Montag, 2. November 2015
Sonntag & (nachgetragen)
Dürfen wir das diesmal ganz kurz machen bitte? Danke. Das gestrige Sonntagsessen hat eine Vorgeschichte, die wir bereits angedeutet hatten, unter dem Titel „Reformationstag - der nette Teil 1“. Das hätten wir also hinter uns.
Aber es sollte doch endlich etwas Ordentliches geben, und ich erinnerte mich an eine Rezept-Empfehlung, die nun vollzogen werden sollte, kurioserweise von derselben Person, die der Frau W. anrufshalber den Vorwand in die Hand gab, vor dem Herd hocken bleiben zu dürfen, um halb eins; sie fand das sehr lustig, zunächst, ich deute wieder nur an.
Ich habe also wenig später sehr viel Zwiebeln angebraten, dieselben beiseite getan. Einen guten Schweinebraten in mundgerechte Stücke zerschnitten, und die ebenfalls scharf angebraten. Pfeffer und Salz schauten auch vorbei. Das wurde dann mit 2 Flaschen Köstritzer Schwarzbier abgelöscht, und hinzu kamen – und schon wieder kommt die anonym bezeichnete Bekannte ins Spiel, sie ist eine große Liebhaberin selbst gezogener Kräuter...
Ich durfte mir also dabei zuschauen, wie ich getrockneten Liebstöckel und Oregano zerstieß, die Strünke entfernte und das übrige in den Sud bröselte, zusammen mit Kochsahne und besagten Zwiebeln natürlich. Das war es eigentlich und durfte fast zugedeckt vor sich hin schmoren, sollte nur nicht ansetzen, gelegentliches Umrühren half dabei, bei mäßigen Temperaturen.
Ach übrigens Herr P., gerade höre ich Deine Sendungswiederholung als Klangtapete, und an der Stelle mit den Affen liefen distinguiert tuende Leute am Panorama-Fenster vorbei - nu is mein nicht vorhandener Ruf hierorts endgültig ruiniert, da half auch kein Wegducken mehr.
Zum Essen. Der Geschmack fiel etwas zu sehr ins Säuerliche, also gab ich noch Balsamico-Essig dazu, und einen (großen) Teelöffel Honig, das glich sich darauf irgendwie aus. Ach jetzt habe ich doch das Wichtigste vergessen – braune Champignons und Austernseitlinge, die wurden leicht gesäubert, ihnen wurde kurz ein wenig Wasser angedroht, aber schnell wieder weggezogen - die schmorten grob geschnitten mit.
Frau W. wollte alles erst noch schälen. Aber das wäre dann wohl ein Nachtessen geworden, zum Zweiten, und zum Ersten wäre es Blödsinn gewesen, davon hatten wir jüngstens schon genug.
Die Geburtstagsblumen sind inzwischen etwas angetrocknet. Dabei ist es draußen hinreichend feucht.
Kleiner Einschub. Ich hatte heute viel Nebel photographiert, ich fand das unterwegs auch faszinierend. Aber zurück, beim Sichten der Aufnahmen - und ich hab ja hier diesen Panoramablick - wenn man hinaus sah, waren die wenigen Jogger, die ich inzwischen am Getrapse auseinanderhalten kann, und die vielen vor allem jung-männlichen Hundeausführer nach wenigen Metern wieder ins Grau verschluckt. Also überall Nebel, draußen und drinnen, und vorher schon, das wird einem denn doch zu viel.
Bevor übrigens ein Anflug von Mißgunst aufsteigen sollte: „Kuck ma Herta, da sind ganz schwarze Katzen, und da unten die kleinen, is' das süß, und da sitzt son Komischer an Computa...“. Die Aussichten haben immer mindestens 2 Richtungen.
Ach so, das Gericht kam ziemlich gut heraus.
Und es gab durchaus Lichtblicke. Eine kultivierte Nachbarin empfahl mir, am frühen Abend Arte einzuschalten, und zwar Verdis-Requiem aus der Mailänder Scala unter Daniel Barenboim. Mir erschien Verdi bisher ja eher als Unterhaltungs-Künstler. Aber das war unglaublich. Ich tue hiermit Abbitte.
Man sah den herausragenden Sängern förmlich an, wo sie mimisch verstimmt wurden, weil sie nicht vollständig perfekt waren, sondern nur ganz nahezu. Menschen eben. Aber es ist schon grenzwertig, so vorgeführt zu werden, von der Kamera, aber dann dachte ich, es sind Künstler, die kennen das. Wie auch immer (ich weiß übrigens nicht, wie lange dieser Link noch funktionieren wird, vermutlich nicht sehr lang).
Wollen wir wir wirklich mit einem Requiem enden. Es bleibt uns nichts Besseres übrig, für diesen Tag. Aber die Ewigkeit darf, persönlich gesprochen, schon noch etwas warten.
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5 Kommentare:
Für "ganz kurz machen" sind doch viele Worte zusammen gekommen. ;-) Aber es war zumindest kurzweilig zu lesen.
Ja! So gehört ein Gulasch: Zwiebeln und Fleisch im Verhältnis 1:1, wobei nicht das Gewicht gemeint ist, sondern das Volumen. Nur mit dem Schweinefleisch fremdel' ich ein wenig, wenn es um Gulasch geht, wobei meine Prüfung eben noch ergab, dass Du dieses Wort gar nicht genutzt hast. Wie komme ich drauf? War es in der Vorankündigung?
Egal: Ein schöner Schmortopf, der anhand der Zutaten schon lecker gewesen sein muss. Stellt sich nur die Frage nach der Quelle des säuerlichen. Sollte eins der Biere nicht mehr ganz frisch gewesen sein? ;-) "Nichts ist unmöglich!"
Sowas filigranes wie Nebel ist wirklich schlecht zu fotografieren. Irgendwie sehen Bilder dann sehr gleichförmig aus. Gibt man einen passenden Filter darüber, verschwindet der Nebel teilweise, was aber auch nicht primäres Ziel ist. Alles blöd. Wobei man schon schöne Nebelbilder machen kann (https://kombinatlux.wordpress.com/tag/nebel/).
Gut, dass mein Fenster, hinter dem sich der Computer befindet, in einer gewissen Höhe und dadurch wenig einsehbar ist. Aber auch als Autofahrer wie andere Hinterglassitzende drängt sich die Erkenntnis auf, dass manchen Hineinstierern in ein Fenster nicht bewusst ist, dass man genau so auch hinausschaut und sie auch sehen kann. Müsste sich mal rumsprechen.
Pilzgulasch in Schwarzbier hatte ich in einem Antwort-Kommentar angekündigt, ich habe nachgesehen. Eher hätte ich vielleicht sagen sollen Erzgebirgisches Bierfleisch mit Pilzen. Ich habe im Nachhinein hier etwa ein Rezept gefunden:
http://www.rezepte-auf-video.de/84-videorezepte/hauptspeisen/schwein/266-bierfleisch-mit-zwiebeln
Aber wenn ich es recht bedenke, finde ich meins besser.
Zwiebeln werden manchmal säuerlich, Schweinefleisch ist es ja von Natur aus. Ich habe keine Ahnung. Also die anderen 10 Bier waren gut.
Vielen Dank für den Link, habe eben hineingeschaut. Danach mag ich meine langweiligen Nebelbilder erst recht nicht mehr bringen. Mal sehen.
Ja, das mit den stierenden Leuten ist wirklich nervig, ich wollte schon ein Schild in die Scheibe kleben: 1. Sind wir nicht in St. Pauli und 2. sitzt hinter diesem eindrucksvollen Fenster nur ein alter Mann!
"Füttern verboten" ist auch noch ein schönes Schild. Als es noch die Raucherzelle im Marktplatzcenter gab, hätte man dieses auch gut an das Terrarium der Tabakatmer anbringen können. Oder "Bitte nicht an die Scheibe klopfen".
Gelegentlich treibe ich mich auch mal auf anderen Kochblogs rum, und was ich da so sehe, lässt mich selber kurz ans Aufgeben denken. Der Blog ist besser, die Bilder schöner, die Rezepte detaillierter usw. usf. Aber dann denke ich mir: Was soll's?! Es macht Spaß und wenn man dann noch etwas eigenen Stil findet und sein Ding macht, bleibt man doch einzigartig. In jedem Teilaspekt eines solchen Blogs gibt es sicher mindestens einen, der besser darin ist, aber in der Kombination, wie ich es mache, gibt es das nur bei mir. Und das gleiche Prinzip gilt für diesen Blog auch.
Ich mutmaße mal, diese schönen Worte waren ein berechtigtes Kompliment nicht nur an sich selbst. In dieser Annahme danken wir. Ironie aus. Die war übrigens gar nicht da. Dieses Wettkampf-Dingens führt völlig in die Irre, und das braucht auch nur der, der sonst nichts hat, arme Tröpfe.
Bei wir war das ja komischerweise so: Als ich wenigstens ein wenig persönlich werden wollte, dachte ich, ach dann nehme ich den Sonntag und mein Kochen, das tut niemandem weh.
Und irgendwann war das das Korsett.
Ich bin ja nicht nur faul, ich filtere auch. Dieser Ort sollte ein Gepräge haben, das eher von mir ablenkt, zu den wertvolleren Dingen hin. Darum auch möglichst wenig Gegenwart. Obwohl. Jetzt hat also auch Hans-Hermann Tiedje der Frau M. den Scheidebrief geschrieben in der NZZ.
Da kriecht die nächste Wende auf uns zu. Wie schön, daß ich seit Jahren so unpolitisch geblieben bin. Und das Schöne ist es doch, das bei allem am meisten gefährdet ist.
Zu dem anderen - sub conditione Jacobaea - später gern mehr.
Vom Korsett zum Stützapparat ist der Übergang aber auch fließend. Gerade auch bei den selbst geschaffenen ...
Ein typisches Beispiel ist da meine Freitagssendung (etwas anders gestrickt als die am Sonntag). Da gibt es, auch aus Zeitmangel, ein recht stabiles Konzept (das auch mal zum Korsett werden kann). Etwas Radiomathematik? 1 Stunde Sendung sollen mit 50 Minuten Musik gefüllt werden, der Rest ist Reden. Die Erfahrung zeigt: Das sind fast immer 14 Stücke Musik. Bei einem steten Wechsel von Wort und Gesang hat man 13 Stellen zum Moderieren: Überblick, drei Meldungen, TV-Tipps, Witz, Twittersprüche, Hackerspace-Hinweis und zwei Teaser (auf Witz und auf TV-Tipps). Damit sind 10 Textflächen schon mal weg und entweder vorbereitet oder so trivial, dass sie ohne Hirnbeteiligung funktionieren. Es bleiben 3 Stellen, wo man was sagen könnte, nicht mal muss. Wenn die Sendung mal live ist (meist in Urlauben), ist sie beim Machen etwas langweilig, weil ich dank Konzept/Korsett mittendrin nix tun muss. Die Gedanken schweben frei. Eine Vorproduktion dieser Sendung dauert 35 Minuten Studiozeit bei einer Stunde Sendung ...
Was dies illustrieren soll: Korsetts können auch das Leben entspannen. Sie dürfen nur nicht so eng sein. Aber mit ein wenig Hirnschmalz kann man sie sich ja so zurechtzimmern, dass es passt. Und ab und an sollte man das Konzept auch mal durchbrechen.
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