Samstag, 4. Mai 2019

Volkmar Kühns Fabelwesen in der Schloßkirche
















Nachträgliche Anmerkungen

Der Laudator hatte dann auch einen Satz, der mich wieder hoffnungsfroh stimmte, er lautete, er komme jetzt zum Schluß. Abgeschreckt davon, wollte ich eigentlich zunächst gar nichts den Abbildungen beifügen. Aber wenn man von etwas angetan ist, sollte man vielleicht doch ein paar Anmerkungen machen.

Die Plastikgalerie in der Schloßkirche ist in den Frühling gestartet, so heißt wohl eine der dafür üblichen Floskeln. Der Bildhauer Volkmar Kühn aus Thüringen hat unter der Überschrift „Aus dem Leben” dort einige Skulpturen versammelt, von denen man mit den obigen Bildern einen Eindruck gewinnen kann. Die Ausstellung ist noch bis zum 28. Juli (außer montags) von 11 bis 17 Uhr zu besichtigen.

Dieser Artikel unserer Ortszeitung schreibt dazu Näheres, das ich dann nicht anbringen muß (außerdem informiert er über die Bauarbeiten in der Kirche und um sie herum).

Warum habe ich so garstig begonnen? Nun, ich habe schon schlimmere Phrasentrommeln rattern hören, und er hatte durchaus einiges Bedenkenswertes und Aufschlußreiches zu erzählen, neben Sätzen von der Art, bei Orten wie der Schloßkirche spüre er einen ganz besonderen „Spirit“...

Aber ich bin dann doch lieber hinter den höflicheren Menschen entlanggetigert und habe mir im Rücken der Zuhörenden schon einiges angeschaut.

Obwohl, der Laudator zitierte (natürlich) etwa auch Wilhelm Lehmbruck, und das Zitat wollen wir doch gern etwas länger anbringen: „Die Skulptur, wie jede Kunst, ist der höchste Ausdruck der Zeit. Ein jedes Kunstwerk muß etwas von den ersten Schöpfungstagen haben, von Erdgeruch, man könnte sagen: etwas Animalisches. Alle Kunst ist Maß. Maß gegen Maß, das ist alles. Die Maße, oder bei Figuren die Proportionen, bestimmen den Eindruck, bestimmen die Wirkung, bestimmen den körperlichen Ausdruck, bestimmen die Linie, die Silhouette und alles… Skulptur ist das Wesen der Dinge, das Wesen der Natur, das, was ewig menschlich ist.“

Nach solchen Worten kann man sich natürlich allenfalls noch lächerlich machen, darum will ich nur weniges anfügen. Mein Eindruck war in der Tat, daß Herr Kühn mit seinen Werken, wo sie etwa die Grenzen von Tierischem und Menschlichem übersteigen, geradezu in archetypische Tiefen vordringt. Nicht von ungefähr wirken seine „ägyptischen“ Gottheiten, die natürlich keine sind, so authentisch.

Auf meine kurze Frage, woher die Androgynität vieler seiner Skulpuren rühre, sagte er, er habe dort den Menschen an sich darstellen wollen, nicht getrennt in Mann und Frau, und ähnlich sei es bei der Trennung von Mensch und Tier. Seine Skulpturen beschreiben in der Tat eine Menschheitsgeschichte, bevölkert von Zentauren und Schlangenbändigern, und selbst der Mensch, der seine Beute fortträgt, hat einen Schuppenkörper, wenn man genauer hinschaut.

Man sehe mir bitte nach, wenn ich keine Titel anbringe. Die Ausstellungsmacher waren so zuvorkommend, die Beschreibungs-Täfelchen zu Füßen der Podeste anzubringen. Herunter wäre ich wohl noch gekommen, aber hoch hätte ich mich an den Stangen emporziehen müssen, was einen zu verdrießlichen Eindruck hinterlassen hätte, zurecht.

Aber wenn ich es noch nicht deutlich genug ausgesprochen haben sollte, die Ausstellung sollte man sich unbedingt trotzdem anschauen.

nachgetragen am 6. Mai

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