Mittwoch, 31. März 2010

Kurze Erinnerung an Bach



Nein das ist von keinem Bach, nicht einmal von einem der Urenkel. Aber ich wurde heute zufällig darauf gestoßen und finde, es paßt wunderbar zur Stimmung des obigen Photos, auch wenn das Photo furchtbar ist, vielleicht wurde man doch von einer Mutmaßung angestoßen. Der junge Künstler heißt Christian Scott und spielt etwas von Thom Yorke, ich habe keine Ahnung von beiden.



Und dazu ein überwältigendes Bild, das sich mir eingebrannt hat, aus einem Film, über den ich längst schon etwas sagen wollte - ich weiß nicht, warum ich es jetzt erwähne, diese tapfere Verlorenheit in einem atemraubend schönen Gesicht - vielleicht später einmal.



Johann Sebastian Bach wurde nach dem Gregorianischen Kalender am 31. März 1685 geboren, und über Bach kein Wort zu verlieren, ist, wie den Atem anhalten zu wollen, auf Dauer physisch unmöglich. Ich habe mich kürzlich an dem Gedanken erfreuen dürfen, beim Anhören Bachs würde sich „beiläufig, schlagartig und nachhaltig“ die Klarheit des Gemüts herstellen. Das ist so, er läßt einen in eine Ordnung des Geistes eintreten, deren Schönheit überwältigt. So wie man ihn mitunter als den „5. Evangelisten“ bezeichnet hat, könnte man ihn auch den musikalischen Bruder Platons nennen.



Wie auch immer. Wir sind in der Karwoche, gedenken des Leidens und Sterbens unseres Herrn und Erlösers, und kürzlich habe ich diese wunderbare Playlist zur Matthäuspassion gefunden. Besser ist es, dieses anzuhören, als meinem dürren Wortpfad zu folgen. Es wäre noch einiges nachzutragen, morgen.

Kleiner Nachtrag, die Playlist wurde wohl, aus welchen Gründen immer, vom Urheber gelöscht, aber die Einzelvideos sind noch vorhanden, man müßte sich demnach Stück für Stück durchhören. Das sind halt die Unwägbarkeiten mit Videos dieser Art.

Montag, 29. März 2010

Über Narzissen



William Wordsworth:

I wandered Lonely
As A Cloud

I wandered lonely as a cloud
That floats on high o'er vales and hills,
When all at once I saw a crowd,
A host, of golden daffodils;
Beside the lake, beneath the trees,
Fluttering and dancing in the breeze.

Continuous as the stars that shine
And twinkle on the milky way,
They stretched in never-ending line
Along the margin of a bay:
Ten thousand saw I at a glance,
Tossing their heads in sprightly dance.

The waves beside them danced; but they
Out-did the sparkling waves in glee:
A poet could not but be gay,
In such a jocund company:
I gazed--and gazed--but little thought
What wealth the show to me had brought:

For oft, when on my couch I lie
In vacant or in pensive mood,
They flash upon that inward eye
Which is the bliss of solitude;
And then my heart with pleasure fills,
And dances with the daffodils.


Ich wandert' einsam
wie die Wolk'

Ich wandert' einsam wie die Wolk',
Die über Tal und Hügel zieht.
Da sah ich, daß ein ganzes Volk -
Ein Heer! - von Goldnarzissen blüht;
Am See, wo Steine moosig sind,
da tanzen flatternd sie im Wind.

Wie lange Reih'n von Sternen, die
Hell schimmern auf im Überschwang,
So zieht der Blumen Galaxie
Dem Ufer einer Bucht entlang:
Zehntausend Blumen sieht mein Blick
Im Tanz, den Kopf gewandt zurück.

Gleich ihnen, Wellen tanzen heut,
Doch Blumen tanzen froher noch.
Der Dichter selbst fühlt Fröhlichkeit
In solcher heit'ren Menge doch.
So starrt' ich - starrt' - doch merkt' ich nicht
Welch' Schatz mir brachte diese Sicht:

Lieg' jetzt ich auf der Couch allein,
Oft still verträumt, oft denkbereit,
Erscheinen sie dem Auge mein
Als Wonne meiner Einsamkeit:
Dann füllt mein Herz mit Glück sich ganz
Als Tänzer im Narzissentanz.

Translation / Übersetzung
by / von Walter A. Aue


John William Waterhouse
Echo and Narcissus, 1903
hier gefunden

Vorhin erinnerte ich mich, daß zu den drückenden Kommentar- und Mailschulden, die auf mir lasten, dieses Gedicht von William Wordsworth gehört. Ich hatte versprochen, es jemandem zu schicken, und es zuvor als eines der bekanntesten der englischsprachigen Lyrik bezeichnet, was es wohl auch ist, darüber hinaus ist es schlicht berückend. Das Ganze hat einen bestimmten thematischen Hintergrund, der hier nicht weiter zu interessieren braucht, aber ich dachte, warum nicht einen kleinen Beitrag für meinen unwichtigen Blog daraus verfertigen, zumal ich so wieder einmal eine der Übersetzungen von Prof. Aue mißbrauchen kann.

Das Eingangsbild ist mehr der schwache Abglanz der Vorstellung, wie Narzissen aussehen können. Und wo ich kürzlich meine Vorliebe für die Präraffaeliten hinausposaunt habe, hier ein Bild, das mit all diesem in einem gewissen Zusammenhang steht. Und da meine Gedanken gerade ein wenig mäandern, ich wußte ich hatte mich an diesem Narziß-Thema einmal poetisch versucht, es war unsäglich, aber dabei fand ich dies und bin unschlüssig, ist es nun furchtbar kitschig oder noch annehmbar:

Wiesen weinen und lachen,
Wolken zerweht der Wind.
Träume fliehen in Wälder,
wo sie geborgen sind.

Sonntag, 28. März 2010

Palmsonntag


Julius Schnorr von Carolsfeld

Da sie nun nahe an Jerusalem kamen, gen Bethphage an den Ölberg, sandte Jesus seiner Jünger zwei und sprach zu ihnen: Gehet hin in den Flecken, der vor euch liegt, und alsbald werdet ihr eine Eselin finden angebunden und ihr Füllen bei ihr; löset sie auf und führet sie zu mir!
Und so euch jemand etwas wird sagen, so sprecht: Der HERR bedarf ihrer; sobald wird er sie euch lassen.
Das geschah aber alles, auf daß erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht:
"Saget der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen der lastbaren Eselin."
Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider darauf und setzten ihn darauf.
Aber viel Volks breitete die Kleider auf den Weg; die andern hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg.
Das Volk aber, das vorging und nachfolgte, schrie und sprach: Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des HERRN! Hosianna in der Höhe!
Und als er zu Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und sprach: Wer ist der?
Das Volk aber sprach: Das ist der Jesus, der Prophet von Nazareth aus Galiläa.
Und Jesus ging zum Tempel Gottes hinein und trieb heraus alle Verkäufer und Käufer im Tempel und stieß um der Wechsler Tische und die Stühle der Taubenkrämer und sprach zu ihnen: Es steht geschrieben: "Mein Haus soll ein Bethaus heißen"; ihr aber habt eine Mördergrube daraus gemacht.
Und es gingen zu ihm Blinde und Lahme im Tempel, und er heilte sie.
Da aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten sahen die Wunder, die er tat, und die Kinder, die im Tempel schrieen und sagten: Hosianna dem Sohn Davids! wurden sie entrüstet und sprachen zu ihm: Hörst du auch, was diese sagen? Jesus sprach zu ihnen: Ja! Habt ihr nie gelesen: "Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du Lob zugerichtet"?
Und er ließ sie da und ging zur Stadt hinaus gen Bethanien und blieb daselbst.
Als er aber des Morgens wieder in die Stadt ging, hungerte ihn; und er sah einen Feigenbaum am Wege und ging hinzu und fand nichts daran denn allein Blätter und sprach zu ihm: Nun wachse auf dir hinfort nimmermehr eine Frucht! Und der Feigenbaum verdorrte alsbald.
Und da das die Jünger sahen, verwunderten sie sich und sprachen: Wie ist der Feigenbaum so bald verdorrt?
Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Wahrlich ich sage euch: So ihr Glauben habt und nicht zweifelt, so werdet ihr nicht allein solches mit dem Feigenbaum tun, sondern, so ihr werdet sagen zu diesem Berge: Hebe dich auf und wirf dich ins Meer! so wird's geschehen.
Und alles, was ihr bittet im Gebet, so ihr glaubet, werdet ihr's empfangen.
Evangelium nach Matthäus, Kapitel 21, 1-22


J. S. Bach, H-Moll-Messe BWV 232, Osanna In Excelsis
hier gefunden

Samstag, 27. März 2010

Freitag, 26. März 2010

Julius Schnorr von Carolsfeld

translated

Verkündigung Mariä, 1820
hier gefunden


Das Romantische entläßt uns nicht aus seinen Klauen. Ich muß zur Erklärung sagen, daß ich eigentlich noch an einem Novalis Post schreibe (oder schreiben sollte), der hier seit gestern stehen müßte (zu schweigen von Goethe und Königin Luise). Und offen gestanden, war ich der festen Überzeugung, ich hätte über diesen „Nazarener“ längst etwas angemerkt, bis mir die Ursache dieses Irrtums klar wurde. Die von mir benutzte Bibel von 1913 enthält seine Illustrationen, daher war mir der Name so alltäglich.


Abraham will seinen Sohn Isaak opfern
aus "Die Bibel in Bildern", 1860
hier gefunden

Julius Schnorr von Carolsfeld wurde am 26. März 1794 geboren und ist einer der bekanntesten der sogenannten „Nazarener“, wie man später eine Gruppe von Künstlern nannte, die vor allem das Bestreben verband, der Kunst aus religiösem Antrieb heraus ihre Tiefe zurückzugeben. Eine sehr folgenreiche Gruppe, so wurden etwa die Präraffaeliten in England von ihr beeinflußt - als ich über einen anderen Nazarener, nämlich Overbeck jüngst etwas schrieb, habe ich bereits angemerkt, daß diese mir eigentlich deutlich näher stehen, aber dazu später.


Der hl. Rochus, Almosen verteilend, 1817
hier gefunden

Die Nazarener malten gegen die von ihnen empfundene Seelenleere des akademischen Klassizismus an, suchten nach Verinnerlichung und Vergeistigung, nach Rückbindung an Tradition und Glauben, ohne daß sie zumindest anfangs ausschließlich im Religiösen verblieben. Gerade Schnorr von Carolsfeld war auch ein exzellenter Landschaftsmaler, wie man an diesem Bild über den Hl. Rochus erkennen kann. Fast glaubt man, zwei Gemälde vor sich zu haben, mit der Gebirgslandschaft des Hintergrundes. Aber tatsächlich bleibt beides auf sich bezogen, das Bedeutsame der Handlung wird durch die Naturszenerie noch gesteigert.


Kriemhild erkennt an der Leiche Siegfrieds Hagen als Mörder
1846, hier gefunden

Es ist immer schwierig zu urteilen, wenn man die Intentionen von jemandem schätzt, aber seine Taten einen häufig unbefriedigt zurücklassen. Denn um nun doch schon den Punkt anzusprechen, der meinen Enthusiasmus gegenüber den Nazarenern etwas bremst, deren Ernsthaftigkeit ist mitunter recht arg angestrengt und monoton, die Darstellung leidet an zuviel gewollter Bedeutsamkeit und geradezu statuarischer Bewegungsarmut, die Bilder sind wie in Bedeutung eingefroren und wirken mehr verkrampft als lebendig. Das ist zur Richtung gemeint, weniger zu diesem Maler, der überrascht durchaus mit Variationsfreude. Dieses Motiv aus dem Nibelungenlied etwa atmet überzeugende Theatralik, geradezu die eines expressionistischen Stummfilms.


Grablegung Christi, 1862
hier gefunden

Und die Grablegung Christi wirkt in Figurenzeichnung, Ausdruck, Bewegung so vollendet, daß nicht einmal ein Hauch von Epigonalität erscheint. Und wenn auch beim letzten Bild das Statuarische und Anknüpfende stärker durchdringt, so leuchtet es dennoch in einem eigentümlichen Zauber, dem man sich kaum entziehen kann.

Und eine kleine Nachbemerkung, falls sich jemand wundern sollte, dieser Beitrag war halbfertig liegengeblieben und wurde von mir erst 2 Tage später am Sonntag zu Ende gebracht.


Porträt der Frau Klara Bianka von Quandt mit Laute, 1820
hier gefunden

Mittwoch, 24. März 2010

Samuel Scheidt



Ich könnte jetzt mit Geschichten darüber langweilen, warum ein 14 - 15jähriger irgendwann meint, die sogenannte „Frühe Musik“ mögen zu müssen, aber ich will uns dies ersparen. Samuel Scheidt, von dem sich hier heute 4 Stücke finden, starb am 24. März 1654. Für mich ist er auch ein Lehrbeispiel, wie willkürlich es ist, was selbst aus der jüngeren Vergangenheit an Bedeutsamem auf uns überkommen ist. „Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blühet wie eine Blume auf dem Felde; wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennet sie nicht mehr.“ - sagt der 103. Psalm.






Dienstag, 23. März 2010

Sonntag, 21. März 2010

Varia

translated


Ich hoffe, man sieht es mir nach, wenn ich hier einiges an erinnernswerten Daten übergehe, wie etwa den Geburtstag Wilhelm I. (22. März 1797), nun über letzteren habe ich zum Glück gelegentlich schon etwas angemerkt, hier z.B. Aber um kurz einen anderen Bereich zu streifen, bekanntlich habe ich eine gewisse Scheu, über Persönliches zu schreiben, das ist insofern bedauerlich als ich gerade am Wochenende einige angenehme Erlebnisse hatte, über die ich noch etwas nachdenke, im Grunde eine Reihe interessanter, teils sehr überraschender Gespräche, nun ja, später vielleicht.

Und endlich, ich war am Abend noch etwas am See unterwegs. Auf dem Rückweg war am fast klaren Nachthimmel die funkelnde Sternenlandschaft zu bewundern. Ich war nie gut darin, mir im Einzelnen die Sternbilder zu merken, ich weiß um ihre mythologische Bedeutung, aber das bleibt doch eher im Vagen. Und unwillkürlich stieg in mir die Frage auf: Füllt die Phantasie einen kalten seelenlosen Himmel mit Geschichten und Bildern, weil wir anders in dieser Welt nicht leben könnten. Und für einen kurzen Moment durchfuhr mich der fremde Gedanke, ob es mit Religion auch so sein könne.

Freitag, 19. März 2010

Ein Rezept



Es ist nicht selten, daß fremde Eroberer immerhin in der Küche eines Landes ihre Spuren hinterlassen, dazu zählt auch die Soljanka, die aus dem Russischen zu uns gekommen ist. Und da heute Abend ein paar Herren meine Gesellschaft ertragen haben, von denen einer - der Mitproduzent dieses Videos - mich fragte, ob ich es denn schon gesehen habe, dachte ich, ich präsentiere es einfach. Das ausführliche Rezept findet sich schriftlich übrigens hier.

Donnerstag, 18. März 2010

Etwas Zeitgeschichte

Wenn ich auch zugestehen muß, daß meine eigene Sicht auf die letzten 20 Jahre eher von zunehmender Desillusionierung gezeichnet ist, so kann es doch nicht schaden, sich noch einmal die hochgespannten Erwartungen zu vergegenwärtigen, die den Wandel damals bestimmten.

Lothar de Maizière, der letzte Ministerpräsident der DDR und jemand, den ich persönlich sehr schätze, hat heute im Reichstag in einer Feierstunde des Bundestages eine Rede zum 20. Jahrestag der ersten freien Volkskammerwahl gehalten. Da sie in meinen Augen durchaus Beachtung verdient, will ich heute einfach nur mit diesem Link auf sie verweisen.

Mittwoch, 17. März 2010

Frühling &

translated


Bedauerlich, daß dieses Bild nicht entfernt den überraschenden Eindruck wiedergibt, den eine gerade abgenommene überzeitige Weihnachtsdekoration macht, wenn sie am ärmlichen Boden in der ersten Frühlingssonne funkelt. Das eine geht, anderes kommt, merkwürdigerweise blicken wir Menschen auf einen Wechsel zumeist immer wieder erwartungsfroh. Aber für den Frühling mag das immer noch mehr als angemessen erscheinen.



Ursprünglich wollte ich diesem Post den Titel geben: „Betrachtung angesichts seiner Frühlingsblumen“. Aber ich gestehe, diese Bilder sind dafür nicht aufregend genug (und dann ist der Post auch noch später abgefertigt worden, was gut war, denn so habe ich ein persönliches Ereignis ausgelassen, über das ich noch länger nachdenken muß; in Kürze, eine trauernde Witwe hat kurz nach dessen Tod den schriftlichen Nachlaß ihres Gatten komplett entsorgt).

Was mich aber bei diesen Bildern bewegte, war: Warum, in alles in der Welt spielt das Klima bei uns so auf der Grenze von Leben und Tod. Sobald man beginnt, etwas zu bepflanzen in Töpfen und anderswo, weiß man, es ist ein Herantasten an die Möglichkeit, daß über Nacht alles hinüber sein kann. Es sind nur wenige Grade auf unserer Temperaturskala, die darüber entscheiden, und dennoch kann man nicht anders.

Dienstag, 16. März 2010

Über eine Bewohnerin des Schlosses Monbijou


Schloß Monbijou 1735
hier gefunden

Monbijou gehört zu den Schlössern Berlins, die die Barbarei von Kriegs- und Nachkriegszeit nicht überlebt haben. Es befand sich nördlich der Museumsinsel am gegenüberliegenden Spreeufer. Schon im 16. Jahrhundert kurfürstlicher Garten, waren die dort befindlichen Gebäude 1703 durch Eosander von Göthe erweitert worden (ein Lusthaus mit Laubengängen, Pavillons, Parterres und Wasserspielen), Knobelsdorff verschaffte ihm eine Rokoko-Fassung, Unger baute das Schloß klassizistisch um. Ab 1786 wurde es von der unglücklichen Gemahlin Friedrich Wilhelms II., Königin Friederike Luise, bewohnt (die am Ende ihres Lebens mehr mit Geistern Umgang hatte und deshalb nachts wachte und am Tage schlief). Bald nach ihrem Tod wird es zum „Museum vaterländischer Altertümer“. 1877 macht Kaiser Wilhelm I. daraus das „Hohenzollernmuseum“. 1943 bei Bombenangriffen stark beschädigt, aber noch in weiten Teilen erhalten, wird Schloß Monbijou 1960 endgültig zerstört.

Seine bekannteste Bewohnerin aber war wohl Sophie Dorothea. Friedrich I., der erste preußische König vermachte es seiner Schwiegertochter, zu dieser Zeit gilt Monbijou als das schönste Schloß Berlins. Sie behält es als Residenz bei, während ihrer Zeit als Königin und auch nach dem Tod Friedrich Wilhelms I. Übrigens wurde Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg am 16. März 1687 geboren, das gab uns den äußeren Anlaß, etwas über sie zu schreiben. Dieser Artikel in der „Allgemeinen Deutschen Biographie“ tut das zweifelsohne besser. Sie wuchs in Verhältnissen auf, die ihr das Gefühl von höherer Geltung verschafften und das Bedürfnis nach derselben einprägten.


Sophie Dorothea als Kronprinzessin
von Friedrich Wilhelm Weidemann
hier gefunden

Und dann geriet sie an den preußischen Thronerben Friedrich Wilhelm. In der erwähnten ADB heißt es sehr hübsch: „Ihr großer Sohn ererbte von ihr den ausgebildeteren Geschmack, den Sinn für Kunst und Wissenschaft und ideelle Dinge, während die Energie ihres Gatten und der Verstand ihrer Tante Sophie Charlotte ihr nicht gegeben waren.“ Friedrich II., dies war in der Tat ihr großer Sohn, hat ihr große Zuneigung entgegengebracht und sie entsprechend behandelt, während ihr Gatte.

Es ist schwer, seinen Charakter zu beschreiben, er hatte eine gewisse Biederkeit, war also auch treu, sehr tüchtig im Wirtschaften, auf eine gewisse Art rechtschaffen und auf eine andere seelisch verroht und geistlos bis zur irrsinnigen Tyrannei. Das macht sie einem vielleicht sympathischer als wenn sie nur für sich bestehen müßte.

Ihre politischen Pläne, die Verbindung zum englischen Hof, mißlangen. Sie versuchte mit ihrem kleinen Hof ein geistvolles und kultiviertes Gegengewicht zum „Tabakscollegium“ zu bilden, auch wenn sie persönlich sicher nicht das Format ihrer Vorgängerin hatte. Es ist von ihr die Bemerkung überliefert: „Wenn der Geist frei und zufrieden bleibt, wem die Welt lacht, der kann die Dinge ganz anders ansehen, als wer beständig unter dem Druck lebt.“

Aber immerhin, wenn ihr Leben auch größtenteils aus weitgespannten Erwartungen bestand, die unerfüllt blieben, konnte sie doch noch verfolgen, wie ihr Sohn vieles von dem nach Preußen zurückbrachte, was sie entbehrt hatte, nämlich Geschmack, Noblesse, Schönheit - Geist.

Montag, 15. März 2010

Auf eine Schnupftabaksdose

Johann Christian Günther
Auf eine Schnupftabaksdose

Ich brauche diesen Staub mit Lust und Überfluß,
Damit ich Asch' und Erde
Fein oft erinnert werde:
Mensch, lerne, was du wirst und wann man leben muß!


Johann Christian Günther kann sicher nichts dafür, daß Goethe ihn sehr geschätzt hat. Er steht am Ende des Barock, dieser Literaturepoche, die mir aus, welchen Gründen immer, ganz lieb ist. In der Regel schätzt man ihn, weil er diese überwunden habe. Zwei Beispiele, wobei das nachfolgende Gedicht etwas in die Irre führt, denn als er am 15. März 1723 starb, endete ein eher unglückliches Dichterleben bereits früh mit 27 Jahren.


Der Unterscheid jetziger Zeit und der Jugend

Vor diesem dacht ich mit der Zeit
Ein groß und vornehm Thier zu werden,
Ich sucht‘ in Kleidung und Gebärden
Vor allen einen Unterscheid;
Ich sann viel Staatsstreich auszuführen,
Vergaffte mich am Mazarin
Und griff mit feurigem Studieren
Nach Palmen, die den Klügsten blühn.

Immittelst nahm mein Alter zu,
Die Jugend gab mir viel zu wissen,
Ich ward durch manchen Fall gerissen
Und sucht ein Leben ohne Ruh.
Ich sah in klein- und großen Ständen
Viel Kummer, Torheit, Pein und Neid
Und griff nunmehr mit beiden Händen
Das Gauckelspiel der Eitelkeit.

Wo ist denn nun mein Ehrgeiz hin?
Wo sind die flüchtigen Gedanken,
Womit ich oftmals aus den Schranken
Gemeines Glücks geflogen bin?
Es reizt mich kein berühmter Tittel,
Es rührt mich weder Hof noch Pracht,
Ich finde, deucht mich, viel im Kittel,
Was kluge Seelen glücklich macht.

Dies, große Weisheit, dank ich dir,
Dies dank ich dir, du süße Liebe;
Durch eure Lust, durch eure Triebe
Erfind ich selbst mein Glück in mir.
Bleibt Phillis mir nur treu ergeben,
So ficht mich wohl kein Wunsch mehr an,
Als daß ich mit ihr ruhig leben
Und einmal freudig sterben kann.

Sonntag, 14. März 2010

Dies & Das & Telemann



Paul Gerhardt

Befiehl du deine Wege (1656)

Befiehl du deine Wege,
Und was dein Herze kränkt,
Der allertreusten Pflege
Des, der den Himmel lenkt!
Der Wolken, Luft und Winden,
Gibt Wege, Lauf und Bahn,
Der wird auch Wege finden,
Da dein Fuß gehen kann.

Dem Herren mußt du trauen,
Wenn dir's soll wohlergehn;
Auf sein Werk mußt du schauen,
Wenn dein Werk soll bestehn.
Mit Sorgen und mit Grämen
Und mit selbsteigner Pein
Läßt Gott sich gar nichts nehmen,
Es muß erbeten sein.

Auf, auf, gib deinem Schmerze
Und Sorgen gute Nacht!
Laß fahren, was dein Herze
Betrübt und traurig macht!
Bist du doch nicht Regente,
Der alles führen soll;
Gott sitzt im Regimente
Und (er) führet alles wohl.

Refrain (nach Psalm 37, 5): Befiehl dem Herrn deine Wege, vertraue ihm, er wird handeln.

Ich dachte, es sei angemessen, an einem schauerlichen (Schneeregen-) Sonntag ein erbauliches Video herzustellen. Frau Kaiser hat in ihrer Interpretation die obigen Verse ausgewählt, ich habe ein paar nette Rosenbilder dazugegeben, naja.

Wird gerade geschrieben…

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Paul Gerhardt

Commit whatever grieves thee (1656)

Commit whatever grieves thee
Into the gracious hands
Of Him Who never leaves thee,
Who Heav’n and earth commands.
Who points the clouds their courses,
Whom winds and waves obey,
He will direct thy footsteps
And find for thee a way.

On Him place Thy reliance
If thou wouldst be secure;
His work thou must consider
If thine is to endure.
By anxious sighs and grieving
And self tormenting care
God is not moved to giving;
All must be gained by prayer.

Arise, my soul, and banish
Thy anguish and thy care.
Away with thoughts that sadden
And heart and mind ensnare!
Thou art not lord and master
Of thine own destiny;
Enthroned in highest Heaven,
God rules in equity.

Refrain following Psalm 37:5 “Commit thy way unto the Lord; trust also in Him; and He shall bring it to pass.”

I thought it was appropriate to produce on an awful (snow-rainy) Sunday an edifying video. Mrs. Kaiser has selected in her interpretation the above verses, I have added some nice pictures of roses, well.

it’s an unfinished post btw

Samstag, 13. März 2010

Freitag, 12. März 2010

Paul Gerhardt


Sarah Kaiser mit "Wie soll ich dich empfangen"
hier gefunden

In der Tat fehlen hier ein paar halbwegs verständige Bemerkungen über Paul Gerhardt, der am 12. März 1607 geboren wurde, morgen, hoffe ich, werden sie folgen. Und lieber verständiger Leser, es ist nicht so, als ob mir die Gedanken ausgegangen wären, eher im Gegenteil, ich habe mindestens 4 Posts, die ich vervollständigen oder überhaupt erst anbringen will, aber wie es mit dem Denken eben so ist, es steht einem ständig im Weg.

Donnerstag, 11. März 2010

Bismarck’sche Familiengeschichten


Epitaph in der Kirche St. Marien und Willebrord zu Schönhausen
© Jörg Kluge, MEDIA PRINT

Herr Roloff hat gestern an einem anderen Ort einen Artikel über einen Vorfahren Otto von Bismarcks veröffentlicht, den ich hier heute gern zur Kenntnis bringen wollte:

Kalenderblatt

Ein Bismarck wird Landrat in der Altmark

Am 10. März 1710, also genau heute vor 300 Jahren, wurde ein Mann zum Landrat der Altmark bestellt, in dessen Leben sich auch eine der wichtigsten Phasen der Geschichte Schönhausens spiegelt - August von Bismarck. Er war nach seinem Vater der zweite Träger dieses Namens. In einer gewissen Weise stehen sich in Vater und Sohn auch Krieg und Frieden gegenüber.

Das Leben des Vaters war vom Militärdienst bestimmt. Der 30jährige Krieg mit allen seinen Schrecken fiel in seine Zeit, und am 23. März 1642 wurde auch Schönhausen sein Opfer. Der Ort wurde gänzlich niedergebrannt und auch die Kirche zerstört. Im verwüsteten Ort, der Wiederaufbau kam nach dem Ende des Krieges nur sehr schleppend voran, lebte August I. nun und heiratete 1664 Fredike Sophia von Möllendorff aus Hohengöhren. Aus dieser Verbindung wurde ihm in seinen sehr späten Lebensjahren der Sohn und Erbe Schönhausens August geschenkt. Der genaue Geburtstag ist vermutlich der 15. Mai 1666. August wurde zunächst von Privatlehrern unterrichtet und besuchte später die Gymnasien zu Merseburg und Halle und studierte anschließend mehrere Jahre in Leipzig. Nach dem Studium bereiste er u.a. Sachsen, Böhmen, Österreich, Italien und Holland. Alles das sind allein schon Anzeichen für den sich langsam erholenden Wohlstand der Familie.

Im April 1694 heiratet er die Tochter des Fürstlich Sachsen-Coburg’schen Hofmarschalls, Hans von Katte, Dorothea Sophie, und ließ sich mit ihr in Schönhausen nieder. Aus der Ehe gingen neun Kinder hervor, von denen aber zwei sehr früh starben.

Er war wahrhaft ein Kind des Friedens. Er brachte die Wirtschaft wieder herauf und kümmerte sich um die Bewohner des Ortes. Er errichtete das neue Herrenhaus, das 1958 gesprengte sogenannte Schloß I, und erneuerte die Kirche. Ihre barocke Ausstattung, der Altar, an dessen Restaurierung zur Zeit gearbeitet wird, die Patronatsloge, mit dem Allianzwappen der Bismarcks und der Kattes, die Orgel, das Gestühl und auch die Kanzel stammen aus seiner Zeit.

Vielleicht waren es sogar diese vielfältigen Aktivitäten, mit Sicherheit aber war es der zu Grunde liegende wirtschaftliche Erfolg, die den König Friedrich I. wie erwähnt 1710 dazu bestimmten, August von Bismarck zum Landrat der Altmark zu ernennen.

Mit großem Elan und aus christlichem Geist heraus schuf er in dieser Eigenschaft so etwas wie ein soziales Schulwesen, indem er selbst für besonders arme Kinder das Schulgeld entrichtete. Außerdem setzte er dem Schönhauser Kantor Naturalien und Geldleistungen für freien Unterricht von bis zu 18 Kindern fest. Er wurde ein wirklicher Wohltäter der Armen und Notleidenden. Darin zeigt sich, wie viel mehr ein soziales Gemeinwesen von der Haltung der Menschen abhängt, die es gestalten, als von bloßen Regelungen.

August von Bismarck und seine Frau verstanden es durch Sparsamkeit ihr Vermögen beachtlich zu vermehren. Dadurch konnte 1730 sogar noch mit dem Bau eines zweiten Herrenhauses begonnen werden, dem sogenannten Schloß II, womit August die Erbteilung unter seinen Söhnen vorbereitete. Zusätzlich hinterließ er ihnen eine Totalsumme von 146.552 Talern.

Der Landrat August von Bismarck starb am 18. Juni 1732. In der Kirche St. Marien und Willebrord zu Schönhausen erinnert ein eindrucksvolles Epitaph an die Eheleute und zeigt auch uns heute, was ihnen wichtig war. Stattliche allegorische Figuren zur Rechten und zur Linken verkörpern in barocker Manier die Hoffnung und den Glauben.
Thomas Roloff

Dienstag, 9. März 2010

Zwischendurch - Bilder

translated


Heute wurde ich gefragt, warum mein Blog so unpersönlich sei. Nun, ich bin versucht zu sagen, aus einem Akt persönlicher Barmherzigkeit heraus. Aber gut, erwecken wir den Anschein von Privatheit, ich gebe zu, ich gehöre zu denen, die Twitter täglich nutzen, und da mein letztes Erkennungsbild noch sehr dem Weihnachtlichen verhaftet war, es sah in etwa so aus:



- dachte ich, es sei Zeit für einen Wechsel, und nach mehreren, nachfolgend dokumentierten Versuchen







blieb das als Ergebnis. Offen gestanden, das einzige, was mich überraschte, war, daß einige das immer noch als makaber empfinden konnten, und das in einem Zeitalter, wo nun wirklich alle Varianten in dieser Hinsicht bis zur finalen Ermüdung durchgespielt wurden.

Montag, 8. März 2010

Über musikalische Mörder, Wölfe und Hexen in Mecklenburg


Moro, lasso, al mio duolo
hier gefunden

Manchmal entsteht sogar aus einem Mord etwas Bewundernswertes. Carlo Gesualdo Fürst von Venosa hat vermutlich 3 Menschen getötet, darunter seine ungetreue Ehefrau, später aber dann (viele sagen deswegen) förmlich herzzerreißend schwermütige und zugleich erschreckend schöne Musik geschrieben. Eine sehr ungewöhnliche Musik, eindringlich, plastisch, bis zum äußersten gespannt, voll von überraschend wechselvoller Melodik, eine Musik, die auf kleinsten Flächen Abgründe aufreißt. Es gibt kaum jemanden, der nicht darauf zuerst verweist, wenn es um Gesualdo geht. Man mag das etwas ausführlicher hier nachlesen, da ich an seinem Todestag († 8. September 1613) eigentlich nur 2 Musikstücke anbringen wollte. Denn Gesualdo gehört schon seit meiner Jugend zu meinen Lieblingskomponisten. Seine Musik erinnert an El Greco, verfeinert bis zur Deformation, durchglüht von Schmerz und Sehnsucht, durchschienen von einem Licht, das aus dem Jenseitigen herüberreicht.


Io tacerò
hier gefunden

Der Rest wird hoffentlich am Mittwoch geschrieben

Sonntag, 7. März 2010

Großherzog Paul Friedrich und etwas Schumann


Denkmal des Großherzogs Paul Friedrich vor dem Schweriner Schloß
hier gefunden

Vor etwas weniger als einem Jahr habe ich an Großherzogin Alexandrine erinnert, eine Tochter der Königin Luise von Preußen und eine Institution im Schwerin des 19. Jahrhunderts. Ihren Gatten Paul Friedrich, seit 1837 Großherzog von Mecklenburg-Schwerin hatte sie sehr lange überlebt, er verstarb bereits 1842, genauer am 7. März 1842, und dies ist der Grund, warum heute an ihn erinnert werden soll.

In der „Geschichte Mecklenburgs“ von Ernst Boll findet sich zu ihm u.a. das folgende:
„Seine kurze Regierung gilt als eine gesegnete Zeit im Lande; sein derbes und dabei freundliches, auch dem kleinen Manne verständliches Wesen, die Gewandtheit im Gebrauch der plattdeutschen Rede, die er auch seinen Söhnen einzupflanzen nicht unterließ, haben ihm bei seinen Untertanen ein dankbar-populäres Andenken hinterlassen, daß durch die schlichtfürstliche, liebenswürdige Weise seiner Gemahlin noch gesteigert wurde. Die hohe Frau hat es verstanden, den Hohenzollern-Namen den Mecklenburgern lieb zu machen. Die Zurückverlegung der Residenz von Ludwigslust nach Schwerin hat diese Stadt zu ihrer jetzigen Blüte gebracht, nach dem Fürsten heißt der Stadtteil, dessen Aufbau er in’s Leben rief, die „Paulsstadt“, nach ihm eigentlich mehr als nach dem Apostel die neue Paulskirche. Die Prachtbauten der Residenz hat er, wenn auch nicht vollendet, doch begonnen und gefördert.“

Tatsächlich ist sein bedeutendstes Verdienst wohl die Rückverlegung der Residenz aus dem Städtchen Ludwigslust und daß er die Neugestaltung Schwerins in Angriff genommen hat, wenn ihm auch wenig Zeit zur Durchführung verblieb, da ihm seine zupackende Art eine Erkältung einbrachte - er hatte sich direkt an der Bekämpfung einer Feuersbrunst beteiligt - an der er verstarb.


Daniel Georg Morhof
hier gefunden

Und da wir gerade im Mecklenburgischen sind und wir die nicht ganz so zahlreichen berühmten mecklenburgischen Namen pflegen sollten. Bei Daniel Georg Morhof († 30. Juli 1691 in Lübeck, u.a. ein bedeutsamer Literaturhistoriker) fand ich gerade nachfolgendes:

Öffentliche Ämter

Der Ämter Last ist groß und schwer die hohen Würden:
Drum pfleget man sie gern den Eseln aufzubürden.

Auf eine mit bloßen Brüsten

Wozu die bloße Brust? Wo gehst du hin? zum Baden?
Nein, du hast etwas feil, drum öffnest du den Laden.

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Übrigens, da ich jüngst eine kleine Zusammenstellung von Schumann-Liedern versprochen hatte, ich muß daran noch etwas arbeiten, aber das wäre schon einmal der Anfang.

Samstag, 6. März 2010

Peter von Cornelius


Joseph deutet die Träume des Pharao
hier gefunden

Ich habe kürzlich einmal daran erinnert, daß Thomas Mann der Überzeugung war, daß Goethe auf gewisse Bilder am liebsten mit der Pistole geschossen hätte, dies ist glaubhaft, er hatte einen heftigen anti-romantischen Affekt, was ihn mir in meinen Augen, aber das ist eine andere Geschichte… Nur kurz ein Auszug aus dem Zitat, das man länger hier nachlesen kann: „Wir kennen und lieben Maler wie die frommen Cornelius und Overbeck, nach deren Bildern er, wie ich ihn selbst habe sagen hören, am liebsten mit der Pistole schösse, und den himmlischen David Caspar Friedrich, von dem er erklärt, man könne seine Bilder ebensogut verkehrt herum ansehen.“

Peter von Cornelius ist am 6. März 1867 gestorben, ein Nazarener oder von mir aus ein romantischer Klassizist, und als ich merkte, daß das frei zugängliche Bildmaterial eher überschaubar ist, wollte ich schon ganz darauf verzichten, etwas über ihn zu schreiben, dann aber las ich, daß er in meiner inneren Heimatkirche St. Nikolai zu Potsdam in der Kuppel 1850 einige Propheten des Alten Testaments (zu dem Bild findet sich Näheres hier) gemalt hat. Ich kannte natürlich die Bilder, sie sind gewissermaßen eingebrannt, wußte aber nicht, daß sie von ihm stammen. Aber das Kuriose ist, so hatte ich, ohne es zu wissen schon lange einen Eindruck von seinem wirklichen Wollen.

Denn St. Nikolai wirkt in seinen Bildern nicht entfernt epigonal, obwohl man dies vom 19. Jahrhundert doch wohl erwarten sollte. Über alle Zerstörungen / Rekonstruktionen / Fehlstellen hinweg erschafft dieser Ort einen intakten sakralen und tiefgründigen Raum. Und unser Cornelius hat seinen Anteil daran.

Und wo ich gerade etwas in meinem Hofmannswaldau lese, mitunter irrt selbst er, wenn er schreibt:

„Verrauschte Flüsse
Erquicken nicht. Was unsern Geist erfreut,
Entspringt aus Gegenwärtigkeit.“

Freitag, 5. März 2010

Beiläufiges


Jake Walden, "For Someone"
hier gefunden, und hier findet sich seine Website

Heute sagte mir jemand, mein Blog sei langweilig geworden, und ich habe das Gefühl, er hat nur zu recht, vermutlich zu viele Hemmungen u.a. Wie auch immer, ich weiß im Moment nicht einmal mehr, wer mich auf Jake Walden aufmerksam machte, aber da ich ihn in den letzten Tagen oft genug gehört habe, sollte ich ihn hier wohl auch anbringen.

Und dann hatte ich heute etwas über Barock-Lyrik zu verfertigen, es hat etwas, einen Gegenstand von Bedeutung wirklich zu mögen, den man fast für sich allein hat. Und darum finden sich anschließend ein paar der „Poetischen Grabschriften“ von einem meiner Lieblingsdichter, nämlich Christian Hofmann von Hofmannswaldau:

Opitzens

Mich hat ein kleiner Ort der deutschen Welt gegeben /
Der wegen meiner wird mit Rom die Wette leben.
Ich suche nicht zu viel / ich bin genug gepriesen /
Daß ich die Venus selbst im Deutschen unterwiesen.

Grabschrift Henrici IV, Königs in Frankreich

Ich bin durch Schimpf und ernst zu meinem reiche kommen /
Ein unerhörter Mord hat mir es weggenommen.
Was half mich / was ich lieb? was half / was ich getan?
Nachdem ein Messer mehr als eine messe kann.

General Wallensteins

Hier liegt das große Haupt / so itzt wird ausgelacht;
Viel wissen mehr von mir / als ich jemals gedacht.
Doch wußt ich / daß ein Stein nicht leicht ein Stern kann werden /
Ein Stein / wie hoch er steigt / fällt endlich zu der erden.

Mariae Magdalenae

Hie ruht das schöne Haupt / hie ruht die schöne Schoß /
Aus der die Liebligkeit mit reichen Strömen floß.
Nach dem dies zarte Weib verließ den Huren-Orden /
So sind die Engel selbst derselben Buhler worden.

Leanders

Die Liebe war mein Licht bei schwartz-gewölckter Nacht /
Das Feuer so ich trug bestritt der Wellen Macht.
Ich fiel in Nereus Reich / es ist mir nicht gelungen /
Es hat die große Flut die große Glut bezwungen.

Eines Alchimisten

Ich war ein Alchimist / ich dachte Tag und Stunden /
Auf eine neue Kunst des Todes frei zu sein /
Dies was ich stets gesucht / das hab ich nicht gefunden /
Und was ich nicht gesucht / das stellt sich selbsten ein.

Grabschrift eines Lasterhaften

Die Leber ist zu Wien! Das Glied zu Rom geblieben!
Das Herz in einer Schlacht! und das Gehirn an Lieben!
Doch daß der Leib nicht ganz verloren möchte sein
so legte man den Rest hier unter diesen Stein.

Eines Bastard-Kindes

Wo meine Mutter liegt / da bin ich auch begraben /
Ich wollte nächst bei ihr mein Leichbegräbnis haben /
Nicht unlieb hätt' ich mich zum Vater hinverfügt /
Ich wußte wo er lag / und weiß nicht wo er liegt.

Eines Sklavens

Im Leben war ich Knecht / im Tode bin ich frei /
Es brach des Todes Band die Fessel leicht entzwei;
Die Ketten flecken nicht / ich kannte mein Geblüthe /
Ich starb ein Knecht durch Zwang mit nichten von Gemüte.

Eines Hornträgers

Zwei Hörner liegen hier in dieser Gruft begraben /
Nicht dencket / daß ein Bock hier wird die Ruh‘statt haben.
Hier ruht ein guter Mann / der Hörner hat bekommen /
Nach dem ihm die Natur das Stoßen hat benommen.

Grabschrift auf den Leichen-stein einer Freundin

Ein Stern der Tugenden / die Sonne dieser Stadt /
Ein Engel / wenn man will den nahmen recht erwägen /
Ein Licht / so in der Welt mit Lust geschienen hat /
Muß sich dem Tode nun zu seinen Füßen legen.
Mein Leser / lies doch recht / was ich dir kund getan;
Ich habe viel gesagt / noch aber mehr verschwiegen;
Wo hier Stern / sonne / licht und Engel wohnen kann /
So muß der Himmel ja in diesem grabe liegen.

Grabschrift eines Schlafsüchtigen

Hier liegt ein fauler Leib, der aus dem Tage Nacht
und aus dem Leben Tod durch Schlafen hat gemacht.
Aus allzu großer Furcht, daß man ihn noch erwecket
so hat er sich hierher in dieser Gruft verstecket.

Grabschrift eines Mohren

Kein Europäer soll die schlechte Grabschrift lesen
und lachen, daß ich schwarz und nackend bin gewesen.
Ich trug das Mutterkleid, du trägst die Haut der Kuh,
du bist mehr Vieh als ich, ich war mehr Mensch als du.

Ach so, ich werde wohl in den nächsten Tagen einiges von meinigen halbfertigen Posts nachtragen.

Donnerstag, 4. März 2010

Über Naivität



Ich habe zu gestehen, als meine Frau Mutter mir heute ihre neueste Unternehmung in Sachen Kreativität zeigte, habe ich innerlich ein Kreuz geschlagen, aber ich muß das wohl später genauer erklären ...

Mittwoch, 3. März 2010

Johann Pachelbel


Johann Pachelbel, Kanon in D-Dur
hier gefunden


andere Version
hier gefunden

Ich wollte heute nur kurz daran erinnern, daß Johann Pachelbel, ein Vorläufer Bachs, am 3. März 1706 gestorben ist.


Grabmal auf dem Rochusfriedhof in Nürnberg
hier gefunden

Montag, 1. März 2010

Montags-Schubert


Franz Schubert - "An den Mond", D. 296
interpretiert von D. Fischer-Dieskau
hier gefunden
Johann Wolfgang von Goethe

An den Mond

Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;

Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Über mein Geschick.

Jeden Nachklang fühlt mein Herz
Froh- und trüber Zeit,
Wandle zwischen Freud' und Schmerz
In der Einsamkeit.

Fließe, fließe, lieber Fluß!
Nimmer werd' ich froh;
So verrauschte Scherz und Kuß
Und die Treue so.

Ich besaß es doch einmal,
was so köstlich ist!
Daß man doch zu seiner Qual
Nimmer es vergißt!

Rausche, Fluß, das Tal entlang,
Ohne Rast und Ruh,
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien zu!

Wenn du in der Winternacht
Wütend überschwillst
Oder um die Frühlingspracht
Junger Knospen quillst.

Selig, wer sich vor der Welt
Ohne Haß verschließt,
Einen Freund am Busen hält
Und mit dem genießt,

Was, von Menschen nicht gewußt
Oder nicht bedacht,
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.

Wie gestern angekündigt, heute etwas Schubert, ich habe die nachfolgende Playlist u.a. um das obige Video erweitert, auf das mich dankenswerterweise Prof. Aue verwies. Er verwies auch auf eine von ihm geschätzte Übersetzung von Goethes Gedicht ins Englische, die sich hier findet. Goethe will uns also ins Labyrinth der inneren Nacht schicken mit seinem so freundlich klingenden Gedicht, ich fürchte, ich muß diesmal noch ablehnen.

Hier geht es zur Playlist.