Samstag, 31. August 2013

Beiläufig


Eine Bekannte erzählte uns, wie unser alter Garten gerade verwüstet würde. Nun, es gibt immer die Menschen mit einer Neigung zum Zerstören (für sie ist es wohl eher etwas wie sich die Dinge zurechtmachen, zu zeigen, daß sie jetzt das Bestimmen haben; da sprengt man dann auch mal eine Garnisonkirche in die Luft, wie in Potsdam früher einmal, zum Beispiel) und die anderen.

Nein, diese Nachrichten haben mich nicht wirklich verstört, das ist der übliche Lauf der Dinge. Was mich heute wirklich geärgert hatte, war, da rafft man sich aus seiner Lethargie auf, kauft neue Rankrosen, legt sich die Hölzer für ein Blumengitter zurecht, will ernsthaft auf diesem ansprechend gelegenen Stück Land einen Schritt mehr zu einem anspruchsvollen kleinen Garten kommen, und dann schüttet es aus Eimern und windet, daß selbst der große Oleander umfällt und es ein paar Töpfe von der Balustrade fegt *grrr.

Aber wo ich gerade merke, daß das alles so negativ daherkommt, vielleicht. Ich bin in völlig aufgeräumter Stimmung, werde meine Gartenideen zusammenhalten, bis die Sonne wieder scheint, was ziemlich sicher eintreten wird. Es gibt keine Entschuldigung dafür, die Menge des Schönen nicht zu vermehren, wogegen auch immer.


Donnerstag, 29. August 2013

Über die menschliche Natur

El Greco, "Laokoon"

Wieweit erschafft sich der Mensch inzwischen seine eigene Natur, inwieweit vermag er das überhaupt? In der Neuzeit sind die Einwände dagegen weitgehend weggeräumt worden. Aber als ich heute, einmal mehr mit deutlicher Verspätung, in den herumliegenden Zeitungen las, bekam ich eine Visualisierung davon, genauer gesagt, war es das Feuilleton der FAZ vom 14. August a.c. („Opfer des Schönheitswahns - Eine neue Mode?“). Wer einen schnellen Eindruck von dem gewinnen will, worüber ich zu sprechen versuche, der schaue sich diesen Artikel der Daily Mail näher an.

Ich denke gar nicht einmal, daß meine ästhetische Uhr im 19. Jahrhundert stehengeblieben ist, ich verehre Lehmbruck etwa sehr, und der hat die menschliche Physis bekanntlich entschieden „überdehnt“, und dann: El Greco! Die Zeit ist gelegentlich doch recht ephemer. Dennoch hat man das Gefühl, daß hier äußerlich vielleicht Verwechselbares aus völlig verschiedenen Beweggründen herrührt.

Es ist der Unterschied zwischen dem Die-Dinge-Verstehen-Wollen, gerade indem man sich ihnen auf entlegenen Wegen und von überraschenden Ausblicken aus nähert, oder anzunehmen, an keinen Maßstab, an nichts Vorfindbares mehr gebunden zu sein, außer dem der eigenen Phantasmagorien und überbordenden Vorstellungen, bis ins Fleisch hinein. Früher auf Jahrmärkten wurden Zwerge vorgeführt, heute sucht sich (fast) jeder (ist man versucht zu sagen) diesen Jahrmarkt selbst. Aber folgen wir ein wenig der Argumentation des Artikels.

Wilhelm Lehmbruck, "Der Gestürzte", 
photo by Oliver Kurmis, hier gefunden

Seien diese Exempel menschlicher Elementarzonen im Einzelnen schon verstörend genug, gäben sie in ihrem Zusammenspiel nur noch Rätsel auf. Wer die Maßstäbe der Durchschnittlichkeit anlege, fände nicht viel, was sich an ihnen orientiere. Natur liefere lediglich den Grundstoff für egal wie phantastische Manipulationen.

Der schnellen Behauptung von armen, verblendeten, schönheitssüchtigen Wesen träte der in London geborene Photograph Phillip Toledano so entgegen: „Viele waren gar nicht mehr interessiert an einer traditionellen Schönheit.“

Ihr Ideal hätten sie jenseits menschlicher Normen gefunden, in Katzenaugen oder den streng stilisierten Figuren japanischer Anime-Filme. Es seien ihre ganz eigenen Vorstellungen von Schönheit. „Eine posthumane Schönheit.“ Für Toledano seien sie Avantgardisten auf einer individuellen Schönheitssuche, die in ihren Anfängen stecke. Denn noch fehle die Technologie, um all die Phantasien zu verwirklichen und Metamorphosen herbeizuführen, um all die extremen Transformationsträume zu erfüllen.

Er frage sich: „Ist Schönheit dabei, sich in etwas anderes zu verwandeln? Könnten einige Leute unsere traditionelle Schönheit als unglaublich langweilig empfinden? Könnte es künftig geschmacklos sein, wie ein Mensch auszusehen? Könnte es als Zeichen von Armut verstanden werden?“ Und der Autor (des Artikels): „Die Antworten sind nicht in den Porträts zu finden. Ihre formalistische Strenge und marmorne Politur vor dunklem Grund umweht das Flair eines altmeisterlichen Handwerks, als wären die Holbeins ins Fotoporträtgeschäft umgestiegen.“ Den Porträtierten habe so viel klassische Zurückhaltung nicht immer gefallen.

Wer von ihnen mit Glamour und Sexiness gerechnet hätte, sei enttäuscht worden. Bei Toledano gehe es aber um die Entscheidungen, die wir treffen würden, um schön zu sein oder zu werden. „Durch den Menschen verursachte Evolution“ nenne er sein Forschungsgebiet.“

Der Autor fragt pflichtschuldig, ob dies Resultate eines Vollkommenheitsticks seien, „in dem jedes Gefühl für Maß und Proportion verlorenging?“ „Schönheitsavantgardisten müssten das schnell als Vorurteil entlarven, das auf ein traditionshöriges, starr fixiertes Menschenbild zurückgeht. Toledano hat Leute getroffen, die das Selbst als Kunstwerk begreifen und es zu formen suchen. Sind sie glücklicher, weniger glücklich als ihre schlaffhäutigen, faltenzerfurchten Zeitgenossen? Das weiß auch er nicht.“ Und letztlich läßt er uns mit dem Satz allein: „Die Schönheitschirurgie versucht, die Sterblichkeit umzukehren.“

Hans Holbein der Jüngere, Bildnis des Bonifacius Amerbach

Die Idee von der beliebigen Formbarkeit des Menschen lassen wir einfach einmal weiter unkommentiert, was aber fasziniert, ist, daß er sagt, ihn habe Hans Holbein der Jüngere inspiriert. Das mag so sein, wobei aber weniger an ein lebensvolles Bildnis eines Bonifacius Amerbach zu denken wäre als etwa an eines der Anna von Cleve. Formale Strenge und eine eher kühle Auffassung geben seinen Modellen in der Tat etwas von - Würde? “I wanted to make beautiful and distinguished portraits of these people. I wanted to represent a particular part of beauty from our time”. Wenn ich die Artikel recht verstanden habe, war das aber nicht immer unbedingt die Art von Aufmerksamkeit, die sie gewollt hatten. Wie auch immer.

Hans Holbein der Jüngere, Bildnis der Anna von Cleve

Dieser mir komplett unbekannten Seite entnehme ich das folgende nicht uninteressante Zitat: „It is interesting to imagine how the definition of beauty will change, and with it, the appearance of humanity.” Und darauf von Toledano selbst: “These are individuals who have transformed the way they look through radical reconstructive surgery to the point where they still look human, only a little less so.”

Wir versuchen tatsächlich, uns gerade in unserem Urteil zurückzunehmen. Ich korrigiere mich, das Moment des Überrascht-Seins wird gerade zurückgenommen. Nicht alles Denkbare ist von gleichem Wert und nicht alles Existierende gleich gültig. Eingeborene treiben Holzpflöcke durch ihre Unterlippen u.ä. und finden sich großartig dabei. Noch glaube ich, daß der Mensch aus dem Labyrinth seines Geistes und seiner Triebe zu etwas aufzusteigen vermag, das in seiner Natur bereits angelegt ist, aber auf seine Entfaltung wartet. Macht eine mutierte Natur im Kern einen Unterschied dabei? Macht es einen Unterschied, zu träumen wie Hieronymus Bosch oder aussehen zu wollen, wie eine seiner Kreaturen. Ja, der Unterschied hat die Ausmaße eines Grabens, dessen Grund sich im Dunkel verliert.

Hieronymus Bosch, „Der Garten der Lüste“, rechte Tafel

Detail, hier gefunden

Detail, hier gefunden

nachgetragen am 30. August

Sonntag, 25. August 2013

Sonntag &


Ich denke, ich habe endlich einen neuen Blog-Namen, aber der wird noch vorenthalten.  Den Sonntags-Nachtrag schulde ich auch, ich weiß, dabei war es ein durchaus nicht unangenehmer Tag, eingerahmt von 2 ausgesprochen eigentümlichen Geburtstagseinladungen (am Freitag davor und dem folgenden Montag), aber davon zu erzählen, wäre zu privat geschwätzig, und eben das wollte ich hier eigentlich stets vermeiden. Obwohl, die dazu gehörigen Geräusche muß ich irgendwie noch aus dem Kopf bekommen.


Das Gericht. Soweit ich mich erinnere, sehen wir vor uns einen Kalbsbraten, genau, dazu brauchten wir nota bene Fleisch vom Kalb (ein knappes Kilo), eine halbe Sellerieknolle, Mohrrüben, Porree, das Grüne von Frühlingszwiebeln und ein paar Tomaten. Das gesalzene und gepfefferte Fleisch wurde in Butterschmalz scharf angebraten und später mit Fleischbrühe und Weißwein abgelöscht. Das Ganze wanderte in den Ofen, zusammen mit Petersilie, Thymian und Lorbeerblättern. Nach einer knappen Stunde gesellte sich gewürfeltes Gemüse dazu, zuerst Mohrrüben und Sellerie, später Porree, Frühlingszwiebeln und Tomaten.

Das Fleisch wurde darauf entfernt und aus dem Fond eine Sauce (mit Hilfe von wenig Balsamico-Essig, etwas Ahorn-Sirup etc., die üblichen Verdächtigen halt) verfertigt. Das Gemüse kam auf eine Platte und das Kalb obendrauf, beides wurde im Ofen warmgehalten (die Kräuter habe ich, soweit möglich, entfernt, sie hatten ihren guten Dienst getan).


Dazu (tiefgefrorenen) Rosenkohl, mit Muskat etc., das „Tiefgefroren“ bezog sich auf die Herkunft, aber in dieser glückseligen Gegenwart haben wir ja bekanntlich fast alle notwendigen Zutaten immer zur Hand, sofern wir nicht gerade auf einer Hallig leben und der Generator gerade ausgefallen ist. Wie angenehm es doch ist, in modernen Zeiten zu leben.

Ach, das letzte Bild erinnert daran, daß sich unsere Terrasse tatsächlich unter recht alten Bäumen befindet, da fällt ständig etwas herunter, trockene Äste zum Glück diesmal nicht, doch dafür dieser rührende befiederte Samen. Und so lebt es sich fort.

nachgetragen am 30. August

Samstag, 24. August 2013

Abendspaziergang


Was hier so stimmungsvoll in der Abendsonne vor sich hin leuchtet, ist die ehemalige Schloßkirche, errichtet von Friedrich Wilhelm Buttel, die sich direkt gegenüber unserer Küche / Terrasse aufbaut. Und der Name deutet es an, zu einer Schloßkirche gehört ein Schloß, eigentlich. Das allerdings hat das Ende des letzten Krieges nicht überlebt. Also führt auch die Reihe der Statuen, auf die wir gleich hindeuten werden, gewissermaßen ins Nichts oder, falls wir dazu imstande sind, zu Orten, die vorerst nur noch in uns wohnen. Ich hätte mir wohl keinen sinnfälligeren Platz für meinen zeitweiligen Aufenthalt suchen können (wo doch alle unsere Aufenthalte ihre Begrenzung haben), aber vielleicht war es ja auch der Ort, der mich gesucht hat.



Das also ist das vergangene Schloß zu Neustrelitz, genauer, ein Modell davon (allerdings ist der dazugehörige Park, in dem dergleichen früher einmal stand, auch schon wieder Geschichte, die Verantwortlichen für Neubrandenburg hatten wohl keine Lust mehr, dergleichen Plunder weiter zu finanzieren, sie spielen sowieso lieber eher mit Beton), ich hatte früher einmal dies und ein paar andere Bilder hier gebracht.


Diese Dame wird für heute, auch was ihren Namen angeht, verschleiert bleiben müssen, mit anderen Worten, ich habe keine Ahnung und rätsele noch, um wen es sich handelt.


Die Schlange, die sich um den Stock windet, macht es uns leicht – Asklepios, der Gott der Heilkunst, eigentlich ein Halbgott, als Sohn des Apollon und der thessalischen Königstochter Koronis, tritt uns offenkundig entgegen. Seine Geburt fand unter düsteren Umständen statt, und sein Leben blieb bewegt. In der „Götterlehre“ des Karl Philipp Moritz findet sich am Ende des Kapitels  über die „Wesen, welche das Band zwischen Göttern und Menschen knüpfen“ näheres dazu.


Und schon wieder kommt Apollon in zweifelhafter Weise ins Spiel, gemeinsam mit seiner Zwillingsschwester Artemis, denn, so Moritz:

„Mit dem Könige Amphion, der über Theben herrschte, war Niobe, die Tochter des Tantalus, vermählt; sie gebar dem Amphion sieben Söhne und sieben Töchter und spottete einst übermütig der Verehrung der Latona, welche nur einen Sohn und eine Tochter geboren.
Kaum waren die frevelnden Worte über ihre Lippen, so flogen schon die unsichtbaren Pfeile des Apollo und der Diana in der Luft. Mit dem nie verfehlenden Bogen tötete Apollo ihre sieben Söhne, und Diana mit furchtbarem Geschoß tötete ihre sieben Töchter. Auf einmal aller ihrer Kinder beraubt, ward Niobe, in Tränen aufgelöst, in einen Stein verwandelt, der auf dem Berge Sipylon, noch immer von Tränen träufelnd, ein Zeuge ihres ewigen Kummers ward.“


Und hier erscheint also der Jäger Meleagros, getötet von seiner Mutter Althaia, nachdem der seinerseits deren Brüder im Streit getötet hatte. Sein Tod erinnert ein wenig an Vodoozauberei, denn sie verbrannte ein Holzscheit:

„Denn als Meleager nur erst wenige Tage zählte, da waren die Parzen bei dem Wochenbette seiner Mutter Althaia erschienen. »Aus deinem Sohne wird ein tapferer Held«, verkündigte ihr die erste; »dein Sohn wird ein großmütiger Mann sein«, sprach die zweite; »dein Sohn wird so lange leben«, schloß die dritte, »als der eben jetzt auf dem Herde glühende Brand vom Feuer nicht verzehrt wird.«

Kaum hatten sich die Parzen entfernt, so nahm die Mutter das hell auflodernde Brandscheit aus dem Feuer, löschte es in Wasserflut, und liebevoll für das Leben ihres Sohnes besorgt, verwahrte sie es im geheimsten ihrer Gemächer. Entflammt von Rache, dachte sie jetzt wieder an dieses Holz und eilte in die Kammer, wo es in einem heimlichen Verschlusse sorgsam aufbewahrt lag. Sie hieß Kienholz auf Reisig legen und fachte einen lodernden Brand an. Dann ergriff sie das hervorgesuchte Holzscheit.

Aber in ihrem Herzen bekämpfte sich Mutter und Schwester, blasse Angst und glühender Zorn wechselten auf ihrem Angesichte; viermal wollte sie den Ast auf die Flammen legen, viermal zog sie die Hand zurück. Endlich siegte die Schwesterliebe über das Muttergefühl. »Wendet eure Blicke hierher«, sprach sie, »ihr Strafgöttinnen, zu diesem Furienopfer! Und ihr, kürzlich geschiedene Geister meiner Brüder, fühlet, was ich für euch tue, sieget und nehmet als teuer erkauftes Totengeschenk die unselige Frucht meines eigenen Leibes an! Mir selbst bricht das Herz von Mutterliebe, und bald werde ich dem Troste, den ich euch sende, selbst nachfolgen.« So sprach sie, und mit abgewendetem Blick und zitternder Hand legte sie das Holz mitten in die Flammen hinein.“

So Gustav Schwab im Kapitel „Meleager und die Eberjagd“ aus den Sagen des klassischen Altertums, wer mehr darüber erfahren will, mag diesem Link folgen.


Die milde und wohltätige Göttin Demeter sucht mit der Fackel womöglich gerade ihre Tochter Persephone, die Hades, von Zeus geduldet, in sein Totenreich entführte hatte. Bei Moritz kann man, so man will, das alles genauer nachlesen.


Und endlich am Beginn der Schloßauffahrt, gegenüber dem Carolinenpalais, die Göttin Hera, die Gemahlin des Zeus und Hüterin der Ehe. Ich gestehe, sie als mythologische Gestalt immer etwas fade gefunden zu haben. Diese Statue hingegen, ein Zinkguss nach antikem Vorbild, hat mich schon immer fasziniert. Von so gar nicht epigonaler Wirkung strahlen Kopf und Haltung lebhaft Würde wie Anmut aus und eine Stimmung, die sich schwer in Worte fassen läßt, vielleicht irgendetwas zwischen Dahinträumen und Gedankenverlorenheit.

Da offensichtlich die Allee gerade nicht recht vollständig ist, empfehle ich noch diese Liste der Denkmäler, Brunnen und Skulpturen in Neustrelitz eines Herrn Ruchhöft, von der ich im übrigen sehr profitiert habe. Und damit erklären wir diesen kleinen mythologischen Spaziergang auch für beendet. Übrigens, welches Bildprogramm sich hinter der Auswahl der Statuen verstecken sollte, ist mir bisher ebenfalls ein Rätsel geblieben. Aber vielleicht läßt sich das ja noch herausfinden.


nachgetragen am 27. August

Freitag, 23. August 2013

Sonntag, 18. August 2013

Sonntag &


Wie der Volksmund weiß, ist es schwer, auf einer Glatze Locken zu drehen. Es war ein nahezu ereignisloser Sonntag, und daher mein Widerstreben, davon auch noch geschwätzig zu erzählen. Beginnen wir also den (nachgetragenen) kleinen Tanz um das deutlich größere Nichts.

Der skeptische Blick (siehe Bild) war dieses Mal berechtigt. Mit dem Fortgang der Essensvorbereitungen verschlechterte sich synchron ebenso zielsicher das Wetter. Letztlich konnten wir es doch noch nur leicht benieselt auf der Terrasse einnehmen. Allerdings die Stimmung war gewissermaßen leicht klamm. Dabei wurden wir gar nicht vom großen grünen Sonnenschirm erschlagen, der sich bedenklich unter den aufkommenden Böen bog, was den enthusiastisch vorgetragenen Unheilsprophezeiungen allerdings keinen Abbruch tat. Jeder hat halt so seine Vorlieben.



Abgesehen davon, daß wir also unser Sonntagsessen unter den Zeichen leidlich gemäßigter Panik einnahmen, war daran nichts Berichtenswertes. Es gab Lamm, (angebraten und dann mit Rosmarin im Ofen weiter gegart) und davon eine Soße, dazu eingelegte Gurken. Also ich habe schon schlechter gegessen. Aber es spuken mir endlich wieder so einige Gedanken im Kopf herum. Daraus müßte sich doch bald der eine oder andere Nichtessens-Beitrag fabrizieren lassen.

Dieses sind im Kern so etwa die Worte, die mir besagten Sonntag in den Sinn kamen und unausgesprochen vor sich hin dämmerten, bis ich heute zurecht gescholten wurde. Das mit dem Gedanken-Haben war wohl eher Wunsch-Denken, nun ja. 

nachgetragen am 26. August

Wir haben hier keine bleibende Statt


Ich habe zwar immer noch keinen Namen für diesen neuen Ort, aber der Verstand kehrt langsam zurück, was erfreulich ist (nein, diese Bemerkung trägt ernsthafte Züge). Gleich bringe ich einen Predigttext von Herrn Roloff, den er heute halten wird.

Mein Titel ist falsch, im griechischen Originaltext steht tatsächlich „Stadt“: „Oὐ γὰρ ἔχομεν ὧδε μένουσαν πόλιν ἀλλὰ τὴν μέλλουσαν ἐπιζητοῦμεν“. Die King James Bible übersetzt es mit „For here have we no continuing city, but we seek one to come.“ Aber ich finde, das deutsche Mißverständnis weitaus poetischer und besser.

Ursprünglich wollte ich ein paar Bilder anfügen, wie ich gerade versuche, diesem Ort einen (bescheidenen) Garten zu geben, aber daraus mache ich besser einen eigenen Beitrag. Also nur noch ein Bild von der Schloßkirche gegenüber.


Predigt zur Taufe von Magdalena Siedler

am 18. August 2013 zu Schönhausen

Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.
Hebr 13, 14

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen.

Liebe Magdalena, liebe Eltern und Paten, Großeltern und Angehörige, liebe Taufgemeinde,

das große Epitaph im Chorraum unserer Kirche zeigt diesen Hebräervers, den die Eltern von Magdalena ihr zum Taufspruch gewählt haben. Er steht vermutlich dort, wo sich zunächst das Bildnis des Verstorbenen befunden hatte. Die Zeit hat das Bild von dem Soldaten Georg Friedrich von Bismarck verwischt, und an seine Stelle trat im Zuge einer der vielen Restaurierungen das Wort Gottes. In diesem Umstand schon liegt eine tiefe Symbolik.

Zum anderen hat die Herrnhuter Brüdergemeine diesen Satz zur Jahreslosung 2013 bestimmt. Man kann wohl ohne weiteres feststellen, dass uns gerade in den vergangenen Wochen nichts so beigebracht wurde, wie die Wahrheit dieser Worte.

Von heute an wird dieser Vers Magdalena durch ihr Leben begleiten.

Im Angesichts des Unglücks, dass unserer Dorf heimgesucht hat, und dessen Spuren noch an so vielen Orten deutlich sichtbar und noch lange nicht beseitigt, geschweige denn geheilt sind, müssen wir nun nach dem Sinn dieser Feststellung fragen, die der Autor des Hebräerbriefs getroffen hat.

Ich sage euch zunächst und vor allem; es ist in jeder Beziehung ein Trostwort. Wir haben hier keine bleibende Stadt. Das sagt uns doch erst einmal, dass wir eine Stadt haben. Wir haben in dieser Welt einen Ort, der uns durch das Leben geschenkt ist, und dem wir bestimmt sind. Hier findet sich alles, was wir zum Leben brauchen, und es gibt für jeden Menschen Aufgaben und Ziele, Abenteuer und Mühsal, Freude und Leid.

Dann spricht der Vers etwas aus, was uns allen selbstverständlich sein sollte. Er tut das durch das Attribut – bleibend. Wir haben hier keine bleibende Stadt. Jeder Mensch, wenn er alt genug ist, weiß, dass unsere Tage bemessen sind. In jedem Augenblick kann unser Weg an sein Ende kommen, ohne Rücksicht darauf ob wir uns im Glück oder im Unglück befinden. Daran sollen wir gewahr werden, dass wir unser Leben nur dann recht verstehen und eben auch recht führen, wenn wir diese Tatsache wirklich beherzigen. Wer nämlich diese Tatsache unserer Endlichkeit beherzigt, der hängt sein Herz nicht an die vergänglichen Dinge. Wer diesen Vers des Hebräerbriefes beherzigt, der macht sich und sein Leben nicht zum Gefangenen der Dinge. Er bleibt frei und kann alle Dinge nehmen und auch wieder geben, wenn es gut und nützlich und geboten ist. Nur wer in diesem Sinne frei ist, der wird großherzig. Dann weiß man nämlich, dass alles, was wir haben ein Geschenk auf Zeit ist, dessen Sinn am besten gefunden wird, wenn wir es verstehen, uns Anvertrautes, wieder zum Geschenk zu machen.

Dann sagt uns unser Predigtwort aber noch etwas anderes. Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.

Unser Leben findet seine eigentliche Bestimmung in einer Suche. Hier ist zwingend von einer Suche die Rede, die auf nichts von dem zielen kann, was uns vor Augen ist. Hier geht es ganz und gar um etwas, was der Mensch nur in dem finden kann, was er hofft, gerade weil er Mensch und als Mensch nicht ganz von dieser Welt ist.

Ich behaupte: Jeder Mensch trägt genau diese Hoffnung in sich und wird erst durch diese Hoffnung wahrhaft zum Menschen. Dass wir der Hoffnung vertrauensvoll folgen, die in uns ist und nicht verbissen Dingen nachjagen, die außerhalb sind, eben das allein macht uns zu Menschen. Diese Hoffnung wiederum lässt sich noch genauer beschreiben als unsere Sehnsucht nach Gott. Sehnsucht nach Gott erschafft den Menschen, so wie er aus der Sehnsucht Gottes hervorging.

Es ist diese Hoffnung, diese Sehnsucht, die eine Brücke baut zwischen Himmel und Erde, zwischen Zeit und Ewigkeit. Im Sakrament der Taufe finden wir das Siegel dieser Wahrheit. In der Taufe greifen wir hinüber zu unserem Schöpfer, wir versenken uns in ihn, wir tauchen zu ihm auf, wir lassen uns durch ihn reinigen und erneuern und bleiben bei ihm.

In der Taufe wird ein Bund geschlossen, man kann auch sagen, es wird ein Versprechen gegeben. Ein Versprechen fasst eben jene Sehnsucht, jene Hoffnung, von der ich zuvor geredet habe, in Worte und stiftet so eine in Hoffnung gründende Beziehung. Wir erleben es oft zwischen Menschen, dass entscheidende Beziehungen durch ein Versprechen besiegelt werden. Wir erleben es wie heute am Tag einer Taufe, an dem die Eltern und Paten an des Kindes Statt das Versprechen gegeben haben, das am Tage der Konfirmation, wie wir hoffen, durch Magdalena selbst bekräftigt werden wird, wir erleben es ähnlich feierlich am Tag der Eheschließung, und wir erleben es viele Male im täglichen Leben.

Das Entscheidende an einem Versprechen ist nun nicht der Umstand, dass man es gibt, sondern immer die Erwartung, die Hoffnung, dass es auch gehalten wird. Wir haben uns angewöhnt, davon auszugehen, dass wenn einer der beiden Partner sein Versprechen gebrochen hat, dieses dann hinfällig und erledigt wäre. Von unserem Gott nun können und müssen wir lernen, dass dem nicht so ist.

Im Tauflied heißt es: Mein treuer Gott, auf deiner Seite / bleibt dieser Bund wohl feste stehn; / wenn aber ich ihn überschreite, / so lass mich nicht verlorengehn; / nimm mich, dein Kind, zu Gnaden an, / wenn ich hab einen Fall getan.

Hier erst wird all unsere Hoffnung zu einer wahrhaft christlichen, wo wir glauben, dass selbst dort, wo wir unsere Versprechungen brechen, Gott die seinen dennoch hält und durch seine Treue alles wieder gut macht. So können wir selbst im Scheitern an dem festhalten, was wir versprochen haben. Wir können wieder und wieder anknüpfen an das, was heilig und wahr ist, wir können darin Menschen bleiben.

Wie könnte ich von etwas anderem reden als von dem, was ich selbst glaube, und wovon mir das Herz übergeht?

So nämlich ist der Bund der Taufe erst recht verstanden, wenn wir wieder und wieder zu ihm zurückkehren ohne Scheu. Der Bund der Taufe ist es doch, der uns einen gnädigen Gott schenkt. Das Vertrauen in die Taufe ist im Grunde bereits die Suche nach der zukünftigen Stadt, von der heute bereits zu reden ist.

Nun macht Euch auf zu dieser Suche. Ihr dürft gemeinsam unterwegs sein – Magdalena – Ihr die Eltern, Paten, Großeltern und alle, die diesem Kinde angehören. Es ist ein großes Glück, Wege gemeinsam gehen zu dürfen – vielleicht ist es das größte Glück. Dieses Kind ist Euch anvertraut, damit es an Eurem Beispiel den Glauben erlernt und an Eurer Liebe das Wesen unseres Gottes erkennt. Durch den Glauben und durch die Liebe werden wir zu einer Gemeinschaft, die in Zeit und Ewigkeit Bestand hat. Eine Brücke wölbt sich und wird uns zum Weg, denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.

Amen

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen

Donnerstag, 15. August 2013

Zum Gedenken an Lothar Bisky

Photo (c) Simone Römhold

Nun ist er also seinem Freund Michael Schumann nachgefolgt. Beide sind auf dem obigen Bild zu sehen, das jetzt endgültig zu einem Stück Erinnerung geworden ist. Ich bin zweifelsohne denkbar fehl am Platz, ihn angemessen zu würdigen. Aber seine Persönlichkeit nötigt förmlich, dennoch etwas zu versuchen.

Ich habe Lothar Bisky im politischen Raum kennengelernt, gewissermaßen von der gegnerischen Seite her, im Brandenburger Landtag, Anfang der 90er Jahre  (es ist sehr unangenehm, hier von sich selbst zu reden, aber nur so kann ich erklären, wie ich zu meinen Bemerkungen komme). Abgesehen davon, daß mich Parteigrenzen nie besonders interessiert haben, gab es natürlich in vielem Grundsätzlichen doch Erhebliches, das eigentlich trennen sollte, was es aber nicht tat.

Lothar Bisky war als Fraktionsvorsitzender der PDS nahezu auch von allen anderen Abgeordneten respektiert und hoch geschätzt. Das rührte von seiner Wesensart her. Menschlich zutiefst integer, war er das Gegenteil eines verbohrten Ideologen, warmherzig, offen, humorvoll, ausgleichend, geduldig, nie persönlich verletzend, zuweilen etwas hölzern in seinen Worten, doch geistig immer herausfordernd, aber auch bestimmt, zu jeglichem Opportunismus ungeeignet.

Er war ein äußerst anregender und unterhaltsamer Gesprächspartner. Denn aus Gründen, die hier nicht ihren Platz haben, hat es über längere Zeit auch im privaten Rahmen immer wieder Begegnungen geben. In den letzten Jahren hatte ich ihn allerdings aus den Augen verloren. Was zu diesen privateren Gesprächen zu sagen ist, nur daher erwähne ich es: Man begegnete dabei der gleichen authentischen Person wie im öffentlichen Raum. Ich habe ihn auch aus einem ganz bestimmten persönlichen Grund eingangs zusammen mit Michael Schumann erwähnt.

Linkes Denken ist mir offen gestanden in der Regel äußerst suspekt (ein sogenanntes „rechtes“ oft ebenso, aber das tut wieder nichts zur Sache), in der Regel machen es die entsprechenden Charakterdarsteller einem dabei auch nicht wirklich schwer.

Bei beiden, bei Schumann und bei Bisky, bekam man eine Ahnung davon, welch innerlich integre menschliche Motivation, sich in diesem Denken tatsächlich verbergen kann. Wenn man sich auch den Folgerungen nicht anschließen konnte, die Haltung mußte einfach mindestens Respekt abnötigen.

1895 blamierte sich der Deutsche Reichstag zu völliger Erbärmlichkeit, als er dem ehemaligen Reichskanzler Bismarck die Gratulation zum 80. Geburtstag verweigerte. Der Reichstagspräsident, Albert von Levetzow und sein Vizepräsident Dr. Bürklin traten darauf von ihren Ämtern zurück. Manche Ereignisse sind so klar, daß sich an ihnen die Geister beweisen oder eben in ihrer inneren Erbärmlichkeit demaskieren.

2005 verweigerte die Mehrheit der Mitglieder des Bundestages Bisky die Wahl zum Vizepräsidenten aus reichlich dubiosen Gründen und setzte sich damit über den lang geübten Brauch hinweg, daß jeder Fraktion ein solcher Sitz zusteht. Ich bin mir sicher, Bisky hat dieses parlamentarische System mit größerem inneren Ernst vertreten und verteidigt als all jene, die meinten, wegen ihres Ressentiments auf die eigenen Regeln pfeifen zu dürfen. Vielleicht war das ein Erbe der Herkunft bei beiden, daß sie an etwas glauben wollten, wo andere nur noch eine nutzbare Funktion sahen.

Die Dinge und Menschen sind oft sehr anders, als sie an der Oberfläche erscheinen. Das wird jedem fremd bleiben müssen, der nicht mehr als diese Oberfläche kennen will oder kann. Bisky war ein Mensch, der um ein tiefgründigeres Dasein gerungen hat. Am 13. August, wenige Tage vor seinem 72. Geburtstag, ist Lothar Bisky in Leipzig gestorben.

Sonntag, 11. August 2013

Licht & Schatten – ein doppelter Sonntagspost, nachgetragen



Stimmungen von Menschen sind wechselhaft, und oft sind sie über die Ursache dessen völlig im Unklaren. Ich für meinen Teil gestehe, ich bin noch nicht ganz bei mir, und im Grunde weiß ich nicht, warum. Aber ich will dennoch versuchen, hier erneut anzuknüpfen. Unter falschem Namen natürlich, schließlich „residieren“ wir jetzt im Marienpalais zu Neustrelitz.

Wir beginnen mit 2 Bildern von der hiesigen Schloßkirche, die uns jeden Morgen und Abend, also überhaupt eigentlich immer, unmittelbar vor Augen liegt,  und uns nicht zuletzt daran gemahnt, angemessene Gedanken zu bilden.



Am letzten Sonntag hatte ich also zum ersten Mal an diesem Ort gekocht. Die Stimmung war, wie man sieht, zeitweise durchaus gelöst. Ein Schweinerücken mit Kräuterkruste (Butter, Senf, gehackter Rosmarin und Thymian) wieder einmal, dazu 2 Sorten Gurkensalat und zusammen mit Frühlingszwiebeln geschmorte Champignons. Soweit ich mich erinnere, war es zwar etwas zu warm, sonst aber angenehm, das Wetter, für das Essen gilt letzteres; abgesehen davon vielleicht, daß man ein wenig wie auf der Bühne ißt. Ich habe meiner Frau Mutter schon erklärt, wie man am unangestrengtesten huldvoll winkt.




Diesmal sind wir mißvergnügt, das ist unübersehbar. Am darauf folgenden Sonntag. Nun war das Wetter windig und in Gefahr, jederzeit in ein Unwetter umzuschlagen. Aber muß man deswegen gleich den Weltuntergang herbeisehnen? Ein kleiner Gartenengel war über Nacht von der Brüstung gefallen und dabei zerschellt und anderes und überhaupt. Dabei hatte ich sogar das Kochen abgetreten - Schweinrerouladen (gefüllt mit Gurken, Zwiebeln und Speck), nun ja, ich glaube das übliche Wort dafür lautet „gehaltvoll“. So lebt eben ein jeder in der Welt seines Wohlbefindens.



nachgetragen am 12. August

Freitag, 9. August 2013

Über Bilder & so


Dies sollte eigentlich, wie anderes, als Entwurf verenden, aber dann dachte ich, zeige doch einmal, um möglichem Unmut zu begegnen, was Leuten "entgeht", wenn ich eben nicht poste, es liegt schon ein paar Tage zurück.

"Bilder verschaffen der Seele Luft zum atmen. Ein peinlich konventioneller Satz, ich weiß; das ist mir aber gerade durchaus egal. Nur zur Erklärung, ich hänge derzeit meine angesammelten Bilder auf, und meine Stimmung bessert sich mit jedem Mühsam-von-der-langen-Leiter-Herabsteigen-und-trotzdem-nicht-Herunterfallen. Zudem, kaum hat man „seine“ Bücher zur Hand, wird das Denken wagemutig, übrigens, darum:

Man sollte sich von der Illusion lösen, daß alle Menschen gleich wären. Es gibt gewisse Verwandtschaften, sicherlich, aber im Kern sind sie sehr verschieden (ein unchristlicher Gedanke, darum versuche ich auch gerade heftig, ihn mir irgendwie zurechtzubiegen). Das hat uns dieses neue demokratische Zeitalter eingebrockt, das nicht mehr verstehen dürfen zu wollen (es ist nun mal degeneriertes Christentum, und haßt sich dafür).

Im Nachhinein ist es kaum noch begreifbar, wie dieser Reduktionismus, vulgo Unsinn, so plausibel auftreten konnte. Was daran ärgerlich macht: Dieses Konstrukt würde daran hindern, die Vielgestalt der Welt erkennen zu können, ein wenig nur natürlich.

All dies sind buchstäblich periphere Mitternachtsgedanken."

Offensichtlich war da eine große "Laus über die Leber gelaufen". Ob die Substanz des Menschlichen letztlich dieselbe ist, das ist in der Tat eine der geistigen Grundannahmen, die Dinge so oder anders aussehen läßt. In der Antike dürfte man da durchaus auf Widerspruch gestoßen sein, in den Staaten südlich des Potomac auch, selbst noch nach 1865.

Ansonsten eine erste Innenansicht; ich glaube, es wird hier vorangehen. Der erste Sonntagsessen-Post wartet; ich bin nur halt gerade zu müde, ihn auch fertigzuschreiben.

nachgetragen am 12. August

Freitag, 2. August 2013

Ankunft, ein Zwischen - Bericht


Die Handlungen, falls man seinen Wohnort ändert, haben etwas von  Reisevorbereitungen an sich. Nur, daß sich alles zunehmend zu einem Alptraum verändert. Das Packen-Müssen will einfach nicht aufhören, man gräbt sich in Schichten seines Lebens vor, die man am liebsten als längst abgetan ansah (so man einem pathologischen Sammeldrang unterworfen ist), und wirft die Artefakte dann zu oft doch nicht fort, sondern schleppt sie an den nächsten Ort. Man findet sich begraben unter dem Geröll von Dingen...

Sich in Schichten der eigenen Vergangenheit vorzugraben, erinnert an Exhumierungen und riecht, nebenbei bemerkt, auch so, in anderen Worten - im günstigen Fall staubig. Amüsant ist immer wieder, darauf zu stoßen, was zu ganz verschiedenen Zeiten jeweils ebenfalls völlig verschieden, als „normal“ galt. Das wird sich wohl auch nicht ändern, die Lektion der Zeit eben. Nur zur angedeuteten Illustration - Esoterisches von meinem verflossenen Herrn Bruder, das beeindruckende Strafgesetzbuch der ungefähr genauso verflossenen DDR, anderes auch.

Der Umzug war in mehrfacher Hinsicht unangenehmer und vor allem erschöpfender als erwartet, was nichts mit diesem Ort zu tun hat. Ich versuche mich nicht in Entschuldigungsgesten, es war einfach so. Aber das ist nicht mehr weiter relevant. Nun ist hieraus etwas zu machen

Ich habe, offen gesagt, derzeit keinen inneren Ruhepunkt; in Broda war es die Natur, obwohl ich mit dem Ort bis zuletzt gefremdelt habe. Hier, obwohl alles so entgegenkommend sein sollte, muß ich ihn noch finden. Die Neigung zu Erwartungen, Ideen. All dies ist leer, gegenwärtig, und wartet.


Erklären wir einfach die Bilder. Nr. 1: Das Wappen des „Groß“-Herzogtums am ehemaligen Amtsgericht (nun, in dieser verflossenen Residenzstadt ist fast alles ehemalig). Nr. 2: Eine liebe Nachbarin versucht, über den bevorstehenden Verlust hinwegzutrösten. Nr. 3: Siehe Nr. 1.


Nr. 4: Die hiesige Stadtkirche, Herr Buttel, über den ich mir vorgenommen habe, zu schreiben, fügte den Turm an, nun ja.


Nr. 5 & 6: Wo schon die üblichen Sonntagsposts ausfielen. Kurz nach dem Umzug waren wir gemeinsam mit der Familie des Eigentümers dieses Palais essen, man sieht den Ort und mein Gericht. Es war angenehm, wenn auch erheblich zu warm.



Ich wurde heute gescholten, der ausbleibenden Bilder wegen. Nun, wer will eine derartige Terrasse sehen? Und das ist schon die abgemilderte Variante, die in Nr. 7 zu "bewundern" ist. Es gab diverse Bemühungen, uns zu helfen. Im Vordergrund sieht man eine Dame, die sich dabei in der Tat verdient gemacht hat.


Der Rest verschafft einen anderen Eindruck dessen, was gegenwärtig zu erblicken ist, und eine Idee von dem, was sein könnte. Wir werden sehen.


Und wo wir bei Ideen sind. Ich brauche einen neuen Namen für dieses, offensichtlich.