Mittwoch, 30. Juni 2010

Dienstag, 29. Juni 2010

Antoine de Saint-Exupéry

Antoine Marie Roger Vicomte de Saint-Exupéry oder kurz Antoine de Saint-Exupéry wurde am 29. Juni 1900 geboren. Sein „Kleiner Prinz“ hat es wahrlich zu Kultstatus gebracht und ich streube mich diesmal, der Versuchung nachzugeben, etwas daraus zu zitieren, ich habe das früher schon einmal gemacht. Er hat auch anderes Bedeutsames geschrieben, etwa „Wind, Sand und Sterne“, und daraus heute ein paar Zeilen zur Erinnerung an ihn:

„Wir können nur dann in Frieden leben und sterben, wenn wir uns unserer Rolle ganz bewußt werden, und sei diese auch noch so unbedeutend und unausgesprochen. Das allein macht glücklich. Was aber dem Leben Sinn verleiht, gibt auch dem Tod Sinn. Es ist leicht zu sterben, wenn es in der Ordnung der Dinge liegt… Einst stand ich 3 Bauern zur Seite, die am Totenbett ihrer Mutter versammelt waren… Die Mutter hatte nicht nur das Leben weitergegeben, sie hatte ihren Kindern auch eine Sprache mitgeteilt, die eine in Jahrhunderten langsam gewordene Fracht darstellt, ihr geistiges Erbgut enthält. Sie selbst hatte sie einst zu Lehen erhalten, einen kleinen Vorrat von Überlieferungen, von Weltanschauung und Mythos, der den einzigen Unterschied Shakespeares und Newtons gegenüber dem tierischen Höhlenmenschen ausmacht.

Nur der Geist, wenn er den Lehm behaucht, kann den Menschen erschaffen."

Montag, 28. Juni 2010

Über vergangene Schatten


Beisetzung der Kaiserin Zita am 1. April 1989
hier gefunden

Es muß ganz merkwürdig gewesen sein als am 1. April 1989 Zita, die letzte österreichische Kaiserin und Königin von Ungarn, in einer großen Prozession vom Stephansdom zur Kapuzinergruft, der traditionellen Beisetzungsstätte der Habsburger überführt wurde. Denn es geschah in der Form, die zumindest ähnlich über Jahrhunderte in Gebrauch gewesen war, und ein letztes Mal wurde etwas von dem erlebbar, was über jene Jahrhunderten diese Gegend „Österreich“ bedeutsam gemacht hatte, nämlich Kernland eines Reiches gewesen zu sein, das verschiedenste Nationen vereinte.

Zugegebenermaßen blickt ein Norddeutscher ein wenig zwiespältig auf dieses Gebilde, das sich zuerst in und neben dem „Heiligen Römischen Reich“ entwickelte, um dann einen, zeitweise durchaus eindrucksvollen Sonderweg zu nehmen, der letztlich, nachdem die Vereinigung mit dem Deutschen Reich nach dem 1. Weltkrieg von den Siegermächten verweigert wurde, in einer Republik Österreich endete. Diese Republik muß sich als solche an diesem Apriltag sehr schwer mit dem Ereignis des Begräbnisses getan haben, wenn man den Berichten vertrauen will.

Vielleicht war man aber für einen Tag wieder kaiserlich geworden, weil eine Ahnung (viel mehr wird es nicht gewesen sein) des Verlustes die Teilnehmenden befiel, für den Kaiserin Zita stand, der Verlust eines wohlgeordneten, die verschiedensten Völkerschaften integrierenden und von einer hochentwickelten Geisteskultur bestimmten Reiches.


Wilhelm Vita,
Porträt des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand als Kaiser
hier gefunden

Ich erwähne dies, weil 1989 noch einmal kurz etwas lebendig wurde, dessen Untergang am heutigen Tag begann. Der Thronfolger Franz Ferdinand von Österreich-Este und seine Gattin Sophie Chotek, Herzogin von Hohenberg wurden von einem serbischen Terroristen am 28. Juni 1914 in Sarajevo ermordet. Wenig später führte dies zur Kriegserklärung an Serbien sowie in der Folge zum Ausbruch des 1. Weltkrieges und schließlich zum Ende Österreich-Ungarns.

Übrigens traf das Attentat interessanterweise genau denjenigen der Habsburger, der nach dem Vorbild des Ausgleichs mit den Ungarn eine bessere staatsrechtliche Repräsentation der slawischen Völker in der Monarchie vorantrieb.

Wenn man ein wenig über das Attentat nachliest, fällt einem auf, wie stark eine Beteiligung der serbischen Regierung heutzutage heruntergespielt wird und wie sehr geradezu der Eindruck erweckt wird, man sei selbst in Österreich nahezu froh gewesen, diesen Thronfolger losgeworden zu sein. Das muß wohl so sein, wenn man Geschichtspropaganda treiben will, nämlich die große Erzählung von der alleinigen Schuld Österreich-Ungarns und mehr noch des Deutschen Reiches am 1. Weltkrieg.

Aber stellen wir uns doch einmal vor, mitten im Kalten Krieg wäre der Vizepräsident der USA mit zumindest nachgewiesener Kenntnis der sowjetischen Regierung erschossen worden, und es hätte keine Atomwaffen gegeben. Aber das ist eben das Problem mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts, es stimmt leider nicht, daß das Zeitalter der Ideologien vorüber ist, man braucht nur auf Daten wie das heutige schauen, um eines schlechteren belehrt zu werden.

Sonntag, 27. Juni 2010

Freitag, 25. Juni 2010

E.T.A. Hoffmann



Ich muß gestehen, ich bin in der Verlegenheit, gern an E.T.A. Hoffmann erinnern zu wollen, da er am 28. Juni 1822 gestorben ist und ich einiges von ihm in meinem Bücherschrank stehen habe. Aber eine Würdigung würde mich überfordern, und ein Stück von ihm zu bringen, kämpft mit der Schwierigkeit, daß ein Ort wie dieser eher nach der kurzen Form verlangt, und die hat er kaum zu bieten. Offen gestanden neigt er nach meinem Geschmack sogar mitunter zu einer gewissen Weitschweifigkeit, 19. Jahrhundert halt, da hatte man noch mehr Zeit und ausgeruhtere Nerven.

Was an Hoffmann am meisten fasziniert, ist, wie das Gespenstische, Abgründige, Verwirrende mit dem Alltäglichsten auf das Engste verwoben ist, wie er nahezu beiläufig der Realität den Boden unter den Füßen wegzieht. Seine Ironie ist oft recht beißend und grimmig, auch ein Weg, sich gegen die Welt zu Wehr zu setzen. In einem seiner bekanntesten Werke - „Die Elixiere des Teufels“- fand ich das nachfolgende Stück, das in sich abgeschlossen genug scheint, um mit seinem Stil etwas vertraut zu machen. Es geht um einen merkwürdigen Mönch namens Medardus und ein Barbier hat seinen großen Auftritt:

Ha, was ist Geschicklichkeit! Sie ist fremd dem Pietro Belcampo, den die Kunst, die heilige, durchdringt. – Die Kunst, mein Herr, die Kunst! – Meine Phantasie irrt in dem wunderbaren Lockenbau, in dem künstlichen Gefüge, das der Zephirhauch in Wellenzirkeln baut und zerstört. – Da schafft sie und wirkt und arbeitet. – Ha, es ist was Göttliches um die Kunst, denn die Kunst, mein Herr, ist eigentlich nicht sowohl die Kunst, von der man soviel spricht, sondern sie entsteht vielmehr erst aus dem allen, was man die Kunst heißt! – Sie verstehen mich, mein Herr, denn Sie scheinen mir ein denkender Kopf, wie ich aus dem Löckchen schließe, das sich rechter Hand über Dero verehrte Stirn gelegt.“ – Ich versicherte, daß ich ihn vollkommen verstände, und indem mich die ganz originelle Narrheit des Kleinen höchlich ergötzte, beschloß ich, seine gerühmte Kunst in Anspruch nehmend, seinen Eifer, seinen Pathos nicht im Mindesten zu unterbrechen. „Was gedenken Sie denn“, sagte ich, „aus meinen verworrenen Haaren herauszubringen?“ – „Alles, was Sie wollen“, erwiderte der Kleine; „soll Pietro Belcampo, des Künstlers Rat aber etwas vermögen, so lassen Sie mich erst in den gehörigen Weiten, Breiten und Längen Ihr wertes Haupt, Ihre ganze Gestalt, Ihren Gang, Ihre Mienen, Ihr Gebärdenspiel betrachten, dann werde ich sagen, ob Sie sich mehr zum Antiken oder zum Romantischen, zum Heroischen, Großen, Erhabenen, zum Naiven, zum Idyllischen, zum Spöttischen, zum Humoristischen hinneigen; dann werde ich die Geister des Caracalla, des Titus, Karls des Großen, Heinrich des Vierten, Gustav Adolfs oder Virgils, Tassos, Boccaccios heraufbeschwören. – Von ihnen beseelt, zucken die Muskeln meiner Finger, und unter der sonoren zwitschernden Schere geht das Meisterstück hervor. Ich werde es sein, mein Herr, der Ihre Charakteristik, wie sie sich aussprechen soll im Leben, vollendet. Aber jetzt bitte ich, die Stube einige Mal auf und ab zu schreiten, ich will beobachten, bemerken, anschauen, ich bitte!“

Dem wunderlichen Mann mußte ich mich wohl fügen, ich schritt daher, wie er gewollt, die Stube auf und ab, indem ich mir alle Mühe gab, den gewissen mönchischen Anstand, den keiner ganz abzulegen vermag, ist es auch noch so lange her, daß er das Kloster verlassen, zu verbergen.
Der Kleine betrachtete mich aufmerksam, dann aber fing er an, um mich her zu trippeln, er seufzte und ächzte, er zog sein Schnupftuch hervor und wischte sich die Schweißtropfen von der Stirne.
Endlich stand er still, und ich frug ihn, ob er nun mit sich einig worden, wie er mein Haar behandeln müsse. Da seufzte er und sprach: „Ach, mein Herr, was ist denn das? – Sie haben sich nicht ihrem natürlichen Wesen überlassen, es war ein Zwang in dieser Bewegung, ein Kampf streitender Naturen. Noch ein paar Schritte, mein Herr!“ – Ich schlug es ihm rund ab, mich noch einmal zur Schau zu stellen, indem ich erklärte, daß, wenn er nun sich nicht entschließen könne, mein Haar zu verschneiden, ich darauf verzichten müsse, seine Kunst in Anspruch zu nehmen.

„Begrabe dich, Pietro,“ rief der Kleine in vollem Eifer, „denn du wirst verkannt in dieser Welt, wo keine Treue, keine Aufrichtigkeit mehr zu finden. Aber Sie sollen doch meinen Blick, der in die Tiefe schaut, bewundern, ja den Genius in mir verehren, mein Herr! Vergebens suchte ich lange all das Widersprechende, was in Ihrem ganzen Wesen, in Ihren Bewegungen liegt, zusammenzufügen. Es liegt in Ihrem Gange etwas, das auf einen Geistlichen hindeutet. Ex profundis clamavi ad te Domine – Oremus – Et in omnia saecula saeculorum Amen!“ – Diese Worte sang der Kleine mit heisrer, quäkender Stimme, indem er mit treuster Wahrheit Stellung und Gebärde der Mönche nachahmte. Er drehte sich wie vor dem Altar, er kniete und stand wieder auf, aber nun nahm er einen stolzen trotzigen Anstand an, er runzelte die Stirn, er riß die Augen auf und sprach: „Mein ist die Welt! – Ich bin reicher, klüger, verständiger als ihr alle, ihr Maulwürfe; beugt euch vor mir! Sehen Sie, mein Herr,“ sagte der Kleine, „das sind die Hauptingredienzien Ihres äußern Anstandes, und wenn Sie es wünschen, so will ich, Ihre Züge, Ihre Gestalt, Ihre Sinnesart beachtend, etwas Caracalla, Abälard und Boccaz zusammengießen und so in der Glut, Form und Gestalt bildend, den wunderbaren antik-romantischen Bau ätherischer Locken und Löckchen beginnen.“

– Es lag so viel Wahres in der Bemerkung des Kleinen, daß ich es für geraten hielt, ihm zu gestehen, wie ich in der Tat geistlich gewesen und schon die Tonsur erhalten, die ich jetzt soviel möglich zu verstecken wünsche. Unter seltsamen Sprüngen, Grimassen und wunderlichen Reden bearbeitete der Kleine mein Haar. Bald sah er finster und mürrisch aus, bald lächelte er, bald stand er in athletischer Stellung, bald erhob er sich auf den Fußspitzen, kurz, es war mir kaum möglich, nicht noch mehr zu lachen, als schon wider meinen Willen geschah. – Endlich war er fertig, und ich bat ihn, noch ehe er in die Worte ausbrechen konnte, die ihm schon auf der Zunge schwebten, mir jemanden heraufzuschicken, der sich, ebenso wie er des Haupthaars, meines verwirrten Barts annehmen könnte.

Da lächelte er ganz seltsam, schlich auf den Zehen zur Stubentüre und verschloß sie. Dann trippelte er leise bis mitten ins Zimmer und sprach: „Goldene Zeit, als noch Bart und Haupthaar in einer Lockenfülle sich zum Schmuck des Mannes ergoß und die süße Sorge eines Künstlers war. – Aber du bist dahin! – Der Mann hat seine schönste Zierde verworfen, und eine schändliche Klasse hat sich hingegeben, den Bart mit entsetzlichen Instrumenten bis auf die Haut zu vertilgen. O, ihr schnöden, schmählichen Bartkratzer und Bartputzer, wetzt nur eure Messer auf schwarzen, mit übelriechendem Öl getränkten Riemen zum Hohn der Kunst, schwingt eure betroddelten Beutel, klappert mit euern Becken und schaumt die Seife, heißes, gefährliches Wasser umherspritzend, fragt im frechen Frevel euere Patienten, ob sie über den Daumen oder über den Löffel rasiert sein wollen. – Es gibt Pietros, die euerm schnöden Gewerbe entgegenarbeiten und, sich erniedrigend zu euerm schmachvollen Treiben, die Bärte auszurotten, noch das zu retten suchen, was sich über die Wellen der Zeit erhebt. Was sind die tausendmal variierten Backenbärte in lieblichen Windungen und Krümmungen, bald sich sanft schmiegend der Linie des sanften Ovals, bald traurig niedersinkend in des Halses Vertiefung, bald keck emporstrebend über die Mundwinkel heraus, bald bescheiden sich einengend in schmaler Linie, bald sich auseinanderbreitend in kühnem Lockenschwunge – was sind sie anders, als die Erfindung unserer Kunst, in der sich das hohe Streben nach dem Schönen, nach dem Heiligen entfaltet? Ha, Pietro! zeige, welcher Geist dir einwohnt, ja, was du für die Kunst zu unternehmen bereit bist, indem du herabsteigst zum unleidlichen Geschäft der Bartkratzer.“

– Unter diesen Worten hatte der Kleine ein vollständiges Barbierzeug hervorgezogen und fing an, mich mit leichter geübter Hand von meinem Barte zu befreien. Wirklich ging ich aus seinen Händen ganz anders gestaltet hervor, und es bedurfte nur noch anderer, weniger ins Auge fallender Kleidungsstücke, um mich der Gefahr zu entziehen, wenigstens durch mein Äußeres eine mir gefährliche Aufmerksamkeit zu erregen. Der Kleine stand, in inniger Zufriedenheit mich anlächelnd, da. Ich sagte ihm, daß ich ganz unbekannt in der Stadt wäre und daß es mir angenehm sein würde, mich bald nach der Sitte des Orts kleiden zu können. Ich drückte ihm für seine Bemühung und um ihn aufzumuntern, meinen Kommissionär zu machen, einen Dukaten in die Hand. Er war wie verklärt, er beäugelte den Dukaten in der flachen Hand. „Wertester Gönner und Mäzen,“ fing er an, „ich habe mich nicht in Ihnen betrogen, der Geist leitete meine Hand, und im Adlerflug des Backenbarts sind Ihre hohe Gesinnungen rein ausgesprochen. Ich habe einen Freund, einen Damon, einen Orest, der das am Körper vollendet, was ich am Haupt begonnen, mit demselben tiefen Sinn, mit demselben Genie. Sie merken, mein Herr, daß es ein Kostümkünstler ist, denn so nenne ich ihn statt des gewöhnlichen trivialen Ausdrucks Schneider. – Er verliert sich gern in das Ideelle, und so hat er, Formen und Gestalten in der Phantasie bildend, ein Magazin der verschiedensten Kleidungsstücke angelegt…

Donnerstag, 24. Juni 2010

Johanni



Am 24. Juni gedenkt die Kirche der Geburt Johannes des Täufers, der großen Vorläufergestalt Jesu, über den er sagte: „Er muß wachsen, ich aber muß abnehmen“ (Joh. 3,30). Dies dürfte tatsächlich der Grund sein, warum man den damaligen Zeitpunkt der Sommersonnenwende dafür wählte (heute liegt das Datum dafür bekanntlich etwas früher). Um den Tag nicht ganz zu übergehen, dachte ich, es sei vielleicht angemessen 2 Stücke aus einer Kantate zu bringen, die Johann Sebastian Bach zu Johanni schrieb: „Christ, unser Herr, zum Jordan kam“ (BWV 7).


Mittwoch, 23. Juni 2010

Über Themen



Als ich mit diesem Blog anfing, hatte er für mich vor allem die Aufgabe, einen angenehmen Ort zu schaffen, Dinge zu versammeln, die anregend, interessant oder einfach nur schön sind. Ich habe mich überwiegend daran gehalten. Dummerweise bleibt dadurch manches auf der Strecke,

Dummheiten aus der Gegenwart etwa, die mich wütend gemacht haben, aber es als Beitrag dann allenfalls bis zum Entwurf schaffen. Gestern etwa, wo ich entgeistert lesen mußte, daß man in Frankfurt die Überreste einer Römerstadt komplett niedergewalzt hat, um eine der typisch abstoßenden Betonwohnmaschinen auf der Fläche zu errichten.

Das sind die Momente, wo ich mir wieder sicher bin, in einer mental kranken Periode zu leben, es ist so bezeichnend. Aber irgendwie mag ich derartiges hier nicht wiederfinden. Vielleicht ändert sich das noch, ich weiß nicht. Ich weiß, daß meine eingangs geschilderte Blogidee an diesem Ort nur sehr beschränkt Gestalt angenommen hat.

Ein ideal verwirklichter Ort, der derselben Idee folgt, ist für mich immer wieder „Rosabella - la vie en rose“. Das Schwere und Unangenehme, das das Leben natürlich auch für sie bereithält, scheint allenfalls durch und selbst dann findet sie die Kraft, schöpfend aus der Fülle einer wohlgebildeten Seele einen inspirierenden Ort von Schönheit und Poesie aufrechtzuerhalten, bewundernswert.


der Jasmin blüht gerade

Abends



Es ist zu anstrengend, schlechte Laune zu haben. Das fiel mir auf, als diese Anstrengung diesen Abend von mir abfiel. Ich kam zurück von einer Veranstaltung, auf der 4 Bücher vorgestellt wurden, eines von ihnen liegt nun auf meinem Schreibtisch (Hans Joachim Schädlich „Kokoschkins Reise“, wenn ich es gelesen habe, werde ich vielleicht etwas darüber schreiben), ich bin dort überwiegend auf Personen getroffen, die ich mittlerweile mehr oder weniger gut kenne, eine Auswirkung der Entscheidung, diese Stadt, in der ich lebe, nicht mehr aus meinem Bewußtsein auszublenden zu versuchen. Es war also ein angenehmer Abend.

Auf dem Rückweg, als ich am See entlangfuhr, habe ich versucht, ein paar Bilder zu machen, wie zu sehen ist, war das Ergebnis eher bescheiden, aber der reale Augenblick war überwältigend, ein pures Zusammenwirken von Ruhe, Schönheit und Frieden.

Auf diesem Weg komme ich üblicherweise wenig später am Belvedere vorbei (ich habe erst kürzlich ein Bild davon hier wieder veröffentlicht), und zu meiner Überraschung wehten mir weit vorher Tangomelodien entgegen und tatsächlich (der Weg ist etwas erhöht, so daß man in geringer Entfernung auf das Gebäude herabschaut), ein paar Paare drehten sich darin im letzten Abendlicht zu denselben, eingerahmt von einem rötlichen Leuchten, das aus Lampions hervorflackerte. Da es so wenige Paare waren, schien es mir eher eine private Veranstaltung zu sein, wie auch immer. Ich habe ein paar Augenblicke diesen unerwarteten Tangoklängen zugehört, hinter dem Belvedere war noch der See zu erkennen, auf dem gerade ein beleuchtetes Schiff offenbar in Richtung Anlegeplatz fuhr.

Montag, 21. Juni 2010

Über Träume



Ich hatte noch nie die Neigung, an diesem Ort von einem Traum zu erzählen. Heute also eine Ausnahme, denn will ich von meinem letzten berichten, auch wenn ich mich nur an den Schluß erinnere. Als ich aufwachte, hatte ich das Gefühl, etwas Bedeutsames erlebt zu haben, aber das ist sehr trügerisch traumtypisch, nun gut. In dem Traum erklärte ich einigen Menschen, warum ein Weg, den ich gerade gegangen war (eigentlich war ich ihn in Eile hochgehastet), unverzichtbar richtig gewesen sei, gewissermaßen ein Sinnbild dafür, ein Mensch zu sein.

Hinter einem Tor stieg also der Weg auf, gesäumt von Figuren, um zwischendurch immer wieder etwas abzufallen, etwa um ein rundes Wasserbassin aufzunehmen, an dem man dann vorbei mußte, ein sehr aufwendiger und unter praktischen Gesichtspunkten unnützer Weg, aber dies eben seien die Dinge, die uns zu Menschen machten, habe ich meinen Zuhörern zu erklären versucht, dies war nur ein Detail, den Rest habe ich leider vergessen.

Aber so ist es, denke ich, auch mit der Kunst, sie will unser Leben aus gutem Grund umständlicher machen, sie gehört zu den Dingen, die uns über unser vegetatives Dasein erheben, wenn man denn erhoben sein will, denn dieses Zeitalter gehört zu denen, in denen die Masse beleidigt von einem solchen Gedanken ist, nun, das war sie wohl ehrlicherweise immer, aber nicht immer war dies die herrschende Meinung, und was davon noch abweicht, ist übrig aus der Haltung früherer Zeiten.

Sie regt also an, verwirrt unseren geraden Sinn, erinnert daran, daß das Auf und Ab des Lebens nicht bedeuten muß, daß es kein Weiterkommen gäbe, stellt Dinge in den Weg, damit man daran lerne, erfreut, gemahnt, regt an, hilft einem über einen hinaus, ihr Sinn erschließt sich nur dem, der weiß, dies sei für sein Mensch-Sein erforderlich.

Man würde einen Terrassen-Weg in Wirklichkeit wohl nicht so übertrieben unnütz anlegen, es wären eher Stufen statt Auf- und Ab-Bewegungen. Aber auch in der gebauten Wirklichkeit wäre er ein Ausdruck der Repräsentation. Repräsentation, ja, wenn ein Barockfürst repräsentierte, hat er Zeichen und Dinge aufgeboten, um etwas wiederzugeben; daß sein Rang etwa für eine Sphäre von Bedeutsamkeit steht, aber dazu mußte er dieses Bedeutsame vergegenwärtigen und mehr. Das Übermaß spiegelt also diese Anstrengung wieder.

Sicher geschah dies zu eigenem Nutzen, aber es wurde ein beträchtlicher Aufwand mobilisiert, um dafür die Sphäre des Schönen und Geistigen zu erschließen. Ebenso wichtig wie die Artefakte dieses Bemühens sind also die Haltungen dahinter. Darum ist die Haltung der Nachgeborenen so schnell verständlich, die schwanken, ob sie die Artefakte als solche zur Dekoration herabnutzen sollen oder als von der Intention der Erbauer Beleidigte, Gekränkte und Verstörte diese doch lieber gänzlich auslöschen.

Sonntag, 20. Juni 2010

Sonntag &







Es ist zweifelsohne nicht besonders originell, jeden Sonntag ein kaum variierendes Bild vom sonntäglichen Mittagessen zu veröffentlichen, aber es hat irgendwie den Charakter einer Gewohnheit angenommen. Und wenn man an einem Halt findet, dann an Gewohnheiten, das hat schon Rilke bedichtet. Die ersten 3 Bilder spiegeln den Zustand des gegenwärtigen Gartens wieder. Ach und übrigens, da ich regelmäßig auf den Kalender schaue, um vielleicht etwas anzumerken, wenn ich der Meinung bin, ich wüßte etwas Anmerkenswertes. Dies ist hier zwar nicht der Fall, aber man schaue sich einmal die Biographie von Hans Axel, Graf von Fersen (erschlagen am 20. Juni 1810), ein Favorit von Königin Marie Antoinette, an, unglaublich.

Samstag, 19. Juni 2010

Über Freundschaften, moderne Monarchien &



Als ich heute etwas durchnäßt von einer Fahrradtour zurückkam, stellte ich völlig verblüfft fest, die Post hatte ein Päckchen für mich abgeliefert, von Prof. Aue aus Kanada, der hier durch seine Übersetzungen, Bilder und Kommentare hinreichend bekannt sein dürfte. Wie gesagt, ich war komplett überrascht und stellte fest, der Inhalt war ein Brief, mehrere DVD’s mit britischer Comedy und eine Doppel-CD – „Sacrificium“ – „Die Schule der Kastraten“, gesungen von Cecilia Bartoli. Man kann sich leicht vorstellen, wie einem so etwas ein ganzes Wochenende zu retten vermag. Es ist nicht vieles andere denkbar, was so zielsicher meine Sympathien trifft. Und was die Sache noch berührender macht: In solchen Dingen zeigt sich eine so genaue Kenntnis eines anderen, daß man nicht genau weiß, wie man es nennen soll, nun wahrscheinlich Freundschaft.

Ein wenig zur Erläuterung. Im Italien des 17. und 18. Jahrhunderts war es sehr verbreitet, Knaben aus armen Familien zu entmannen, um sie zu Sängern auszubilden (Ich gebe zu, daß ich bei dem Gedanken auch fast jedesmal zusammenzucke, ein wahrlich abgründiges „Opfer“-Thema). Die sich daraus ergebende Stimmlage bei erwachsenen Kastraten muß allerdings unglaublich gewesen sein. Durch den Film „Farinelli“ (eigentlich Carlo Broschi, ein äußerst berühmter Sänger, gestorben 1782) ist dieses vergessene Kapitel etwas ins allgemeinere Bewußtsein zurückgekehrt. Heute werden diese Arien, wenn sie denn gesungen werden, von Countertenören oder Frauenstimmen übernommen (das Problem ist üblicherweise die abgeforderte Stimmkraft). Da ich beide CD‘s mittlerweile durchgehört habe, darf ich sagen, Frau Bartoli macht ihre Sache ganz beeindruckend.

Worum es dabei geht beschreibt das umfangreiche Booklet (eher ein kleines faktengesättigtes Handbuch) in etwas kapriziösen, aber doch treffenden Worten wie folgt. Die ausgewählten Arien (von Porpora, Graun, Händel u.a.) gehörten „mit ihrer stupenden Virtuosität, der Pianokultur, den ausdehnten Melismen, den unendlichen Koloraturketten, der die Lunge sprengenden Länge von Atem- und Phrasierungsbögen und dem von Kontralto über den Mezzosopran bis hin zum Sopran sich spannenden Tonumfang zum Anspruchsvollsten, was je für die menschliche Stimme komponiert wurde“.

Wie der Titel nahelegt, wollte ich eigentlich noch ein paar launige Bemerkungen über schwedische Monarchiefeinde anschließen, aber das paßt irgendwie nicht mehr hierher, also holen wir es später nach.

Freitag, 18. Juni 2010

Mittwoch, 16. Juni 2010

Dienstag, 15. Juni 2010

See-Lektüre



„Dies Schweigen, das wir wahren, hat ernste Folgen. Ich halte es für die Ursache der normalen, aber darum nicht weniger sonderbaren Tatsache, daß wir voneinander, je älter wir werden, um so weiter entfernt, um so abgründiger getrennt sind, bis zu einer schmerzlichen Vereinsamung. Uns scheidet von dem Nächsten, was wir von ihm wissen und ihm verschweigen. Je mehr wir wissen, um so tiefer schweigen wir und um so hoffnungsloser vereinsamen wir. Es türmen sich zwischen uns Gebirge des Schweigens. Junge Menschen dagegen leben einander näher, weil sie noch keine Meinung übereinander haben.“

José Ortega y Gasset „Schweigen, der große Brahman“, 1930

Sonntag, 13. Juni 2010

Sonntag &



… & William Butler Yeats müßte ich eigentlich weiter im Titel schreiben. Denn der wurde am 13. Juni 1865 geboren. Und da mir, als ich darüber stolperte, einfiel, daß Prof. Aue einiges von ihm übertragen hat, dachte ich, ich sollte doch unbedingt eine seiner Übersetzungen bringen, auch wenn ich das wahrlich schon etwas übertrieben habe. Ich hoffe er sieht es mir nach, er hat einen wie immer sehr unterhaltsam – nachdenkenswerten Kommentar zu seiner Übertragung geschrieben, die sich hier findet.



Zu Yeats könnte man wahrlich vieles sagen. In meiner Jugend, als ich noch romantischer gestimmt war, habe ich seine keltischen Sachen gern gelesen. Ist er als Romantiker auch etwas verspätet, muß ich doch gestehen, daß er mir nie epigonal erschien. Und auch seine „spiritistischen“ Neigungen haben den Ton seiner Dichtungen nach meinem Gefühl nie verdorben. Diesen Eindruck scheine ich mit vielen zu teilen, denn es gibt eine sehr lebendige Rezeption seines Werkes bis in die Neuzeit. Donovan etwa hat auf seinem Album HMS Donovan das nachfolgende Gedicht vertont:



William Butler Yeats

The Song of
Wandering Aengus

I went out to the hazel wood,
Because a fire was in my head,
And cut and peeled a hazel wand,
And hooked a berry to a thread;
And when white moths were on the wing,
And moth-like stars were flickering out,
I dropped the berry in a stream
And caught a little silver trout.

When I had laid it on the floor
I went to blow the fire aflame,
But something rustled on the floor,
And some one called me by my name:
It had become a glimmering girl
With apple blossom in her hair
Who called me by my name and ran
And faded through the brightening air.

Though I am old with wandering
Through hollow lands and hilly lands,
I will find out where she has gone,
And kiss her lips and take her hands;
And walk among long dappled grass,
And pluck till time and times are done
The silver apples of the moon,
The golden apples of the sun.



Das Lied des
Wandernden Aengus

Ich ging hinaus zum Haselstrauch,
denn Feuer war in meinem Hirn,
und schnitt und schält mir einen Stab
und knüpfte Beeren in den Zwirn;
und während Motten flattern weiß,
und Mottensterne flickern aus,
die Beere, in den Bach gesenkt,
ein silbern Fischlein zog heraus.

Als die Forelle lag am Strand,
das Feuer facht' zur Flamme ich,
doch etwas raschelte im Sand
und jemand nannt' beim Namen mich:
da stand im Schimmer eine Maid
mit Apfelblüt' im Haar, die ruft,
den Namen mein, und läuft davon
und schwindet durch verklärte Luft.

Obwohl ich alt vom Wandern bin
durch tiefes Land und hohes Land,
ich find heraus, wohin sie ging:
küß' ihre Lippen, nehm' die Hand;
und geh' durch tiefer Wiesen Gras
und pflück, bis Zeiten weh'n davon,
die Silberäpfel ihres Monds,
die gold'nen Äpfel ihrer Sonn.

Translation / Übersetzung
by / von Walter A. Aue



Und zu dem prosaischen Rest sei nur gesagt, daß die Rosen, soweit sie den Winter überlebt haben, endlich zu blühen beginnen, die Amaryllis wieder viel Freude macht und der Schmetterlingsflieder offenbar von Neuem ausschlägt. Ursprünglich wollte ich heute ein paar zum Sarkasmus reizende Leseblüten wiedergeben, aber die können auch bis Montag warten.

Samstag, 12. Juni 2010

Freitag, 11. Juni 2010

Dies & Das

translated
IMG_2883

Wir hatten heute beeindruckende Gewitter, mein eigenes Bild davon ist eher armselig, wie man sehen kann, doch der Photograph des oben genannten Blogs hat es besser aufs Bild bannen können, es war ein Moment (merkwürdig wie unser Bildgedächtnis inzwischen verfälscht ist) in dem man glaubte, eine Alien-Invasion hätte soeben begonnen, aber dann war es doch nur ein Gewitter.

Es liegen mir ein paar Dinge auf der Seele, die noch etwas warten müssen, ehe ich sie vielleicht anspreche, eines ist, wie man mit Menschen verfährt, die man für beneidenswert begabt hält, die aber offenkundig so toxisch neurotisch sind, daß man sich zum Selbstschutz besser zurückzieht, die Freuden des Internet.



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poor translation

Today we had impressive thunderstorms, one can see my own image of it is rather poor, but the photographer of the above named blog has been able to capture the picture much better, it was a moment (strange how our image memory has distorted) in which it seemed, an alien invasion had just begun, but it was just a thunderstorm.

There are a few things on my mind which have to wait a bit before I might talk about them, one is how to deal with people who one thinks they are enviably talented, but clearly so toxic neurotic, one better withdraws themselves for the matter of self protection, the joys of internet.

Donnerstag, 10. Juni 2010

Ein paar Garten-Sachen



Mein Blog ist gegenwärtig so einschläfernd, ich würde ihn selbst nicht lesen, wenn ich nicht ich wäre. Nun heute können wir die Schuld einem unangenehm schwülen Tag geben, es war, als hätte jemand einem einen feuchten Sack über den Kopf gezogen und anschließend an einem sehr warmen Ort abgelegt, einem Heizungskeller oder etwas derartigem.



Mir fiel auf, im letzten Jahr konnte ich um diese Zeit mehr mit Gartenbildern zu beeindrucken versuchen. In diesem ist die Natur irgendwie unwillig. Und was am unerfreulichsten ist, sämtliche Rosen in den Töpfen (4 insgesamt) sind wohl eingegangen, es war einfach ein zu unpassender Winter. Und es sind einige dabei, deren anspruchsvollen Namen ich lieber nicht erinnere.



Dafür gibt es Überraschungen, da wo eine andere Blume auftauchen sollte, erscheint fröhlich wilder Mohn und auch die wilden Margeriten haben sich eifrig selbst gesät.

Immerhin konnte ich mir heute ein gewisses Lesevergnügen bereiten: Daniel Kehlmann „Die Vermessung der Welt“, eine imaginäre Begegnung zwischen Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß, es wäre albern, einen Bestseller zu besprechen, nur soviel, daß man Gauß anschließend schwerlich ausstehen mag, aber ein Satz wenigstens von vielen unterhaltsamen: „Der alte kantische Unsinn. Gauß schüttelte den Kopf. Der Verstand forme gar nichts und verstehe wenig… Die Welt könne notdürftig berechnet werden, aber das heiße noch lange nicht, daß man irgend etwas verstehe.“

Gute Nacht.

Dienstag, 8. Juni 2010

Robert Schumann



Ich gebe zu, ich habe vor dem 200. Geburtstag von Robert Schumann (geboren am 8. Juni 1810) furchtbar versagt. Kürzlich hatte ich diese kurze Playlist zu Schumann zusammengestellt, die noch zu funktionieren scheint. Ich bringe sie heute noch einmal, sozusagen zur Bekräftigung meines ersten Satzes.

Montag, 7. Juni 2010

Über Hölderlin &

translated

Hölderlinturm Tübingen
letzter Wohnort Hölderlins
hier gefunden


Fast wäre ich schwankend geworden und hätte über Friedrich Wilhelm III. von Preußen geschrieben, der mir bei meiner Luise Lektüre immer sympathischer wurde, ja manchmal lese ich auch länger nach, bevor ich etwas darüber bemerke, er starb übrigens am 7. Juni 1840. Aber vor dem Todestage Hölderlins müssen selbst Könige weichen:

Friedrich Hölderlin

Hälfte des Lebens

Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.

Weh mir, wo nehm ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen,
und wo
Den Sonnenschein,
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.


Midlife

With yellow pears hangs,
and full with wild roses
the land in the lake,
Ye gracious Swans -
and drunken from kisses
dip ye the head
in the solemn-soberly water.

Woe me: whence do I fetch, when
it's winter, the flowers,
and whence
the sunshine
and shade of the earth?
The walls stand
speechless and cold; in the wind
are clanking the banners.

Translation by Walter A. Aue

Diese Übersetzung stammt von Prof. Aue, für dessen Bekanntschaft ich unendlich dankbar bin. Und da wir uns gerade in so entgrenzter Stimmung befinden. Ich hatte wieder etwas in meiner Hölderlin-Ausgabe gelesen, bevor ich dann doch wieder bei diesem bekannten Stück landete: Hölderlin lesen ist wie in den Armen der deutschen Sprache Geborgenheit finden.

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I was torn to write something about Friedrich Wilhelm III of Prussia, who was getting more and more sympathetic to me while reading about Luise (his wife), indeed sometimes I read something about a certain topic before I’m writing about it, and by the way he died on June 7th in the year 1840. But facing the day of death of Hölderlin even kings have to withdraw themselves.

This translation is by Professor Aue, whose acquaintance I am eternally grateful for. And since we are just in such a boundless mood: I read a bit in my Hölderlin edition before; I choose nevertheless this well known piece. But to read Hölderlin is like to find comfort and security in the arms of the German language.

Sonntag, 6. Juni 2010

Samstag, 5. Juni 2010

Hans von Marées




Hans von Marées, 1873, Fresko in Neapel
Das Boot, Nordwand, Mitte
Meereslandschaft, Nordwand, rechter Teil

Ich habe meine „Kalenderblätter“, wie anderes auch, vernachlässigt (zu oft zu müde in der letzten Zeit), aber dieses Datum mochte ich nicht auslassen: Hans von Marées starb am 5. Juni 1887 in Rom. Das Biographische mag man ausführlicher hier oder hier nachlesen. Er war ein Maler, der in einer gewissen geistigen Nähe von Arnold Böcklin oder Anselm Feuerbach zu finden ist, wenn man nach einem ersten Anhaltspunkt sucht. Aber er ist schon von sehr eigener Art, die sich dabei mehrfach gewandelt hat.

Nachdem er zuerst die Berliner Kunstakademie besuchte, verläßt er 1857 Berlin und geht für sechs Jahre nach München, von Marées beginnt mit eher realistischen Historienbildern und Genrestücken, beeindruckt aber auch mit einigen Porträts, bei denen die Behandlung des Lichts hervorsticht. Im Auftrag des Grafen Adolf von Schack reist er 1864 nach Rom, um für diesen alte Meister (Palma Vecchio, Tizian, Velazquez und Raffael) zu kopieren. Da von Marées aber bald keine wirklichen Kopien mehr schuf, kam es zum Bruch mit Schack. Von Marées wandte sich der Renaissance zu, seine Motive wechseln ins eher allgemeingültig Zeitlose. Er findet seine meist dunkle, oft rot-braune Farbpalette.

Man liest immer wieder über von Marées schwierigen Charakter, er selbst sah sich auch so, dies festzuhalten ist wichtig zur Beurteilung seines Werks, denn er hat dieses in einer oft selbstquälerischen, um Perfektion ringenden Haltung zustande gebracht, die ihn bis zur Verbitterung führte. Dieses Ungenügen muß er auch in der Beziehung mit Menschen empfunden haben, dennoch fand er immer wieder Freunde und, vielleicht noch wichtiger, Mäzene.


Hans von Marées, um 1885
Singende Mädchen

In Rom gewinnt Marées 1866 Konrad Fiedler zum Freund und Förderer, 1869 reist er mit ihm nach Spanien und Frankreich. Ab 1870 hielt sich Marées wieder in Berlin und 1872 in Dresden auf. 1873 erhielt Marées den Auftrag, einen Saal der Zoologischen Station in Neapel mit Fresken zu versehen, zusammen mit dem Bildhauer Hildebrand, der die Einfassungen und plastischen Arbeiten schuf. Sein Wunsch, in großem Format zu arbeiten, erfüllte sich so endlich. Bedauerlicherweise blieb es bei diesem einen Großauftrag. Die ersten beiden Bilder oben stammen aus dieser Serie von Alltagsszenen der Menschen Neapels. War in den sechziger Jahren das Werk von Marées von träumerischen und zeitlosen Idyllen bestimmt, so werden in den Neapeler Fresken die Formen bestimmter, der Ausdruck kraftvoller, die Farben heller, zur Kontemplation tritt das aktive Wirken. Diese Fresken sind unbestreitbar eines der Hauptwerke der deutschen Malerei des 19. Jahrhunderts.


Hans von Marées, 1884
Hesperiden, Triptychon
hier gefunden

Sein Spätwerk erscheint dann wieder stärker formalisiert, es streift alles allzu Reale ab, wird spröde, dunkel. Es ist von der Überzeugung getragen, daß die Anschauung von Mensch und Landschaft nur nach dem Durchgang durch das Ideal Malerei werden könne. Dafür nimmt er oft die Antike zu Hilfe mit Allegorien wie dem "Goldenen Zeitalter". Diese zeitlosen Bilder wollen in die Tiefe des menschlichen Wesens führen, Sie erscheinen dabei aber durchaus nicht „idealisch blaß“, im Gegenteil, sie schlagen nicht selten mit einer Ausdruckskraft in den Bann, die an antike Fresken erinnert. Von Marées wollte offenkundig die Essenz des Menschlichen darstellen, ein Idealbild des Zusammenlebens miteinander und mit der Natur, moderne Ikonen des Mensch-Seins.


Hans von Marées, um 1874
Drei Männer in der Landschaft
hier gefunden

Von Marées starb bereits im 50. Lebensjahr, er ist auf dem evangelischen Friedhof in Rom bestattet, neben der Cestius-Pyramide im Schatten der Stadtmauer. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde er so gewürdigt, wie er es zweifelsohne verdient, als ein Künstler von einsamer, aber herausragender Größe.


Hans von Marées, 1880–1883
Goldenes Zeitalter

Abbildungen, wenn nicht anders angegeben, gefunden bei zeno.org

Freitag, 4. Juni 2010

Zwischendurch - Bilder



Man erinnert sich vielleicht an diesen etwas melancholisch dreinblickenden Bussard, der kürzlich über meinen Schlaf wachte. Jemand fragte, ob der denn lebendig gewesen sei, nein natürlich nicht, er war reichlich ausgestopft, sonst hätte ich wohl auch etwas unruhig geschlafen.

Ein anderer, der wußte, wo ich war, fragte, ob es bei diesem einen Bild bleiben würde. Nun gut also hier noch 2 Bilder vom idyllischen Anwesen meines Gastgebers.





Im übrigen ist dies mehr ein Entschuldigungspost für meine treuen Leser. Ich habe einiges Unfertige herumliegen und werde hoffentlich etwas davon noch heute nachtragen, ich bitte also herzlich um Geduld.

Dienstag, 1. Juni 2010