Mittwoch, 15. Juli 2009

Über Meinungen und Hofmannsthal


Clouds at Dusk by PKovalich
www.wunderground.com
hier gefunden

Hugo von Hofmannsthal

Wolken


Am nächtigen Himmel
Ein Drängen und Dehnen,
Wolkengewimmel
In hastigem Sehnen,

In lautloser Hast
- Von welchem Zug
Gebietend erfaßt? -
Gleitet ihr Flug,

Es schwankt gigantisch
Im Mondesglanz
Auf meiner Seele
Ihr Schattentanz,

Wogende Bilder,
Kaum noch gegonnen,
Wachsen sie wilder,
Sind sie zerronnen,

Ein loses Schweifen . . .
Ein Halb-Verstehn . . .
Ein Flüchtig-Ergreifen . . .
Ein Weiterwehn . . .

Ein lautoses Gleiten,
Ledig der Schwere,
Durch aller Weiten
Blauende Leere.


Wenn jemand mein Mißtrauen erwecken will, dann teilt er meine Meinungen. Oder um es etwas umständlicher auszudrücken, wenn ich nicht recht erkennen kann, warum er meine Meinung teilen sollte, werde ich mißtrauisch: Hat er keine eigenen, ist er, höflich gesagt, vorsichtig? Es bereitet mir auch nicht unbedingt Vergnügen, ich kenne sie ja bereits, es sei denn, ich werde auf meine stümperhaften und unzureichenden Gründe für meine zwar nicht wohlbegründete aber ansonsten richtige Auffassung verwiesen, dann bin ich hellauf begeistert.

Es ist tatsächlich so, die meisten Menschen sind beleidigt, wenn man ihrer Unwissenheit auf die Schliche kommt, ich bin eher enthusiasmiert, denn dazu muß der andere schließlich mehr wissen. Das mag so klingen, als würde ich das Ganze wie ein Spiel betrachten, das unterhaltsam zu sein hat, das stimmt allenfalls ein bißchen, überwiegend ist es so, daß nichts verderblicher ist in meinen Augen, als wenn jemand den Respekt vor der Wahrheit mit der Zuneigung zur eigenen Person verwechselt. Ansonsten gilt von der Wahrheit: 1. Korinther 13,12 „Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunkeln Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht.“ Nur jetzt eben noch nicht.

Mir war einfach so nach dieser Bemerkung, eigentlich wollte ich daran erinnern, daß Hugo von Hofmannsthal am 15. Juli 1929 gestorben ist. Daher das Eingangsgedicht. Auch wenn jemand kürzlich meinte, daß dieser Ort langsam aber sicher zum Poesiealbum mutiere.

Den ganzen „Jedermann“ zu zitieren, würde doch wohl den Rahmen sprengen, außerdem kann man Hofmannsthals Werke hier finden. Hofmannsthal war einer der letzten, die glaubten aus der Dichtung heraus der gebrochenen Welt eine geistige Ganzheit, eine gesteigerte Existenz schenken zu können. Das mag ihm manchmal eine epigonale Anmutung einbringen. „Das Wohltuende für den Dichter liegt darin, unsäglich gebrochenen Zuständen ein ungebrochenes Weltverhältnis gegenüberzustellen, das doch in der innersten Wesenheit mit jenem identisch ist.“

Einen wunderbaren Zugang zu Hofmannsthal gewinnt man übrigens durch Walter Kappacher’s in einer beeindruckend durchgearbeiteten Sprache geschriebenes Buch „Der Fliegenpalast“. Ich habe es gerade gelesen, aber bevor ich mit einer dürftigen Rezension langweile, dann doch lieber ein paar Links (zur FAZ, einem Forum und zu MDR Figaro).

1 Kommentar:

MartininBroda hat gesagt…

About opinions and Hofmannsthal

If someone wants to make me suspicious, he has to share my opinions. Or in order to say it somewhat circuitous, if I can’t quite see, why he should share my opinions, I become distrustful: Doesn't he have his own, are opinions out of sell, or is he politely said cautious? It gives me also not much pleasure, I know them already, unless someone shows me I’m right for wrong reasons or in other words, he shows me my reasons are stuporous and insufficient for an otherwise correct view, then I am enthusiastic.

It is actually like that, most people are feeling insulted, if one has found the holes in their knowledge, not me, I’m rather enthusiastic, because someone has to know more to find this out. That may sound as if I would regard the whole thing like a play, which has to be amusing or entertaining. If that may be true at best a bit. Predominantly nothing is more perishable in my eyes, as if someone confounds the respect for the truth with the affection to his own person. Otherwise it is to remember about the truth: 1. Corinthian 13.12 „For now we see through a glass, darkly; but then face to face: now I know in part; but then shall I know even as also I am known.“ Only not yet.

This remark came out of the blue to me, actually I wanted to remember, that Hugo von Hofmannsthal [http://en.wikipedia.org/wiki/Hugo_von_Hofmannsthal] died on July 15th 1929. Therefore the entrance poem [an English translation - http://www.recmusic.org/lieder/get_text.html?TextId=49003]. Even if someone meant recently this place mutates slowly to a poetry album.

To quote the whole „Jedermann“, this couldn’t bear this poor little blog, and in addition one can find Hofmannsthal’s works here [http://gutenberg.spiegel.de/?id=19&autor=Hofmannsthal,%20%20Hugo%20von&autor_vorname=%20Hugo%20von&autor_nachname=Hofmannsthal]. Hofmannsthal was one of the latter, who believed to be able to give from the poetry the broken world a mental entireness, a more valuable existence. That may sometimes look somehow epigonically. „The treasured doing for a poet lies therein to confront inexpressibly broken conditions with an unbroken relationship to the world which is identical to that in the internal nature nevertheless.“

A marvellous access to Hofmannsthal by the way one gets with this book written by Walter Kappacher in an impressive sophisticated language „The Fly Palace “. I just read it, but before I bore with a poor review, then nevertheless rather few links.