Mittwoch, 22. Juni 2016

Saule, Pērkons, Daugava


Saule, Pērkons, Daugava

Unter dem Datum des 18. Juni 2016 schrieb Herr Klonovsky „Wir – und ich habe keine Ahnung, wen genau ich damit meine, wer noch alles aus welchem Teil der Welt dazustoßen wird, ich bin ja ein gänzlich unrassistischer Chauvinist – wir Europäer sind noch lange nicht besiegt.“

Dies war seine sichtlich beeindruckte Reaktion auf die Darbietung von „Saule, Pērkons, Daugava“ durch einen lettischen Chor. Ich kann das durchaus verstehen, bin aber von so pedantischer Natur, daß ich gern genauer wissen will, was mich da zu überwältigen sucht. Es war recht mühsam.

Zunächst zum Text. Der Dichter Rainis (eigentlich Jānis Pliekšāns), eine offenbar reichlich widersprüchlich Gestalt, einerseits Sozialist mit Revolutionsambitionen, fühlte er sich andererseits den nationalen Mythen und Traditionen seines Landes tief verbunden, so daß er am Ende als angesehener Politiker und Literat im unabhängigen Lettland landete und nicht etwa wie sein zeitweiliger Weggefährte Pēteris Stučka als erster Volkskommissar der Justiz der UdSSR.

1916 schrieb er die patriotische Ballade Daugava, aus der das obige Stück stammt. Es spielte wohl eine Rolle in der Unabhängigkeitsbewegung am Ende des 1. Weltkriegs, aber soweit ich das nachvollziehen kann, ist bis 1989 die tatsächliche Bekanntheit eher fraglich. Das änderte sich jedenfalls während der 2. lettischen Unabhängigkeitsbewegung, als der Musiker und Komponist Mārtiņš Brauns 1988 „Saule, Pērkons, Daugava“ schuf, das bald in den Rang einer inoffizieller Nationalhymne aufstieg und bis heute populär blieb.


Saule, Pērkons, Daugava

Ich habe keine deutsche Übersetzung gefunden, zwar eine französische, die mir, da ich die Sprache nicht beherrsche, nicht wirklich half, aber auf einem Blog (der etwas verwaist wirkte, aber offenkundig über junge Menschen aus Nordeuropa handelte) sah ich in den Kommentaren immerhin endlich eine englische Übersetzung.

Die nun wiederum ins Deutsche zu übertragen, wäre eher albern; daher läuft es im folgenden weitgehend auf deren Inhaltsangabe hinaus (wobei andere englische Übersetzungen, die ich dann doch noch fand, teilweise recht abweichend übertragen, das Gedicht scheint ausgesprochen interpretationsoffen zu sein).

Es treten auf "Saule" (die Sonne), „Pērkons“ (der Donner) als alte lettische Naturgottheiten.  Der Fluß Daugava (Düna), der als eine Art lettischer Schicksalsfluß gilt, und „Latve“, die lettische Nation:

Saule setzte Latve dorthin, wo sich die Enden treffen, weißes Meer, grüne Erde, für Latve - der Schlüssel der Tore.
Für Latve - der Schlüssel der Tore, Daugava - der Wächter. Fremde Menschen stürmten die Tore. Ins Meer fiel der Schlüssel.
Blau leuchtender Donner nahm den Schlüssel von den Teufeln, Tod und Leben sind weggeschlossen. Weißes Meer, grüne Erde.
Saule setze Latve an das Ufer eines weißen Meeres, die Winde wirbelten Sand. Was sollen die lettischen Kinder trinken?
Saule bat Gott, die Daugava zu graben, Tiere gruben, Gott ergoß das Wasser des Lebens aus einer Wolke.
Das Wasser des Lebens, das Wasser des Todes strömten zusammen in der Daugava. Ich tauchte die Spitze eines Fingers hinein und fühlte beides in der Seele.
Das Wasser des Lebens, das Wasser des Todes, Wir fühlen beides in unserer Seele.
Saule ist unsere Mutter, Daugava lindert den Schmerz, Donner, der Töter des Teufels – er ist unser Vater.

Reichlich kryptisch und überraschend pagan. Eher eine Anrufung dieser längst versunkenen Götter, ein Heraufbeschwören der alten lettischen Mythen. Die Erwähltheit Lettlands macht es für fremde Mächte, Eindringlinge, „Dämonen“ begehrenswert. Das Land leidet an seiner Erwähltheit.

Offenkundig eine Anspielung auf die wechselhafte Geschichte des Landes, in der die herrschenden, aber auch (in unterschiedlichem Maße) kulturtragenden Schichten deutsch, schwedisch, polnisch und am Ende russisch sprachen, die Letten stellten vor allem die Landbevölkerung. Die nationale Selbstfindung begann spät im 19. Jahrhundert, es ist unklar, ab wann sich die Letten überhaupt als Nation empfanden. Die Unabhängigkeit im frühen 20. Jahrhundert endete bald in der Katrastophe, es war lange unklar, ob diese Nation bestehen bleiben würde.

Das ist nicht der Platz, um über lettische Geschichte zu räsonieren oder darüber zu spekulieren, wer mit den Dämonen denn nun wie gemeint sei. Noch mehr erstaunt, daß der Text vor den eigentlichen Katastrophen des 20. Jahrhunderts entstand, sie also gewissermaßen zu antizipieren scheint.

Wie auch immer, dies sollten nur ein paar Anmerkungen sein, damit man ggf. eine Ahnung erhält, was einen denn derart beeindruckt.


Martins Brauns - Saule Perkons Daugava

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Übrigens hatte ich  ja oben zum Artikel „Baltic religion“ in der Encyclopaedia Britannica verlinkt. So instruktiv der Artikel war, zwei Zitate kann ich nicht vorenthalten, bekanntlich gab es lange einen starken, auch kulturellen deutschen Einfluß auf die baltischen Gebiete, aber man darf das natürlich auch so sehen, nun ja:

„Historical documents, already partially compiled and published, could be expected to yield much more information. Their value, however, is made problematic by the fact that all such documents were written by foreigners, mainly Germans who, in the course of their centuries-long eastward expansion, subjugated the Baltic peoples and exterminated some of them.“

„Old religious beliefs have persisted because the Germans, after conquering the Baltic lands in the 13th and 14th centuries, made practically no attempt at Christianization and contented themselves with only economic gains.“

Freitag, 17. Juni 2016

Thomas Jastram in Dresden

Thomas Jastram, "Unterwegs"

Herr Roloff ist heute (so denke ich), auf einer Ausstellungseröffnung aufgetreten - die Galerie Himmel in Dresden präsentiert Bronzeplastiken von Thomas Jastram. Er (Herr R.) beschloß nach einigen Momenten der Überraschung, die Einladung anzunehmen, aber von dem zu sprechen, worüber er einige Jahre ernsthafter nachgedacht hat. Ein Theologe, der sein Metier ernst nimmt. Das dürfte bei solchen Gelegenheiten sehr selten geworden sein (und manche sogar verstört haben).

Jetzt liegt mir zwar vieles auf der Zunge, was die Kunst der Moderne angeht, aber ich spiele hier gerade keine Rolle. Nur soviel, wenn ich jetzt sagen würde, er dürfte sich des Wohlgefallens von Vorgängern wie Georg Kolbe oder Wilhelm Lehmbruck ziemlich sicher sein, mag das zunächst albern erscheinen. Aber warum eigentlich?

Wenn jemand aus einer kenntnisreichen Dazugehörigkeit (die mitunter geradezu ein jahrhundertegesättiges Wissen nahelegt) Neues erschafft, bedeutet das einmal, er hat erfahren und gelernt, und zum anderen, er will diese, wir nennen es hilfsweise „Substanz europäischer Kunst“ bewahren, erneuern, hinüberretten. Wo immer dieser Ort sein mag.

Thomas Jastram, "Eurydike" 

Ausstellungseröffnung Thomas Jastram am 17. Juni 2016 in Dresden

Anrede,

der Wunsch des Künstlers, diese Ausstellung mit einer kleinen Rede von mir eröffnen zu lassen, hat mich überrascht. Niemals würde ich mich als Kunstkenner bezeichnen. Öffentlich reden sollten Menschen nur von Dingen, die ihnen zumindest vertraut sind. Eine Weisheit die gegenwärtig, jedenfalls nach meinem Eindruck, nicht mehr überall die hinreichende Beobachtung erfährt.

Darum will ich heute über die Stellung des Kunstwerks in unserer Welt reden und das aus einer vor allem theologischen Sicht. Sie werden also etwas zu hören bekommen, was bei Ausstellungseröffnungen vielleicht eher ungewöhnlich ist. Wer bereits an dieser Stelle innerlich das Interesse verliert, dem will ich zum Trost versichern, es dauert höchstens eine Viertelstunde!

Caroline Schlegel schrieb 1801 an ihren Mann August Wilhelm:

„O mein Freund, wiederhole es Dir unaufhörlich, wie kurz das Leben ist, und das nichts so wahrhaftig existiert als ein Kunstwerk – Kritik geht unter, leibliche Geschlechter verlöschen, Systeme wechseln, aber wenn die Welt einmal aufbrennt wie ein Papierschnitzel, so werden die Kunstwerke die letzten lebendigen Funken seyn die in das Haus Gottes gehen – dann erst komt Finsterniß.“

Hier sind alle Stichworte genannt, an denen entlang ich mit Ihnen heute über Kunst nachdenken will. Es ist auf die Kürze des Lebens verwiesen worden, es steht die Möglichkeit zu einer wahrhaftigen Existenz im Raum, und es wird das Haus Gottes ersehnt. In diesem Dreieck steht die Kunst.

Ursprünglich, das wird hier ganz klar, verlangte der Mensch nach Dauer. Wenn er das Dauerhafte nicht selbst hervorzubringen vermochte, dann wollte er sich in allen Zeiten wenigstens dort anschließen, wo er größere Dauer vermutete, als er sie selbst in seinem bescheidenen Leben erwarten konnte. Die Monarchie, die Familie und die Religion gaben genau davon den zutreffenden Begriff. Die Monarchie für das staatliche und öffentliche Leben, die Familie für die private Existenz und die Religion für die verbindende Sinnstiftung unter beiden.

Merkwürdiger Weise ist genau das in den vergangenen einhundert Jahren fast vollständig anders geworden. Obgleich damit geradezu ungeheuerliche Zerstörungen verbunden waren, bilden sich Menschen ein oder lassen sich suggerieren, dass wir auf großartige Befreiungen zurückblicken.
Der Mensch der Gegenwart will nun einfach nur noch die Zeitspanne exzessiv auskosten, die ihm gegeben ist, und er bemerkt gar nicht mehr, dass gerade dieses mit Leben oder gar mit Dauer nichts zu tun hat. Es ist im Grunde eine Haltung der Resignation, die sich aber als Erfüllung von Selbstverwirklichung und Freiheit gebärdet. Aber vielleicht gehört das gar nicht hierher, denn noch sind wir um Kunst versammelt, die nach wahrer Dauer sucht.

Ich will damit beginnen, dass ich uns erinnere, wie sehr jede menschliche Hervorbringung an die ursprüngliche Schöpfung anschließt. Das Wesen des göttlichen Handelns liegt zunächst in der Erschaffung aller Dinge aus dem Nichts. „Gott ruft dem, was nicht ist, dass es sei“, so schreibt der Apostel Paulus. In unserem Zusammenhang ist aber die Stelle viel interessanter, an der uns erzählt wird, wie Gott dem aus Lehm geformten Menschen seinem Odem durch die Nase einbläst. In der Genesis heißt es wörtlich: „6 Aber ein Nebel ging auf von der Erde und feuchtete alles Land. 7 Und Gott der HERR machte den Menschen aus einem Erdenkloß, und blies ihm ein den lebendigen Odem in seine Nase. Und also ward der Mensch eine lebendige Seele.“

Das wird oft als die Erweckung zum Leben missverstanden. Dies aber ist auszuschließen, weil im Zusammenhang mit der Erschaffung der Tiere hiervon nicht die Rede ist, und die Tiere leben schließlich auch. Gott haucht dem Menschen seinen Odem ein, er gibt von sich. Er lässt den Menschen Anteil nehmen an seinem inneren Wesen. Darin liegt die eigentliche Bedeutung der Gottesebenbildlichkeit, und darin unterscheidet sich der Mensch von allen anderen Kreaturen.

Der Künstler nun erschafft alle seine Werke aus diesem Geist, oder er bleibt bloßer Handwerker. Im Grunde ist Kunst so etwas wie eine ganz außergewöhnliche Form, um auf Gottes Schöpfung zu antworten. Sie ist in ihrem tiefsten Sinne nur dem Gebet zu vergleichen. So wie sich nach meiner Überzeugung im Gebet, im Gewahrwerden der Schöpfung und ihres Schöpfers und im Drängen zur Antwort, die Sprache geschaffen hat, so ist der Künstler davon getrieben, Bleibendes hervorzubringen.

Die Schöpfung ist die Offenbarung Gottes, und die Kunst ist die Offenbarung der menschlichen Seele.

Nach christlicher Vorstellung äußert Gott sich in der Schöpfung, er gibt tatsächlich etwas von sich preis. So auch der Künstler. Er überlässt sich dem göttlichen Geist und bringt Werke hervor, die mehr sein sollen als er selbst sein kann. Kunstwerke sind Wesen, die mit uns und untereinander Zwiesprache halten können.

Schauen wir uns um. Das ist die Begabung der Galeristen, dass sie die Werke so anordnen, dass sie nicht nur mit dem Betrachter, sondern auch untereinander kommunizieren können. Es entsteht eine neue geistige Welt, die man daran erkennt, dass die Figuren sich mitteilen können.

Eine zweite Geschichte will ich uns ins Gedächtnis rufen. Sie wird uns ganz am Anfang des Johannesevangeliums erzählt. Nikodemus, ein Pharisäer, schleicht sich nachts zu Jesus, bekennt sich zu ihm mit den Worten: „Rabbi, wir wissen, dass du als Lehrer von Gott gekommen bist; denn niemand kann diese Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm.“

Jesus geht darauf gar nicht weiter ein sondern sagt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. 4 Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden wenn er alt ist? Kann er auch wiederum in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden? 5 Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich ich sage dir: Es sei denn daß jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. 6 Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren wird, das ist Geist.“

Hat diese nächtliche Begegnung nicht ein wenig die Anmutung eines Gesprächs zwischen einem Meister irgendeiner Kunst und seinem Schüler? Der Schüler bewundert seinen Lehrer und ist dankbar. Irgendwann aber ist der Zeitpunkt erreicht, an dem der Meister nichts mehr lehren kann, an dem die eigene Kunst geboren werden muss. Sie wird aber nicht aus der handwerklichen Begabung heraus entstehen, sondern allein aus dem Geist, der uns erst eigentlich zu Menschen macht. Alle wirkliche Kunst bringt Geistwesen hervor. Was vom Geist geboren ist, das ist Geist.

Kunst ist Auflehnung gegen die Gottesferne.

Schauen Sie sich den Christophorus, die Eurydike, den Jakob und die Lydia genau an. Man kann an ihnen gewahr werden, dass alle Kunst die Einübung in jene geistige Welt ist, die auch noch dann Bestand haben wird, wenn diese Welt vergeht. In den Kunstwerken behauptet der Mensch sein Menschsein – Kunst ist Selbstbehauptung.

Ich sage gar nicht, Kunst streckt sich immer meinem Gott entgegen. Aber Kunst streckt sich immer einem Gott entgegen, sonst kann sie niemals Kunst werden, sonst bleibt sie Dekoration, Installation, Versuch oder bloßes Ornament, in jedem Falle platt – ganz in dieser Welt gefangen.

Wahre Kunst aber hat sich davon befreit und sie befreit. Fast möchte ich sagen, sie befreit sich irgendwann sogar vom Künstler, also von dem, der sie hervorgebracht hat. Was nun im Verhältnis des Menschen zu seinem Schöpfer als Sündenfall gilt, dass ist im Verhältnis des Kunstwerks zu seinem Künstler anders geartet, weil der Künstler aus Gottes Inspiration heraus schafft, strebt das Kunstwerk nur zu seinem eigentlichen Ursprung in das Haus Gottes, wie Caroline Schlegel es genannt hat. Es wird in einem schon beinahe unchristlichen Sinne zu einer Opfergabe und der Künstler wird zum priesterlichen Mittler.

Kunst ist Vorbote und Verheißung einer schon ganz anderen Welt.

Vielleicht ist es genau dieser Gedanke, der in vielen Religionen auch in unserer christlichen Tradition immer wieder den Schrecken vor der Macht der Bildwerke hat wach und zuweilen militant werden lassen. Es war Moses Bruder Aaron, der mit dem Goldenen Kalb eines der frühesten Bildwerke schuf, von denen wir wissen.

Dabei bildet ja der Künstler am Ende gar nichts ab. Kunst ist nicht Abbildung, um zu erkennen. Kunst zeigt uns, wie wir uns an Dinge und Menschen erinnern sollen. Im Begriff und im Vorgang der Erinnerung verbirgt sich schließlich eine zutiefst vergeistigte Schau auf Mensch und Welt. Unsere Erinnerung offenbart ein verstörendes Vertrauen auf jenes geistige Dasein, dem wir in viel stärkerem Maße angehören als dem leiblichen, weil die geistige Welt eine ewige Welt ist. Die Erinnerung in diesem Sinne ist bereits ganz eine geistige Welt und darin bereits Verheißung der ewigen Welt.

Für die Kunst drückt sich die Bedeutung dieses Gedankens vielleicht schon in der Tatsache aus, dass ihre strengste Richterin schlicht das Vergessen ist. Wahre Kunst erschafft Erinnerung und bewahrt sich darin selbst …

„… bis die Welt einmal aufbrennt wie ein Papierschnitzel, so werden die Kunstwerke die letzten lebendigen Funken seyn die in das Haus Gottes gehen – dann erst komt Finsterniß.“
Thomas Roloff

Sonntag, 12. Juni 2016

Sonntag &


Es war ein Versuch. Genauer, waren es mehrere. U.a. auf die Butter über dem Lachs Petersilie zu streuen, bevor es, in Folie verpackt, im Ofen verschwand. Die Variante mit dem Dill war erneut eßbar, von der anderen rate ich ab. Es gibt mitunter gute Gründe für Gewohnheiten. In den Teigtaschen befand sich ebenfalls Lachs, mit irgendeinem Kräuterfrischkäse beschmiert. Das war nett, aber eigentlich unnötig.


Der Kartoffelbrei ist eine neuere Errungenschaft (in dieser Form), Brokkoli mit brauner Butter gab es vorher schon, wie gesagt, ein Versuch. Und Frau W. hat sich auch Mühe gegeben davon zu essen. Doch bestand die bald eher darin, das Ganze auf dem Teller hin und her zu schieben, um dann feststellen zu können: Das ist alles ganz kalt!




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Ich will meinen Besuchern kurz erklären, warum diese Rubrik sozusagen stottert, wo sie doch nach meiner Erinnerung über Jahre höchstzuverlässig daherkam, mit gelegentlichen "Verzögerungen". Und ich zögere jetzt wirklich, nun gut.

Frau W. schwächelt, sehr. Sie ist aber derzeit zu Hause, und gestern verlangte sie zu ihrem Kartoffelbrei Rührei, immerhin, das sind Fortschritte. Wir befinden uns in sehr nebliger See, mitunter sieht man vermeintlich festes Land, und dann ist es doch nur eine weitere Illusion. Aber das Schiff segelt noch in bewährt erfahrener Hoffnung.

nachgetragen am 17. Juni

Beim Zeitungslesen

Die grüne Jugend Rheinland-Pfalz ruft also zum Fahnen-Boykott auf, wegen der EM, denn Deutschland ist böse, war es schon immer schon. Eigentlich kommentiere ich den Zeit-Irrsinn hier sehr widerwillig. Aber dann fiel mir ein Artikel über den ehem. Bundesminister Riester in die Hand, der alle 5 Minuten offenkundig das Gegenteil von dem konstatierte, was er eben noch behauptet hatte („Wie sich Walter Riester mit seiner Rente um Kopf und Kragen redet“).

Was einen tatsächlich gruselt, ist das Schwinden der Vernunft bei den bestimmenden Akteuren des Meinungs-Mileus. Ich meine damit keine absolute Wahrheit, wahrlich nicht, simpel eine ganz praktische, eine vorhersehbare. Nur, daß man sich seiner Prämissen von eben noch erinnert, nicht immer in der „Wahrheit“ des Augenblicks lebt, Logikbrüche nicht übergeht etc. (vielleicht lehnt man dieses repressive, frauen- und minderheitenfeindliche, eurozentrische Konstrukt auch einfach nur ab oder ist auf stimulierenden Substanzen, wie auch immer).

Wie soll man auf so etwas reagieren, vor allem, wenn es noch (hoffe ich jedenfalls entgegen der Vernunft) entscheidungsbestimmend ist. Wir brechen besser ab. Der unvergleichliche Herr Klonovsky hat Vorschläge: „Nach einem gewonnenen Turnier bildet die Bevölkerung im gesamten Land Lichterketten der Solidarität mit den Geschlagenen. Auf öffentlichen Plätzen und in den evangelischen Kirchen werden die Namen der unterlegenen Spieler verlesen... Sollte die deutsche Mannschaft den Europameistertitel erringen, herrscht mindestens eine Woche Staatstrauer.“

Samstag, 11. Juni 2016

Die Option auf Schönheit &









Die Sonne verbrannte eben hinter der Statue des Großherzogs Georg, von einigen Bäumen aufgehalten. Und da dachte ich an eine Unterhaltung, die ungefähr so ging: Mit wie wenigen Mitteln vermochten sie einen Ort von Schönheit aufzurichten, der, so klein er war, es nicht war. Selbst jetzt, wo zu vieles fehlt, bleibt alles spürbar.

Was für ein Abgrund an Zerstörung im letzten Jahrhundert und wie wenig Schmerz darüber in diesem, und dem vorigen. Das eben, das versteht kaum jemand (und macht sich fremde Fantasien), die Dankbarkeit über Spuren der Heilung. Den Ausgang all dessen wissen wir nie.


Man mag dies schnell für Exaltationen halten, dabei ist es nur eine Form von Resümee. Wir leben eben in der Zeit eines Niedergangs, was viele nicht einmal als Aussage verstehen. Denn sie haben nie erfahren, was sie nicht kennen, bis in die Sprache hinein.

Unser Wesen hier ist fern vom Guten, also sinnen wir auf Täuschungen, Ablenkungen, Raisonieren und anderes. Und das war nie anders vom Anbeginn der Menschheit an. Aber die Antworten darauf fallen sehr verschieden aus.

Ich wurde in der Vergangenheit mitunter gescholten, daß meine Anmerkungen aus solchen Anlässen zu sentimental wären, ich hoffe mich hinreichend gezügelt zu haben.

Unser (sprich von uns Mecklenburgern) Herzog Georg Borwin (deshalb heißt er halt auch mit Familiennamen Mecklenburg) war in der hiesigen Orangerie anläßlich seines 60. Geburtstags.


Erneut also: 

Gottes Segen über die Familie und Sie, Hoheit.

Samstag, 4. Juni 2016

Fanfaren &



Ich gestehe sogleich zu Beginn, ich mag Fanfarenmusik nicht besonders. Warum? Sie hat zwar Rumps oder so, aber ihre Harmonien und Abläufe sind arg vorhersehbar, liegt erkennbar an den Instrumenten und deren Möglichkeiten. Sie hat was, aber siehe Voriges *seufz

Man verzeihe mir bitte das geistige Niveau dieses Beitrags, doch ich war noch nie ein Sommerkind. Das Wetter ist das eine, aber die Leute dazu. Es ist kein Verbrechen, bierbäuchig, hängebrüstig oder arg verschrumpelt zu sein, wohl aber, da dann nicht wenigstens den Versuch zu leisten, hinreichend viel Stoff darüber zu tun.

Meine Kamera kann also Videos Ich nicht so. Aus den ersten beiden Aufnahmen habe ich diesen bezaubernden Film gezaubert, die anderen unveröffentlichten sind netter, aber da waren meine Bewegungen beim Herausschwenken wohl zu hektisch. Es ruckelt zu arg.

Neustrelitz war am Sonnabend Gastgeber eines Ereignisses, über das man sich gern hier oder hier schlau machen darf. Als ich mitten im Sonnabend herausbekommen wollte, wann dieser aufregende Sternmarsch denn nun stattfinden solle, fand ich nur heraus, daß alle Artikelschreiber fröhlich voneinander abgeschrieben hatten, selbst ein regionaler Blogger, der später in rosa Hose, oder war es das Hemd, auftrat, egal, war jedenfalls keine Hilfe.

Also tut man das Naheliegende und fragt man einfach die Polizei, wenn man nicht weiter weiß. Der Beamte beschied mich freundlich routiniert, auf ihrem Plan stünde 16.15. Also davor nicht, eher viel später. So war es dann.

Zwei Dinge noch. Ein Trommler aus Schwäbisch Hall, der Partnerstadt, ließ sehr selbstdizipliert ein paar Photos von sich machen, die ich komplett versemmelt habe, dafür bitte ich um Entschuldigung! (Es war nur ein falscher Schalter auf der Kamera, der dazwischen kam, und er hatte sich wirklich Mühe gegeben, aber es ließ sich nichts retten).

Und als ich endlich wieder zu Hause war (Ironie aus) und eine gewisse Balustrade photographierte, hörte ich neben mir im vertrautem märkischem Ton „Hübscha Blumen, wa?“ Antwort: „Ja allet selber gepflanzt“. Sekundenschnell erstarb da die Sympathie. So sind Menschen. Aber der Rest ist trotzdem schön. Oder so.



nachgetragen am 6. Juni