Freitag, 18. April 2008

Die Tristesse der Jugend oder warum ich Kordhosen schon immer gehaßt habe


Eine der zweifelhaften Errungenschaften meiner Jugend war die Kordmode oder mit anderen Worten, Kord habe ich schon als Kind gehaßt, wir wollen es im weiteren auf sich beruhen lassen, was genau mir daran so erheblich mißfiel.

Heute nun faßte ich den widerstrebenden Entschluß, meine Garderobe etwas „aufzufrischen“, was in der Tat bald als ein eher unpassender Begriff dafür erschien, denn was wurde mir als neuester Trend anempfohlen - Kord, also etwas, das ich seit ca. 30 Jahren als vergessen geglaubt, erhofft ... hatte. Offenbar kehrt mindestens alle 25 Jahre alles zurück, nicht nur das Heilige Jahr.

Der abgebrochene Versuch eines Seeuferspaziergangs, der darauf folgte - abgebrochen, weil ich mich bald halbwegs erinnerte, erinnern mußte, durch den hysterischen Lärm, dem ich mit jedem Schritt näher kam, daß die hoffnungsfrohe, übermäßig versammelte Jugend wohl in unmittelbarer Nähe das schulische Ende feierte, nun ein Ende zu feiern, dafür gibt es meist viele gute Gründe, aber in diesem Fall machte mich eines stutzig, es war mehr oder weniger die Musik meiner Jugend, nur daß ich dies zur Abwechslung überwiegend mochte, nota bene: Kord, die erhoffte Naturidylle war somit hinüber und es machte auch wenig Sinn weiterzugehen, denn wie sagt (die ohne Recht in den Hintergrund geratene) Fräulein Duisendonck:

„Allein, um unser eigentliches Thema abzuschließen, nämlich die Jugend ... nach meinem Eindruck, auf Erinnerungen kann ich dabei kaum zählen, ich denke, selber nie jung gewesen zu sein, daß also die Jugend, nachdem sie das Feuerwerk ihrer Aufgeregtheiten abgebrannt hat, gern in die fadeste Existenz zurückfällt. Und das war jetzt die freundliche Variante eines Zusammenstoßes mit jungen Menschen. Üblicherweise ist mit diesen ja überhaupt keine vernünftige Unterhaltung zu führen. Sie stecken so fest in ihrem kindischen Trotz, daß sie unsereinen für wenig höher halten als ein morsches Gerüst und mindestes so überflüssig. Man sieht Ihnen an der Nase die Frage an: ‚Wie läuft etwas noch umher, das schon so tot ist.‘ Womit ich wirklich nicht andeuten will, daß sie womöglich in ganzen Sätzen zu reden vermögen. Und wenn ihnen Dinge begegnen wie Tausenden Generationen vor ihnen, machen sie einen Tumult, als wäre der Mond auf die Erde gefallen, und wenn einem das nicht sofort einleuchten will, vorausgesetzt, man wurde zuvor überhaupt wahrgenommen, schauen sie dich an wie einen unverständigen Eseln ... Wir stecken in den abgenutzten Formen des Daseins, das wir vorgefunden haben, und vor uns eröffnet sich etwas, dem wir die größten Erwartungen zumessen, um dann regelmäßig enttäuscht zu werden. Viel Aufregung also um nichts. Und dieses Nichts wird dann als Begründung, um nicht zusagen Apotheose des dürftigsten Daseins, ich meine das geistiger Natur, genommen.“

- der abgebrochene Seeuferspaziergang führt noch einmal zur Musik, und da wäre festzuhalten, ich entwickelte in jenen Jahren, den frühen 80zigern eine ziemliche Sympathie für die Zeit davor, das ist immer leicht, aber ich stehe recht fest zu meiner Auffassung, daß in diesen frühen Jahren handfeste Entdeckungen gemacht wurden, gewissermaßen stießen einige auf die Ölquelle unmittelbaren Lebens, ob sie mit dieser Entdeckung viel anfangen konnten, sei dahingestellt, aber so sind sie die Entdecker, jedenfalls aber, um es abzukürzen, ich erinnere mich nun einmal auch: Das Prägendste dieser Jugend war ihre Tristesse, vor mir erstehen laue sog. Partys, wo alles ständig in Bewegung war, aber manchmal verschafft eben allein der Wechsel von einem tristen Ort zu einem anderen schon Erleichterung, gewissermaßen das fragile Gefühl des Übergangs, das Nachlassen der Anspannung .

Facit:

Wir vertrauen zu sehr auf die Routine unseres Lebens, es gibt sie nicht wirklich, daher dürfen wir nichts anderes als jeden Moment, der anders ist oder der etwas gutes Bekanntes bestätigt, festhalten, in unserem tiefsten Inneren speichern.

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