Freitag, 29. April 2016

Nachtlektüre - W. H. Auden

Johann Heinrich Füssli, 1781: Nachtmahr

W. H. Auden

Autumn Song

Now the leaves are falling fast,
Nurse's flowers will not last,
Nurses to their graves are gone,
But the prams go rolling on.

Whispering neighbors left and right
Daunt us from our true delight,
Able hands are forced to freeze
Derelict on lonely knees.

Close behind us on our track,
Dead in hundreds cry Alack,
Arms raised stiffly to reprove
In false attitudes of love.

Scrawny through a plundered wood,
Trolls run scolding for their food,
Owl and nightingale are dumb,
And the angel will not come.

Clear, unscalable, ahead
Rise the Mountains of Instead,
From whose cold, cascading streams
None may drink except in dreams.

Johann Heinrich Füssli, 1793:
Der Nachtmahr verläßt das Lager zweier schlafender Mädchen

Herbstgesang

Alte Blätter fallen dicht,
Ammenblüten halten nicht,
Ammen starben aus, jedoch
Kinderwagen rollen noch.

Nachbarntratsch von links und rechts
rügt die Freuden des Geschlechts,
fäh'ge Hände müssen flieh'n
hilflos vor verlass'nen Knien.

Hinter uns, schon in der Näh',
Totenhorden schreien Weh!,
steifarms drohend unseren
falschen Liebesstellungen.

Trolle rennen durch den Wald,
suchen fluchend Unterhalt,
Eul' und Nachtigall sind stumm
und kein Engel sieht sich um.

Vor uns, unbesteigbar glatt,
steht der Gipfel von Anstatt:
seiner Wasserfälle Schaum
kann man trinken nur im Traum.

Translation / Übersetzung 
nachgetragen am 1. Mai

Sonntag, 24. April 2016

Sonntag & (nachgetragen)


Um der Gewohnheit solange als möglich weiter zu folgen. Diesmal ein sehr kurzer Essensbericht, dazu nachgetragen. Die Intention dieser Rubrik war von Anbeginn, oberflächlich und zugleich unterhaltsam zu bleiben. Nun ja.

Das letzte Sonntagsessen fand statt, wenn auch spät, und Frau W. hat sich aufrichtig Mühe gegeben, zu partizipieren. Allein, es wollte nicht (Grieß- oder Kartoffelbrei funktionieren die Woche über weiterhin, ich bin da geradezu zum Experten aufgewachsen). Das wäre also der Rahmen, den ich lieber vorenthalten hätte. Wie man sieht, auch auf einer so kleinen Bühne wie dieser stellen sich die Wechselfälle des Lebens zuverlässig ein.

Zum Essen. Es gab zwei Varianten von Lachs, einmal ursprünglich in Folie (mit Butter und Dill) und dann im Blätterteig-Mantel, offen gestanden weiß ich gar nicht mehr genau, was ich dort darauf getan hatte, einen sehr würzigen Käse jedenfalls, aber es gab noch eine andere Variation, die mir gerade entfallen ist. Alle klebrigen Varianten funktionieren in Folie nicht, es sei denn man will besagte Masse später hingebungsvoll davon abschaben.

Dazu eine Sahne-Dill-Sauce und Reis mit Butter. Ich habe die letzten Reste eben von sehr kalt über heiß nach lauwarm transferiert (man ahnt die Richtung). Es war wirklich nicht schlecht.

nachgetragen am 27. April

Freitag, 22. April 2016

Neustrelitzer Neuigkeiten

S.H. Georg Borwin Herzog zu Mecklenburg

Es ist sehr wahrscheinlich, daß 98 Jahre vergangen sind, seit zuletzt die “Vandalia”, die Landeshymne von Mecklenburg-Strelitz offiziell erklungen ist (gedichtet von Johann Friedrich Bahrdt, vertont von Carl Ludwig von Oertzen). Die Herzogliche Familie gab das Signal zum Erheben, dem weitestgehend Folge geleistet wurde.

Chor der Integrierten Gesamtschule “Walter Karbe” (noch sichtbar)

Anlaß war die endgültige Eröffnung des Kulturquartiers in Neustrelitz, Mecklenburg-Strelitz hat also wieder eine Landesausstellung. Als notorischer Zu-spät-Kommer verpaßte ich sicher ganz wichtige Grußworte, mein persönliches Programm begann mit den Worten S.H. Georg Borwin Herzog zu Mecklenburg, der gleich noch den  Hausorden der Wendischen Krone dem Museumsdirektor Albrecht Pyritz anheftete, gefolgt von der Vandalia. Das war schon sehr schön.

Man sah viel Enthusiasmus, aber auch (mehr im journalistischen Bereich) leichte Irritationen über diese Nostalgieaufwallungen. Aber schließlich wurde ein Museum eröffnet.

Das Landeswappen als Uhr

Ich bringe nachfolgend doch den Text der Hymne (die letzte Strophe mußte jeweils angepaßt werden, hier also die Variante mit dem Großherzog Georg). Ich gebe zu, daß ich mir die Sympathie für dieses Lied etwas erarbeiten mußte. Die Melodie ist angenehm. Und wenn die Worte dann von einem sehr motivierten Kinderchor samt kraftvoller Sopranistin vorgetragen werden, vermag das Ganze durchaus erhebend zu wirken.

Vandalia

Wie heißt der Gau im deutschen Land,
Gesegnet reich von Gottes Hand,
Der in der goldnen Ährenpracht
Dem Wanderer entgegen lacht?
Des Beltes Wogen liegt er nach,
Er wird genannt Vandalia.

Da grünt der deutschen Eiche Reis
Der echten Bürgertugend Preis,
Da hält man Recht und Sitte wert,
Da wird des Landmanns Fleiß geehrt,
Da wohnt noch alte deutsche Treu,
Da spricht man Wahrheit, Wahrheit ohne Scheu.

Wo ist das biedre Volk voll Kraft,
Das still und emsig wirkt und schafft,
Das nie geduldet fremde Schmach,
Das kühn die fremden Ketten brach?
Mit Ehren wird es stets genannt
Das Volk im Mecklenburger Land.

Wie heißt der Fürst gerecht und mild,
Der Schirm des Rechts, der Freiheit Schild,
Den jede Herrschertugend schmückt,
Der gern sein treues Volk beglückt?
Es leitet an der Liebe Band?
Georg nennt ihn sein Vaterland!

Drum Heil dem edlen deutschen Mann,
Der Segen stiftet, wo er kann!
Ihm zeige jeder Tag auf's neu'
Des Volkes Lieb', des Volkes Treu'!
Gott, Herr der Welt, bleib' schützend nah
Dem Herzog und Vandalia.

Der verdienstvolle Herr Corston (der der Herzoglichen Familie eine sozusagen Fanseite gewidmet hat) bringt natürlich ebenfalls einen Bericht über das Ereignis, hat aber auch eine Seite über die Vandalia, wo man sich einmal die Melodie anhören kann, allerdings gilt das nur bis zur Hälfte, danach folgt dort „Ich bete an die Macht der Liebe“ (bekannt vom Großen Zapfenstreich).

Das untergegangene Neustrelitzer Schloß

Und auf einen weiteren Bericht will ich ebenfalls gern verweisen: Herr Gross aus Wesenberg schreibt mehr nüchtern journalistisch über das Ereignis, und Frau Seidel von unserer Dorfzeitung, pardon, ich meinte natürlich den „Nordkurier“, hat ebenfalls freundlich berichtet.

Wo andere schon so fleißig waren, darf ich müßig sein. Ach so, die Ausstellung. Ich muß sie mir noch einmal mit weniger Leuten anschauen, mir macht Menschengedränge eher zu schaffen. Aber ja, sehenswert. Es folgen nur noch andere Bilder vom Tage.




nachgetragen am 25. April

Donnerstag, 21. April 2016

Über wieder wachsendes Zutrauen zur Wirklichkeit

Alte Post

Man kennt das sicherlich: Da sieht man jemanden, freut sich, und dann fällt es einem ein, nein, das kann dieserjenige gar nicht sein, aus bekannten Gründen.

Es besteht auch, wie ich seit heute weiß, die umgekehrte Variante. Man müht sich die Tiergartenstraße empor, wird von der anderen Straßenseite angewunken, und denkt - das ist ja kein Denken in Worten (man denkt nicht so häufig in Worten), es ist eher ein Gemütszustand, der augenblicklich eintritt und einem wortlos sagt: „Du wirst gerade verrückt.“

Das Winken hielt an. Und es war tatsächlich die Herzogliche Familie. Die Häupter samt jüngerem Sohn. Morgen wird das Museum der „Residenzstadt“ in der alten Post wiedereröffnet (ich hatte diesen Termin irgendwie falsch abgelegt, war somit komplett mental unvorbereitet), also am 22.4. um 14 Uhr. Und S.H. wird dort sprechen.

Es existieren einige Möglichkeiten, diese wenigen Zeilen mißzuverstehen. Mir ging es um das eine: So ein Tag allein hat 24 * 60 Minuten. Es gab ein Zeitfenster von vielleicht 2 davon.

Die Wirklichkeit ist mitunter überraschend mirakulös.

Sonntag, 17. April 2016

Sonntag &


Wer mit so einer Rubrik einmal angefangen hat, ist natürlich in Verlegenheit, wenn er nichts berichten kann oder mag. Letzteres betrifft aber eher den Sonntag zuvor, da war nichts erwähnenswert. Frau W. ist vergangene Woche wieder einmal aus dem Krankenhaus zurückgekehrt, was ich für einen Versuch benutzte, das Sonntagsessen nachzuholen. Es waren übrigens Lachsvariationen, die sehr apart ausfielen, aber komplett verschmäht wurden, nicht von mir.


Während ich noch rätselte, ob ich darüber etwas schreiben sollte, meine Neigung hielt sich sehr in Grenzen, wurde ich auch schon der Sorge enthoben. Das neueste Windows-Zwangsupdate im Nacken, war ich damit gut ausgelastet, den Inhalt meines Laptops nicht nur zu sortieren, sondern auch auf diverse Festplatten auszulagern. Mit dem erstaunlichen Ergebnis z.B., daß ich jetzt keine Bilder mehr aus diesem Jahr besitze. Logisch läßt sich das auch nicht aus einem der Übermüdung geschuldeten Fehler erklären, es gab im Papierkorb zwar einen leeren Ordner... Mit anderen Worten, dies macht alles keinen Sinn, aber der Entscheidung war ich enthoben.


Zum Essen. Frau W. ißt wieder, zögerlich zwar - inzwischen bin ich zum Experten in Sachen Grießbrei mutiert (angebrannt ist er mir noch nicht, aber einmal war es eher eine Art Stechsuppe (ich glaube, das Wort gibt es gar nicht, gemeint ist, wenn aus einer sämigen Masse auf einmal eine Art von Beton wird) - diesmal war es Reis und Gemüse (mit viel Butter). Die Bilder sind nicht so berauschend, doch immerhin existieren welche (das Jahr beginnt gewissermaßen bildermäßig von neuem). Denn offen gestanden war ich mit meinem Stück Lamm-Lachs durchaus zufrieden, nur auf den Photos sieht es eher nach Holzkohle aus. Die Bohnen sind offensichtlich.


Jetzt fehlt ein Abschluß-Bonmot. Ich könnte ja unter der Couch nachschauen, aber da lauern nur die angriffslustigen Wollmäuse. Da denke ich mir doch lieber einen kurzweiligeren Albtraum aus. Wir werden bestimmt wieder idyllischer, versprochen.

nachgetragen am 20. April

Dienstag, 5. April 2016

Jeder Zoll kein Bischof

Matthias Grünewald, Himmelfahrt Christi, Isenheimer Altar

Gern hätte ich den ersten thematischen Beitrag nach meiner längeren Absenz mit etwas anderem begonnen, aber manche Dinge müssen halt raus.

Vor noch nicht so langer Zeit schloß sich die evangelisch-lutherische Kirche Mecklenburgs wie auch die Pommerns der sog. Nordkirche (Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland) an, deren anderer Teil in Hamburg und Schleswig-Holstein schon länger als Nordelbische Kirche vereinigt war.

Letztere hatte einen einschlägigen Ruf. Um es leicht verkürzt zu sagen: Sie war eigentlich dafür bekannt, ihr theologisches „Profil“ eher an der Seite von Che Guevara als der von Paulus von Tarsus finden zu wollen. Landesbischof Gerhard Ulrich von besagter Nordkirche hat nun mit einer Osterbotschaft überrascht, die glänzend diese Linie weiterführt.

Wir wollen uns dieser Botschaft ein wenig widmen. Sie beginnt als Betrachtung über das Bild „Erwartung“ des Malers Hermann Buß. Ein Mann an der leeren Tafel, den Kopf abgewandt. Und jetzt werden die Räucherkerzen angezündet und der Worte-Teppich ausgerollt. Auf diesem geben dann lebensweltlich nahe Worte christlich vertraut erscheinenden Begriffen die Hand zum Tanz:

Ein Abendmahlsbild, ein Karfreitags-, Oster- und Pfingstbild, das Göttliche erleben können, das unter uns Menschen gefährdet sei und verraten werde. Sehnsucht nach der Rückkehr des Verratenen und Vertriebenen, so daß alles  „ganz wird, heil und lebbar, was zuvor gebrochen wurde: die große Erwartung an das Leben“.

Jetzt hätten wir schon mal den Sound. Aber er sitzt da immer noch, der Blick ins Leere: „So, wie jeder Trauerblick für eine Zeit ins Leere geht und dort sucht.“

Alle, die an jenem Abend (des Abendmahls) „solidarisch zusammen gewesen“ seien, wären nun davon. Aus Panik, Angst und Ohnmacht. „Weil sie für das Leben und… für Gottes lebendiges Recht eingestanden waren.“ Den Mächtigen habe „ihr öffentliches Erinnern an den Sinn des Lebens“ nicht gepaßt. Nun räumten sie aus dem Weg, wer sie störte, so wie zu jeder Zeit.

Das Erinnern an den Sinn des Lebens war also das Ärgernis, so so. Wie gesagt, er sitzt dort immer noch, verzweifelt, denn: „Die Gemeinschaft der Verbündeten ist aufgeflogen und passé. Jesus ist tot – der Meister, der Rabbi. Der, den sie später den Gesalbten nennen werden, der sich selbst Menschensohn nannte. Der wusste, wie das Göttliche im Menschlichen zu finden und zu retten ist und umgekehrt das Menschliche im Göttlichen. Der für das ganze Leben stand, für seine Fülle und Wahrheit, seine Würde und sein Geheimnis."

Der Mann am Tisch erkenne: Alles sei weg – „diese vitale göttliche Gegenwart, erlebbar im Menschen Jesus von Nazareth und im Zusammenleben mit ihm“. Die Kraft weg, die sie an ihm spürten, vernichtet, erloschen, für immer. Die Tafel leer, der Raum stumm, der Geist des Lebens fort.

Und plötzlich geschieht Ostern. Der Mann hört in sich hinein, „er will sich jetzt nicht mehr verkriechen“, denn er merkt: „Das schadet der Selbstachtung“. Wie wird sein Oster-Erfahren beschrieben? Als „Öffnung“, „Neugierde, vielleicht auch als Forderung dem Leben gegenüber“. Die erlebte Lebensfeindschaft und Menschenverachtung könne nicht das letzte Wort bleiben. „Das will ich nicht. Ich begreife: Das Leben bleibt! Tod hat nicht das letzte Wort. Draußen ist nicht Finsternis. Da ist Leben und Lebens-Licht.“

Jetzt wird das eben beschriebene innere Oster-Erleben praktisch umgebrochen: „Das Leben steht auf gegen den Tod. Die Macht der Liebe gibt sich nicht zufrieden mit der Gegenwart von Hass und Gewalt. Sie tut den Mund auf für die Stummen; sie packt zu, wenn Not an Mann und Frau ist; sie gibt Flüchtenden Herberge und heißt Fremde willkommen als das, was sie sind: Ebenbilder Gottes, wie wir alle.“

Bis jetzt tänzelte der Text sehr selbstgefällig an einer Grenze entlang. Zwar wurde mehr vom Göttlichen als von Gott geredet, es gab auch viel Ostern, wenn auch nur im „Jünger“ selbst, aber als Spiegelung im Inneren eines äußeren Geschehens hätte man es ja wohlwollend mißverstehen können.

Doch jetzt kommt ein Bruch: „Der, der auferstanden ist...“ Nanu, ist er? Davon war doch bisher noch gar nicht die Rede, aber wir dürfen annehmen, das geliebte Sprachbild zog, denn der „...ist zeitlebens aufgestanden gegen alle Entwürdigung. Hat ins Licht gerückt Gerechtigkeit und Frieden, Lebens-Lust und Gottes-Lust“.

Unser Mißtrauen ist zurecht geweckt. Denn die Bildbetrachtung endet und es wird erzählt, was Ostern bedeute, nämlich: Auferstehung. Soweit, so vertraut, doch was für eine!

„Jesu Jünger und Begleiterinnen kommen nach dem Karfreitags-Schock vorsichtig aus ihren Verstecken und Löchern. Sie tauchen allmählich aus ihrer Isolation und Depression auf und begreifen: Jesus, der Gottesmann und Meister, ist tot. Sein Leib wird vergehen wie jeder Menschenleib. Aber das, was in ihm göttlich war, seine Sache, seine Haltung, seine Leidenschaft und sein Einsatz für das wahre Leben, das ist mitnichten tot. Es lebt – wenn sie, die Nachfolger, es wollen. Durch sie und mit ihnen wird es leben.“

„Daran erinnern sie sich jetzt. Mit Herz und Geist und Leib und Seele. Und nehmen es – aus Jesu Händen – jetzt in ihre eigenen Hände...“

Jemand, der mit diesen Sound vertraut ist und ein wenig abwesend war, wird womöglich gar nicht bemerken, was er da soeben gelesen hat: Jesus ist tot, mausetot, die Würmer haben ihn lange verdaut. Aber was in ihm göttlich war, lebt, wenn wir es wollen und die Sache in die eigene Hand nehmen. Denn seine vergammelt ja lange im Boden Israels.

Dieser Bischof hat (in einer Osterbotschaft!) mal eben den Kern des christlichen Glaubens abgeräumt und den Menschen die Rolle von Gottmachern zugesprochen. Das ist esoterischer Hokuspokus, der um eine so trostlose wie aussichtslose transzendente Leere tänzelt, daß einem erst mal der Atem wegbleibt.

Denn was bleibt dann vom Geist Jesu? Ebenso könnte man vom Geist Goethes sprechen, den wir zur Beförderung der allgemeinen Humanität in uns aufleben lassen dürften, und da der ja auch einen Hang zum Göttlichen hatte, mag es dann unverhoffte Kurzschlüsse in diese Richtung geben.

Man muß kein Christ sein, wirklich nicht, aber warum will jemand unbedingt Bischof sein, wenn er eine Art Kultheroen verehrt, so er das tut.

Übrigens, um wenigstens das zu sagen, zählt es zu den Erstaunlichkeiten der Entstehung des Christentums, daß die Jünger in der Tat von einem toten Messias ausgingen, sie waren verzweifelt, desillusioniert, am Boden zerstört. Die Evangelien sind da erbarmungslos präzise. Und plötzlich gab es mit den Auferstehungs-Erscheinungen, denen zunächst von ihnen nicht einmal geglaubt wurde, einen solchen psychologischen Umschlag, der sie komplett verwandelte. Wenn das eine Gruppensuggestion aus heiterem Himmel war, dann eine beachtliche.

Aber Argumentationen solcher Art dürften vergebliche Liebesmüh sein. Sie sind ja auch alle bekannt. Der Kern des christlichen Glaubens ist ein Mysterium - die leibliche  Auferstehung Jesu von den Toten, daß Gott Mensch wurde und blieb. Etwas, das dem Rationalismus nicht zugänglich ist. Von diesem Wunder rührt alles her. Was für ein trostloser sog. Glaube ist es, mit diesem leergeräumten Himmel nicht nur hausieren zu gehen, sondern auf die Beschränktheit seines Verstehen-Wollens auch noch derart stolz zu sein.

In dieser Osterbotschaft finden wir jeden Zoll keinen Bischof. Darum wollen wir zur inneren Beruhigung mit 2 Zitaten schließen.

Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, des Evangeliums, das ich euch verkündigt habe, welches ihr auch angenommen habt, in welchem ihr auch stehet, durch welches ihr auch selig werdet: welchergestalt ich es euch verkündigt habe, so ihr's behalten habt; es wäre denn, daß ihr umsonst geglaubt hättet.
Denn ich habe euch zuvörderst gegeben, was ich empfangen habe: daß Christus gestorben sei für unsre Sünden nach der Schrift, und daß er begraben sei, und daß er auferstanden sei am dritten Tage nach der Schrift, und daß er gesehen worden ist von Kephas, darnach von den Zwölfen...

Am letzten ist er auch von mir, einer unzeitigen Geburt gesehen worden. Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, daß ich ein Apostel heiße, darum daß ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe...

So aber Christus gepredigt wird, daß er sei von den Toten auferstanden, wie sagen denn etliche unter euch, die Auferstehung der Toten sei nichts?
Ist die Auferstehung der Toten nichts, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich.
Wir würden aber auch erfunden als falsche Zeugen Gottes, daß wir wider Gott gezeugt hätten, er hätte Christum auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen. Denn so die Toten nicht auferstehen, so ist auch Christus nicht auferstanden.
Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube eitel, so seid ihr noch in euren Sünden. So sind auch die, so in Christo entschlafen sind, verloren. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christum, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. Nun ist aber Christus auferstanden von den Toten und der Erstling geworden unter denen, die da schlafen.

1. Brief des Paulus an die Korinther 15, 1 – 5, 8f., 12 - 20

Ich geriet deshalb unter Menschen voll wahnsinniger Überhebung..., in deren Munde Schlingen des Teufels waren und ein Vogelleim, bereitet aus einer Mischung toter Buchstaben deines Namens und des Herrn Jesu Christi und unseres Trösters, des heiligen Geistes. Diese Namen wichen nicht von ihren Lippen; aber es war nur leerer Schall und Wortgeklingel, und ihr Herz war ohne die Wahrheit. Und doch war "Wahrheit" und immer wieder Wahrheit ihr Losungswort und viel sprachen sie nur von ihr, aber Wahrheit war nicht in ihnen.

Die Bekenntnisse des heiligen Augustinus, 3. Buch, 6. Kapitel

Sonntag, 3. April 2016

Sonntag &


Ich gestehe, ich hatte sehr gezögert, ob ich diese Rubrik tatsächlich schon wieder aufmachen sollte. Denn, wenn ich eines nicht ausstehen kann, dann das Baden in persönlichen Befindlichkeiten.

Wir wollen es kurz machen. Aus Gründen, die ich kaum mehr zu rekonstruieren vermag, esse ich seit etwas weniger als 40 Jahren an einem Karfreitag nichts. Daß das mit eben dem Tag zu tun hat, ist mir wohl bewußt, nur, eigentlich verachte ich die Askese (nicht, daß deren übermäßiger Gebrauch aktuell ein wesentliches Problem der Kirche wäre, aber der Geist wandert ja auch durch die Jahrhunderte und liest hier und da, und schüttelt sich nicht selten heftig) und unterwerfe mich ihr dennoch an diesem einen Tag.

Das soll diesmal nur für einen Zeitrahmen herhalten. Diesen Sonntag-Abend hatte ich also doch wieder etwas zubereitet (für mich, Frau W. lag wohlversorgt in ihrer Kammer). Bohnen mit brauner Butter (und Bohnenkraut etc.), ein Nackensteak und 2 gebratene Eier dazu.

Ostermontag raffte ich mich unter Aufbietung der Restkräfte zu einem sehr schönen Hackbraten auf, den einige Tage später komplett die Hühner bekamen.

Man ahnt es bereits, eine Art von Erkältung hatte (hat) mich getroffen, die mir in dieser Güte, offen gestanden, bisher nicht bekannt war. Frau W. hat sich davon eine Bronchitis zugezogen, die aber erst an besagtem Montag einsetzte. Mein Spaß hatte Karfreitag begonnen. Am Montag mußte ich schon nicht mehr die Wände festhalten. Irgendetwas gegessen werde ich schon haben die Zeit über, aber erwähnenswert war es nicht.

Wie gesagt, ich mag solche Notate nicht. Aber man ist doch erstaunt über jedes weitere Erlebnis, das einem das Leben so aus seiner Zaubertruhe beschert, und sei es das Herausziehen fast jeder körperlichen Kraft. Und siehe da, man schafft es dennoch irgendwie zu einem Einkauf, auch wenn einen die Leute dann anschauen, als wäre man auf Drogen.

Seltsamkeiten, und schon wieder vorbei.