Dienstag, 22. Juli 2008
Bismarck und die Olympiade
Herr Thomas Roloff (Schönhausen/Elbe), der verdienstvollerweise immer wieder den Geburtsort Bismarcks als solchen in Erinnerung ruft, hat am 19. Juli in der "Magdeburger Volksstimme" folgende bemerkenswerten Verbindungen aufgezeigt:
"Bismarck und die Olympiade oder eine merkwürdige Folge der „Emser Depesche“ vom 19. Juli 1870
Hätten Sie gewusst, dass selbst die Olympischen Spiele auf eine gewisse Weise ihren Ursprung im altmärkischen Schönhausen haben?
Es war nämlich die französische Kriegserklärung an Preußen, die Bismarck durch die berühmte Emser Depesche genau heute vor 138 Jahren provoziert hatte und die in den Sturz des II. Kaiserreichs der Franzosen einmündete, die das Selbstgefühl der „Grande Nation“ zutiefst verletzte. Nicht zuletzt der Verlust Elsaß-Lothringens durch den Frankfurter Frieden saß wie ein Stachel in der Seele des französischen Volkes.
Nach Pierre de Coubertins Ansicht war es nun die sehr mangelhafte körperliche Ertüchtigung der französischen Soldaten, die als Hauptursache für die Niederlage anzusehen gewesen ist. Er begann sich nachdrücklich dafür einzusetzen, den Sportunterricht in den Schulen zu verbessern, wollte aber auch, durch die Wiederbelebung der olympischen Idee, feindliche nationale Konkurrenz einmünden lassen in das sportliche Rekordstreben nach dem Motto „Höher, schneller, weiter“, um sie darin zu überwinden. Er sah in dem „Fest der Jugend der Welt“ einen Weg zum Frieden. Im sportlichen Wettkampf sollten sich die Völker messen und nicht auf den Schlachtfeldern.
Noch einmal verstärkt wurde Coubertins Einsatz dann durch die 1875 begonnenen und zunächst bis zum Jahre 1881 dauernden Grabungen des Deutschen Archäologischen Instituts in Olympia, wodurch die antiken Stätten erstmals systematisch freigelegt und erforscht wurden. Diese Grabungen brachten nämlich einen gewaltigen Schub der romantisch-idealistischen Antiken-Rezeption mit sich, und Baron Pierre de Coubertin sagte daraufhin: „Deutschland hat das ausgegraben, was vom alten Olympia noch vorhanden war. Warum sollte Frankreich nicht die alte Herrlichkeit wiederherstellen?“
So war es denn wohl wieder auch ein wenig französisch-deutsche Konkurrenz, die den Baron trieb, 1894 auf einem Kongress in Paris die Idee von den Spielen der Neuzeit zu präsentieren. Nur durch Kuriositäten kam es dann dazu, dass die ersten dieser Olympischen Spiele nicht, wie von Coubertin beabsichtigt, 1900 in Paris abgehalten wurden, sondern bereits 1896 in Athen und auch nicht der Baron erster Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) wurde, sondern der Grieche Demetrius Vikelas, dessen Todestag sich am 20. Juli zum 100. Mal jährt."
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