Samstag, 25. Juli 2009

Dies & Das



Eigentlich wollte ich heute etwas über Mecklenburgische Alleen schreiben (spontan, mein lieber hawaiianischer Arnold war Schuld), das gewitterhaltige Wetter hat mich aber leider um meine Fahrradtour gebracht. Also keine Alleen heute.

Dafür hatte ich durch einen verspäteten Einkauf einen unterhaltsamen Einblick in Vulgärfolklore. Am frühen Abend warteten ein paar, sagen wir höflich, junge Damen auf ihre Pendants. Als der erste von diesen eintraf, gab es einen schrillen Protest, wie er nur eine Stunde brauchen könne, um sich fertig zu machen, sie brauche nie länger als eine ¾ davon, die Entschuldigung, „Haare nachfärben“ wurde als vernünftiger Grund akzeptiert. Brrr Menschen.

Das ist alles nur mäßig seelenerhebend. Aber siehe da, man tue bitte folgendes, man kopiere den nachfolgenden Link und wenn der Browser nach einem zu öffnenden Player fragt, bestätige man bitte:

mms://stream2.orf.at/filehandler/sbgmagazin/200930/Festrede_KehlmannNEU_85238.wmv

Der Schriftsteller Daniel Kehlmann hielt nämlich bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele offensichtlich gerade eine herrliche Festrede, in der er gewollt oder nicht die Hohlheit und Banausenhaftigkeit des gegenwärtigen Mainstream entlarvte:

„Denn wer ein Reihenhaus bewohnen, christlich oder ökologisch konservative Parteien wählen und seine Kinder auf Privatschulen schicken will und es dennoch für zwingend notwendig hält, sich als aufgeschlossener Bohemien ohne Vorurteil zu fühlen, was bleibt dem anderes als das Theater? In einer Kultur, in der niemand mehr Marx liest und kontroverse Diskussionen sich eigentlich nur noch um Sport drehen, ist das Regietheater zur letzten verbliebenen Schrumpfform linker Ideologie degeneriert.“

Ein Ergebnis der "folgenreichsten Allianz der vergangenen Jahrzehnte: dem Bündnis von Kitsch und Avantgarde".

Kleiner Nachtrag

Die Reaktionen waren übrigens wie zu erwarten: „Niemand buhte, niemand murrte“ entrüstet sich die Frankfurter Rundschau am heutigen Montag, welch eine Überraschung, andere gaben sich betont gelangweilt oder benutzten den alten Abwertungstrick, die Argumente seien nicht neu, ach.

Aber es gibt jetzt mehrere Möglichkeiten, die Rede nachzulesen (ich präsentiere, und zwar wegen der Kommentare, gleich zwei, beim „Kurier“ und der „Kleinen Zeitung“).



Ich muß zugeben, daß dies andere bemerkenswerte Themen zurückgedrängt hat, wie das Ende des Ersten Ökumenischen Konzils, nämlich dem von Nicäa im Jahr 325, auf dem kraftvoll der verderblichen Häresie des Arianismus entgegengetreten wurde.



Oder die Rückeroberung Konstantinopels unter Michael VIII. Dukas Komnenos Palaiologos am 25. Juli 1261, womit diesem unverzeihlichen Fehler des Lateinischen Kaiserreichs ein Ende gesetzt wurde und die Spätblüte der Paläologen begann, leider keine ausreichende.



Die Bilder zeigen übrigens an, wie ein verwildernder Garten aussieht, da man leider durch das wechselhafte Wetter gar nicht zum Mähen kommt.

Keine Kommentare: