Montag, 30. November 2009

Über Baumeister und Heilige


Blick auf die Ruinen der Kathedrale von St. Andrews
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Manchmal denke ich spontan, daß das mit der Reformation wohl doch keine so ganz tolle Idee war. Zum Beispiel wenn ich ein Bild der Ruinen von Schottlands größter Kathedrale St. Andrews vor mir sehe, in der ein Teil der Reliquien des Hl. Andreas Verehrung fand und die durch Anhänger von John Knox zerstört wurde. Heute ist in der Tat der Tag des Heiligen Andreas, und ich muß gestehen, daß dieses Gedenken eher pflichtschuldig ist, denn er bleibt in der Tradition doch eher etwas farblos, auch wenn er Schutzpatron Schottlands und Rußlands und wohl der wichtigste Heilige der Ostkirche ist. Bemerkenswert allerdings scheint, wie sehr der Verbleib seiner Reliquien die Verwirrungen und anderen Begebenheiten der Kirchengeschichte nachzeichnet. Man mag das hier weiter nachlesen.

Und zu der Eingangsbemerkung, nun, solche Nachtgedanken verschwinden auch wieder, gestehen muß ich, daß mich angesichts solcher Bilder schon mitunter der Gedanke angesprungen ist, ob derart bilderstürmerische Calvinisten wirklich in die Verwandtschaft Christi oder doch nicht eher in die Mohammeds gehören.


Hans Borneman
Heiligentaler Altar, Bestrafung des Statthalters Aegeas
(nach der Hinrichtung des Apostels Andreas), 1444-1447
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Die einen zerstörten, andere bauten auf, Palladio z.B. Es ist kurios, es gibt ein paar Gestalten, zu denen ich seit längerem meine Gedanken sammle, Blake etwa, oder C. D. Friedrich, ohne daß ich zu einer Art von vorläufigem Abschluß damit komme. Für Andrea Palladio gilt ebendies. Ich habe mehr als einmal hier Anläufe gemacht, etwas halbwegs Zusammenhängendes über ihn zu schreiben.


Villa La Rotonda in Vicenza
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Damit wird es wohl diesmal ebenfalls nichts werden, aber um wenigstens anzudeuten, was mich an ihm fasziniert:
Zum einen seine aufrichtige Leidenschaft für das überkommene antike Erbe, dies ist kein oberflächlich-laues Interesse, sondern er will in die Sache eindringen, sie wirklich verstehen, ihre Partei ergreifen. Jemand vermag also Großes zu erkennen und will ihm zu seinem Recht verhelfen.
Dann die Suche nach dem menschlichen Maß, nach der vollkommenen Proportion, nach der Ordnung der Schönheit.
Und schließlich die Offenheit für den Ort, die Landschaft, die Gegebenheit, kein stures Exekutieren von Ideen, sondern das Zusammenfinden von Idee und Landschaft, das Aufeinander-Achten.
Bei ihm kann man lernen, wann Architektur ihren Namen verdient, wenn nämlich der ursprüngliche und der gebaute Ort schließlich eine derart natürliche Einheit bilden, daß das eine ohne das andere gar nicht mehr denkbar erscheint.


Teatro Olimpico, Bühnenwand
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1 Kommentar:

MartininBroda hat gesagt…

About builders and saints

Spontaneously sometimes I think the Reformation was probably not such a really great idea. E.g. seeing a picture of the ruins of St. Andrews, Scotland's largest cathedral, ahead of me in which a part of the relics of St. Andrew was worshiped and destroyed by followers of John Knox. Today is indeed the day of Saint Andrew, and I must confess that this commemoration is rather dutifully because he remains in the tradition something bland, even he is the patron saint of Scotland and Russia and probably the most important saint of the Eastern Church. Remarkably, however, seems to me how the confusions and other events of church history are characterized by the traces of his relics. One may find here further information (http://en.wikipedia.org/wiki/Saint_Andrew).

And about the opening remark, well, those night thoughts usually disappear again, but I have to admit facing such images sometimes even the thought has started, whether such iconoclastic Calvinist’s are really in the affinity of Christ or more appropriate in that of Mohammed.

Some have destroyed others build, Palladio e.g. It is curious, there are a few figures about which I collect my thoughts for some time, Blake for instance, or C. D. Friedrich, although I haven’t come to a sort of preliminary conclusion for that. For Andrea Palladio (http://en.wikipedia.org/wiki/Andrea_Palladio) is precisely this. I’ve made more than once here attempts to write something reasonable about him. This will not happen again this time also, but to give a hint at least, what fascinated me about him:

At first his sincere passion for the ancient traditional heritage, this is not a superficial tepid interest, but he wants to come into the matter, really understand it to take sides with it. So he is someone who can see great things and wants to help them to their right.

Then the search for the human scale, according to the perfect proportion, according to the order of beauty.

Finally, the openness for the place, the scenery, the condition, not a stubborn executing of ideas, but the coming together of ideas and landscape, to be attuned to one another.

At him we can learn when architecture is worth its name, namely when the original and the new built place eventually form such a natural unity that one without the other is no longer conceivable.