Samstag, 13. September 2008

Herbst


Rainer Maria Rilke

Herbst

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.


Rainer Maria Rilke

Fall

The leaves are falling, falling as from far,
from wilting in the heavens' farthest gardens:
They're falling to negate the summer's mirth.

And in the nights the heavy Earth
falls into solitude from star to star.

We all are falling. This my hand here bends.
And look at others: Fall's in all their calling.

And yet there's One, who's holding all this falling
forever tender in His upturned hands..."


Translation/ Übersetzung
by / von Walter A. Aue


In unseren zweifelhaften Zeiten kann es durchaus immer noch geschehen, daß in einer nachrichtenreichen und inhaltsarmen Fernsehsendung immerhin mit Herbstbeginn eines der beiden berühmtesten Herbstgedichte Rilkes erscheint.

Ich wollte heute eigentlich über etwas anderes schreiben, aber je mehr ich mich in die Gedichtsammlung des Herrn Aue vertiefe, bemerke ich, Großer Gott, was für eine Schatztruhe an Auswahl, Erfindungen, Erwägungen, Querverweisen…

Ich habe mich gerade köstlich über die Fromme Helene von Wilhelm Busch amüsiert, interessiert einen Link über die Unübersetzbarkeit Rilkes gefunden. Und eben auch seinen oben präsentierten Übersetzungsvorschlag gefunden.

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