Montag, 28. April 2008

Dieser Ort


Der Ort, an dem wir uns seit einiger Zeit nach unserem überwiegenden Eindruck jedenfalls physisch aufhalten, hört auf den Namen Neubrandenburg. Wenn das Leben Pointen bereithält, spart es nicht, denn wie nicht ganz verborgen geblieben sein dürfte, liegt die innere Heimat des Autors eher etwas weiter südlich an der Havel. Der Sachverhalt ist noch etwas verwickelter, aber brechen wir einfach ab und zitieren uns selbst:

"'Einladung auf spätmittelalterliches Pflaster' war in der 'Neubrandenburger Zeitung' vom 8. September 2006 zu lesen. Der Tag des offenen Denkmals verschaffte mir am vergangenen Sonntag einen beeindruckenden Einblick in das mittelalterliche Neubrandenburg und zugleich die Gewißheit, daß in einem Jahr an dieser Stelle nur noch ein leerer Platz aus Sand und Beton übrig bleiben wird. Sicher ist erkenntnis- und verdienstreich, was von engagierten Archäologen hier zusammengetragen wurde, aber das erinnert doch auch stark an das Bild des Delinquenten, der noch penibel vermessen und fotografiert wird, bevor man ihn erschießt. Dieser Delinquent sind die Zeugnisse des alten Neubrandenburg."

Die Zeit ging weiter, ein überraschend gut erhaltenes mittelalterliches Pflaster und einige sehr gut erhaltene Mauern aus der Frühzeit dieser Stadt sind Vergangenheit auf irgendeiner Müllhalde und dafür wächst dort eine propere Tiefgarage, so sind diese Zeiten und der überwiegende Teil ihrer Bewohner, das alles hat natürlich etwas von einem wirklich unangenehmen Juckreiz.

Wir brechen wieder ab. Auf meinem Schreibtisch liegt ein Stein von diesem gewesenen Marktplatz, der dort unten einmal war, und jetzt sieht er für jeden anderen einfach nur aus wie irgendein Stein und ich frage mich, wenn die Ordnung, die wir aus Dingen zu schaffen versuchen, zerfällt und nur die nackten Dinge übrig bleiben, existiert dann noch etwas wie ein geistiger Rest, etwas, das vorher nicht war, eine Spur in der Seele der Welt oder ist dies alles eine kalte, mechanische und seelenlose Veranstaltung, ich glaube nicht.

Sonntag, 27. April 2008

Sonntag & Frühling



Die Linien des Lebens sind verschieden
Wie Wege sind, und wie der Berge Grenzen,
Was hier wir sind, kann dort ein Gott ergänzen
Mit Harmonien und ewigem Lohn und Frieden.

Friedrich Hölderlin





Samstag, 26. April 2008

Über Wünsche

"Es war in unsres Lebensweges Mitte, als ich mich fand in einem dunklen Walde, denn abgeirrt war ich vom rechten Wege." Dies sagt bekanntlich Dante am Beginn seiner "Göttlichen Komödie", und wie leicht ist es abzuirren.

Manchmal, wenn unsere Phantasie unnütz umherschweift, hat sie die merkwürdigsten Einfälle, z. B. wie wäre es, wenn ich mich mit eben jenem befreunden könnte, der mir gerade gegenübersitzt, was für ein unterhaltsames Spiel, das Problem ist nur, was tun wir, wenn diese Gedankenspiele Wirklichkeit werden.

Ich geriet einmal in eine eher suspekteVeranstaltung, wo der Gesichtsausdruck der Teilnehmer sehr überwiegend von einer Mischung aus Gier und Verzweiflung geprägt war, bis auf einen, den anzusprechen ich den Mut fand, in etwa mit den Worten, "sie sehen aber ziemlich anders aus als diese übrigen Gespenster", zumindest war das die nonverbale Botschaft.

Das andere Aussehen klärte sich vermutlich etwas durch seine jüdisch-russische Provinienz, die sich darauf herausstellte, aber jedenfalls sind wir seitdem jetzt seit einigen Jahren befreundet, hoffe ich. Man sollte auf seine Wünsche aufpassen, sie könnten sich überraschend erfüllen und dann muß man auch damit leben.

Freitag, 25. April 2008

Wie Herr Cooper über Waldbrände schreibt

Herr Cooper aus Kanada schreibt gerade sehr schön über unser Leben als ständigen Kampf des Zurückgewinnens und Wiederaufbauens und wie unsere Verluste uns bestimmen, über Wurzeln und dgl., ein Waldbrand dient ihm als Anstoß für diese Reflexionen und wir waren sehr erfreut, daß unser alleinstehender Familienvater zweier kleiner Kinder wieder etwas mehr zu seinen früheren Themen fand.

Um etwas prosaischer fortzufahren, ich beschloß, einmal kurz bei Google nachzuschauen, wer in den Weiten dieses Mediums alles auf ihn verweist. Der Grund war simpel, im allgemeinen schätze ich, was er so schreibt und es gibt dort offenkundig eine ganze Wolke von Lesern resp. Bewunderern, so daß die Vermutung nahe lag, daß auch ein deutschsprachiger dabei sein könnte. Das in der Hoffnung, dem Umgang mit den eigenen Gedanken in einer sprachlich etwas vertrauteren Weise zu entgehen.

Das Ergebnis war ein unerwartetes, nämlich daß von 223 Einträgen schon der 3. auf diese bescheidenen Notizen verwies, was eindeutig zu viel der Ehre ist. Es gab auch anderes Spannendes, Anrühendes, Merkwürdiges etc. zu entdecken. Dieses Medium verleitet ja sehr dazu, daß man sich etwas verirrt. Aber das Gefühl, welches mir etwas mißfiel, blieb doch, man würde sich in etwas hineindrängen, wohin man nicht gehört.

Eine überraschende Lektion über die Folge von Empfehlungen, über die ich gerade etwas nachdenke.

Mittwoch, 23. April 2008



Wir sind aus solchem Zeug wie das zu Träumen und unser kleines Leben ist eingehüllt in einen Schlaf.





obiges Bild
Tom Adams, Abendstimmung in Western Cape, Südafrika
gefunden hier

Sonntag, 20. April 2008

Sonntag


Die kategoriale Welt ist nur eine Lichtschneise, die über das außer ihr nichts aussagen kann.

Samstag, 19. April 2008

Die Illusion von Fortschritt


Eine vergleichsweise vernünftig erscheinende Bekannte erzählte heute von dem Bauernhof ihrer Eltern in Pommern, also vor Kriegsende, und wie dort zeitweise ständig die neugeborenen Kälber nicht überlebt hätten, „...die sprangen auf, guckten dich aus ihren großen Kälberaugen an und fielen tot wieder hin...“, bis dann, als einmal der Boden neu gepflastert worden wäre, dort unter dem alten Pflaster ein Hufeisen gefunden worden sei, dies hätte ihr Vater weit fort gebracht und von Stund an hätte es wieder überlebende Kälber gegeben.

Der zivilisatorische Fortschritt ist überwiegend eine Fiktion, die Menschen hängen nun einmal an ihren Gewohnheiten, und da es gerade aus der Mode ist, Hexen zu verbrennen, tun sie es auch nicht, sie hätte nicht das geringste Problem damit, wenn es wieder anders würde.

Im Selbstverständlichen gibt es keine sichere Gewohnheit.



obiges Bild:
„Fresh horseshoe print in clay trail. Sonoma County, California, USA“

von Carina ("northbaywanderer"), Windsor, CA, USA
gefunden hier

Freitag, 18. April 2008

Die Tristesse der Jugend oder warum ich Kordhosen schon immer gehaßt habe


Eine der zweifelhaften Errungenschaften meiner Jugend war die Kordmode oder mit anderen Worten, Kord habe ich schon als Kind gehaßt, wir wollen es im weiteren auf sich beruhen lassen, was genau mir daran so erheblich mißfiel.

Heute nun faßte ich den widerstrebenden Entschluß, meine Garderobe etwas „aufzufrischen“, was in der Tat bald als ein eher unpassender Begriff dafür erschien, denn was wurde mir als neuester Trend anempfohlen - Kord, also etwas, das ich seit ca. 30 Jahren als vergessen geglaubt, erhofft ... hatte. Offenbar kehrt mindestens alle 25 Jahre alles zurück, nicht nur das Heilige Jahr.

Der abgebrochene Versuch eines Seeuferspaziergangs, der darauf folgte - abgebrochen, weil ich mich bald halbwegs erinnerte, erinnern mußte, durch den hysterischen Lärm, dem ich mit jedem Schritt näher kam, daß die hoffnungsfrohe, übermäßig versammelte Jugend wohl in unmittelbarer Nähe das schulische Ende feierte, nun ein Ende zu feiern, dafür gibt es meist viele gute Gründe, aber in diesem Fall machte mich eines stutzig, es war mehr oder weniger die Musik meiner Jugend, nur daß ich dies zur Abwechslung überwiegend mochte, nota bene: Kord, die erhoffte Naturidylle war somit hinüber und es machte auch wenig Sinn weiterzugehen, denn wie sagt (die ohne Recht in den Hintergrund geratene) Fräulein Duisendonck:

„Allein, um unser eigentliches Thema abzuschließen, nämlich die Jugend ... nach meinem Eindruck, auf Erinnerungen kann ich dabei kaum zählen, ich denke, selber nie jung gewesen zu sein, daß also die Jugend, nachdem sie das Feuerwerk ihrer Aufgeregtheiten abgebrannt hat, gern in die fadeste Existenz zurückfällt. Und das war jetzt die freundliche Variante eines Zusammenstoßes mit jungen Menschen. Üblicherweise ist mit diesen ja überhaupt keine vernünftige Unterhaltung zu führen. Sie stecken so fest in ihrem kindischen Trotz, daß sie unsereinen für wenig höher halten als ein morsches Gerüst und mindestes so überflüssig. Man sieht Ihnen an der Nase die Frage an: ‚Wie läuft etwas noch umher, das schon so tot ist.‘ Womit ich wirklich nicht andeuten will, daß sie womöglich in ganzen Sätzen zu reden vermögen. Und wenn ihnen Dinge begegnen wie Tausenden Generationen vor ihnen, machen sie einen Tumult, als wäre der Mond auf die Erde gefallen, und wenn einem das nicht sofort einleuchten will, vorausgesetzt, man wurde zuvor überhaupt wahrgenommen, schauen sie dich an wie einen unverständigen Eseln ... Wir stecken in den abgenutzten Formen des Daseins, das wir vorgefunden haben, und vor uns eröffnet sich etwas, dem wir die größten Erwartungen zumessen, um dann regelmäßig enttäuscht zu werden. Viel Aufregung also um nichts. Und dieses Nichts wird dann als Begründung, um nicht zusagen Apotheose des dürftigsten Daseins, ich meine das geistiger Natur, genommen.“

- der abgebrochene Seeuferspaziergang führt noch einmal zur Musik, und da wäre festzuhalten, ich entwickelte in jenen Jahren, den frühen 80zigern eine ziemliche Sympathie für die Zeit davor, das ist immer leicht, aber ich stehe recht fest zu meiner Auffassung, daß in diesen frühen Jahren handfeste Entdeckungen gemacht wurden, gewissermaßen stießen einige auf die Ölquelle unmittelbaren Lebens, ob sie mit dieser Entdeckung viel anfangen konnten, sei dahingestellt, aber so sind sie die Entdecker, jedenfalls aber, um es abzukürzen, ich erinnere mich nun einmal auch: Das Prägendste dieser Jugend war ihre Tristesse, vor mir erstehen laue sog. Partys, wo alles ständig in Bewegung war, aber manchmal verschafft eben allein der Wechsel von einem tristen Ort zu einem anderen schon Erleichterung, gewissermaßen das fragile Gefühl des Übergangs, das Nachlassen der Anspannung .

Facit:

Wir vertrauen zu sehr auf die Routine unseres Lebens, es gibt sie nicht wirklich, daher dürfen wir nichts anderes als jeden Moment, der anders ist oder der etwas gutes Bekanntes bestätigt, festhalten, in unserem tiefsten Inneren speichern.

Mittwoch, 16. April 2008

sieben Zeichen


Wir spiegeln uns in der Sprache, aber was, wenn das, was uns aus dem Spiegel anschaut, entgegen unserer Erwartung pedantisch, uninspiriert und hoffnungslos erscheint. Ist unsere Sprache ungenügend oder sind wir so. Manchmal erzählen 7 Zeichen eine orginellere Geschichte, als wir auf vielen müden Seiten zustandebringen.

Untenstehend ein Zitat aus einer Kommentarrubrik in einem, sagen wir,
Unterhaltungsgenre:


:(
:(
>:(

„.

Sonntag, 13. April 2008

Nachwirkungen


Dinge gehen durch den Kopf, die einem Ort wie diesem erspart bleiben sollten, auch wenn sie das wenige an Verstand, was die Zeiten & Umstände übrig gelassen haben, beschäftigen, aber wir sind überraschenderweise wieder einmal verblüfft über unsere eigene Wirkung auf Andere, und so fahren wir ungeachtet des soeben gesagten fort festzuhalten:

Jemand, den ich sehr schätze, ist (oder war) häufig von erfrischender Arroganz, ich versuche in etwa die Richtung zu rekonstruieren: „Ich könnte durchaus noch etwas mehr Verständnis für ihre Interessenlage aufbringen, Herr Kollege, wenn sie sich weniger penetrant maskieren würde,“ oder „nachdem ich ihre rudimentäre Gedankenführung vervollständigen konnte, habe ich in gewissen Varianten durchaus etwa Sinnhaftes feststellen können“.

Man gewinnt so keine Freunde, aber ist das ein Problem, wollte man wirklich mit der Dummheit befreundet sein, oder wäre das nicht doch nur bloße Biologie, um so gewissermaßen die Wärme eines Viehstalls zu suchen, nichts gegen Tiere, aber sind wir so oder sollten wir so sein.

Mittwoch, 9. April 2008

nach einer Art Lesung




"Dort war der Himmel
aufgetan, in der Farbe des Kinderhaars.
Schöne Erde Vaterland."


Johannes Bobrowski
Das verlassene Haus (1964). Werke 1 S.207.

Dienstag, 8. April 2008

Albrecht von Preußen

Heute vor 483 Jahren, am 8. April 1525, endete mit dem Huldigungseid Albrechts als Herzog von Preußen vor dem polnischen König Sigismund I. der preußische Ordensstaat.

Albrecht, Sohn des Markgrafen Friedrich von Brandenburg-
Ansbach, war von 1511 bis 1525 Hochmeister des Deutschen Ordens und hatte dem polnischen König zunächst den Lehnseid verweigert, was zu einem verheerenden Krieg mit Polen führte, der verloren ging.

1522 von Andreas Osiander für die Reformation gewonnen, legte er das Amt des Hochmeisters nieder und entschloß sich, Preußen in ein weltliches Herzogtum umzuwandeln, und die Reformation einzuführen. Die Stände erkannten ihn als neuen Herzogs an und stimmten für die Annahme der Reformation.

1544 gründete er in Königsberg die nach ihm Albertina benannte Universität. Von ihm stammen die ersten drei Strophen des Kirchenliedes „Was mein Gott will, gescheh allzeit".

Der Vater des weltlichen Preußen, zuletzt über Streitigkeiten mit den Ständen und Einwirkungen Polens verbittert, starb am 20. März 1568 in Tapiau an der Pest.

Er hat als erster deutscher Fürst die Reformation eingeführt.





Was mein Gott will, das g'scheh' allzeit

Was mein Gott will, das g'scheh' allzeit,
Sein Will', der ist der beste;
Zu helfen den'n er ist bereit,
Die an ihn glauben feste;
Er hilft aus Not, der fromme Gott,
Und züchtiget mit Maßen,
Wer Gott vertraut, fest auf ihn baut,
Den will er nicht verlassen.

Gott ist mein Trost, mein' Zuversicht,
Mein' Hoffnung und mein Leben.
Was mein Gott will, daß mir geschicht,
Will ich nicht widerstreben.
Sein Wort ist wahr, denn all mein Haar
Er selber hat gezählet.
Er hüt't und wacht und hat wohl acht,
Auf daß uns gar nichts fehlet.

Nun, muß ich Sünd'r von dieser Welt
Hinfahr'n in Gottes Willen
Zu meinem Gott: wann's ihm gefällt,
Will ich ihm halten stille.
Mein' arme Seel' ich Gott befehl'
In meiner letzten Stunden.
Du frommer Gott, Sünd, Höll' und Tod
Hast du mir überwunden.

Noch eins, Herr, will ich bitten dich,
Du wirst mir's nicht versagen:
Wenn mich der böse Geist anficht,
Laß mich, Herr, nicht verzagen;
Hilf, steur und wehr, ach Gott, mein Herr,
Zu Ehren deinem Namen!
Wer das begehrt, dem wird's gewährt.
Drauf sprech' ich fröhlich: Amen.



obiges Bild: Albrecht von Hohenzollern
gefunden hier

Mittwoch, 2. April 2008

Warum Preußen?

Meine Stiefgroßmutter war eine böse Frau, mutmaßlich. Jedenfalls hat sie mir die Liebe zum 2. Kaiserreich eingeflößt, so etwa in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts und zwar östlich der Elbe. Und so nähte sie mir damals auch eine kleine schwarz-weiß-rote Fahne, die ich sehr verehrte. Später ließ meine kindliche Begeisterung für das 2. Kaiserreich nach, mein Empfinden war das eines gewissen Ungenügens und ich erwärmte mich eher für das erste, man sollte sich wohl nie mit dem zweiten zufrieden geben, diese schwärmerische Begeisterung hielt lange an, irgendwie bis heute.

Dienstag, 1. April 2008

Bismarck

Bismarck an seinem 80. Geburtstag

Heute vor 193 Jahren, also am 1. April 1815 wurde Otto Eduard Leopold von Bismarck-Schönhausen, späterer preußischer Ministerpräsident und Kanzler des Deutschen Reichs, der „Eiserne Kanzler“ in Schönhausen (Altmark) geboren.

Seit 1871 Fürst von Bismarck-Schönhausen ist er in einem kaum bestimmbaren Maße der „Vater“ des Staatswesens, in dem wir noch immer mehr oder weniger leben. Es hat wohl wenig vergleichbare Fälle gegeben, in denen jemand am Ende so viel Zuneigung und Verehrung auf sich gezogen hat, der durch seine Charakterart so wenig dazu einlud.

Möglicherweise aber hat ihn erst diese in den Stand gesetzt, eine Leistung zu vollbringen, bei der einem noch im Nachhinein derart schwindlig wird, nicht zuletzt, wenn man erkennt, wie souverän sich jemand über die Gebundenheit seines persönlichen Herkommens zu erheben vermag.


Zitate

„Heute früh kaum gefrühstückt, ... Portugal, Rußland, Frankreich..., dessen Botschafter ich darauf aufmerksam machen mußte, daß es für mich Zeit sei, in das Haus der Phrasen zu gehn. In diesem sitze ich nun wieder, höre die Leute Unsinn reden und beendige meinen Brief, die Leute sind sich alle darüber einig, unsre Verträge with Belgien gutzuheißen, und doch sprechen 20 Redner, schelten einander mit der größten Heftigkeit, als ob jeder den andern umbringen wollte; sie sind über die Motive nicht einig, aus denen sie übereinstimmen, darum der Zank; echt deutsch leider...“

an John Lothrop Motley, 17. April 1863


„Denn der Mensch kann den Strom der Zeit nicht schaffen und nicht lenken, er kann nur darauf hinfahren und steuern, mit mehr oder weniger Erfahrung und Geschick, kann Schiffbruch erleiden und stranden und auch zu guten Häfen kommen.“

Ansprache an Studenten, 1. April 1895

Bild: Bismarck. Des eisernen Kanzlers Leben in annähernd 200 seltenen Bildern nebst einer Einführung. Herausgegeben von Walter Stein. Im Jahre des 100. Geburtstags Bismarcks und des großen Krieges 1915. Hermann Montanus, Verlagsbuchhandlung Siegen und Leipzig
Scanned by: Immanuel Giel und gefunden hier