Dienstag, 29. September 2009

Michaelis & Herrn Roloffs Beitrag dazu


Hans Memling,
"Das Jüngste Gericht", Erzengel Michael mit der Seelenwaage,
hier gefunden

„Sancte Michael Archangele,
defende nos in proelio
contra nequitiam et insidias diaboli
esto praesidium.
‘Imperet illi Deus‘, supplices deprecamur:
tuque, Princeps militiae coelestis,
Satanam aliosque spiritus malignos,
qui ad perditionem animarum
pervagantur in mundo,
divina virtute, in infernum detrude.
Amen.“

„Heiliger Erzengel Michael,
verteidige uns im Kampfe;
gegen die Bosheit und die Nachstellungen
des Teufels, sei unser Schutz.
‘Gott gebiete ihm‘, so bitten wir flehentlich;
du aber, Fürst der himmlischen Heerscharen,
stoße den Satan und die anderen bösen Geister,
die in der Welt umherschleichen,
um die Seelen zu verderben,
durch die Kraft Gottes in die Hölle.
Amen.“


St. Michael, Hildesheim,
hier gefunden

Das obige Gebet stammt von Papst Leo XIII., dazu soll ihn eine Dämonen-Vision im Jahre 1880 veranlaßt haben. Der Erzengel Michael ist eine Gestalt der christlichen Mythologie (um einmal einen despektierlichen Begriff zu bemühen), die viele Bedeutungen auf sich vereint, er gilt als Bezwinger Satans, der diesen aus dem Himmel geworfen habe, als Anführer der himmlischen Heerscharen, die vor Gottes Thron stehen, er ist der Hüter des Paradiestores und, für Deutsche nicht unwichtig, seit dem Sieg auf dem Lechfeld am 10. August 955 wurde der Hl. Michael als Schutzpatron des Heiligen Römischen Reiches verehrt. Auf den letzten Punkt vor allem geht Herr Roloff in dem nachfolgenden Beitrag ein, manches mag einem Leser hier bekannt vorkommen, aber so ist das nun einmal, wenn Gelesenes seine Spuren hinterläßt. Und falls jemand nachlesen will, was mir vor einem Jahr zum Erzengel Michael eingefallen ist, das wäre dann hier zu finden.

Michaelis
Gedanken zum Tag des Erzengels Michael und aller Engel

Die Geschichte der Gedenk- oder gar Nationalfeiertage von uns Deutschen ist vor allem in den letzten beiden Jahrhunderten unbeständig, wie vieles andere in dieser Zeit auch. Bismarcks Staat war am 18. Januar 1871 proklamiert worden und feierte diesen darum als Reichsgründungstag.
Der eigentliche Feiertag des II. Kaiserreichs aber war der Sedantag. Christian Graf Krockow hat am 1. April 1998 in der Schönhauser Kirche, im Rahmen seiner Festansprache zum Bismarckjahr, eine schöne Beschreibung dieses Tages hinterlassen und zitierte in ihr wiederum Sebastian Haffner:

„Symbole sagen oft mehr als Begriffe, und das Symbol des Bismarck-Reiches war der Sedantag, der an die Kapitulation der französischen Armee bei Sedan samt Kaiser Napoleon vor der preußisch-deutschen im Jahre 1870 erinnerte. Sebastian Haffner hat in einer schönen Betrachtung noch aus eigenem Erleben diesen Tag, diesen Symboltag des Bismarck-Reiches, folgendermaßen beschrieben:
‚Der Sedantag war ein rundes halbes Jahrhundert lang der deutsche Nationalfeiertag, mit Paraden, Beflaggung, Schulfeiern, patriotischen Reden und allgemeinen Hochgefühlen. Und zwar war es, muß man wahrheitsgemäß und mit einiger Beschämung sagen, der einzige wirklich effektive Nationalfeiertag, den die Deutschen gehabt haben. Was nachher an seine Stelle trat, der 11. August, Verfassungstag der Weimarer Republik, der 1. Mai der Nazis, der 17. Juni der Bundesrepublik, das war alles nichts Rechtes mehr: halt ein freier Tag und ein paar Weihestunden und Reden, die keinen sonderlich interessierten. Aber der 2. September, der Sedantag, mein Gott, da war wirklich noch was los! Das war eine Stimmung – ich finde für die heutige Zeit keinen anderen Vergleich - als ob die deutsche Nationalmannschaft die Fußballweltmeisterschaft gewonnen hätte, und zwar jedes Jahr aufs neue.‘“

Es folgte, wie von Haffner bereits erwähnt, der 11. August. An diesem Tag wurde 1919 in Weimar die Reichsverfassung verkündet und seit 1921 wurde er Nationalfeiertag. Bemerkenswerter Weise war dies ein Nationalfeiertag, der nicht einmal im ganzen Reich staatlicher Feiertag war, denn die Bestimmung der Feiertage war Ländersache und beispielsweise Bayern berücksichtigte den 11. August nicht.

In der Bundesrepublik dann standen der 23. Mai und der 17. Juni über vier Jahrzehnte wenig beachtet und beinahe ohne wirkliche Tradition nebeneinander. Am 23. Mai 1949 war durch den Parlamentarischen Rat das Grundgesetz verkündet worden und am 17. Juni 1953 hatten sich in der DDR die Arbeiter erhoben und so war aus diesem der Tag der deutschen Einheit geworden.

Jedenfalls waren es immer nur Jahrzehnte, die man diese Tage feierte. Tiefe Spuren hinterließen sie alle nicht.

Beinahe aber ein Jahrtausend lang war der heutige Tag der Festtag dieses Landes. Ludwig der Fromme, Sohn Karls des Großen, hatte das Fest des Erzengels auf der Mainzer Synode von 813 ganz bewusst auf den 29. September gelegt, weil die Germanen an diesem traditionell Wotans gedachten. Seit der Schlacht auf dem Lechfeld 955 wurde Michael dann als Patron des Heiligen Römischen Reiches und später auch Deutschlands verehrt. Das Wort „Engel“ trägt in sich die Bedeutung „Bote“. Michael nun bringt uns die erste Botschaft schon mit seinem Namen. Michael heißt: „Wer ist wie Gott?“ Die einzig mögliche Antwort lautet natürlich: Niemand. Gott ist einzigartig. In der Anbetung Gottes ist immer eine klare Schranke gegen die Selbstermächtigung des Menschen gesetzt. Andererseits überbrücken die Engel auch die aus dieser tiefen Unterschiedenheit resultierende Gottesferne. Sie bringen Nachricht, sie geleiten die Menschen und zuletzt auch die Seelen der Verstorbenen. Vor allem aber sind es die Engel, die zuerst die Geburt des Erlösers verkünden. Gott, der die Menschen sich ebenbildlich geschaffen hat, wird ihnen in der Menschwerdung seines Sohnes gleich. Auch darauf weist dieses Fest an der Tag-und-Nacht-Gleiche bereits hin.

Wie sehr der Erzengel in unserem Land verehrt wurde, machen die vielen Michaeliskirchen und das Reden vom „Deutschen Michel“ auch heute noch deutlich, und die Gärtner kennen die Weisheit: „Ein Baum gepflanzt St. Michael, der wächst von Stund an auf Befehl.“

Vielleicht ist es ja ein gutes Zeichen, daß der neue Nationalfeiertag von uns Deutschen zumindest zeitlich wieder in die Nähe des Michaelisfestes gerückt ist.

Thomas Roloff

8 Kommentare:

Mr. Urs hat gesagt…

War meine Grossmutter demnach deutschfeindlich? Denn sie wollte keinen Michel in ihrem Hause. Darum ist das nicht mein erster Vorname geworden.

MartininBroda hat gesagt…

Kann schon sein, daß der Name einen gewissen Beigeschmack für sie hatte, aber jetzt hast Du halt einen bärig-kernig schweizerischen Namen, ist doch auch nett.

Wayward Hawaiian hat gesagt…

Pretty intense picture of Arch Angel Michael. Wish I knew the history behind it.

Pilgrim hat gesagt…

And where is the translation of this post? :-) Propz Pilgrim...p.s., it means all of your future posts. I only understood the latin part!

MartininBroda hat gesagt…

@Arnold It’s a part of a painting (link was indeed missing) from Hans Memling: “The Last Judgment”. I guess I should recommend this article (http://en.wikipedia.org/wiki/Hans_Memling), even Memling is called there “a German-born Early Netherlandish painter”. That’s a bit funny, because there were no Netherlands at that time, this territory was a part of the Holy Roman Empire of the German Nation (http://en.wikipedia.org/wiki/Holy_Roman_Empire), but I guess the article is nevertheless worth reading.

MartininBroda hat gesagt…

@Pilgrim Today I guess, I was not in the right mood, but I should indeed translate.

MartininBroda hat gesagt…

Michaelis & Mr. Roloffs contribution
Translation part 1

Saint Michael the Archangel,
defend us in battle;
be our protection against the wickedness and snares of the devil.
May God rebuke him, we humbly pray:
and do thou, O Prince of the heavenly host,
by the power of God,
thrust into hell Satan and all the evil spirits
who prowl about the world seeking the ruin of souls.
Amen

The above prayer was written by Pope Leo XIII, some people say it was caused by a prophetic vision he has had in the year 1880 (http://en.wikipedia.org/wiki/Prayer_to_Saint_Michael).

Archangel Michael is a figure in Christian mythology (in order to use a lightly disrespectful term), who unite many meanings in himself, he is considered as the conqueror of Satan, whom he threw out of heaven, as the field commander of the Army of God standing before the throne of God, he is the guardian of the gate of paradise and for Germans not unimportantly, since the victory on the Lechfeld on August 10th 955 St. Michael was admired as patron saint of the Holy Roman Empire.

On the last point mostly Mr. Roloff focuses in the following article, if some readers recognizes something, that’s happened if reading leaves his traces...

MartininBroda hat gesagt…

useful link:
http://en.wikipedia.org/wiki/Michael_(archangel)