Fabel
Die Erde sahe jüngst der Lüfte schönes Blau,
Mit einem kleinen Neid, halb eifersüchtig an,
Und sprach: stoltzire nur, mit deinem blauen Licht,
So übermüthig nicht,
Weil ich so wohl, als du, dergleichen zeigen kann.
Schau mein Ultramarin; betrachte, wie der Pfau
Im blauen Schimmer prangt; schau den Sapphir. Vor allen
Kann ich dir der Gentianellen
Fast blendend Blau entgegen stellen.
Ihr voller Glantz muß dir,
Trotz deiner blauen Zier,
Noch mehr, als du dir selbst gefallen kannst, gefallen.
Die Luft nahm diesen Hohn für kein Verhöhnen an;
Vielmehr besahe sie, vergnügt und sonder Neid,
Von diesem schönen Frühlings-Kinde,
Das dem Sapphir fast gleiche Kleid,
Und lispelte darauf gelinde
Der Erde diese Worte zu:
Ich sehe deinen Schmuck nicht sonder Freuden.
Warum besiehest du
Den meinen nicht auf gleiche Weise?
Laß uns doch, ohn' uns zu beneiden,
Uns, da wir alle beyde schön,
Mit Freud' und Anmuth, Dem zum Preise,
Der unser aller Quell und Ursprung ist, besehn!
Laß uns vielmehr uns in die Wette schmücken;
Damit, wenn Geister uns erblicken,
Die mit Verstand begabt, durch ein erstaunt Entzücken,
Sie in uns beyden GOTT, die Quell des Lichts, erhöhn.
Denn, sonder Glantz und Strahl Desselben Sonnen-Lichts,
Sind wir, nicht nur nicht schön; wir sind ein wircklich Nichts.
Laß deine schöne blaue Bluhme
Denn künftig, zu des Schöpfers Ruhme,
In einem blauen Feuer blühen:
Ich will, wie vor, zu seiner Ehr',
Und zwar noch immer mehr und mehr,
In meinem blauen Schimmer glühen.
Barthold Heinrich Brockes
Irdisches Vergnügen in Gott
Irdisches Vergnügen in Gott
An Barthold Heinrich Brockes habe ich schon mehrfach erinnert, zuletzt hier, also hat es mich gefreut, daß er kürzlich (genauer gesagt am 12. Mai, ich muß dazu sagen, dies wird einer der viel versprochenen Nachträge, tatsächlich ist heute, da ich dies zu Ende schreibe, bereits der 23.) in einer Veranstaltung der hiesigen Kunstsammlung auftauchte („Die Farbe Blau in Lyrik und bildender Kunst“).
So reizvoll es wäre, auf dieses und die anderen Gedichte einzugehen (sie waren übrigens von Rilke; Trakl und Keller, und den Text des „Irdischen Vergnügens“ kann man dort finden), so entspann sich an dem Abend eine Grundsatzdiskussion über Kunst in der Moderne, und darüber wollte ich dann doch noch ein wenig etwas konzentrierter etwas loswerden, zumal ich weiß, daß einige der dort anwesend Gewesenen dies hier lesen. Allen voran Reinhard Graefe, der Maler, von dem das obige Bild stammt und der meine Gedanken furchtbar finden wird.
Übrigens war Brockes, zu Lebzeiten durchaus populär, wenige Zeit nach seinem Tod, er starb 1747, bald vergessen, der Zeitgeschmack hatte sich mit dem Siegeszug der Aufklärung völlig geändert. Und darum paßt er auch so sinnbildhaft, denn am Endpunkt dieser Veränderung stehen wir heute:
Kunst darf alles. Alles ist Kunst. Und so weiter. Das sind diese mittlerweile etwas schal gewordenen „Provokationen“ der nun auch schon in die Jahre gekommenen „Moderne“, die nur noch solange wirken als etwas von dem ursprünglichen Begriff der Kunst spürbar übriggeblieben ist. Wenn alles irgendwie Kunst ist, warum dann den Begriff nicht einfach seinlassen, wo er doch jede Bestimmtheit verloren hat. Ebenso kann man dann sagen, ich mache „Rumps“.
Das war ein wenig polemisch, aber in der Tat, wenn wir auf die Sprache der Moderne blicken, stoßen wir ständig auf eine Haltung des Dagegen, immer muß etwas entgrenzt, überschritten, gebrochen, in Frage gestellt werden. Bis zur „kreativen Zerstörung“. Was aber, wenn alles verschwunden ist, gegen das man da anrennt, und sei es, daß es zwar physisch als Artefakt noch vorhanden, aber als Maßstab ausgelöscht ist?
Und bald haben wir dann dieses Wieselwort von der „Autonomie der Kunst“, und das wären welche Gesetze, die sich die Kunst da gerade schafft? Gut, ein Künstler muß nicht Rechenschaft über seine Grundsätze ablegen, es genügt, wenn seine Werke seine Haltung bezeugen. Aber wenn da nichts mehr ist? Wenn Freiheit der Kunst meint, daß sie von jeder Bestimmtheit frei geworden ist, versackt sie im Morast des unförmig Banalen.
Aber machen wir noch einmal einen Umweg mit der Frage: Was und wozu ist Kunst? Das mögliche Wozu mag uns zu dem Was führen:
Horaz schreibt in seiner "Ars Poetica":
"Aút prodésse volúnt aut delectáre poétae / aút simul ét iucúnda et idónea dícere vítae"
„Entweder nützen oder erfreuen wollen die Dichter oder zugleich sowohl Angenehmes als auch Passendes sagen."
„Erfreuen und Nützen“, eine berühmte Formel in der es um das Verhältnis zwischen dem Schönen auf der einen und dem Wahren und Guten auf der anderen Seite geht (oder Sinnlichkeit zu Sittlichkeit, von Schönheit zur Erkenntnis).
In der Aufklärung war man der Meinung, die Künste hätten in angenehmer Weise Vernunft und Moral, überhaupt das Nützliche zu befördern. Das klingt für uns etwas platt, aber etwa bei Johann Georg Sulzer (Allgemeine Theorie der Schönen Künste) liest es sich interessanter als gedacht, ich zitiere etwas länger, den ganzen Artikel kann man dort finden:
„Der, welcher diesen Künsten zuerst den Namen der schönen Künste gegeben hat, scheint eingesehen zu haben, daß ihr Wesen in der Einwebung des Angenehmen in das Nützliche, oder in Verschönerung der Dinge bestehe, die durch gemeine Kunst erfunden worden. In der That läßt sich ihr Ursprung am natürlichsten aus dem Hang, Dinge, die wir täglich brauchen, zu verschönern, begreifen. Man hat Gebäude gehabt, die blos nützlich waren, und eine Sprache zum nothdürftigen Gebrauche, ehe man daran dachte, jene durch Ordnung und Symmetrie, diese durch Wohlklang angenehmer zu machen.
Also hat ein, feineren Seelen angebohrner Trieb zu sanften Empfindungen, alle Künste veranlasset. Der Hirte, der zuerst seinem Stok, oder Becher eine schöne Form gegeben, oder Zierrathen daran geschnitzt hat, ist der Erfinder der Bildhauerey; und der Wilde, dem ein glüklicheres Genie eingegeben hat seine Hütte ordentlich einzurichten und ein schikliches Verhältniß der Theile daran zu beobachten, hat die Baukunst erfunden. Der sich zuerst bemühet hat, das, was er zu erzählen hatte, mit Ordnung und Annehmlichkeit zu sagen, ist unter seinem Volke der Urheber der Beredsamkeit.
In dieser Verschönerung aller dem Menschen nothwendiger Dinge, und nicht in einer unbestimmten Nachahmung der Natur, wie so vielfältig gelehret wird, ist also auch das Wesen der schönen Künste zu suchen.“
wird in ein paar Stunden fertiggeschrieben
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Nun, das mit den paar Stunden war etwas untertrieben, aber das Weiterschreiben geschieht jetzt (oje worauf habe ich mich da eingelassen), aber nur Abschnitt für Abschnitt:
Dem ist widersprochen worden; Schiller etwa meinte, wer in einen „ästhetischen Zustand“ gerate, würde zu sich selbst befreit, bekäme einen Begriff seiner Möglichkeiten; er würde seine "Menschheit" zurückgewinnen, denn "...die Schönheit gibt schlechterdings kein einzelnes Resultat weder für den Verstand noch für den Willen, sie führt keinen einzelnen, weder intellektuellen noch moralischen Zweck aus, sie findet keine einzige Wahrheit, hilft uns keine einzige Pflicht erfüllen und ist, mit einem Worte, gleich ungeschickt, den Charakter zu gründen und den Kopf aufzuklären." (Friedrich Schiller: Über die ästhetische Erziehung des Menschen)
Es ginge also um die Hebung des menschlichen Geistes im Allgemeinen, nicht um konkret Nützliches. Aber immerhin, der Mensch wird in seinem Mensch-Sein durch die Kunst bestärkt, das wäre doch auch nicht ganz wenig.
Wer Schinkel liebt, kennt dieses Bild und mag sich erinnern, an diesem Ort schon einmal Bilder eines nicht ausgeführten Entwurfs für ein Mausoleum für Königin Luise von ihm gesehen zu haben. Schinkel hatte dabei sehr genaue Vorstellungen von seinen Absichten:
"Man sollte sich in dieser Halle wohlbefinden, und jedem sollte sie zur Erbauung seines Gemüths offen stehen, – das wollte ich. Ein jeder sollte darin gestimmt werden, sich Bilder der Zukunft zu schaffen, durch welche sein Wesen erhöht, und er zum Streben nach Vollendung genöthigt würde."
Haben wir hier vielleicht unseren brauchbaren Begrifff von Kunst, der auf den ersten Blick dem Schiller‘schen so zu ähneln scheint?
Zumindest dürfen wir eines festhalten, wir finden bei Schinkel eine Kohärenz zwischen dem geäußerten Wollen und der Wirkung des von ihm Geschaffenen auf uns. Das ist nicht abzufordern, wie bereits erwähnt; nicht selten habe ich, nebenbei gesagt, den Eindruck, daß uns Künstler gern ein paar Brocken hinwerfen, um uns von ihren tatsächlichen Motiven abzulenken, bei dem einen könnte dies einfach Sprachlosigkeit sein, ein anderer mag sich genieren, vielleicht. Und dann mag es den Unterschied zwischen der Selbstreflexion und dem tatsächlichem Werk geben, das auch noch von uneingestandenen Voraussetzungen lebt. Wie auch immer.
Es gibt einen wunderbaren Satz bei Paulus, von dem her die Idee der natürlichen Theologie rührt:
„Denn was man von Gott weiß, ist ihnen offenbar; denn Gott hat es ihnen offenbart / damit daß Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird ersehen, so man des wahrnimmt, an den Werken, nämlich an der Schöpfung der Welt; also daß sie keine Entschuldigung haben / dieweil sie wußten, daß ein Gott ist, und haben ihn nicht gepriesen als einen Gott noch ihm gedankt, sondern sind in ihrem Dichten eitel geworden, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert. / Da sie sich für Weise hielten, sind sie zu Narren geworden / und haben verwandelt die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes in ein Bild gleich dem vergänglichen Menschen und der Vögel und der vierfüßigen und der kriechenden Tiere. / Darum hat sie auch Gott dahingegeben in ihrer Herzen Gelüste, in Unreinigkeit, zu schänden ihre eigenen Leiber an sich selbst.“
Römer 1,19ff
Wo ich dies zitiere, sehe ich einen anderen der vielen unfertigen Beiträge hier, der diesmal sogar überraschen könnte...
Paulus hatte mit Sicherheit seine Probleme, die zum Glück nur sehr teilweise die unseren sind. Aber da ich dies schreibe, stößt mir das „Uns“ sauer auf. Jeder Mensch neigt dazu, seine Umgebung, das Milieu, in dem er aufwächst, die Leute, über die er fast stolpert, deren Dichten, Treiben, Trachten erst einmal für „normal“ zu halten. Warum?
Wir dürfen nicht so tun, als ob unterschiedliche anthropologische Grund-Entscheidungen keine Auswirkungen hätten, denn dann wären diese und genauso wir selbst nicht ernst zu nehmen. Um es noch mal festzuhalten, ich sehe diesen „Konsens der Normalität“ nicht, auch, wenn das unhöflich erscheint.
Was dann? An der Gestalt Schinkels können wir zusehen, aus welcher Haltung Kunst entsteht. Selbstredend, nicht jeder muß wirken wollen wie er, und Haltung ist auch etwas, was sich der genauen Beschreibung eher entzieht, mehr spürbar wird, aber eben durchaus spürbar.
Und darum das Paulus-Zitat – die Welt ist lesbar! Der Mensch ist in eine auf Schönheit hin geordnete Welt hineingeschaffen. Von diesem Seins-Grund, der Quelle seiner Existenz kann er sich zu lösen suchen oder er kann aus ihr Leben wie Schönheit gewinnen. Wer Schönes schafft oder erkennt, gerät in Resonanz mit der Schönheit hinter den Dingen, dem Grund, aus dem diese Dinge sind.
Jede Kultur erhält sich durch Distinktionsfähigkeit, durch das Bemühen, sich über das Einfach-So-Sein erheben zu wollen, sie emanzipiert sich damit von ihren Bedingungen, sie transzendiert ihr geistiges Selbst, Verweigerung hier führt in den Sumpf des Asozialen!
Natürlich ist nicht die ganze Moderne Scharlatanerie, aber es gab vermutlich keine Zeit zuvor, wo es unter dem Etikett der Kunst soviel davon gab. Was ist ein Scharlatan? Nun jemand, der mutwillig ein Wissen über Dinge vortäuscht, über die er keines hat. Wenn es aber keine Maßstäbe mehr gibt, wie kann es dann noch Scharlatane geben?
Wann ist ein weißes Quadrat auf weißem Grund als Gemälde noch Kunst?
Die Aussage, Kunst entstehe im Betrachter, ist so originell wie vergleichbar: Naturgesetze entstünden durch Beobachtung. Wahr ist, sie werden beim Beobachten erkannt. Woher aber gewinnen wir den menschlichen Maßstab? Es gibt in der Kunst in diesem Sinne keine Gesetze, die für uns einfach einsehbar wären. Nun keine Gesetze, wohl aber Indizien. Diese muß man aber erst einmal als solche zu lesen verstehen.
Daß in der Art unterschiedlicher Sichtweisen etwas Subjektives liege, wird nur für den zum Problem, der glaubt, daß alles Subjektive wesentlich willkürlich sei. Der Einwand der Subjektivität wäre nur dann berechtigt, wenn das Subjektive von Natur her kontingent und darum nicht essentiell wäre. Es ist das Dilemma derjenigen, die nicht glauben können, daß der Grund allen Seins von verwandter Subjektivität ist.
Es gibt nicht nur Indizien, es gibt auch Regeln, bei deren Beachtung etwas Menschengemäßes entsteht. Das menschliche Auge gewinnt dem Zusammenwirken von Farben Bedeutungen ab, der Mensch erkennt in Dingen wie dem Goldenen Schnitt Harmonien. All dies korrespondiert mit dem Geistigen in uns, weil die Natur nicht geistlos ist. Daher das Paulus-Zitat.
Zurück zu Schinkel, wie ich bereits sagte, halte ich seine Haltung bei der uns beschäftigenden Frage für modellhaft. Um sie noch einmal näher zu beschreiben. Sie besteht in der Beachtung von Jahrhunderten von Kunstschaffen vor ihm, gründlicher Kenntnis, genauem Hinsehen, Respekt vor dem Überkommenen bei gleichzeitig größter innerer Freiheit in seiner Berücksichtigung, Ernsthaftigkeit, das Bemühen, einen Gedanken gültig Gestalt werden zu lassen. Nun mag man einwenden, wie kann dann jemand Kunst schaffen, der diese Traditionen nicht hat, sondern andere, weil er auf einer Südseeinsel lebt, oder gar keine, weil er unverschuldet wurzellos leben muß. Es geht um eine Haltung wie gesagt.
Ein Mensch, der behauptet, er würde sich völlig selbst erfinden, hat die Glaubwürdigkeit eines Münchhausens, der sich am eigenen Schopfe aus dem Sumpf zieht.
Wie antwortet bei Brockes der Himmel:
„Denn, sonder Glantz und Strahl Desselben Sonnen-Lichts /
Sind wir, nicht nur nicht schön; wir sind ein wircklich Nichts.“
Es gibt einen innere Schönheit der Seins-Ordnung, wer Schönheit schafft, dringt in das Geheimnis der Schöpfung ein und wird mit ihr vertraut, die menschliche Anstrengung führt diese Schöpfung sogar fort.
Sulzer hatte mit seiner Idee, es ginge um die Verschönerung der Dinge also nicht ganz unrecht, nur die Motive waren etwas kurzgedacht. Kultur ist eine in langer Dauer Gestalt gewordene Anstrengung von Generationen, wir stehen auf diesen Sedimenten des Bemühen, und es ist ein Teil der notwendigen Ernsthaftigkeit, dies sehen zu wollen.
Es geht nicht darum, einer schlaffen Laune nachzugeben, zu der man sich womöglich erst noch mit etwa chemischen Hilfsmitteln aufkitzeln mußte. Am Ende steht ein gotischer Dom oder eine Trümmerwüste, auf der jemand dahintaumelt, womöglich im Wahn es sei eine Art Ausdruckstanz.
Einen Begriff von Kunst konnte ich also nicht liefern, nur Indizien für eine notwendige Haltung. Und dieser Beitrag mäandert nun schon so lang vor sich hin, daß wir ihn auch beenden wollen. Nur eines noch:
Wenn Ideen, über die Jahrhunderte nachdachten, wie Erhabenheit und Schönheit keinen Platz in der vertrockneten Semantik der Moderne haben - beraubt dieser spezifische Analphabetismus ein Buch darüber seines Wertes. Nun es macht es für manche unbrauchbar, aber ist das ein Problem für das Buch?
Wenn Schönheit und Erhabenheit oder gar die Seele keine empirische Bedeutung haben und darum philosophisch irrelevant sind, dann muß jemand, wenn er bestimmte geistige Entscheidungen getroffen hat (und er befindet sich damit dann zweifelsohne auch im Mainstream der Moderne), zwangsläufig so denken.
Aber es steht uns frei, dem zu widersprechen und ihm die Relevanz zu verweigern. Und damit breche ich dann ab.
5 Kommentare:
Nun bin ich aber gespannt, wie Sie es am Ende auf einen Punkt führen wollen ... ! Ein aus meiner Sicht bedenkenswerter Ansatz im Übrigen, den ich vollkommen teile: Wenn denn alles Menschgemachte Kunst ist, dann ist es auch eigentlich nichts. Das Alles und das Nichts sind doch lediglich zwei Seiten der grundsätzlichsten Kategorie die denkbar ist (wenn ich vom göttlichen absehe). Diese Definition muss daher jedem, der überhaupt nur über das Wesen der Kunst nachdenkt, notwendigerweise zu wenig sein. Nein, ich glaube das Gegenteil ist der Fall: Nur ein Bruchteil von dem was heute als Kunst angesehen wird kann die Beliebigkeit abstreifen und sich im kollektiven Bewusstsein festsetzten. Und brauchen wir dafür wirklich eine Definition des Kunstbegriffes? Darüber hinaus ist auch dieser erreichte Stand, dieser Selektionsprozess, dessen Regeln wir genau genommen weder verstehen noch kennen, nichts Statisches, kein ehernes Gesetz, denn selbst dieser unterliegt, wie wir täglich erfahren, Wandlungen, Sprüngen und Brüchen - ist also auf eine überraschende Art dynamisch. Dynamik und Beliebigkeit sind aber mitnichten Synonyme ...
Nun bin ich auf Ihre weiteren Ausführungen ziemlich gespannt – bin mir aber sicher, dass Sie eine garantiert überraschende Antwort auf das kleine Problem finden:
WAS IST KUNST? ;-)
BHR
My command of German idiom is so poor, I'm not even sure what I'm about to write has anything to do with this post.
A couple of days ago I began reading "The Rest Is Noise," by Alex Ross. It is, if you aren't already familiar with it, a survey of 20th Century concert music and composers in their cultural context. The book begins with Richard Strauss and Gustav Mahler. Although I have been generally aware of the former's "Salome" and heard broadcasts and seen video excerpts, the account in this book — not only describing the opera but also placing it in the context of its times and the composer's other works of that era — shocked me, showing more clearly than anything else had heretofore the depravity of the work, the composer, and the public that cheered it.
Is it art? Do we say that art is only what elevates the soul or do we say that there is good art, which elevates, and bad art, which degrades the viewer/hearer/reader? I've tended to think that there is good art and bad art, and that an artist can employ his artistic skills for good or bad.
@Naturgesetz :) I'm not sure, but when I'm ready with this post I'll try to translate it for you, not since my English is any good but because I'm appreciate you that much!
@BHR Ich sehe eben, da ich nochmal Mail zu diesem Thema bekam, daß ich auf den Kommentar nicht geantwortet hatte. Das war unabsichtlich und tut mir leid. Ich hoffe, es war zu merken, daß ich beim Zu-Ende-Schreiben des Beitrages darauf reagiert hatte. Ich hatte mich wohl zu sehr in die Sache vergraben, nicht, daß ich mit dem Ergebnis so wahnsinnig zufrieden bin, aber meine Grundhaltung bleibt genau diese: Wir können nicht unterschiedliche Auffassungen vom Wesen des Menschen und der Sinnstruktur der Welt haben und dann so tun, als wäre dies im übrigen nicht so relevant.
Und nein, wir brauchen nicht unbedingt eine Definition des Begriffs Kunst, aber wie bereits erwähnt, die Haltung ihr gegenüber sollte schon eine bestimmte sein. Ich hoffe, es war nicht zu banal im Ganzen.
@naturgesetz Ich sehe mich gerade an mein Versprechen erinnert (*sigh*), ich werde etwas in der Art heute versuchen.
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