Montag, 30. November 2009

Über Baumeister und Heilige


Blick auf die Ruinen der Kathedrale von St. Andrews
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Manchmal denke ich spontan, daß das mit der Reformation wohl doch keine so ganz tolle Idee war. Zum Beispiel wenn ich ein Bild der Ruinen von Schottlands größter Kathedrale St. Andrews vor mir sehe, in der ein Teil der Reliquien des Hl. Andreas Verehrung fand und die durch Anhänger von John Knox zerstört wurde. Heute ist in der Tat der Tag des Heiligen Andreas, und ich muß gestehen, daß dieses Gedenken eher pflichtschuldig ist, denn er bleibt in der Tradition doch eher etwas farblos, auch wenn er Schutzpatron Schottlands und Rußlands und wohl der wichtigste Heilige der Ostkirche ist. Bemerkenswert allerdings scheint, wie sehr der Verbleib seiner Reliquien die Verwirrungen und anderen Begebenheiten der Kirchengeschichte nachzeichnet. Man mag das hier weiter nachlesen.

Und zu der Eingangsbemerkung, nun, solche Nachtgedanken verschwinden auch wieder, gestehen muß ich, daß mich angesichts solcher Bilder schon mitunter der Gedanke angesprungen ist, ob derart bilderstürmerische Calvinisten wirklich in die Verwandtschaft Christi oder doch nicht eher in die Mohammeds gehören.


Hans Borneman
Heiligentaler Altar, Bestrafung des Statthalters Aegeas
(nach der Hinrichtung des Apostels Andreas), 1444-1447
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Die einen zerstörten, andere bauten auf, Palladio z.B. Es ist kurios, es gibt ein paar Gestalten, zu denen ich seit längerem meine Gedanken sammle, Blake etwa, oder C. D. Friedrich, ohne daß ich zu einer Art von vorläufigem Abschluß damit komme. Für Andrea Palladio gilt ebendies. Ich habe mehr als einmal hier Anläufe gemacht, etwas halbwegs Zusammenhängendes über ihn zu schreiben.


Villa La Rotonda in Vicenza
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Damit wird es wohl diesmal ebenfalls nichts werden, aber um wenigstens anzudeuten, was mich an ihm fasziniert:
Zum einen seine aufrichtige Leidenschaft für das überkommene antike Erbe, dies ist kein oberflächlich-laues Interesse, sondern er will in die Sache eindringen, sie wirklich verstehen, ihre Partei ergreifen. Jemand vermag also Großes zu erkennen und will ihm zu seinem Recht verhelfen.
Dann die Suche nach dem menschlichen Maß, nach der vollkommenen Proportion, nach der Ordnung der Schönheit.
Und schließlich die Offenheit für den Ort, die Landschaft, die Gegebenheit, kein stures Exekutieren von Ideen, sondern das Zusammenfinden von Idee und Landschaft, das Aufeinander-Achten.
Bei ihm kann man lernen, wann Architektur ihren Namen verdient, wenn nämlich der ursprüngliche und der gebaute Ort schließlich eine derart natürliche Einheit bilden, daß das eine ohne das andere gar nicht mehr denkbar erscheint.


Teatro Olimpico, Bühnenwand
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Sonntag, 29. November 2009

Varia



Ich gestehe, mein Blog verflacht gerade etwas. Das kann man nicht gewaltsam ändern, ist aber, glaube ich, vorübergehend. Als ich mich heute endlich etwas an die frische Luft flüchten konnte, war es leider schon dunkel, so blieb mir nur, Schaufenster zu photographieren.





Es ist unübersehbar 1. Advent. Ich habe mich sogar aufgerafft, mit ein paar Dekorationen zu beginnen, und die ersten Weihnachtskarten, die, die wegen des weiteren Weges länger brauchen werden, liegen auch bereit, mir muß nur noch etwas Originelles einfallen.



Samstag, 28. November 2009

Die beiläufige Erfindung eines poetischen Orts - Kosegartens Rügen


Rügen, Stubbenkammer
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Der Titel ist etwas unordentlich, ich gestehe es. Denn ich bin es, der gerade beiläufig auf etwas gestoßen ist: Einen äußerst interessanten Beitrag in einem Blog, den ich gelegentlich lese („Arkona glows in the gleam of the deep-sunken sun” in „Some landscapes“). Der Autor Andrew Ray verweist auf Ludwig Gotthard Kosegarten (1758 – 1818), Pastor von Altenkirchen auf Rügen, Dichter und Professor an der Universität Greifswald, ein einflußreicher und berühmter Mann, er wirkte etwa auf Philipp Otto Runge oder Ernst Moritz Arndt, mit Caspar David Friedrich war er gut bekannt (eine umfängliche Biographie findet sich hier, einige seiner Gedichte kann man an diesem Ort aufsuchen, persönlich finde ich sie allerdings überwiegend unlesbar).

Es spricht nun tatsächlich einiges dafür, daß Kosegarten eine starke Mit-„Schuld“ an der poetischen, gar mythischen Bedeutungssteigerung hat, die Rügen um diese Zeit erfuhr. Herr Ray selbst stützt sich dabei auf einen noch wesentlich interessanteren Artikel, nämlich von Roswitha Schieb: „The Island of Rügen as Mythic Site of Germany”. Sie beschreibt dort sehr detailliert, wie Rügen zu einem immer komplexeren Ort aufwächst, der Königsstuhl gewissermaßen im Geist noch einmal ersteht für den Blick in das Ewige, als Heimat der romantischen Seele, als Heiligtum nationaler Erinnerung und Erneuerung. Das sind meine dürren Worte. Man lese dort besser selbst nach.



Nur noch zu den Bildern. Ich wollte es etwas prosaischer ausklingen lassen. Es ist noch einiges zu sehen, das blüht, das ist erfreulich. Auch wenn ich heute schon die ersten Adventsdekorationen angebracht habe und das einen kuriosen Kontrast ergibt. Der letzte Sturm hat die Rosen ziemlich gerupft, einige Blüten liegen im Gras,



aber andere haben sich halten können.

Freitag, 27. November 2009

Eiliger Post





Im Grunde komme ich immer zu spät. Jemand sagte mal, ich sei 10 Minuten zu spät zur Welt gekommen und hätte das nie aufgeholt. Eigentlich müßte ich in 5 Minuten bei einem lokalen Blogger-Treffen sein. Wird wohl etwas später werden.



Wenn es heute etwas ausreichend gibt, dann Wasser, als Regen, Hagel, und Wind haben wir auch genug. Und in dieses Vergnügen werde ich also gleich wieder eilen, um zu besagtem Treffen zu gelangen.



Vorbei an diesen frierenden Möwen, die derzeit besonders viel Lärm veranstalten, Möwengekreisch klingt irgendwie, als würde gerade jemandem der Garaus gemacht, nicht wirklich arkadische Laute.





Ach so, das Jahr ist nahezu um, wir haben also wieder Weihnachtsmarkt, der hier einen eigenen Namen hat.





Und um das Ganze mit einer "heiteren" Note enden zu lassen (auf meine Kosten).

Ich hatte heute in einer hiesigen Buchhandlung folgende Unterhaltung mit einem nach eigener Aussage 73jährigen Herrn:

"Sie sind ja jünger."
"Geringfügig."
"So 50er."
"Bitte?"
"Sie sind doch in den 50ern?"
"Eigentlich eher in den 40ern, aber ich habe schon immer älter ausgesehen als ich bin."
"Wissen Sie, an wen sie mich erinnern?"
"Nein."
"An jemanden aus einem Krimi."
"Ich sehe kaum fern, ich werde es nicht kennen."
"Na den kennen sie, die Rosenheim-Cops, dieser eine."
"Ich hoffe nicht."
"Na gut, der ist vielleicht noch ein bißchen dicker."
"Danke!"



Kleiner Nachtrag

Ich sehe wirklich wenig fern. Ich habe dem Mann offenkundig etwas Unrecht getan. Denn der Vergleich war nicht derart bösartig, wie von mir vermutet. Ich hatte das offensichtlich mit einer Serie bzw. Figur verwechselt, die in Bad Tölz spielt.

Mittwoch, 25. November 2009

Über amerikanische Ironie


Jean Leon Gerome Ferris (1863–1930)
"The First Thanksgiving"
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Ein wohlwollender Zeitgenosse und österreichischer Kanadier, der vor einiger Zeit aus der Alten in die Neue Welt gewechselt ist, erklärte mir einmal, ich zitiere aus dem Gedächtnis: „Benutzen Sie gegenüber Amerikanern nie Ironie, wenn es um Religion, Familie oder allgemein Werte geht. Es sind meist ganz liebenswürdige Menschen, aber dieses verstehen sie einfach nicht.“ Er brachte ein Beispiel von einem Freund und Kollegen, der nach einer Bemerkung, die hier selbst ein Bischof amüsant gefunden hätte, nicht nur an der Universität geradezu geschnitten wurde.

Das Problem ist, wenn mir eine kleine, unschuldige Pointe über den Weg läuft, fühle ich mich geradezu moralisch schuldig, wenn ich ihr nicht die Hand reiche. Nun, jeder, der je nur geringfügig mit US-Amerikanern zu tun hatte, weiß, daß morgen Thanksgiving ist. Dieses gemütvolle Bild dort oben, erklärt dessen Ursprungsmythos ein wenig.

Und der nachfolgende kleine Filmausschnitt, der denselben aus seiner Sicht etwas erklärt, dürfte mit so ziemlich jedem der obigen Themen kollidieren. Ich hoffe, meine amerikanischen Bekannten sprechen wieder mit mir, in 2 – 3 Monaten.


Mittwochs-Bilder











Montag, 23. November 2009

Über Aloysius &


Castle Howard

Einer der bekanntesten Teddybären der gehobenen Literatur hört auf den schönen Namen Aloysius. Ich gestehe, es ist der einzige bekannte Teddybär der gehobenen Literatur, den ich namentlich kenne, aber daß Dinge einzigartig sind, ist eher selten, also wird es mehr geben, von denen ich nur nichts weiß, vielleicht.

Ich hatte heute eine Unterhaltung über Teddybären. Und jedesmal kommt mir dabei Aloysius, Sebastians Aloysius in den Sinn. Ich will hier heute nicht ausbreiten, warum mich „Brideshead revisited“, erst die Serie, später das Buch derart beeindruckt haben. Das ist schon deshalb müßig, weil ich dies gerade wieder auf einem Computer schreibe, der auf seine älteren Tage die Neigung entwickelt hat, ständig abzustürzen.

Ein Engländer zumal mag es fraglich oder erstaunlich finden, was gerade an seiner Aristokratie denn derart poetisch sein solle, daß es das Herz und die Erinnerung zu so weitausholenden Flügelschlägen veranlaßt, aber im Untergang zeigt manches erstaunliche Farben. Denn vom Untergang der britischen Aristokratie handelt jenes Buch, und von dem Vergessen-Werden der Natur der Dinge und vom Trost der Religion und vom Abenteuer der Freundschaft, davon auch.

Ich gebe zu, nach allem, was gestern gesagt wurde, was zwar wahr, aber doch auch recht beschwerend zu lesen war, suchte ich nach etwas „Erfreulichem“ und fand es hier. Aus dem Fernsehfilm habe ich früher schon einmal ein paar Beispiele gebracht, also wollen wir diesmal mit einem Zitat aus dem Buch enden. Zur Situation: Durch das offene Zimmerfenster von Charles Ryder, der in Oxford studiert, blickt Lord Sebastian Flyte und, beschreiben wir es so, er verliert dabei etwas die Kontrolle über sich, der Beginn einer ganz erstaunlichen Beziehung.

„‚Der Herr von gestern nacht, Sir, hat einen Brief für Sie hinterlassen.’
Der Brief war mit schwarzer Kreide auf einen ganzen Bogen meines kostbaren Whatman-HP-Zeichenpapiers geschrieben: ‚Ich bin ganz zerknirscht. Aloysius weigert sich, mit mir zu reden, bis er sieht, daß mir verziehen worden ist; kommen Sie also heute zum Lunch zu mir, bitte. Sebastian Flyte.’“


Teddybär, in Deutschland geboren etwas 1954

Sonntag, 22. November 2009

Ewigkeitssonntag

David und Maria Wandelt gewidmet



König Friedrich Wilhelm III. begründete 1816 für die ihm anvertraute evangelische Kirche in Preußen den Sonntag vor dem 1. Advent zum „allgemeinen Kirchenfest zur Erinnerung an die Verstorbenen“. Seitdem wird er in Deutschland als ein solcher begangen, über alle nachfolgenden Brüche und Umstürze hinweg. Man hat über seine Gründe gemutmaßt: Wollte er an die Gefallenen der Befreiungskriege gedenken, fehlte ihm angesichts von Allerseelen ein evangelisches Äqivalent oder dachte er an seine und unsere 1810 verstorbene Königin Luise? Wie auch immer, jeder hat seine Toten, an die er denken muß, in Groll, in Trauer, in Wehmut, in Abwendung, in tiefster Dankbarkeit, wie auch immer.



Dies ist die Predigt, die Herr Roloff heute halten wird:

Predigt Ewigkeitssonntag 2009

Matth 25, 1-13

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herren Jesus Christus. Amen.

Liebe Gemeinde,

Geschichten, wie diejenige, die wir als Evangelium gehört haben, waren in der Zeit und der Welt Jesu sehr beliebt. In vielen Variationen lehrte, erzog und unterhielt man durch sie das hörende Publikum. Zwei Beispiele mögen das belegen:

Rabbi Elieser sagte: Tue Buße einen Tag vor deinem Tode. Die Schüler sprachen zu Rabbi Elieser: Weiß denn der Mensch, an welchem Tage er sterben wird? Dieser erwiderte: Um so mehr muss er heute also Buße tun, vielleicht stirbt er morgen, es ergibt sich also, dass er all seine Tage in Buße verbringt. Ebenso sagte Salomo in seiner Weisheit: "Zu jeder Zeit mögen deine Kleider weiß sein, und deinem Haupte mangle es nie an Öl." (Pred. 9,8)

Rabbi Jochanan Ben Zakkai sagte ein Gleichnis: Gleich einem König, der seine Gäste einlud, ohne ihnen eine bestimmte Zeit festzusetzen. Die Klugen schmückten sich und setzten sich vor die Tür des Königs, indem sie sprachen: Fehlt denn etwas im Hause des Königs? Die Toren dagegen gingen zur Arbeit fort, indem sie sprachen: Gibt es denn eine Mahlzeit ohne Vorbereitung? Als der König plötzlich nach seinen Dienern verlangte, traten die Klugen geschmückt ein, die Toren dagegen traten in ihrem Schmutz ein. Da freute sich der König über die Klugen und zürnte über die Toren und sprach: Diese da, die sich zur Mahlzeit geschmückt haben, mögen sich setzen und essen und trinken; jene aber, die sich zur Mahlzeit nicht geschmückt haben, mögen stehen bleiben und zuschauen, wie es heißt: Siehe, meine Knechte werden trinken, Ihr aber sollt dürsten. Siehe, meine Knechte werden vor Fröhlichkeit jubeln, ihr aber sollt vor Herzweh aufschreien. (Jes. 65,13f, Babylonischer Talmud, Traktat Schabbat. Blatt 153 Vorderseite.)

Schlichte Sätze voller Tiefsinn und reich an einer Symbolik, die den Menschen damals noch geläufig war. Solche Geschichten waren im Volk zur Zeit Jesu an der Tagesordnung. Sie wurden auf den Märkten, in der Schule und auch zu Hause bei Tisch oder im Rahmen von Festen erzählt. Thema und Bilder der Geschichte, die uns nun Jesus berichtet, sind den Menschen weder neu noch überraschend.

Was aber ist an dieser Geschichte neu und überraschend?

Neu ist es zunächst, wer die Geschichte erzählt, und entscheidend ist es, dass Jesus von sich erzählt.

Nicht an irgendwelchen Nebensächlichkeiten entscheidet sich die Handlung, sondern an ihm. Der Gläubige erkennt nämlich in der Lampe denjenigen, der von sich zeugt: Ich bin das Licht.
Im Weg, der zweifellos beleuchtet werden soll und gegangen werden muss, erkennt er den, der gesagt hat: Ich bin der Weg, und im Öl erkennt er den Geist Jesu, der das Licht nährt und selbst Licht ist.

Nun ist es aber dann hier so, dass sich Klugheit und Torheit nicht daran erkennen lassen, ob oder wie man sich in den Besitz von Dingen bringt, sondern ob und wie man sich in Beziehung stellt zu dem, der als Bräutigam erwartet wird. Die Frage der Beziehung zum Bräutigam wird aber dort, wo es um Christus geht, zur entscheidenden Frage des ganzen Weltgebäudes. Hier wird nicht eine ernste belehrende Episode erzählt, sondern Jesus spricht im Angesicht des Todes. Das Himmelreich wird sein gleich zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und gingen aus, dem Bräutigam entgegen.

Sie gingen. Mit diesen wenigen Worten, sie gingen ein paar Schritte, einen Weg, wird das ganze Leben zusammengefasst. Je älter man wird und selbst oder gerade wenn man sehr alt wird, dann beginnt man zu begreifen, wie schnell vergänglich doch ein Leben ist. Es sind ein paar Schritte nur hier auf dieser Welt. Wir nehmen die Lampe, die auch alles verdeutlicht, was uns wichtig erscheint, und wir sollen sie füllen mit dem Öl, von dessen Bedeutung wir gehört haben. Die Klugen nun nahmen sich in ihrem Leben auch das Öl für ihre Lampen. Die Törichten aber nahmen das Öl nicht. Sie vertrauten nämlich dem Licht dieser Welt, und ihnen war gleichgültig, was später geschehen würde, denn ihnen war unbegreiflich, dass das Licht dieser Welt vergeht. Darin nämlich liegt ihre Torheit, dass sie keine Welt sehen wollten, als die, die vor Augen steht, und natürlich sollte ihnen der Bräutigam noch in dieser Welt kommen. Sie erwarten auch denselben Bräutigam aber verachten sie doch das Öl, durch welches sie schon hier und während der Wartezeit mit ihm Gemeinschaft haben können, indem sie sich für ihn bereit machen. Dieses „bereit machen“ bedeutet doch gerade auch in der Zeit wirklich schon auf ihn hin und mit ihm zu leben, auch wenn er, der Bräutigam noch nicht da ist.

Wenn dann erzählt wird: Da nun der Bräutigam lange ausblieb, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein., ist vom Tode die Rede. Der Tod ereilt die Klugen und die Toren, aber gerade darum bittet der Psalmist: Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.

Klugheit ist in diesem Zusammenhang ein erstaunlicher Begriff. Klugheit setzt ein tiefes Vertrauen besonders zu dem voraus, was man nicht sieht, sie wird geradezu ein Synonym für den Glauben, der nicht aufhört. Klugheit verhilft dem Menschen nicht dazu dem irdischen Tode auszuweichen, sondern ist der Weg, in ihm zu bestehen.

Nun nämlich, da zur Mitternacht ein Geschrei alle Schlafenden weckt, da ist das Licht der Welt vergangen und nur noch das Licht des Glaubens, das brennende Öl in den Lampen, kann einen Weg finden, weil es bereits von dem genommen ist, der doch jetzt kommt.

In dem was nun geschieht erweist sich eindrucksvoll der wahre Gehalt von Martin Luthers Satz: „Darum daß es ein anderes ist, wenn Gott da ist und wenn er Dir da ist.“

Den klugen Jungfrauen war der Herr bereits in der Lampe und im Licht und im Öl immer da, nur in der tatsächlichen Gegenwart des Herrn hatten alle drei Dinge, in denen man auch Gleichnisse für die Sakramente sehen kann, überhaupt einen Sinn. Nun erfüllt sich was ihnen im Leben schon wirklich war, davon kann man nicht abgeben, das kann man nur bei Christus selbst finden, bei dem Christus, der nun kommt.

Die Törichten erweisen aber auch nun wieder ihre Torheit, weil sie den Herren verlassen und glauben, es mangele ihnen am Öl. Ihnen mangelt aber auch jetzt noch das, was sie nur bei Christus finden können.

Die törichten Jungfrauen beschaffen sich tatsächlich noch das Öl, aber sie eignen es sich nicht wirklich an. Sie haben das Öl, aber es ist nicht wirklich das ihre. Sie halten vermutlich die vollen sogar brennenden Lampen in Händen, aber sie behalten sie nicht, und sie sind ihnen nichts mehr nütze. Sie geben ein Bild der Trauer. Sie stehen vor verschlossener Tür und rufen vergeblich: Herr, Herr, tu uns auf.

Er antwortete aber und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Ich kenne euch nicht.

Dieses Bild aus der Ewigkeit kann auch der gegenwärtigen Kirche eine kräftige Mahnung sein. Ihre Gaben, ihre Sakramente haben nämlich auch nur dann Sinn und Wert, wenn in ihnen tatsächliche Gemeinschaft mit dem lebendigen Christus gesucht wird, wenn aus ihnen eine lebendige Beziehung aus Wort und Antwort zwischen Gott und Mensch erwächst. Lasst sie nicht herabsinken zu bloßen Symbolen, zu traditionellen Ritualen.

Gott ist da. Das ist aber dem Menschen ganz und gar umsonst, wenn er ihm nicht da ist. Der Gott ist ein Thema der Philosophen. Bedeutung, Wirklichkeit und Wahrheit gewinnt er nur, wo er mein Gott wird, wo ich für ihn bereit bin, wo ich mein Leben nicht den Vergänglichkeiten dieser Welt ausliefere, sondern es ihm anvertraue.
Amen

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen

Tod.
Komm nun, höchstes Fest auf dem Wege zur ewigen Freiheit,
Tod, leg nieder beschwerliche Ketten und Mauern
unsres vergänglichen Leibes und unsrer verblendeten Seele,
daß wir endlich erblicken, was hier uns zu sehen missgönnt ist.
Freiheit, dich suchten wir lange in Zucht und in Tat und in Leiden.
Sterbend erkennen wir nun im Angesicht Gottes dich selbst.


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Es mag seltsam klingen, aber ich fand gerade einen sehr interessanten Beitrag zu Caspar David Friedrich, ich muß dringend meine Serie fortsetzen. Warum die Widmung, in dem einen Fall werde ich dazu nichts sagen, zu Maria Wandelt habe ich hier und hier schon einmal etwas bemerkt.

Wie ich schon erwähnte, wir alle haben unsere Toten, ich z. B. habe eine Stiefgroßmutter, die wohl eine eher böse Frau war, aber mich als einen der ganz wenigen Menschen offenkundig tatsächlich mochte, ihr herzensguter Mann auch, aber der ist wirklich früh verstorben.



Ich hatte einen Cousin, bei dem ich als junger Mensch zum ersten Mal zu jemand von mir aus Zutrauen faßte, die merkwürdigen Erwartungen seiner Eltern waren offenkundig zu unerträglich, jedenfalls hat er seinen Ausweg im Wasser gesucht und irgendwie wohl auch gefunden.



Das nächste Bild zeigt meinen Vater, zu dem mein Verhältnis, denke ich, komplett verfehlt war, aber das weiß man meist erst, wenn keine Chance mehr besteht, daran etwas zu ändern.



Und das letzte Bild zeigt Michael Schumann. Es mag merkwürdig klingen, aber stärker als bei dem Tod meines Vaters war die Nachricht von seinem Unfall ein Moment, in dem mein Vertrauen zum Leben stark erschüttert wurde, diese Veränderung hat bis heute ihre Spuren hinterlassen.



Wie gesagt, wir alle haben unsere Toten, und ich habe dies auch nur deshalb einmal erwähnt, ja warum eigentlich, nun hauptsächlich, weil ich mich heute an sie und andere erinnert habe. Vielleicht ein wenig auch, um anzudeuten, daß ich ein paar der Voraussetzungen besitze, um jemand in diesem zu verstehen? Irgendwie klingt mir dies zu eitel. Entscheidend ist wohl, daß an jemanden gedacht wurde und zwar mit der Hoffnung, daß es mehr als dieses Erinnern gibt.


Samstag, 21. November 2009

Freitag, 20. November 2009

Warmer November





Ich liebe (im Moment) diese Klimaverwirrungen, im November noch nach Mitternacht bei offener Terrassentür lesen und schreiben zu können, ist wirklich angenehm, auch wenn die tatsächlichen Temperaturen nicht den empfundenen entsprechen dürften, aber so ist es meist im Leben, also lassen wir das als nebensächlich beiseite, es ist wirklich warm, die Nachbarskatzen veranstalten sofort wieder viel Theater im Garten, und kaum hat man die Kamera in der Hand, sind sie wieder woanders, also keine guten Bilder.





Aber die Rosen blühen wieder auf, die sind geduldiger als der Holzapfelbaum, der es auch bereut haben mag, alle Blätter vorzeitig abgeworfen zu haben. Ich weiß nicht, aber falls jemand solche Nachrichten mag, mein Unterbewußtsein will, daß ich abnehme. Ich gehe da selten genug hin, aber bei meinem letzten Imbißbesuch habe ich die Bratwurst in den Müll geworfen und die Serviette in den Mund gesteckt, das hatte sicherlich etwas zu bedeuten. Genug des törichten Geredes und „Gute Nacht“.

Donnerstag, 19. November 2009

Varia



Ich muß zugeben, daß mir der gestrige Post völlig weggerutscht ist, aber ich will ihn zweier Namen wegen denn doch beenden.

Da wäre einmal Bertel Thorvaldsen, geboren am 19. November 1770, ein zu Lebzeiten äußerst populärer Bildhauer.

„Thorwaldsens Hauptgebiet war die Darstellung idealer, mythologischer Gestalten; doch entsprach seinem Wesen eigentlich nur das Idyllische in der antiken Kunst, das unter seinen Händen neue Gestalt gewann. In dieser Beziehung hat er eine Zeitlang auf die Richtung der Kunst des 19. Jahrh., besonders aber auf die Bildhauerkunst und Kunstindustrie seines Vaterlandes, starken Einfluß geübt. Die Darstellung des Individuellen, Charakteristischen war ihm dagegen versagt, ebenso wie das Dramatische außerhalb seiner Begabung lag.“

aus Meyers Großes Konversations-Lexikon. Sechste Auflage 1905-1909. Artikel "Thorwaldsen"

Von seinen Werken wollen wir dies präsentieren, weil es eine besondere Geschichte hat. Es ist das Löwendenkmal in Luzern, das an die bei der Verteidigung der Tuilerien in Paris gefallenen Schweizergardisten erinnert.


Das Löwendenkmal in Luzern um 1900
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Von der Leibwache König Ludwig XVI. fielen dabei etwa 760 Schweizer, als die Revolutionäre am 10. August 1792 den Tuilerienpalast stürmten, um der Person des Königs habhaft zu werden. Das Denkmal wurde nach einem Entwurf Thorvaldsens vom Konstanzer Steinmetz Lukas Ahorn in einem ehemaligen Sandsteinbruch bei Luzern geschaffen. Es zeigt einen sterbenden Löwen auf den zerbrochenen Symbolen der französischen Monarchie.

Und dann wurde am 19. November 1231 Landgräfin Elisabeth von Thüringen begraben, die Heilige Elisabeth, der 19. November ist darum ihr Namenstag. Sie ist eine der wenigen Heiligen, deren Gedächtnis auch in den protestantischen Kirchen heute noch gepflegt wird, und eine Gestalt, an die die Erinnerung nie untergegangen ist. Ihr Schwiegervater, Landgrafen Hermann von Thüringen war übrigens einer der bedeutendsten Mäzene des Mittelalters. Aber zu all diesem wäre soviel zu sagen, daß das ein anderes Mal geschehen muß.


Edmund Blair Leighton, "The Charity of St. Elizabeth of Hungary", 1895
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Mittwoch, 18. November 2009

Zum Buß- und Bettag

Herr Roloff, der hier schon oft geschrieben hat, sandte mir diesen Text zu, der dem heutigen Tag gewidmet ist. Zum Tag ist wohl weniger zu sagen, wer mehr wissen will, mag hier nachsehen. Aber zu Hermann Alexander Graf Keyserling sollte ich doch kurz etwas bemerken.

Herr Roloff knüpft bekanntlich häufig an Personen und Begebenheiten an, die mit Bismarck bzw. Schönhausen zu tun haben. Graf Keyserling nun, ein zwischen den Weltkriegen bekannter und beliebter Reiseschriftsteller und Philosoph, heiratete 1919 Gräfin Maria Goedela von Bismarck-Schönhausen (1896−1981), eine Enkelin Otto von Bismarcks. Ich gebe zu, er ist ein Autor, mit dem ich mich etwas schwer tue. Er hatte sehr feindselige Kritiker, Tucholsky etwa, von dem ich dieses Zitat zum Besten geben will, im Zusammenhang kann man das hier nachlesen, machte diese teilweise fast bösartige, wenn auch unterhaltsame Bemerkung:

„Dieser lebensferne Plauderer, der eine Handbreit über dem ordinären Boden schwebt, auf dem Menschen ackern, schwitzen, jammern, stöhnen und einander quälen, fällt schiefe Urteile und halbrichtige, die ja gefährlicher sind als falsche – der Mann hat unendlich viel gelesen, weiß sehr vieles und weiß nichts, weil er nichts ist.“

Nun ja, erfreulicherweise sind die Werke des Grafen online zugänglich, das Werk , aus dem die nachfolgenden Zitate stammen, findet sich hier, da mag ein jeder selbst sehen, ob, und wenn ja, wieviel von dem einer Überprüfung standhält, was ein Tucholsky so behauptet. Ich persönlich gestehe, daß meine Schwierigkeiten mehr mit der Sprache zusammenhängen dürften, etwas, was es mir etwa auch äußerst schwer macht, George zu lesen. Aber dies alles ist für eine Einleitung schon viel zu viel.

Wir sammeln uns und hören:

„Welchen Sinn hat das Gebet?
Gedanken zum Buß- und Bettag 2009

Graf Herrmann Keyserling, der entscheidende Jahre seines Lebens in Schönhausen verbrachte, entwickelt in seinem Jugendwerk unter dem Titel „Unsterblichkeit“ für den Glauben allgemein einen Gedanken, der auch für das Gebet anwendbar ist. Er schreibt: „Jene Frau liebt diesen Mann nicht, weil er gut ist, sondern sie hält ihn für gut, weil sie ihn liebt; ich erwarte jenes Ereignis nicht, weil es möglich ist, sondern ich bin überzeugt von seinem Eintreten, weil ich es wünsche; jener Satz ist nicht meine Überzeugung, weil er wahr ist, sondern er ist wahr, weil ich es so will. In den meisten Fällen glauben wir nicht aus Gründen, sondern wir suchen vielmehr nach Gründen, weil wir glauben. ... Ein lebendiger, wesentlicher Glaube läßt sich überhaupt nicht aus Motiven ableiten: er ist selber vielmehr die Voraussetzung aller nur möglichen Motive.“

Ebenso ist dann auch das Gebet nicht eine besondere Form der Rede, die sich aus der Sprache irgendwie gebildet hätte, sondern es ist bereits der Gestus, mit dem der Mensch sich in Übereinstimmung mit der Welt und mit Gott bringt, und nur aus ihm hat sich dann auch die Sprache erhoben.

So wie der Glaube nicht aus Erkenntnissen erwächst, sondern jeder Erkenntnis vorangeht, so wächst auch das Gebet nicht aus der Sprache, sondern es bringt die Sprache gleichsam erst hervor. Aus dem Gestus der Unterwerfung gegenüber demjenigen, der alles hervorgebracht hat, wird die Sprache geboren. Vielleicht ist dann auch hier die Ursache dafür zu finden, warum in den drei Weltreligionen, die auf dieselbe Wurzel zurückgehen, das Wort derartig hochgeschätzt wird. Durch das Wort findet der Mensch Bezug zu seinem eigenen und eigentlichen Ursprung, durch das Wort äußert sich Gott und im Wort wird uns die Mitte und das Wesen der Welt offenbar. Man könnte sogar sagen, daß sich der Mensch im Gebet, in seiner Hinwendung zu Gott, erst überhaupt und in des Wortes ganzer Bedeutung bildet.

Wenn Keyserling seinen Gedankengang dann noch einmal in der Feststellung zusammenfaßt: „Die Unfähigkeit zu glauben bedingt Unfähigkeit zur Tat.“, dann kann man auch dieses wieder auf unseren Zusammenhang übertragen und sagen: Die Unfähigkeit zum Gebet bedingt Unfähigkeit zur Sprache.

Die Sprache, die sich nicht mehr dadurch hebt, daß sie sich an den Höchsten wendet, sinkt notwendig herab. Das Verkommen der Sprache, das in unseren Tagen vielfältig beklagt wird, ist vielleicht auch eine Folge, die durch das Verlernen des Betens eintritt. Der Mensch wendet sich ohne das Beten nur noch an seinesgleichen und mit der Sprache zerfällt auch die Ordnung. Es bleibt dann nur so etwas übrig, wie ein intelligenter Ameisenstaat. Hilflos sucht dieser Mensch dann Idole und versucht, sie an die Stelle dessen zu setzen, was war. Er muß damit scheitern, denn auch hier stellt Keyserling richtig fest: „Doch wer vor dem zeitlichen Menschlein in Ehrfurcht erschauert, der betet vor dem Staub.“

Der Buß- und Bettag, den die evangelische Kirche immer am Mittwoch vor dem letzten Sonntag des Kirchenjahres feiert, kann eine gute Gelegenheit sein, um zum Gebet zu finden, denn im Gebet kann jeder Mensch gewahr werden, daß er Gott mehr angehört als sich selbst.“
Thomas Roloff

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Dienstag, 17. November 2009

Über schlechtes Latein

Gregor von Tours "Historia Francorum", Manuskript aus dem 7. Jahrhundert (Paris, Bibliothèque Nationale, MS lat. 17655), hier gefunden.

Am 17. November 594 starb Gregor von Tours. Er ließ über dem Grab des Martin von Tours eine Basilika errichten und tat auch sonst viel für die Mehrung des Ansehens dieses Heiligen, vielleicht weil er bei einer Wallfahrt nach Tours am Grab des hl. Martin Genesung von einer gefährlichen Krankheit fand.

Aber das ist nicht der Grund, warum wir seiner etwas gedenken wollen. Er schrieb u.a. eine „Historia Francorum”, eine „Geschichte der Franken“ in 10 Bänden, auch genannt „Zehn Bücher Geschichten“, „Decem libri historiarum“.

Und da fiel mir eine Bemerkung unseres Kirchengeschichtlers Prof. Händler über dieses Werk ein: „Mit dessen Latein wären sie bei mir durch’s Latinum gefallen“. Nun, es bedurfte auch so mehr als eines Anlaufs. Aber in der Tat, die Sprache, in der es geschrieben wurde, ist offenkundig schauerlich, doch nicht nur dieses, auch die Schilderungen haben es in sich.

Ich hatte gehofft, ein paar eindrückliche Beispiele zu finden, leider vergeblich, ich habe das Buch gerade nicht zur Hand, so muß der Leser selbst danach suchen. Eigentlich schrieb Gregor eine Art Welt- und Heilsgeschichte, aber eben bis an die Gegenwart, die in seinem Fall die Herrschaft der Merowinger im Frankenreich war. Es ist der allerletzte Ausklang der antiken Welt vor den „dunklen Zeitaltern“, der Verfall ist überall greifbar. Es gibt den Versuch von Ehrenrettungen für Gregor von Tours, er habe ein so bedenkliches Latein geschrieben, um verstanden werden zu können, wie auch immer.

Um den Beginn der Herrschaft der Merowinger kurz zu skizzieren: 482 wurde Chlodwig König der Franken, in einer Schlacht gegen die Alemannen schwer bedrängt, ruft er endlich den christlichen Gott an und gewinnt, der alemannische König wird durch eine Wurfaxt getötet, Chlodwig läßt sich von Bischof Remigius mit 3.000 Männern seines Gefolges in der Kathedrale von Reims taufen, sagt die Legende, das fränkische Großreich nimmt seinen Anfang.

Die Merowinger hatten sich also in den Resten des Römischen Reiches in Gallien eingerichtet, die sie an sich gerissen hatten, und obwohl sie die ersten germanischen Könige waren, die sich katholisch taufen ließen, haben sie einen wirklich verheerenden Ruf, vergleichbar vielleicht mit kolumbianischen Drogenbaronen.

".. Die meisten Historiker führten nämlich den Niedergang der Merowinger auf deren persönliche Verderbtheit, ihre ererbte Degeneration oder auf beides zurück. Auf die selbstherrliche Brutalität und treulose Grausamkeit Chlodwigs und seiner Nachfolger seien Impotenz, Passivität und Inkompetenz ihrer letzten Erben gefolgt."
Patrick J. Geary, "Die Merowinger, Europa vor Karl dem Großen"

Aber es war nicht nur dieses Herrschergeschlecht, das derart degenerierte, auch materiell und geistig verarmte Gallien, wie der Großteil des übrigen Europa in dieser Zeit, aufwärts ging es in Gallien erst wieder mit Karl Martell und dann natürlich mit Karl dem Großen. Und durch Zeugen wie Gregor von Tours wissen wir etwas von diesen Zeiten. Doch wie leicht gehen solche Zeugnisse verloren und sind es auch, so daß es Abenteurern leicht wird, von erfundenen Jahrhunderten zu fabulieren.


Taufe Chlodwigs durch Bischof Remigius von Reims
hier gefunden

Montag, 16. November 2009

Varia



Ich weiß, daß das viele jetzt tödlich langweilig finden werden, aber egal, ich kann nur sagen, dann schaut euch die interessanten Sachen woanders an. Ich glaube, ich werde hier selten genug persönlich.

Aber mir ist gerade erst gewußt geworden, daß ich eine Stunde und vierzig Minuten lang zum ersten Mal mit jemandem gesprochen habe, den ich über diesen Blog kennengelernt habe. Es war mühsam genug, mein gesprochenes Englisch ist, na ja, und seines hat wirklich einen starken französischen Akzent, komischerweise nicht immer. Und als er das Gespräch ernsthafter führen wollte, war mein Zeitvorrat mehr als erschöpft. Also waren alle Voraussetzungen eigentlich erfüllt, sich danach miserabel zu füllen, aber das Gegenteil ist der Fall. Komisch, das war mit Sicherheit eines meiner teuersten Gespräche, und ich fühle mich wirklich gut.

Tja, da sage noch einer, dieses Medium könne nicht viel bewirken. Da habe ich vor einiger Zeit jemanden kennengelernt, der noch das müdeste Herz mit seiner Sprache aufzurichten vermochte, auch wenn der junge Kanadier sich als eine eher ältere (Entschuldigung) Kanadierin herausstellte und ich länger nichts von ihr gehört habe (ich hoffe, es geht ihr gut), ich kenne jetzt jemand anderen in Kanada, dessen Weihnachtskarte vom letzten Jahr immer noch in Sichtweite liegt, ein die deutsche Literatur liebendes und tief kennendes lebendes Kompendium (Entschuldigung), er weiß, daß er für mich weit mehr ist.

Jemand sehr Liebenswürdiges aus Florida fragte mich heute, wie noch mal meine Adresse sei, damit er mir seine Weihnachtskarte schicken könne, es gibt jemanden in Albuquerque und jemanden in San Diego, bei denen ich physisch Panik bekommen würde, wenn ich nicht wüßte, es geht ihnen so einigermaßen. Es gibt jemanden in Cape Cod, für den das gleiche gilt, bei dem ich nicht weiß, was ich falsch gemacht habe, weil unsere Bekanntschaft nicht so eng ist, wie sie anfangs zu sein versprach.

Weil ich wirklich müde bin, habe ich diesen Beitrag etwas abgebrochen, sonst hätte ich erwähnen müssen: Jemanden bei Boston, "jemanden" aus Zürich natürlich, jemanden aus dem Staate Washington, ihn und sie, natürlich sie, jemand aus Portland, Oregon, der ein ziemlich lustiges Deutsch spricht... Ich weiß, ich habe gerade jemanden Wichtiges vergessen, aber ich bin wirklich müde, es tut mir leid.

Hm, ich wollte erst keine Links setzen, jetzt habe ich es doch gemacht. Aber bei dem Urheber des Bildes dort oben verkneife ich es mir diesmal wirklich, es ist jemand, der in Potsdam lebt und sich seinen Spaß mit dem Grab Friedrich des Großen gemacht hat, ich denke, ich werde ihn in etwa 10 Tagen von Angesicht zu Angesicht kennenlernen. Das Internet ist nicht mehr virtuell als wir es machen und manchmal ist es eine sehr reale Chance, aus dem Gefängnis von Zeit, Herkommen und Biographie zu entkommen. Und jetzt muß ich das alles auch noch übersetzen, Uff.

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Kleiner Nachtrag

Wie ich gerade erfahre, habe ich den falschen verdächtigt, er hat es nur fotographiert, Entschuldigung, ich meine die Kartoffeln auf dem Grab, die Touristen haben sich also diesen Spaß gemacht. Und der Kranz ist diesmal von den Freimaurern.

Sonntag, 15. November 2009

Sonntags - Nachträge



Ich kann den Sonntag unmöglich mit so einem betrüblichen Thema ausklingen lassen, auch wenn zudem heute „Volkstrauertag“ war, aber ich bin ja kein wandelnder Kalender-Kommentator, auch wenn das manchmal so aussieht. Es war heute so angenehm warm, daß wir sogar auf der Terrasse essen konnten, bei etwa 12°C, aber mit wirklich viel Sonne, sogar die Rosen machen wieder Anstalten aufzublühen.

Es ist tatsächlich merkwürdig, aber ich hatte heute morgen ein Stück von Gluck gebracht, aus „Orpheus und Eurydice“ und Gluck, genauer Christoph Willibald Ritter von Gluck ist am 15. November 1787 gestorben, was mir in dem Moment nicht bewußt war. Darum noch ein zweites Stück dazu, aus dem "Tanz der seligen Geister", ebenfalls aus „Orpheus und Eurydice“.





Und dann ein letzter Nachtrag für heute. Dieser freundliche junge Mann aus Potsdam hat eine wunderbare Bilder-Serie über die Berliner Siegessäule veröffentlicht, bitte dort nachschauen, das obige Bild ist aus dieser Serie.

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