Freitag, 10. Februar 2023

Am Zierker See

 






Jede Tat zählt beim Klimawandel.

Sonntag, 5. Februar 2023

Predigt zum Sonntag Septuagesimae in Rothensee

Reformationskirche im Magdeburger Stadtteil Rothensee, von hier


Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen

Der Predigttext steht bei Matthäus im 9. Kapitel

Die Berufung des Matthäus und das Mahl mit den Zöllnern

9 Und da Jesus von dannen ging, sah er einen Menschen am Zoll sitzen, der hieß Matthäus; und er sprach zu ihm: Folge mir! Und er stand auf und folgte ihm. 10Und es begab sich, da er zu Tische saß im Hause, siehe, da kamen viele Zöllner und Sünder und saßen zu Tische mit Jesu und seinen Jüngern. 11Da das die Pharisäer sahen, sprachen sie zu seinen Jüngern: Warum isset euer Meister mit den Zöllnern und Sündern? 12 Da das Jesus hörte, sprach er zu ihnen: Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. 13Gehet aber hin und lernet, was das sei: "Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer." Ich bin gekommen die Sünder zur Buße zu rufen, und nicht die Gerechten.

Amen

Reformationskirche Rothensee


Liebe Gemeinde,

Nachfolge geschieht in der Liturgie. Oder man könnte auch sagen, die Liturgie ist die tiefere Form unserer Nachfolge. Das gelingt aber nur, wenn die Liturgie zum festen Bestandteil unseres Lebens wird und wenn unser Leben zur Liturgie wird. Dazu bedarf es aber eines genauen Verständnisses davon, was Liturgie ist.

Im Wort Liturgie vereinen sich die Worte Volk und Dienst miteinander. Es ist also in der Liturgie das geordnete Handeln beschrieben, durch das aus einzelnen Menschen ein Volk wird. Es ist also das Tun, aus dem heraus Gemeinschaft wird.

Wir hören aufeinander.

Wir dienen einander.

Wir verehren den gemeinsamen Gott.

Genau das beschreibt uns unser Predigttext. Er zeichnet uns gleichsam ein liturgisches Handeln der ersten Stunde der Kirche nach:

Der Herr kommt zu uns. Er sieht uns. „Du bist ein Gott, der mich sieht!“ heißt es in unserer Jahreslosung. In der Geschichte sieht Jesus Matthäus am Zoll sitzen. Und dann kommt der für jedes Leben entscheidende Moment: Folge mir!, spricht der Herr.

Zwei einfache Worte! Im Aramäischen, das Jesus sprach, war es vermutlich ein einziges Wort! Folge mir! Komm mit! Bleibe bei mir. Wir haben einen gemeinsamen Weg.

Dem schließt sich keine Diskussion, nicht einmal eine Nachfrage an.

Und er stand auf und folgte ihm.

Christus ruft und der Mensch steht auf und folgt seinem Herrn. Das ist der Kern der Liturgie der Kirche. Dazu singen wir dann zuweilen, wir beten, wir beichten, wir werden gespeist und einmal, ganz am Anfang, werden wir getauft.

Reformationskirche Rothensee, Kirchenfenster, von hier

Der Kern aber von dem, was in der Kirche geschieht und für alle sichtbar werden muss, ist nur das: Der Herr ruft und wir stehen auf und folgen ihm. Dann sitzen wir mit ihm am Tisch und müssen darauf achten, dass wir uns immer und aufrichtig über jeden freuen, der auch gekommen ist. In der Anwesenheit der Zöllner und Sünder sollen wir ausschließlich erkennen und uns vergewissern, dass auch wir Sünder sind und des Herrn bedürfen. Die Anwesenheit der Sünder und die eigene Sünde, das heißt die eigenen Gottesferne, sind uns, den Christen, ausschließlich eine Schule der Barmherzigkeit. Die Güte der Gemeinschaft entscheidet sich allein von Christus her. Die anderen Teilnehmer an der Liturgie sind Sünder. Sie sollen sich nicht untereinander bewerten, sondern sie sollen auf den Herren schauen.

In der Liturgie feiern wir die Barmherzigkeit Gottes und lernen, selbst auch barmherzig zu sein. Lernt, was das sei! So spricht der Herr.

Die Liturgie ist ein Ort des Lernens und sie ist immer Bewegung. Die Liturgie ist die Form, wie wir Christus nachfolgen, indem wir uns seines Lebens, seiner Worte, seiner Gegenwart vergewissern. Liturgie ist so viel mehr als ein sonntäglicher Gottesdienst. Die Liturgie ist die Wanderung unseres ganzen Lebens.

Wir wandern in Jahreskreisen, die immer mit dem Advent beginnen, durch die Weihnachtszeit führen, in der Passion auf das Kreuz Christi zulaufen, Ostern erleben und nach Pfingsten auch eine lange festlose Zeit umschließen.

Dieser Kreis bildet auch den ewigen Zyklus der Natur ab, in dem sich die Jahreszeiten und das Werden und Vergehen ablösen. Und auch der Weg eines jeden Menschen spiegelt sich in dieser Wanderung. Sie ist wie eine Prozession, mit der wir das Leben feiern, und durch die wir den allmächtigen Gott ehren.

Reformationskirche Rothensee, Winterkirche

Heute nun und schon in den Tagen seit Marien Lichtmess am 2. Februar, vollzieht sich eine wichtige Wendung unserer Blickrichtung. Bis heute hat das Gottesvolk auf die Krippe des Herrn zurückgeblickt. Jeder Sonntag seit dem Weihnachtsfest war ein Zurückschauen in die Heilige Nacht der Geburt. Nun aber wendet sich die Kirche und fasst einen festen Blick auf das Kreuz des Herrn, zu dem hin wir nun wieder gehen.

Freudenzeiten und Leidenszeiten gehören in der Liturgie so wie in jedem Leben zusammen. Kriegszeiten und Friedenszeiten wechseln sich beständig ab. Die Menschen sind offenbar durch die Geschichte nicht zu belehren. Wachstum und Vergehen bestimmen die Natur. Sie sind ohneeinander undenkbar.

Nun blicken wir also wieder nach vorne und erkennen in der Ferne das Kreuz, an dem Christus hängen und sterben wird. Wir erschrecken und beginnen doch, seinen Weg zu gehen. Die Kirche zieht vom Holz der Krippe hin zum Holz des Kreuzes. Die Kirche wendet den Blick von der Fröhlichkeit der Weihnachts- und Epiphaniaszeit in die Zeit der Passion und der Trauer. So verschieden nun diese beiden Dinge und Zeiten sein mögen, sie weisen uns dennoch auf dieselbe Wahrheit hin, nämlich, dass uns Menschen unser Erlöser und Herr geboren ist. Christus selbst ist es, der unsere Zeiten, so verschieden sie auch sein mögen, zusammenhält und sie zu einem Ganzen formt und der Einheit schafft.

Er ist der Retter der Welt. Wir sind nicht die Rettung der Welt. Darum schließen wir uns ihm an. Darum beten wir ihn an. Darum hoffen wir allein auf ihn.

Er spricht auch zu uns, zu dir und zu mit: Folge mir!

An dem, was wir auf diesen Ruf hin tun, entscheidet sich unser Leben. Amen.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle unsere Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus unseren Herrn.

Amen.

Thomas Roloff

Donnerstag, 2. Februar 2023

Mariä Lichtmeß &

Pietro Cavallini, Zyklus von Mosaiken zum Marienleben, Santa Maria Trasteverde, Rom, hier die Präsentation Jesu im Tempel, ca. 1291

Ich muß gestehen, es ist mir in diesem Jahr etwas schwergefallen, die Weihnachtsdekoration wegzuräumen, so bescheiden sie war. Sie bestand eigentlich nur aus diversen transparenten Sternen an den Fenstern, einem leuchtenden davor und dem kleinen Aufbau auf dem Tisch, den man nachfolgend noch sehen kann.

Durch äußere Umstände länger in häuslicher Ruhe versunken, stellte sich irgendwann auch eine Gemütsruhe ein, die sich mit den Geschichten, Farben, Formen und dem Licht verband, eine ganz eigentümlich Art von Innenraum. Nicht zu vergessen die Gerüche, wenn man etwa Schnitzel von Falläpfeln, die mir eine Nachbarin im Herbst vorbeigebracht hatte, aus dem Kälteschlaf holte und mit Hilfe von ziemlich viel  Zimt, gemahlenen Nelken und ebensolchem Ingwer in passablen Teigtaschen unterbringen konnte.

Hans Holbein d.Ä., Darstellung des Herrn im Tempel, 1500 / 1501, von hier

Doch mit Mariä Lichtmeß ist das Weihnachtskapitel definitiv abgeschlossen. Herr Roloff hat schon vor 12 Jahren dazu einen sehr schönen Text geschrieben, den ich noch einmal in Erinnerung rufen will (so man diesem Verweis folgen will) und der u.a. dies dort erklärt:

"Vierzig Tage sind am 2. Februar seit dem Weihnachtsfest und der Geburt Jesu vergangen. Vierzig Tage galt eine Frau nach der Geburt eines Jungen als kultisch unrein. Erst wenn diese Frist verstrichen war, konnte das neugeborene Kind zum Tempel gebracht und dem Priester gezeigt werden, wie es das mosaische Gesetz vorschrieb. Darum endet auch erst an diesem Tag die Weihnachtszeit."

nachgetragen am 6. Februar