich für einen Intellektuellen hält.

Von den Werten könnten „wir“ von den Konservativen zwar nichts lernen, technisch aber vielleicht manches. Gottlob nicht meine Welt.

Um nur das auch noch zu sagen, Herr Fleischhauer ist in seinem gutverkauften Buch, das bei einigen Streichungen sehr gewonnen hätte, sehr unterhaltsam, er schenkt auch Einsichten, aber (beim Wiederlesen) kommt es mir mehr und mehr vor wie ein gemalter Schinken in einem Schaufenster der lange verflossenen DDR. Das mag ungerecht sein, wen stört's, aber ich werde es noch mal lesen. Das eben ist der Unterschied. Und das von jemandem, der politische Blogs eigentlich haßt.

nachgetragen am 6. März