Samstag, 19. Juni 2010

Über Freundschaften, moderne Monarchien &



Als ich heute etwas durchnäßt von einer Fahrradtour zurückkam, stellte ich völlig verblüfft fest, die Post hatte ein Päckchen für mich abgeliefert, von Prof. Aue aus Kanada, der hier durch seine Übersetzungen, Bilder und Kommentare hinreichend bekannt sein dürfte. Wie gesagt, ich war komplett überrascht und stellte fest, der Inhalt war ein Brief, mehrere DVD’s mit britischer Comedy und eine Doppel-CD – „Sacrificium“ – „Die Schule der Kastraten“, gesungen von Cecilia Bartoli. Man kann sich leicht vorstellen, wie einem so etwas ein ganzes Wochenende zu retten vermag. Es ist nicht vieles andere denkbar, was so zielsicher meine Sympathien trifft. Und was die Sache noch berührender macht: In solchen Dingen zeigt sich eine so genaue Kenntnis eines anderen, daß man nicht genau weiß, wie man es nennen soll, nun wahrscheinlich Freundschaft.

Ein wenig zur Erläuterung. Im Italien des 17. und 18. Jahrhunderts war es sehr verbreitet, Knaben aus armen Familien zu entmannen, um sie zu Sängern auszubilden (Ich gebe zu, daß ich bei dem Gedanken auch fast jedesmal zusammenzucke, ein wahrlich abgründiges „Opfer“-Thema). Die sich daraus ergebende Stimmlage bei erwachsenen Kastraten muß allerdings unglaublich gewesen sein. Durch den Film „Farinelli“ (eigentlich Carlo Broschi, ein äußerst berühmter Sänger, gestorben 1782) ist dieses vergessene Kapitel etwas ins allgemeinere Bewußtsein zurückgekehrt. Heute werden diese Arien, wenn sie denn gesungen werden, von Countertenören oder Frauenstimmen übernommen (das Problem ist üblicherweise die abgeforderte Stimmkraft). Da ich beide CD‘s mittlerweile durchgehört habe, darf ich sagen, Frau Bartoli macht ihre Sache ganz beeindruckend.

Worum es dabei geht beschreibt das umfangreiche Booklet (eher ein kleines faktengesättigtes Handbuch) in etwas kapriziösen, aber doch treffenden Worten wie folgt. Die ausgewählten Arien (von Porpora, Graun, Händel u.a.) gehörten „mit ihrer stupenden Virtuosität, der Pianokultur, den ausdehnten Melismen, den unendlichen Koloraturketten, der die Lunge sprengenden Länge von Atem- und Phrasierungsbögen und dem von Kontralto über den Mezzosopran bis hin zum Sopran sich spannenden Tonumfang zum Anspruchsvollsten, was je für die menschliche Stimme komponiert wurde“.

Wie der Titel nahelegt, wollte ich eigentlich noch ein paar launige Bemerkungen über schwedische Monarchiefeinde anschließen, aber das paßt irgendwie nicht mehr hierher, also holen wir es später nach.

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