Predigt
Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen
Liebe Amalia, liebe Eltern, Paten, Großeltern und alle, die ihr dem kleinen Mädchen angehört,
liebe Gemeinde,
es ist ein guter Brauch, am Tage der Taufe eines Menschen über seinen Taufspruch zu predigen. Ihr habt Amalia zwei Verse aus dem Matthäusevangelium ausgesucht:
„Schauet die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist wie derselben eine.“
Matth 6, 28b/29
Eine Blume nimmt Christus zum Beispiel um uns an diesem Tage zu belehren. Fast könnte man die Redewendung bemühen, er sagt es uns durch die Blume. Schaut die Lilien auf dem Felde. Dieser Aufruf soll die damaligen Hörer aus ihrem gewohnten Alltag herausreißen, sie aufmerken lassen, und er soll dasselbe mit uns tun.
Die Verse, die Ihr Eurer Tochter zum Taufspruch gewählt habt, stammen aus einem der bekanntesten Stücke des Neuen Testaments, aus der Bergpredigt. Christus beginnt sie mit den acht Seligpreisungen, lässt die Verheißung folgen: Ihr seid das Licht der Welt! Und dann belehrt er uns über das Schwören, über die Feindesliebe, über das Almosengeben, über das Fasten und über das Beten. Dort lehrt er uns das Vater unser.
Der Abschnitt, aus dem der Taufspruch von Amalia stammt ist überschrieben:
„Vom Schätzesammeln und Sorgen“.
Es geht um das Sammeln von Schätzen, und einen großen Schatz haltet Ihr nun grade in den Armen. Es geht aber auch um das Sorgen. Das ist schon ein ganz merkwürdiger Zusammenklang. Man könnte zunächst fragen, ob es die Schätze sind, die uns die Sorgen verursachen.
Nach einer repräsentativen Umfrage, und der moderne Mensch ist schließlich „umfragegläubig“, keineswegs nur unsere politischen Klasse – o, was wünschte ich mir manchmal, sie würden wieder mehr Gott vertrauen als den Umfragen – jedenfalls nach einer Umfrage machen sich 60 % der Deutschen Sorgen darüber, dass sich ihre finanzielle Lage verschlechtert. Das ist ein toller, plakativer Wert. Schauen wir genau hin, dann müssen wir allerdings feststellen, dass dieser so eindeutig aussehende Wert gar nichts aussagt. Wir erfahren nichts über die finanzielle Situation dieser Menschen, außer dass sie sich offenbar theoretisch verschlechtern kann. Die Sorge sucht sich immer einen Zustand, an dem sie sich jetzt schon fürchten kann, obgleich er noch gar nicht eingetreten ist. „Die Sorge, sie schleicht sich durchs Schlüsselloch ein.“ Keinen Grund zur Sorge hätten demnach nur diejenigen, deren finanzielle Situation sich gar nicht mehr verschlechtern kann.
Ich will aber nicht zynisch klingen.
Sind es nicht also vielmehr die Sorgen, die dafür sorgen, dass wir unsere Schätze nicht mehr sehen?
Sind es vielleicht manchmal die falschen Schätze, denen wir anhängen?
Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz. So sagt Christus es am Anfang unseres Abschnitts und kommt dann später zu dem schönen Zweiklang, den ihr als Taufspruch ausgewählt habt, und der mit der Aufforderung beginnt: Schauet!
Seht doch selbst! Ich rede hier von etwas, das ihr selbst entdecken könnt. Schaut! Es gibt da Blumen auf dem Felde, die wachsen von ganz alleine und sind unbeschreiblich, unnachahmlich schön.
Diese Blumen sind genauso ein Geschenk, wie das Kind, das Ihr in den Armen haltet, nicht ganz so von alleine gewachsen, wie die Lilie, aber zumindest Arbeit war es nicht, was ihr zu ihm beigetragen habt.
Schauet! Was uns geschenkt ist. Geschenke können immer nur eines auslösen, und das ist Dankbarkeit. Wenn wir auf die Blumen und auf dieses Kind blicken, dann sollen wir dankbar werden und still.
Schauet hat der Herr empfohlen, damit wir selbst in der Natur erkennen, worin die Wahrheit begründet liegt. Dann aber folgt das Zweite: Ich sage euch!
Schauet und ich sage euch. Zu dem, was wir selbst sehen, erfahren, erkennen können, muss das hinzutreten, was der Herr uns sagt.
Ich sage euch, spricht Christus, auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit ist nicht bekleidet gewesen, wie derselben eine.
Etwas ganz großartiges macht uns unser König Jesus Christus, der ja in der Nachfolge von David und Salomo steht, damit klar. Salomo brauchte den Schmuck und die Pracht seines orientalischen Hofes, der so sagenumwoben war, dass sich selbst die Königin von Saba auf den Weg machte, um ihn zu sehen. Denn es war eine tiefe Kluft zwischen seinem bloßen Menschsein und dem höchsten Amt, das er bekleidete. Alle Prachtentfaltung an den Königshöfen aller Zeiten gibt also in ihrem Kern nicht Reichtum, Größe und Bedeutung kund, sondern sie macht auf den Mangel aufmerksam, dass ein Mensch nicht leisten kann, was er hier gegenwärtig halten soll. Nicht einmal den Vergleich mit einer Feldblume, in der Gottes Schöpfungsmacht sich ausdrückt, hält er stand. Überrascht es dann noch, dass Friedrich der Große wohl nichts mehr gesucht hat als den Ort ohne Sorge, sein Sans souci?
Christus aber braucht diese äußeren Attribute eines Königs nicht, denn er verkörpert das Königtum nicht nur, er ist der ewige König, er ist der einzige König.
In dieser Erkenntnis verbinden sich unser Schauen, und das was uns nur Christus sagen kann, zur ganzen Wahrheit. Wer sie gefunden hat, der soll und kann frei sein von Sorge und Furcht.
Damit ist zugleich eine schöne Beschreibung für das Geschehen der Taufe gegeben. Sie ist im Wasser etwas, das wir schauen können. Das Waschen, die Reinigung haben wir oft genug erfahren, um Gutes und auch Angenehmes damit zu verbinden. Dennoch liegt in ihr noch etwas anderes, das nur er uns sagen kann. In der Taufe wird uns durch seinen Tod der Tod abgewaschen, und es wird uns seine Ewigkeit geschenkt.
So spenden wir mit der Taufe etwas Ersehntes, was im Wasser auch zu sehen ist. Das Wasser allein ist aber nicht die ganze Wahrheit. Die Wahrheit der Dinge liegt in dem Wort Gottes, durch das sie bezeichnet sind, durch das sie erst werden.
Liebe Gemeinde,
darum sind unsere schönen Verse von den Lilien, die nicht arbeiten und auch nicht spinnen, keineswegs ein Lob der Faulheit oder der Trägheit, sondern sie sind eine Mahnung zur Weisheit.
Wir sollen in allem die Hand des Schöpfers erkennen und ihm danken, und wir sollen gerade darin demütig werden. Ein Tischler weiß, das Schöne an den Möbeln, Türen, Fußböden und an allem was er macht, ist das Holz. Es ist einer der wunderbarsten Stoffe, die uns Menschen gegeben sind, warum man im Übrigen auch Respekt vor den Bäumen haben soll.
Das Holz ist eine Gabe, die ihre Lebendigkeit, fast möchte man sagen, die ihre Seele zu bewahren und zu verschenken vermag. Gerade darum aber sollte man auch wenn schon, dann ein guter Tischler sein, der dem Holz gerecht wird.
Erkennt in allem, was euch begegnet, die wunderbare Hand Gottes, die euch beschenkt und führt, die euch segnet und hält und die uns alle an die Hand nehmen wird, wenn unsere Zeit gekommen ist.
Amen
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen
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