Sonntag, 29. November 2015

Sonntag & (nachgetragen)



Es ist noch eine leicht mißglückte glasierte Ente nachzutragen. Aber wie Menschen halt so sind, ihre Heldentaten lassen sie gern aufgehen wie Hefeteig,  das weniger Vorteilhafte vergessen sie dann lieber. Obwohl, ganz so schlimm war es nicht.

Beginnen wir mit den Kartoffeln. Neuerdings möchte Frau W. immer diese kürzlich hier eingeführten gebackenen Rosmarin-Kartoffeln. Kurios, aber sei es so. Das war folglich der Einstieg, dem irgendein Hauptstück zu folgen hatte. Widerstrebend endete die Suche bei einer – Ente. Es mußten sowieso noch Boskoop-Äpfel weg (Füllung) und sehr viel leicht betrocknete Zitronen.


Mein Mißtrauen gegen die Äpfel bestätigte sich, aber die überlagerten Zitronen hatten ein wirklich wunderbares Aroma von reifer Säure (oder so). Also eine Glasur. Daß Honig schnell schwarz wird, weiß ich. Also zögerte ich die Auftragung auf das Viech länger hinaus. Nicht lange genug.

Denn am Ende stand die Alternative: Entweder eine krosse, aber vermutlich dunkelschwarze Ente, oder eine nicht gar so krosse, aber immer noch eßbare. Das Entenfleisch war annehmbar, nur war die Haut eben eigentlich gar nicht kroß. In die Sauce waren sogar ein paar Zitronenaromen gelangt. Das ging auch durch.


Nur der Rosenkohl schmeckte wieder nach Pappmaché. Das ist jedes Mal ein Roulette-Spiel, was man da aus den Kaufgeschäften bei diesem Gemüse mit nach Hause schleppt.

Gedacht war übrigens, daß sich um die große rote Kerze viele kleine Sterne versammeln, irgendwo wird es sie auch noch geben (wir haben ungefähr Weihnachtskram für 4 Großfamilien, und dann bleibt noch was übrig), aber ich höre noch den Protest vom letzten Jahr, nein, die dürften nicht auf den Boden,  die wolle sie in ihrer Nähe haben. Und da werden sie wohl auch irgendwie sein, irgendwo, nur leider unauffindbar. Ich bin dabei vielleicht nicht allein mit dem Gedanken an die Eichhörnchen und ihre vergrabenen und verlorenen Schätze...

Inzwischen sind viele Beutel mit Bastelzeugs sortiert, Dosen, Tüten und Schachteln mit zum Teil urältesten Familienphotos auch in eine gewisse Ordnung gebracht (wo das alles schon mal angeschleppt werden mußte). Nur die Sterne, die fehlen noch. Aber es war ja erst der 1. Advent.

nachgetragen am 2. Dezember

And a barbarian “translation”

There might be a Sunday dinner report being missed, most likely by no one. Anyway. About an almost failed glazed duck (is this the right term?). But it's in the human nature to inflate exploits like yeast dough and to lose sight of the rest. Although, it wasn't quite that bad.

Let's start with the potatoes. Lately Mrs. W. always had a craving for these recently here introduced baked rosemary potatoes. Strange, but be it so. This was therefore a beginning, which had to be followed by some main pieces. Reluctantly the search ended with – a duck. There were old Boskoop apples looking for a final purpose (like a filling) and some (only on the surface) dried lemons.

My distrust of the apples was confirmed, but the fully mature lemons had a really wonderful aroma of ripe acidity (or so). So a glaze. Honey gets quickly black while suffering from some heat, I know this. So I hesitated to apply it (honey + lemon juice) to the beast. Not long enough.

Because, in the end the alternative was: either a crispy, but probably dark black duck, or a not so crispy, but still edible one. The duck was acceptable, only the skin was just not really crispy. In the sauce even some lemon flavour was recognizable. So it got through the test halfway.

Only the Brussels sprouts tasted again like papier mâché. This is every time a roulette game, what you'll bring to your home from the shops, especially with this kind of vegetable.

Originally there should be a large red candle surrounded by many small stars (we have Christmas stuff for about 4 large families, and then there might be some leftovers) visible. I can still hear the protest from last year. No, not to the attic. I want to know it's nearby. This might be still true, but in a rather invisible way and unfortunately nowhere to be found. I am going perhaps not only with the thought of the squirrel and its buried treasures and lost ...

Meanwhile many bags are sorted with craft stuff; cans, bags and boxes with partly very old family photos in a certain order (since obviously this things needed some movement). Only the stars are still missing. But it was just the 1st of Advent.

Donnerstag, 26. November 2015

Eichendorff



"Mondnacht" 1837 / Robert Schumann 1840 / Peter Schreier
Joseph Freiherr von Eichendorff

Mondnacht

Es war, als hätt der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

Moonlit Night

It was like Heaven's glimmer
caressing Terra's skin,
that in Her blossoms' shimmer
She had to dream of Him.

The breeze was gently walking
through wheatfields near and far;
the woods were softly talking
so bright shone ev'ry star.

And, oh, my soul extended
its wings through skies to roam:
O'er quiet lands suspended,
my soul was flying home.

Translation  by Walter A. Aue

Schloss Lubowitz, zerstört seit März 1945
hier gefunden

Der Isegrimm

Aktenstöße nachts verschlingen,
Schwatzen nach der Welt Gebrauch,
Und das große Tretrad schwingen
Wie ein Ochs, das kann ich auch.

Aber glauben, daß der Plunder
Eben nicht der Plunder wär,
Sondern ein hochwichtig Wunder,
Das gelang mir nimmermehr.

Aber andre überwitzen,
Daß ich mit dem Federkiel
Könnt den morschen Weltbau stützen,
Schien mir immer Narrenspiel.
Und so, weil ich in dem Drehen
Da steh oft wie ein Pasquill,
Läßt die Welt mich eben stehen –
Mag sies halten, wie sie will!

The Curmudgeon

Spending nights at dossier reading,
prattling, as the custom is,
and the giant treadmill speeding
like an ox: I could do this.

Thinking, though, that this baloney
were not just a bunch of crap,
but high heaven's testimony:
I could never manage that.

To bamboozle everybody
that I could, with just my quill,
underpin world's frail and shoddy
structure seems so imbecile.

Thus, since folks in all that turning
see me as lampooner still,
they will leave me churning, burning -
let them fancy what they will!

Translation by Walter A. Aue


Der Einsiedler / Schläft ein Lied in allen Dingen: Gert Westphal / Katharina Neubronner

Wünschelrute

Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.

Wishing-Wand

Songs repose in things abounding
that keep dreaming to be heard,
and the world shall start resounding
if you hit her magic word.

Translation  by Walter A. Aue


Elisabeth Schwarzkopf, "Im Abendrot", aus "Vier letzte Lieder" Richard Strauss

Im Abendrot

Wir sind durch Not und Freude
Gegangen Hand in Hand:
Vom Wandern ruhen wir beide
Nun überm stillen Land.

Rings sich die Täler neigen,
Es dunkelt schon die Luft.
Zwei Lerchen nur noch steigen
Nachträumend in den Duft.

Tritt her und laß sie schwirren,
Bald ist es Schlafenszeit.
Dass wir uns nicht verirren
in dieser Einsamkeit.

O weiter, stiller Friede!
So tief im Abendrot.
Wie sind wir wandermüde -
Ist dies etwa der Tod?

At sunset

We have through sorrow and joy
gone hand in hand;
From our wanderings, let's now rest
in this quiet land.

Around us, the valleys bow
as the sun goes down.
Two larks soar upwards
dreamily into the light air.

Come close, and let them fly.
Soon it will be time for sleep.
Let's not lose our way
in this solitude.

O vast, tranquil peace,
so deep in the evening's glow!
How weary we are of wandering---
Is this perhaps death?

Übersetzung hier gefunden

Mein Gott, soviel Untergang. Ich habe mich an Eichendorff erst wieder heranlesen (und hören) müssen, ein Grund für die Verspätung. Meine aufrichtige Hochachtung vor denen, die das Geschäft der Übersetzung betreiben, dem die Verzweiflung geradezu innewohnen muß. Das wird unnötig flapsig klingen, ist aber so weit fern davon. Ich grübel noch, ob ich hier weiterschreiben sollte, wo doch die Fremdheit nach und nach abgefallen ist...

Ab jetzt geht es aber nur noch kurz ausschließlich in Deutsch weiter.


Joseph von Eichendorff „Winternacht" / Fritz Stavenhagen

Winternacht

Verschneit liegt rings die ganze Welt,
Ich hab' nichts, was mich freuet,
Verlassen steht der Baum im Feld,
Hat längst sein Laub zerstreuet.

Der Wind nur geht bei stiller Nacht
Und rüttelt an dem Baume,
Da rührt er seinen Wipfel sacht
Und redet wie im Traume.

Er träumt von künft'ger Frühlingszeit,
Von Grün und Quellenrauschen,
Wo er im neuen Blütenkleid
Zu Gottes Lob wird rauschen.


"Zwielicht" / Robert Schumann / Emmi Leisner, Berlin 1944

Zwielicht

Dämmrung will die Flügel spreiten,
Schaurig rühren sich die Bäume,
Wolken ziehn wie schwere Träume -
Was will dieses Graun bedeuten?

Hast ein Reh du lieb vor andern,
Laß es nicht alleine grasen,
Jäger ziehn im Wald und blasen,
Stimmen hin und wieder wandern.

Hast du einen Freund hienieden,
Trau ihm nicht zu dieser Stunde,
Freundlich wohl mit Aug und Munde,
Sinnt er Krieg im tückschen Frieden.

Was heut müde gehet unter,
Hebt sich morgen neugeboren.
Manches bleibt in Nacht verloren -
Hüte dich, bleib wach und munter!


INaBlaze - Nachtlicht

Die Nacht

Wie schön, hier zu verträumen
Die Nacht im stillen Wald,
Wenn in den dunklen Bäumen
Das alte Märchen hallt.

Die Berg im Mondesschimmer
Wie in Gedanken stehn,
Und durch verworrne Trümmer
Die Quellen klagend gehn.

Denn müd ging auf den Matten
Die Schönheit nun zur Ruh,
Es deckt mit kühlen Schatten
Die Nacht das Liebchen zu.

Das ist das irre Klagen
In stiller Waldespracht,
Die Nachtigallen schlagen
Von ihr die ganze Nacht.

Die Stern gehn auf und nieder -
Wann kommst du, Morgenwind,
Und hebst die Schatten wieder
Von dem verträumten Kind?

Schon rührt sich's in den Bäumen.
Die Lerche weckt sie bald -
So will ich treu verträumen
Die Nacht im stillen Wald.

Wappen derer von Eichendorff

nachgetragen am 29. November

Mittwoch, 25. November 2015

Kryptisches

Sack of Rome by the Visigoths on 24 August 410 by JN Sylvestre, 1890

Ich hasse Kontroversen, nicht aus Feigheit, weiß Gott. Aber man muß sich darin so kompakt und klein machen, so klar umrissen und sicher. Wo doch das Erwägen und Verwerfen gar kein Ende nehmen will. Nun, bei den meisten anderen schon, aber sollte man sich davon einschüchtern lassen, müssen? Eine kurze Vorbemerkung. Nur um anzudeuten, warum dieser Blog ein ziemlicher Lückentext ist, in Wahrheit.

Eine sehr fromme Christin brachte mich jüngst dazu, „De civitate Dei“ nicht mehr wirklich zu mögen. Offenkundig sprang da ein Feinderkennungsprogramm an. Bei mir allerdings auch. Das muß man erst mal schaffen.

Sagen wir es so. Ich bin dann doch eher auf der Seite von Konstantinos XI. Palaiologos. Und im übrigen auch. Und dann las ich wieder Chesterton (über die Kampfes-Schönheit der Gotik - hier bei mir), und jetzt sind wir aber auch so was von auf Krawall gebürstet... Und sehr bei uns selbst übrigens. Metaphorisch gesprochen.

Montag, 23. November 2015

Sonntag, 22. November 2015

Sonntag & (sehr nachgetragen)


Wo ich gerade so im Ewigen festhänge, dachte ich, ich höre mir die Sendung von Herrn Pohlmann nachträglich gleichzeitig an. Denn dann vermag ich auch, über's Essen wieder zu schreiben.

Ja ich bin in der Lage, Essen nicht gänzlich zu ruinieren, mitunter. Gestern briet ich mir noch einmal ein Stück Entrecôte, um mir zu versichern, ich sei noch bei Koch-Verstand, es ist nicht doll, aber halbwegs.

Letzten Sonntag war das kaum so. (Ein Nachtrag)


Die Serviette passend zum Ewigkeitssonntag. Die nette Dame von diesem liebenswürdigen Einkaufsgeschäft meinte einmal, die sind so hübsch, aber keiner mag sie. Völlig unverständlich, letzteres.


Auf den Bildern also Pellkartoffeln und ein fast ruiniertes Steak. Frau W. wollte es rustikal, und ich hatte kaum Ehrgeiz. (Wie schrieb ich doch in einem dieser von mir inzwischen eher vernachlässigten Dingens: So I can burn food. Great news. To cook & write at the same time doesn't work, It's a problem of perceived & actual time, at least...)



Ach so, ihr gelüstete es nach Matjeshering. Und dazu hatte ich ihr eine kleine Sauce gemacht, aus Fischfond, Kochsahne und frischem Dill. Der Rosenkohl paßt tatsächlich kaum dazu, aber daran durfte ich mich dann getrösten, wie üblich mit reichlich Muskat.

Und wo bleibt das Positive. Nun ja, das Eingangsbild. Wenn man das Falsche nicht zum Habitus gerinnen läßt, sondern es gewissermaßen ausdünnt, bleibt das Ergebnis womöglich nicht nur gerade so eßbar, sondern wird vielleicht sogar genießbar.


A poor "translation"

Since I just stuck a bit in the Eternal, I thought, maybe I should listen to the broadcast of Mr. Pohlmann subsequently simultaneously. Because this might help to write about food again.

Yes, I'm able not to ruin food entirely, sometimes. Yesterday I was frying a piece of sirloin steak again to assure myself I still have a (cocking) - mind, it's no that impressive, but well.

Last Sunday it was hardly that. (An addendum)

The napkin to match the Sunday in commemoration of the dead. The nice lady of this loveable shop once said, they are so pretty, but nobody likes them. Completely incomprehensible, the latter.

So in the pictures potatoes and an almost ruined steak. Mrs. W. wanted it to be rustic this time, and I had little ambition. (As I wrote in one of those from me now rather neglected things (I'm sorry): So I can burn food great news to cook & write at the same time doesn't work, it's a problem of perceived and actual time, at least...)

Oh, she lusted after “Matjeshering” (white herring?). And I had made her a little sauce from fish stock, cooking cream and fresh dill. The Brussels sprouts actually barely fits the idea, but it allowed me to take comfort with all a little more, as usual with plenty of nutmeg.

What about the positives. Well, the first image at first. If you let the wrong things don't become a habit, but be able to thin it to a certain extent, the result is probably not just barely eatable, but perhaps even edible to some extent.
nachgetragen am 25. November

Im Vergangenen geblättert









nachgetragen am 24. November

Samstag, 21. November 2015

"Wie seltsam kurz ist dieser Tag gewesen"


Von mir aus hätte es jetzt weiter 3 Monate Herbst geben können, und dafür keinen Winter. Es beginnen in Wahrheit Nachträge, Und wir werden sehen, wie weit wir damit kommen.

Ich dachte, hier schon einmal Gedichte von Maria Wandelt vorgestellt zu haben. Nein, hatte ich nicht. Es verharrt dort schier endlos lang auf dem Wort „ich“. Und dieses „Ich“ konnte es dann selbst kaum wiederlesen.

Diesmal bringen wir Bilder von vor dem Schnee, und eine unkommentierte Auswahl.

„Die Nebelfrauen hocken in den Zweigen / und schlürfen von der Blätter grünem Saum / das Leben und der Winde Sommerregen...“ Ein kurioser Verschreiber. Wie antwortet man auf die Zumutungen der Zeit und der Umstände und den nebensächlichen Rest? Mit Worten, am besten wohl.


Maria Wandelt

Oktobermorgen

Am Morgen steht der Wald im Tau und Traum.
Verstummt und fern die großen Wipfel schweigen.
Ein seltsam Bangen ist um jeden Baum.
Die Nebelfrauen hocken in den Zweigen
und schlürfen von der Blätter grünem Saum
das Leben und der Winde Sommerreigen
ganz leicht und leis. Das Laub es spürt es kaum;
jedoch ein Frösteln bleibt, ob Lichter steigen
und Strahlen auch, wenn Sommer füllt den Raum.


Regenfall

Der Himmel dicht bedrängt von Wolkentieren.
Sie wachsen riesig, fressen alles Blau,
gebuckelt und gebuchtet, weiß und grau;
Wind treibt sie, daß sie sich im Kampf verlieren,
sich jetzt zerstören, nun sich neu gebären;
nicht länger Tiergestalt, hier Burg und Wall,
die schon verdunkeln, kühler Tropfenfall,
herbstliche Zeiten, die im Sommer währen.

Die Pflanzen zittern, einsam, seltsam blaß,
kein Falter, keine Biene sucht die Blüten.
Sogar die Schwalben, diese nimmermüden
geliebten Schwätzer schweigen in dem Naß.


Aprilnächte

Ach, daß wir wieder auf die Stille lauschen,
wenn Bäume in den Sternennächten singen;
wortlos, sehr sanft der Hauch, die Winde klingen,
die Traum und Leben schenken selbst den Dingen,
fernferne Melodie wie Muschelrauschen;
die nahe auch in unsre Seele dringen
und letzte Ängste klar zum Leuchten bringen.

In diesen Nächten selbst der Vogel schweigt,
sein zarter Jubel wäre noch zu laut.
Nur Stille ziemt, da neues Leben baut
ER, dem ein jedes Leben ist vertraut
und dem sich SEIN Geschöpf in Demut neigt...
doch auch der Tod großäugig auf IHN schaut;
nichts, das in solcher Nacht sich vor ihm graut.


Was möchte ich sein?

Was möcht' ich sein? Nebel, der nächtlich deckt,
sehr sanft, doch voller Unerbittlichkeit?
Warm rotes Brombeerblatt, das Trauer weckt,
Gedenken fast vergessner Frühherbstzeit?

Die Puppe, die so grenzenlos vertraut,
darin Zitronenfalter - Lebenszeichen -
den zarten Leib, die feinen Flügel baut,
im Frühling sonnenselig zu entweichen?

Schlaf möcht ich sein, Schlaf, den der Tod vollendet;
mit vielen Pflanzen letzte Wege gehn;
so tief befriedet, wie ihr Leben endet -
und einst - verwandelt – so wie sie erstehn.


Spätherbstbilder

Weiß steigen Nebel auf aus See und Feld,
ein schwarzer Schwarm - zum Schlafbaum ziehen Raben,
ihr Krächzen fremd in diese Stille fällt.
Blau hängen Schlehenbeeren überm Graben.
Fast nur geahnt – dort auf der Wintersaat
sechs Rehe, die im lichten Dämmer äsen.
Im Dorn ein Vogelzwitschern einsam zart.
Wie seltsam kurz ist dieser Tag gewesen.


© Gerhard Busse, Rodenskrug 2014

nachgetragen am 24. November

Mittwoch, 18. November 2015

Dienstag, 17. November 2015

Auch über diese Zeit

Toghrul Tower, Ray, Iran

Eigentlich wollte ich etwas über die pausierende iranische Monarchie endlich abschließend aufschreiben und mitteilen, aus wohl geprüfter Anteilnahme: Darum wenigstens dieser Hinweis auf die Erklärung Ihrer Kaiserlichen Majestät. Aber jetzt muß ich, tief luftholend, sagen, ich vermag so sicher und gut nicht zu schreiben. Und auch, wenn es mir quasi diesen Ort wegsprengt, unter dem 17. November 2015 legte Herr Michael Klonovsky nachfolgendes dar (und wie irre geworden man schon ist, dachte ich doch gerade, hoffentlich kein neuer Georgi Apollonowitsch Gapon):

„Zu inserieren – und damit: zu empfehlen – ist die Neuauflage von Jean Raspails „Das Heerlager der Heiligen“, die jetzt erstmals in vollständiger deutscher Übersetzung vorliegt, achtbar besorgt von Martin Lichtmesz...“

Imperial Standard of the Shahanshah of Iran

Sonntag, 15. November 2015

Sonntag & (ein kleines Déjà-vu)



Es ist schwierig, sinnvolle Bilder zu machen, wenn alles so trübe ist. Und nein, ich will damit keine schicksalhafte Affinität zu diesem Zustand andeuten, nur weil ich in ihn vor langer Zeit hineingeboren wurde. Nicht umsonst liegen alle diese schweren Feiertage wie Volkstrauertag etc. im November.

Genug davon.

Eine Begebenheit war unterhaltsam. Als ich am Sonnabend – Abend einen kleinen Regenspaziergang in Richtung Zierker See begann, grüßte mich kurz vor der Orangerie ein Herr im Rollstuhl, der offenkundig die beleuchtete Schloßkirche genoß, im Regen: „Sie haben aber hübsche Katzen.“ Die Viecher waren mir tatsächlich gefolgt; wahrscheinlich in der Annahme, ich würde all das viele Futter, das ihnen doch über das schon konsumierte noch rechtmäßig zustünde, irgendwo vor ihnen verstecken. Im Regen!

Sollte jemand bei den folgenden Bildern denken, das habe ich doch schon mal gesehen. Dann ist dem so. Selbst der Appetit von Frau W. ist gegenwärtig eher gedämpft. Also habe ich schlicht den letzten Sonntag wiederholt, mit einer Abweichung. Zur Abweichung später.

Nur eine kurze Bildlegende. Auf dem Backblech sieht man also Kartoffelscheiben, Rosmarin und (mitunter zu sehr) angeröstete Zwiebeln. Aber keine Sorge, das mit den angeschwärzten Zwiebeln, das verlor sich irgendwie. Fast parallel hatte ich wieder Hähnchenschenkel angebraten, in Butterschmalz mit Pfeffer, Salz und Paprika (letzteres etwas später). Die kamen bald zu den halbgaren Kartoffeln in den Ofen, mit dem ganzen Fett natürlich. Manche mögen das.




Ach so, die Abweichung. Das waren Bohnen, gegart in einem vorher aufgekochten Wasser aus Bohnenkraut und handgetrocknetem Oregano, final begossen mit brauner Butter, die war gekauft.


Die (sehr) mäßigen Bilder am Ende: Eines rührend gelbstichig gemütlich, eines mehr kalt, sofern wir vom Licht sprechen. Beide im Grunde falsch, man imaginiere sich die Wirklichkeit irgendwo in der Nähe.



Sunday & (a little deja vu)

a poor “translation”

It is difficult to make meaningful images, when everything is so gloomy. And no, I do not mean to suggest fateful affinity for this state, just because I was born into it long ago. Not for nothing all these heavy holidays like People's mourning day, etc. are in November.

Enough of it.

One incident was entertaining. When I on Saturday evening started a little rain walk towards Zierker Lake, I was greeted just before the Orangery by a gentleman in a wheelchair, who obviously enjoyed the illuminated castle church, in the rain: "you have pretty cats." The critters had actually followed me; probably on the assumption that I would all the food that still rightfully should be theirs (they were fed already) hide somewhere in front of them. In the rain!

If anyone after looking at the pictures below would think, I've seen it before. Indeed. Even the appetite of Mrs. W. is currently rather subdued. So I simply repeated the last Sunday with a deviation. About that later.

Just a short caption. On the baking sheet you can see potato slices, rosemary and (a little bit too much) toasted onions. But do not worry, somehow they got better again. Almost at the same time I had seared chicken thighs in butter with pepper, salt and red pepper (the latter a bit later). Soon they joined the half-baked potatoes in the oven, with all the fat naturally. Some people like that.

Oh, the deviation. Those were beans, cooked in a previously boiled water with savory and hand dried oregano, final doused with brown butter (which was bought of course, the butter).

The (very) moderate images at the end: One is kind of touching yellowish jovial, the other rather cold, if we speak of light. Both are wrong, you have to imagine something somewhere near.


nachgetragen am 17.  November

Dienstag, 10. November 2015

Helmut Schmidt, persönliche Notizen



Wenn man seiner Seele endlich Luft machen muß, scheint sie ja noch vorhanden zu sein. Es geht schlicht zu tief zurück. Nun hat er es doch nicht an einem 9. November getan, sondern einen Tag später, soviel Takt selbst im Sterben.

Nachdem hinreichend Beiträge der so bildungsfern wie überzeugungsgewissen Zeitgeistpolitiker zu ertragen waren, falls man z.B. bedrucktes Papier in die Hand nahm (man sollte die innere Leere, und vielleicht sogar Bitterkeit nicht überhand nehmen lassen, eine Selbstermahnung). Die leicht dahin parlierende FAZ etwa legte ich angewidert in das Regal des Supermarkts zurück (nachdem ich die Artikel überflogen hatte, mein Gott, was ein Abstieg, früher habe ich u.a. das Feuilleton in Kisten gepackt und bei Umzügen mitgeschleppt, nu stehen die Reste davon auf dem Boden, mehrere Stockwerke entfernt, wie gut, daß es ein großes Haus ist).

Aber die Sonderausgabe der Zeit hat mich verblüfft, und auf eine Art Gedankenreise geschickt. Die durch Namen kenntlich gemachten aufdringlichen Autoren konnte man ja überblättern. „Totalitär denkt, wer eine philosophisch ausgebrütete 'Wahrheit' direkt in Politik umsetzen und einer Gesellschaft aufzwingen will.“ (Es ist ja nicht vorbei, wo allerorts schon wieder neu-stalinistische Volksgerichtshöfe gedanklich vorbereitet werden)

Herr Assheuer schrieb über Popper, wo Marx als falscher Prophet seinen Auftritt als orakelnder Philosoph habe, der sich über die Realitäten hinweg in ein totalitäres Gemeinwesen hineinspekuliere. Jedes Grand Design sei verdächtig, jeder Großentwurf aus dem utopischen Wolkenkuckucksheim. Politik ziele nicht auf die Förderung von Glück, sondern die Vermeidung von Leid. Sie bringe nicht Erlösung, sondern Erleichterung.

Sein Glaube an die Vernunft hat mindestens etwas Religiöses, aber immerhin das. Je mehr ich ihn wieder hörte oder las, verwandelte sich meine lange zu Respekt geronnene Zuneigung der frühen Jahre erneut zu etwas Lebendigem. Auch zu („physischem“ ist nicht übertrieben) Erschrecken vor der Gegenwart, die einem doch längst so abstoßend geworden ist. Aber jetzt ist man um so gewisser, warum.

Ist jemand ein Amt gegeben, so diene er.
Römer 12,7

Erst ist dem Herrn Bundeskanzler seine Partei abhanden gekommen, und dann wollte die Situation auch nicht zu ihm finden, zu der er doch so viel besser als die meisten vorbereitet war. Gott hatte Vorbehalte, oder war abgelenkt (das muß Er mit sich ausmachen), er (Herr Schmidt) war sowieso skeptisch gegenüber denen, die Ideale vor sich her trugen (obwohl selbst das zu kurz gegriffen ist).

Vielleicht hätte er daher diese Idee des guten Staatsmanns auch nur schweigend beiseite getan. Aber daß da jemand intensiv denkend aus tiefer Charakterbildung mit sich rang und anschließend verantwortlich handelte, das wieder ins Bewußtsein gehoben zu bekommen, ist überwältigend und bestürzend. Denn da sitzen wir nun, es wurde von Jahr zu Jahr schlimmer mit dem nachfolgend handelnden Personal.

Ich wollte es erst in die Präliminarien schieben, da meine einzige ernsthafte Begegnung (nun ja) mit ihm 1988 auf einem Rostocker Kirchentag stattfand (die erste Stadt, die ich als Heimat empfand). Also, wozu das hier. Warum solche Aufdringlichkeit? Nun, es gibt Menschen, die rühren in einem wieder das lange verschüttete Ernsthafte hervor. Und ja, man erschrickt. Man ahnt, wozu das Wort Diskurs einmal erfunden wurde, und anderes auch. Wir sehen keine Charaktere mehr. Es sind nur noch Puppen, wer immer sie spielt. Zwischendurch dachte ich, das ist Altersnostalgie. Nein.

Er ging mir mit seinen Meinungen mehr als einmal, je länger es dauerte, auf die Nerven: War Europa seine Erlösungsphantasie? Man schreckt ja davor zurück, Derartiges auszusprechen, aus Respekt gegenüber einem  unübersehbar vernunftgeleiteten Menschen, und erinnert sich im selben Moment, daß jeder Widerspruch im Respekt beginnen sollte, wenn der eine Grundlage hat. Weiß Gott, das hat er. Das Göttliche hatte sich jedoch, nach seinen verstandenen Worten, ihm fast vollständig verflüchtigt. Das bleibt verstörend.

Das solle eigentlich alles in die Präliminarien, erst das Persönliche und dann das andere, aber das funktioniert nicht, und nun sollte aber besser auch Schluß sein.

Ich finde die Bilder aus Rostock von 1988 nicht! Ich weiß, daß sie hier noch irgendwo vergraben sein müssen. Der jetzige Inhaber des Amtes des Bundespräsidenten erinnerte von seiner Rede in der überfüllten Marienkirche voller euphorischer Menschen, jeder wisse, daß wir eine
Aufhebung der Teilung nicht erzwingen könnten. Aber: „Und trotzdem darf jeder von uns an seiner Hoffnung auf ein gemeinsames Dach über der deutschen Nation festhalten.“

Ich habe mich nach und nachzurückfinden können in diese Erinnerung. Und auch an dieses. Jemand schrieb, er habe sich sein Leben lang als Soldat begriffen.

Dazu paßt eine Begebenheit, die ich kaum erfunden haben kann. Auf besagtem Kirchentag erzählte er, er und seine Frau hätten erst vor dem Grenzübergang bemerkt, daß sie ihre Pässe vergessen hatten. Ein Umkehren, um sie zu holen, wäre sinnlos gewesen, sie hätten es nicht mehr pünktlich geschafft. Sie fuhren dann trotzdem bis zum Grenzposten, erklärten die Situation. Es gab Verwirrung natürlich, aufgeregte Telefonate und dann die Weiterfahrt nach dem merkwürdigen Satz:

„Herr Bundeskanzler! Keine besonderen Vorkommnisse“.

Dieser Standard-Satz war eigentlich deren eigener Kommandokette vorbehalten. Aber vielleicht verwechsle ich da auch etwas.

Und wer sich wirklich rühren lassen will, werfe einen Blick hierher.

nachgetragen am 12. November

Sonntag, 8. November 2015