Mittwoch, 1. Juli 2009

Blumen & Lichtenberg







Georg Christoph Lichtenberg wurde am 1. Juli 1742 geboren. Und es ist immer noch viel zu schwül, um für diesen Umstand originelle Gedanken vorzutäuschen. Er war ein großer Aufklärer, Mathematiker, Physikprofessor (der erste deutsche für Experimentalphysik) und vor allem war er Schriftsteller, ein ziemlich origineller zumal.

Das genau ist der Grund, warum ich ihn heute erwähne, ich bekenne freimütig, nichts von seinen nichtliterarischen Dingen gelesen zu haben (vermutlich, man vergißt ja auch immer wieder viel oder genauer, das meiste). Nun ist jedem, der das hier etwas länger verfolgt, mein gespaltenes Verhältnis zur Aufklärung bekannt, jemand muß also schon sehr originell sein, damit ich mir dessen ungeachtet die Mühe einer kleinen Auswahl mache, aus seinen sogenannten „Sudelbüchern“ nämlich, wie er die Sammlung seiner Einfälle genannt hat (und noch ein wenig aus den „Vermischten Schriften, die Buchstaben und Nummern geben den Fundort an).

Zunächst hatte ich die alberne Idee, ein paar von meinen eigenen Einfällen anzuhängen, aber das muß der Einfluß des Wetters gewesen sein, zum Glück genügte eine leichte Abendbrise und ich kam wieder zu Verstand, es folgt also ausschließlich Lichtenberg:

„Der berühmte Bauer Jededioh Buxton nicht weit von Chesterfield in Derbishire dessen im Gentlemans Magazin Febr: 1751 Erwähnung geschieht hatte ein so erstaunliches Gedächtnis und Einbildungskraft daß er das Quadrat dieser Zahl 725958238096074907868531656993638851106 im Kopf machte, er brachte aber drittehalb Monate mit zu, wobei er lange ausruhte und dann wieder fortfuhr. Er fand sie 527015363459557385673733542638591721213298966079307524904381389499251637423236. Er hatte niemals schreiben gelernt und vermutlich würde er nicht so haben rechnen lernen, wenn er schreiben gekonnt hätte. Diesen Punkt sollte alle die Personen recht durchdenken, welche Leute zu einer gewissen Absicht erziehn wollen.“ (A 55)

„Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?“ (D 399)

„Der Mann hatte so viel Verstand, daß er fast zu nichts mehr in der Welt zu gebrauchen war.“ (D 451)

„Ein Buch ist ein Spiegel, wenn ein Affe hineinguckt, so kann freilich kein Apostel heraus sehen. Wir haben keine Worte mit dem Dummen von Weisheit zu sprechen. Der ist schon weise der den Weisen versteht.“ (E 215)

„… ich dank es dem lieben Gott tausendmal, daß er mich zum Atheisten hat werden lassen.“ (E 252)

„Es gibt Leute, die glauben, alles wäre vernünftig, was man mit einem ernsthaften Gesicht tut.“ (E 286)

„Was man so sehr prächtig Sonnenstäubchen nennt, sind doch eigentlich Dreckstäubchen.“ (J 149)

„Seine Bücher waren alle sehr nett; sie hatten auch sonst wenig zu tun.“ (J 155)

„Hinlänglicher Stoff zum Stillschweigen.“ (J 419)

„Er hatte ein paar Stückchen auf der Metaphysik spielen gelernt.“ (J 488)

„Sehr viele und vielleicht die meisten Menschen müssen, um etwas zu finden, erst wissen, daß es da ist.“ (J 688)

„Ein großes Licht war der Mann eben nicht, aber ein großer (bequemer) Leuchter. Er handelt mit anderer Leute Meinungen.“ (L 686)

„Vom Wahrsagen läßt sich wohl leben, aber nicht vom Wahrheit sagen.“ (J 787)

„Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt.“ (Vermischte Schriften I 105)

„Wer in sich selbst verliebt ist, hat wenigstens bei seiner Liebe den Vorteil, daß er nicht viele Nebenbuhler erhalten wird.“ (I129)

„Er verschluckte viel Weisheit, es war aber, als wenn ihm alles in die unrechte Kehle gekommen sei.“ (II 82)

„Der Amerikaner, der den Kolumbus entdeckte, machte eine böse Entdeckung.“ (II 84)

„Um an etwas zu zweifeln, ist freilich oft bloß nötig, daß man es nicht versteht.“ (II 101)

3 Kommentare:

MartininBroda hat gesagt…

There will probably be a translation in about an hour.

MartininBroda hat gesagt…

Flowers & Lichtenberg
(A very roughly translation)
part 1

Georg Christoph Lichtenberg (http://en.wikipedia.org/wiki/Georg_Christoph_Lichtenberg) was born on July 1th 1742. And it is still too much sticky, to be able to pretend original thoughts caused by this fact. He was a great “Enlightenment philosopher”, mathematician, physics professor (the first German for experimental physics) and above all he was a writer, a rather originally one.

This is exactly the reason I mention it today, I admit frankly I haven’t read anything of his non-literary writing (probably, one forgets again and again much, or more exactly, most of it). Well, everyone reading this here somewhat longer knows my ambiguous relationship to the Enlightenment philosophy, one must be thus indeed very originally, I make regardless the effort of a small selection, a selection from his so-called „Sudelbücher“ or “waste books”, it’s the name he gives his collection of ideas (and I added a bit from the „ mixed writings”, the letters and numbers are describing the source).

First I had the ridiculous idea to attach few of my own ideas but that must have been the influence of the weather, fortunately I light evening breeze was enough to bring my mind back, it follows thus excluding Mr. Lichtenberg:

MartininBroda hat gesagt…

part 2

„The famous farmer Jededioh Buxton not far from Chesterfield in Derbishire who was mentioned in the Gentleman’s magazine Febr: 1751 had such an amazing memory and imagination that he made the square of this number of 725958238096074907868531656993638851106 in his head, it needs however three and a half months also too, whereby he rested for a long time and continued then again. He found it: 527015363459557385673733542638591721213298966079307524904381389499251637423236. He did never learn to write and probably if he would have learned he never could count in such a way. This point should everyone consider, who wants to educate people with a certain intention.“(A 55)

„When a book and a head collide and it sounds hollow, is it always in the book? “(D 399)

„This man had so much understanding he was nearly useless in the world. “(D 451)

„A book is a mirror, if an ape looks in, certainly an Apostle can’t see out. We do not have words speak with the stupid ones about wisdom to. One is already sapient who understands a wise man. “(E 215)

„… I owe God to thank him a thousand times he let me become an Atheist“(E 252)

„There are people, which believe everything would be reasonable, which one does with a serious face. “(E 286)

„What one calls so much magnificently a lovely sun dust, is nevertheless actually dirt dust.“(J 149)

„His books were very nice at all; but they were also otherwise not much busy.“(J 155)

„Sufficient material being silence.“(J 419)

„He had learned to play a few pieces on the Metaphysics. “(J 488)

„Many and perhaps most people have in order to find something to know there is something before.“(J 688)

„Obviously this man wasn’t a bright light, but a large (and comfortable) candleholder. He was dealing with other people’s opinions. “(L 686)

„You can make a living from telling someone's fortune, but not from telling the truth. “(J 787)

„The most dangerous untruths are truths moderately disfigured.“ (Mixed writings I 105)

„Who is in love with himself, has at least the advantage with his love that he will not receive many competitors. “(I129)

„He swallowed much wisdom, but however it seems as if everything had come into the wrong throat. “(II 82)

„The American, who discovered Kolumbus, he had made a bad discovery. “(II 84)

„To doubt about something it is certainly necessary often only one does not understand it.“(II 101)