Sonntag, 29. Juni 2014

Sonntag & nachgetragen



Ich wollte diesen Nachtrag schon mit der Plattitüde beginnen, daß auch ich auf einer Glatze keine Locken drehen könne, so vermag man den Grad meines Unmuts einzuschätzen. Wie ich weiß, sind meine Beiträge hier in der Regel mäßig unterhaltsam - bis auf die Sonntage, wo es ums Essen geht, wird mir aus so verschiedenen Richtungen versichert, daß es wohl stimmen muß. Also stehe ich jetzt in der moralischen Pflicht, etwas Originelles anzumerken, aber mir fällt partout nichts ein. Ich erinnere mich nur noch, daß ich am vergangenen Sonntag ständig müde war, aber das Kochen brachte ich so leidlich hinter mich.



Also soll quasi auch nur eine summarische Beschreibung der Bilder erfolgen. Drei Sachen bedürften wohl einer näheren Beschreibung. Einmal der Kotelettbraten. Der wurde im Ofen erst mit geschlossenem Deckel geschmort, auf Zwiebeln (die hatte ich vorher angeröstet), Thymian, Oregano und Rosmarin, dann mit offenem Deckel, damit die Flüssigkeit etwas reduziert wurde etc. In die Sauce kamen dann noch Rinderbrühe und Sahne.

Dann gab es Apfelrotkohl (wie ich zugebe, bereits fertig gekauft; ich habe allerdings noch Nelken, Piment- und Pfefferkörner zugefügt, beim Aufkochen).

Und auch den Salat hatte ich diesmal nicht in stundenlanger Fleißarbeit zubereitet, sondern aus 4 verschiedenen Sorten einen großen Mischmasch gemacht (die Hauptbestandteile waren nach meiner dunklen Erinnerung, Tomaten, Zwiebeln, grüne und rote Bohnen, Zucchini, Weißkohl und Oliven, aber wer mag, findet im Bild vielleicht noch mehr).



Der leidenschaftlichere Esser innerhalb dieser Wände war sichtlich zufrieden, und ich hatte mich, wie ich noch weiß, dann auch bald wieder zurückgezogen. Manchmal sind die Dinge einfach nur banal unaufgeregt, aber vielleicht sind das sogar die besseren Tage.

nachgetragen am 3. Juli

Samstag, 28. Juni 2014

Von Refugien

Ravenna. San Vitale
© Jean Louis Mazieres, hier gefunden 

Ravenna. San Vitale
© Jean Louis Mazieres, hier gefunden 

Ravenna. San Vitale
© Jean Louis Mazieres, hier gefunden 

Wo ich mich eigentlich mit dem unseligen heutigen Datum beschäftige, dachte ich mir so: Wo bleibt das Positive? Und dann fiel mir wieder ein, daß ich schon länger unbedingt auf einen Link aufmerksam machen wollte, auf den mich der geschätzte Prof. Aue hinwies. Da gäbe es einen inzwischen pensionierten hohen Justizbeamten aus Paris, der die Museen in Europa bereise und wenn er schöne Gemälde sähe, würde er diese photographieren und ins Netz stellen.

Nun in diesem Fall sind es Mosaiken aus Ravenna.

Ravenna, Mausoleum der Galla Placidia, Hl. Laurentius
© Jean Louis Mazieres, hier gefunden 

Begonnen hatten wir mit der Kirche von San Vitale, die, abgesehen von ihrem künstlerischen Rang, ganz eigentümlich in der Zeit steht. Bekanntlich war Ravenna letzte weströmische Hauptstadt (sie war schwer einzunehmen); die Ostgoten hatten zwar Italien in Besitz genommen, vieles aber doch intakt belassen bzw. schlicht übernommen, so auch die Residenz; tatsächlich blühte das Land noch einmal auf.

Dann trat Kaiser Justinian auf den Plan, der (als letzter oströmischer Kaiser) zwar dem lateinischsprachigen Kulturkreis angehörte, aber letztlich mit seiner Idee der Wiederherstellung des Imperiums (der Untergang Westroms,wenn man das abgekürzt so sagen will – denn die Ostgoten herrschten ja in einer Art Vasallenverhältnis – lag noch nicht so lange zurück; bei seiner Geburt war es wenige Jahre her, daß das weströmische Kaisertum erloschen war) dem spätantiken Italien, einschließlich Roms, den Todesstoß gab.

Vor den Gotenkriegen war Rom noch eine halbwegs intakte Großstadt, danach nicht mehr, der Senatsadel verschwand fast völlig etc. etc. Es ist eine bittere Ironie, daß mit der vorübergehend erfolgreichen Rückeroberung des alten Kernlandes des Imperiums und der Auslöschung der Ostgoten dessen eigentliche Zerstörung stattfand. Es war eine Wegscheide wie 1914, nur noch tiefer gehender verheerend.

Das zu den nicht selten überraschenden Folgen ambitionierter Absichten. Man darf Justinian folglich zurecht als sehr ambivalent empfinden, einen Bewahrer und Zerstörer zugleich, und das eben nicht nur, weil er die platonische Akademie in Athen 529 schließen ließ.

Und ausgerechnet in San Vitale findet sich die bekannteste Abbildung des Kaisers und seiner Frau, da die Kirche genau in dieser Umbruchszeit erbaut wurde. Ravenna steht überhaupt an der Grenze, wie ein beeindruckendes Kloster an einem Steilufer, hinter dem der Abgrund lauert, gibt es eine Ahnung spätantiker Geistigkeit und des Lebensgefühls der Zeit.

Ravenna, Mausoleum der Galla Placidia
© Jean Louis Mazieres, hier gefunden 

Aber ich schweife ab, milde gesagt, wo ich doch eigentlich nur einladen wollte, die beeindruckenden Bildergalerien des Herrn aus Paris zu besuchen (es fällt einem nur halt wieder einiges ein dabei).

Banalere Gemüter sehen in der Kunst etwas Dekoratives, daß das Leben vor allem ein wenig aufhübschen soll. Es ist der gleiche Persönlichkeitstypus, der die sog. „volkstümliche Voklsmusik“ mag mit ihren überschaubaren Akkorden und den immer gleichen Rhythmen, weil alles andere sie zu sehr anstrengen würde.

Wahre Malerei kann ein Refugium sein. Keines, in dem das Wahre, Gute und Schöne anspannungslos wohnt, so daß man nur beseligt darin einzutauchen brauchte. Die Sphäre, der sie angehört, ist die der gesteigerten Lebensart, ein intensiveres und tieferes Dasein, eine Ausweitung der Seele.

Und immerhin wird im Mausoleum der Galla Placidia recht deutlich auf das Martyrium des Hl. Laurentius verwiesen, das ein womöglich erbauliches, aber kaum angenehmes Ereignis gewesen sein dürfte.

Jan van Goyen. 1596-1656. Ansicht von Dordrecht. KHM Wien
© Jean Louis Mazieres, hier gefunden 

Diese beiden gegensätzlichen Schiffe sollen uns wieder zum eigentlichen Zweck dieses kleinen Beitrages bringen. Das obige von Jan van Goyen hatte ich ebenfalls bei Herrn Mazieres gefunden, beim anderen von Charles Gleyre bin ich mir nicht mehr recht sicher, wer mich überhaupt auf ihn brachte.

Charles Gleyre, "Le Soir ou Les Illusions Perdues"
"Abend oder die verlorenen Illusionen", 1843

Auf jeden Fall muß ich aber auf diesen Bildblog hinweisen: „Nec Spe, Nec Metu – without hope, without fear“ ist sein Titel. Die Themenlage ist vorwiegend religiös, aber mitunter gibt es eben auch wunderbare Stillleben. Die gewählte Zeit ist vor allem die der Renaissance, mit oft vielen (jedenfalls für Viertelgebildete wie mich) eher unbekannten Namen, und ein wenig in der Zeit davor und danach. Die Auswahl überwältigt sofort, wenn man allein einen kurzen ersten Blick auf das Archiv wirft.

Gabriel de la Corte, Still Life of Flowers in a Gilt Urn, 17th century

Giuseppe Cesari (Il Cavaliere d’Arpino),
Portrait of a Young Architect, 1591

Die Suche nach Schönheit in diesem Kunstblog hat gelegentlich einen Unterton, der mutmaßlich eher nicht aus religiösen Motiven herrührt; aber wie auch immer, ich fand zu vieles darin bisher zu faszinierend, als daß ich es würde vorenthalten wollen. Der Hang zum (Neo)-Klassischen dürfte nicht nur bei mir Wohlwollen herbeirufen, und wo es darüber hinausgeht, wollen wir nicht in die Attitüde eines „Braghettone“ verfallen. Aber man sehe selbst.

Architectural Capriccio with the ruins of a Corinthian Temple 
with Figures. 18th.century. Circle of Giovanni Paolo Panini. 
Italian 1691-1765, hier gefunden

Landscape with Shepherds among Ancient Ruins 
with the statue of Castor and Pollux. Hubert Robert. French 1733-1808

beendet am 30. Juni

Vidovdan

Martyrium des Hl. Vitus

Herr Roloff hat für einen anderen Ort einen Text geschrieben, den ich nicht nur hier bringen wollte, sondern auch noch mit ein paar einleitenden Bemerkungen versehen. Ich wähnte mich gut eingestimmt durch eine Veranstaltung vom Freitag zuvor im Gelben Saal der Orangerie namens „Am Vorabend des 1. Weltkrieges“ (eine Mischung aus Gedenk- und Nachdenkveranstaltung anläßlich des Attentats von Sarajewo, u.a. mit einem Vortrag von Dr. Lippert, einer Lesung aus Feldpostbriefen Ernst Jüngers durch einen Herrn Stelzhammer und musikalischer Begleitung). Abgesehen davon, daß der Abend überraschend eindrücklich war (die Lesung etwa machte die Stimmung der Zeit verstörend lebendig), kommt einem so natürlich auch wieder einiges in den Sinn, man liest und beobachtet, ist verärgert oder erstaunt..., nur um am Ende festzustellen, daß sich das, was man vielleicht zu sagen hätte, selbstredend nicht in eine Einleitung packen läßt. Also folgt nun, mit großer Verspätung, Herr Roloff.

Trauerzug des Erzherzogs Franz Ferdinand d´Este

Worte aus der Kirche

„Er wird der Friede sein!“

In der ganzen slawischen Welt und besonders in Serbien wird heute der Heilige Veit verehrt. Der wegen seines Glaubens schwer verfolgte Mann der frühen Kirche ist einer der vierzehn Nothelfer. Bei den slawischen Völkern verschmolz mit seinem Bild auch die Erinnerung an Svantovit, den Kriegsgott der vorchristlichen Zeit, woraus sich vielleicht der besondere Rang des Heiligen erklärt.
1389 ereignete sich an diesem Tag auf dem Amselfeld eine der Abwehrschlachten gegen die Türken. Die in ihrer Folge einsetzende Legendenbildung formte aus ihr einen serbischen Nationalmythos, der sich bis in die Gegenwart hinein erhalten hat. Der Veits-Tag oder Vidovdan wurde geradezu zum patriotischen Gedenktag und zum Ausdruck auch des Panslawismus, wie er sich im 19. Jahrhundert ausprägte.
Es war darum 1914 auch nicht zufällig der 28. Juni, an dem die tödlichen Schüsse in Sarajewo fielen. Serbische Attentäter ermordeten den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand d´Este und seine Gemahlin die Herzogin Sophie von Hohenberg, deren Besuch in der Stadt sie am Vidovdan als Provokation ansahen. Aus diesem Anschlag entspann sich eine verhängnisvolle diplomatische Krise, an deren Ende der Ausbruch des Weltkrieges stand.  10 Millionen Tote waren zu beklagen, als die Waffen 1918 wieder schwiegen. Fast noch verhängnisvoller als der Krieg selbst war aber dann die Unfähigkeit der Sieger, wirklichen Frieden zu schließen. Durch den Versailler Vertrag, den die Vertreter des Deutschen Reiches 1919 wieder an einem Vidovdan unterzeichnen mussten, wurde bereits das Feuer an die Lunte gelegt, die zur endgültigen Katastrophe führen sollte.
Aber gerade darum ist dieser Tag vielleicht besonders gut geeignet, um einen der wesentlichen Aufträge der Kirche in Erinnerung zu rufen, der im steten Gebet für den Frieden liegt. Der Prophet Micha hat verkündet: „Er wird der Friede sein!“ Dadurch wurde uns ein Hinweis gegeben auf den Charakter des Friedensfürsten, den der in Christus gekommene Erlöser der Welt haben würde. Es bleibt eine der schwersten Anfechtungen der Kirche, dass sich Völker feindlich gegeneinander stellen ließen, die doch im christlichen Glauben miteinander verbunden sind. Wünschenswert wäre es, dass sich Zeit fände, um der beiden ersten Opfer des Weltkriegs zu gedenken und um für den Frieden unter den Völkern zu beten.
Thomas Roloff

nachgetragen am 30. Juni

Montag, 23. Juni 2014

Sonntag, 22. Juni 2014

Wochenende & (der andere Teil)


Wir springen jetzt in die Zeit zwischen zwischen halb 1 und 1 Uhr am Sonntagmittag. Und es wäre spätestens jetzt Gelegenheit, auf das Sonntagsessen einzugehen; nun, das fiel gerade auseinander, genauer gesagt das Huhn.

Um es kurz zu machen, und wie man sieht, besteht auch wenig Anlaß für längere Elogen: Ein Suppenhuhn war die Wahl der besonderen Umstände gewesen. Ich hatte meine Frau Mutter, die immerhin diesmal fleißig Gemüse geputzt hatte, gebeten, es für 2 Stunden am Vormittag zu kochen und dann ruhen zu lassen, ich würde dann den unerheblichen „Rest“ besorgen. Gut, es war länger geworden, deutlich; immerhin hatte sie das „Grünzeug“ noch nicht mit hineingeworfen, an Salz zwar nicht gespart, aber das ließ sich halbwegs reparieren.

Die Details des Hergangs vernachlässigen wir ab jetzt; also: Eine zerkleinerte Sellerieknolle, Mohrrüben, Zwiebeln und Petersilienwurzeln wurden mit einem Suppenhuhn aufgekocht. Kurz vor Toresschluß kamen noch Geflügelbrühe (aus dem Supermarkt + Zucker (die etwas heftige Salznote mußte gedämpft werden)), Weißwein und kleingehacktes Grün von Sellerie und Petersilienwurzel hinzu, und Pfeffer, der fehlte auch.


Also nach den Essensfortschritten meines Gegenüber zu urteilen, war es am Ende doch nicht so furchtbar herausgekommen; sie gestand mir nur, sie habe ein schlechtes Gewissen, ob sie nicht am Salz gespart hätte, nun ja. Wie geplant, konnte ich so aber bald wieder enteilen, um etwas von dem mitzuerleben, was sich draußen so tat.


Da gab es zum Beispiel eine Art Militärkapelle (übrigens wieder vor dem Marstall), die nichts ausließ, was das Herz eines aufrechten Reaktionärs höherschlagen lassen würde. Und bei einem der preußischen Klassiker meinte dann der Kapellenanführer in schönsten Märkisch: „Also wen dit nich rührt...!“


Offensichtlich tat es das in erklecklicher Anzahl, jedenfalls gab es erheblichen Zulauf, und auch der Herr von der „Feldküche“ aus Neubrandenburg (der seine Dienste sonst u.a. vor einem Baumarkt in der Ihlenfelder Vorstadt dortselbst anbietet, wie er mir verriet) wurde seinen Erbseneintopf reißend los. Ich kann dazu nichts sagen,  ich mag's schon seit meiner Kindheit nicht, aber das ist halt eine meiner Mäkligkeiten. Er hatte mir am Abend zuvor nur halt schon recht leid getan.


Gestern gab's Regen, heute viel Sonne und schon regt sich das Leben, um andeutungsweise zu kalauern. Das Konzert des Jugendorchesters Kon.centus, schon wieder in der Nähe meiner gegenwärtigen Heimstatt (nämlich an dem Ort, von wo aus derzeit meine Ohren täglich durch die Proben zum „Grafen von Luxemburg“ gequält werden), unter einem unglaublich enthusiastischen Herrn Groh, war dann gewissermaßen ein äußerst angenehmer vorläufiger Abschluß des Tages.


Der Rest war quasi nur noch ein Spaziergang mit Unterhaltungen, wo ich u.a. bei einem Herrn Töpfer aus Boek (nahe der Müritz) einen Seeadler und eine Eule erwarb, als künstlerisch sehr ansprechende Zinnfiguren. Damit soll diese zugegebenermaßen leicht banale Aufzählung endlich enden. Wie man sieht, schlug meine latente Skepsis bezüglich des Ereignisses nicht in Euphorie um, nein, dazu bin ich mentalitätsmäßig sowieso zu träge, aber durchaus in überraschtes Wohlwollen, vor allem, was den musikalischen Teil der Geschichte angeht. Und damit ist meine Chronistenpflicht, denke ich, auch erfüllt.

nachgetragen am 26. Juni

Wochenende & (der nasse Teil 1)


Wo ich gerade darüber nachdenke, ob ich meinen dürftigen Blog nicht endlich umbenennen sollte (denn Broda war immer eher ein Zufallsort und ist nunmehr hinreichend abgelegte Geschichte), in etwas wie: „Unter altem Ahorn“ oder so, was stößt meinem allerbesten weißen Hemd am friedlichen Sonntagabend zu? Eben das! (Sch... Vögel, buchstäblich, ich habe das Bild aus Rücksicht schwarz-weiß belassen). Nein, „unter“ etwas zu sein, ist in Wahrheit doch zu mehrdeutig, man muß sehr darauf achten, was darüber ist, und seien es früchteliebende Viecher mit einer lebhaften Verdauung. Nein, über uns wollen wir im höheren Sinne nur den lieben Gott dulden (von wegen der Namensfindung, aber das wäre dann doch zu fromm (ich habe da natürliche Hemmungen)).


Die Neustrelitzer Stadtfahne im ersten Bild zeigt an, es gab hier am Wochenende den Mecklenburg-Vorpommern-Tag. Dazu muß ich nicht unbedingt etwas sagen (die sehr euphorische Selbstdarstellung findet man hier), aber das das größtenteils vor meiner Nase (und meinen Ohren) stattfand, wäre es auch albern gewesen, dem auszuweichen. Also ein paar Impressionen.


Das „vor der Nase“ ist wirklich nicht übertrieben, so verwandelten heftig wirkende & schwitzende Menschen den Platz vor meinem Fenster in eine Art Zelt- und Budendorf. Es war also eher warm. Die Pointe: Mit Einsetzen des Festes schlug das Wetter um. Und zwar zum Nassen hin. Der Besucherstrom tröpfelte dagegen eher (logischerweise). Aber man hofft ja meist vor sich hin.



Vor dem Marstall im Schloßgarten sollte es einen ökumenischen Gottesdienst geben, zuvor führte die Tanzgruppe des Stargarder Burgvereins noch mittelalterliche Tänze auf (sehr nett, zumal die Umgebung auch entsprechend dekoriert war, einschließlich großer altertümlich anmutender Spieltische).




Dann begann der Gottesdienst und ersoff förmlich im Regen (ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal derartig naß geworden wäre). Das Programm wurde aber beharrlich durchgezogen, zumal die Akteure, wie eine Gruppe junger Sänger, die eine Art Gospelchor darstellten, überwiegend auf der Bühne standen. Der Posaunenchor hatte dieses Glück nicht, aber er war sehr tapfer. Da sich der eigene Liederzettel langsam auflöste, dürften die Bläser ihre Noten anschließend in den Backofen zum Trocknen gelegt haben.


Es kam dann sogar so etwas wie Kirchentags-Atmosphäre auf (es gibt da diesen typischen Sound, wenn etwa das Elend der Welt ausführlich dargelegt und darauf als Empfehlung zum „Handeln-Dagegen“ der Kauf von „fair-gehandeltem“ Kaffee angeregt wird). Nun ja.


Später am Abend, nachdem ich mich hinreichend zu Hause getrocknet hatte (nicht im Backofen), kehrte ich an den Ort des Geschehens zurück. Dort spielte nämlich jetzt ebenfalls sehr tapfer die Band IPANEMA Latin Jazz. Nachdem ich in letzter Zeit akustisch doch hin und wieder etwas, sagen wir, leicht malträtiert wurde, war das die pure Erholung. In ihrer Eigendarstellung schreiben sie, ihre Musik sei „abwechslungsreich, verträumt bis leidenschaftlich“ und „exzellent geeignet für Unterhaltung, Tanz und gute Laune“. Zu erleben sei handgemachte und anspruchvolle Livemusik mit jazzigem, lateinamerikanischem Flair. Und dazu kann ich nur sagen. Genauso war es!

Das „tapfer“ bezieht sich darauf, daß die Zuhörerschaft von anfangs vielleicht vierzig auf zuletzt unter elf absank, ich weiß nicht, ob ein Radiosender übertrug, denn es gab immer wieder mal launige Moderationen, die nicht im geringsten erwarten ließen, daß die Musiker + Sängerin quasi vor leeren Stühlen sehr lebhaft agierten. Schade. Aber so hatte es fast etwas von einem Privatkonzert. Und schuld war natürlich wieder der Regen, vor dem ich mich unter ein Zeltdach flüchten konnte und vielleicht auch noch das fast parallele sog. „Public Viewing“ von der Fußball WM (Deutschland gegen Ghana) auf dem Marktplatz.

Das zum Sonnabend. Der Sonntag würde damit beginnen, daß ich einem Gottesdienst in Feldberg beiwohnen müßte, singenderweise, mit unserem Gospelchor nämlich.

nachgetragen und beendet am 25. Juni 

Sonntag, 15. Juni 2014

Sonntag & (sehr verspätet)



Die ersten beiden Bilder dürften hinreichend erklären, warum ich mich mit diesem Sonntags-Essensbericht so schwer tue. Seit Freitag war ein erklecklicher Teil der Zeit von Verwandtschaft in Beschlag genommen, die den nicht eben kurzen Weg von Ostfriesland über diverse Kanäle bis zum Zierker See auf ihrem Boot herangeschippert gekommen war. Gut, für die Sonntags-Einladung muß ich selbst einstehen, aber es kam dann auch nicht mehr darauf an. Abgesehen davon, daß meine familiären Neigungen eher sparsam entwickelt sind, läuft das Ganze doch nun optisch unvermeidlich in eine Richtung, von der ich diesen Blog eher fernhalten wollte.

Der freundliche ältere Herr auf dem Bild, mein Cousin nebst Gattin, hatte vom letzten Jahr meine Bohnen noch in guter Erinnerung, also bekam er sie (Bohnenkraut wurde aufgekocht und in den Sud kamen die Bohnen mit Pfeffer und Salz, später darüber braune Butter).


Ich wollte die Schmach vom letzten Sonntag auslöschen und habe daher das Ganze wiederholt. Also gab es wieder einen Schweinebraten mit Kräuterkruste (geschmort mit Rosmarin, Thymian und Oregano etc. etc.) und dazu eine Art Auflauf mit Schnitzeln in Zwiebel-Rahm-Sauce (wenn ich schon in Familie machen mußte, wollte ich auch die zugehörigen Rituale praktizieren, als das wären, man trägt „extra dick“ auf, man will sich schließlich “nichts nachsagen lassen“ usw. usw.). Sie wirkten alle nicht unzufrieden danach.



Eine Zwischenbemerkung: Daß Beiträge wie dieser auch immer etwas von einem Türspalt an sich haben, den man dem geneigten Besucher gönnt, daß er kurz hineinlugen kann, wird mir je länger je unangenehmer, aber es gibt andererseits nun einmal auch Gründe dafür.

Und um kurz das Nichtgesagte zu streifen: Es bekommt einem völlig verwilderten Arbeitszimmer ungemein gut, wenn sich ein Herzog zu Mecklenburg zum Besuch angemeldet hat (das betraf den Sonnabend und bot eine kuriose angenehme 2. Ebene zum parallel statthabenden Verwandtenbesuch). Ich habe mich anschließend fast fremd darin gefühlt (und auch einiges bisher nicht wiedergefunden), aber immerhin weiß ich jetzt, wie ein proper und sauber aufgeräumtes Arbeitszimmer aussieht (besser aussah, die Spuren der Auflösung haben sich bereits wieder über alles gelegt).

Dieser Satz muß mißverständlich wirken: Aber ohne werten zu wollen, ist es doch merkwürdig, wie sehr empfundene und „natürliche“ Nähe (im Sinne von sich als in gewissem Sinne „dazugehörig empfinden“) auseinandergehen können. Auch jede gewählte „Verwandtschaft“ ist wie eine Wolke aus Illusionen, die einen Graben überwölbt, natürlich; aber ist es sonst anders?


nachgetragen am 20. Juni