Mittwoch, 2. September 2009

Gespenster der Geschichte und ein erfreulicher Name


Misty Mountains of Middle-earth, west, Eriador side
Maxim Kartashev
hier gefunden

Vor einem Jahr hatte ich zu diesem Datum noch etwas zu dem lange verflossenen Sedan-Tag geschrieben. Da es nicht sehr originell ist, sich zu wiederholen, warf ich wieder einmal einen Blick in den Kalender und alles, was ich sah, waren Gespenster, vielleicht ist mein Blick heute etwas getrübt und bleibt ständig am Gruseligen hängen. Aber wer wollte im Ernst etwa etwas zum Morgenthau-Plan schreiben (übrigens, da ich gern auf weiterführende Links verweise, es ist derartig peinlich leisetreterisch, was da im deutschsprachigen Wikipedia-Artikel zu diesem Thema geboten wird, daß ich dringend die englische Variante empfehle).

Und etwas Erfreuliches zur japanischen Kapitulationserklärung vom 2. September 1945 zu verfassen, fällt mir auch eher schwer. Warum, nun sie kam etwas zu spät. Die USA hatten gegenüber dem kapitulationsbereiten Japan darauf bestanden, den Tenno abzuschaffen, die Japaner hatten einen Kriegsverbrecherprozeß gegen ihn befürchtet und lehnten ab. 2 erfolgreiche Atombombenabwürfe später durften die Japaner kapitulieren und ihr Kaiserhaus behalten.

Aber eigentlich wollte ich hier ja nie über etwas Geschichtliches schreiben, das nicht länger als 70 Jahre zurückliegt, ich weiß jetzt wieder warum. Auch tut es mir leid, daß mir immer zuerst auffällt, was quer zu den modernen Geschichtsmythen steht, es ist nun mal so. Und mir fallen bei der glorreichen französischen Revolution nun mal eher die Septembermassaker von 1792 als die Erklärung der Menschenrechte ein. Also die Geschichte bereitet uns heute wenig Unterhaltung.

Aber „Mythos“ ist ein Stichwort. Am 2. September 1973 starb John Ronald Reuel Tolkien, und das ist doch einmal ein Name, da fällt alle Last von einem.


Amon Sûl (Weathertop), Eriador, Middle-earth
MaximKartashev
hier gefunden


Gondor aus dem „Herrn der Ringe“ ist ein Wunschort vieler, kein Fluchtort, denn wie jeder Leser weiß, ist Gondor das Gegenteil eines idyllischen Orts, es begegnen Grausamkeit, Verrat, Verzweiflung, all die üblichen menschlichen Dinge, und über allem der Schatten des Untergangs. Aber man taucht ein in das Gefühl, wie die Welt wäre, wenn sie richtig wäre, und die Dinge so, wie die Dinge sein sollten, und man nicht in einer gefälschten Wirklichkeit leben müßte. So wird die Fiktion zur wirklicheren Wirklichkeit, etwas, das so vertraut wird, daß die Namen, die jemand diesen Bildern hier gegeben hat, ganz selbstverständlich erscheinen.

5 Kommentare:

Pilgrim hat gesagt…

Tolkien is one of the few writers I really appreciate. Ann sorry, if I seemed a bit harsh in my last two posts. I was driven by the fatr of a greatgrandaut, who was gassed at Grafenberg/Rhineland, just because she was a bit slow in mind! Can you understand me now? Propz Pilgrim

Mr. Urs hat gesagt…

Schade, dass es nichts mehr zum Seadan Tag gibt. Die Zeichnungen haben mir sehr gefallen.

Ich wunderte mich etwas, welches Schiff du in der letzten Zeichnung porträtiert hast. Die Handelsflagge deutet auf ein ziviles Schiff. War es die Trägerin des Blauen Bandes "Kaiser Wilhelm II" oder doch etwa die wehrhaftere SMS Kaiser Wilhelm II?

MartininBroda hat gesagt…

@Urs Da die Anzahl der Schornsteine in beiden Fällen nicht stimmt, kann man es sich eigentlich aussuchen, gut ausgesehen haben sie beide, ich tendiere ja zu letzterem, aber dann müßte ich in eine Kinderzeichnung (ich schätze 8 Jahre)ein Eisernes Kreuz malen, wär wohl nicht ganz richtig,
Sedantag, hm, vielleicht poste ich als Nachtrag eine andere, dann etwas militantere Kinderzeichnung.

MartininBroda hat gesagt…

@Pilgrim Reading Tolkien is indeed like coming home for me, it’s my sentimental side I guess. Well, the B-word was actually a trip beyond the border. I was really hesitant to make my second comment at your post, but you can discern on it I try to treat your feelings serious (I have never mentioned it before). Considering Matthew 8,22 sometimes it is wiser to leave the shadows of the past. It’s a sentence I try to say to myself. Have a good night.

MartininBroda hat gesagt…

Ghosts of history and a pleasing name
My clumsy translation

One year ago I had written something about this long gone Sedan day. Since it is not very original to repeat myself I had a look again into the calendar and everything I saw were ghosts, perhaps my view today is somewhat cloudy and therefore constantly getting caught from gruesome things. But who wants to write by the way something seriously about the Morgenthau plan (since I like to refer to links, the German Wikipedia article to this topic it is so embarrassingly pussyfooting I recommend strongly the English variant - http://en.wikipedia.org/wiki/Morgenthau_Plan).

And it’s also rather hard for me too to write something pleasant about the Japanese Instrument of Surrender from September 2th 1945. Why? Well it was somewhat too late. The USA had insists to the surrender-ready Japanese Japan has to abolish the Tenno, they feared a war crimes trial against him and rejected. 2 successful atom bomb releases later the Japanese were allowed to capitulate and keep the house of the emperor (http://en.wikipedia.org/wiki/Surrender_of_Japan).

But actually I wanted to write here about something historical never, unless it is past at least 70 years, I know now again why. Also I’m sorry that always it is first noticeable to me, what stands against to the modern history myths, that’s just how I am. And it occurs to me when it comes to the glorious French revolution I rather remember the September massacres of 1792 (http://en.wikipedia.org/wiki/September_Massacres) then the Declaration of the Rights of Man and of the Citizen. Thus history prepares today little entertainment for us.

But „myth “is a keyword. On September 2th 1973 John Ronald Reuel Tolkien died, and that is indeed a name, where all burdens are falling from one’s mind (http://en.wikipedia.org/wiki/J._R._R._Tolkien).

Gondor from the „Lord of the Rings“ is a place of desire for many, not a place of escape, because like each reader knows, Gondor is the opposite of a idyllic place, there is cruelty, betrayal, despair, all the usual human things, and above everything the shade of the fall. But one dives into the feeling, how the world would be if it were true, and things were the way things should be, and one had not to live in a falsified reality, in a forgery. Thus the fiction becomes the more real reality, something, which it is trusted in such a way that the names, which someone gave to these pictures here appear completely natural.