Freitag, 13. Mai 2011
Über Grüfte und andere Erinnerungen
Kleine Vorbemerkung, ausgerechnet Freitag den 13. hatte Blogger also beschlossen, endgültig in die Knie zu gehen, nachdem es schon vorher schwächelte; ich hatte die ganze Woche Mühe, etwas unterzubringen. Da ist man seine Schreibblockade endlich etwas los und dann blockiert das Trägermedium, auch lustig und zum Nachdenken anregend. Gut:
Am 12. Mai wurde im Merseburger Dom die dortige Fürstengruft der Mitglieder der wettinischen Sekundogenitur Sachsen-Merseburg wiedereingerichtet. Nun ist dies von uns etwas weiter entfernt und hat in der Geschichte unseres Vaterlandes auch nur überschaubare Spuren hinterlassen. Aber der Ministerpräsident des jetzigen Bundeslandes Sachsen-Anhalt, Herr Haseloff hat dem Ereignis ein Grußwort zugeeignet, das uns zufällig zur Kenntnis kam und aus dem wir zitieren wollen, weil wir es für ganz erfreulich halten. Die Bilder sind übrigens Entwürfe Schinkels für ein so nie errichtetes Mausoleum unserer guten Königin Luise.
„Es gehört zum einzigartigen Wesen der Kultur, dass sie gegen die Vergänglichkeit aufbegehrt und sich selbst noch im Tode ein schönes Denkmal zu setzen versucht. Wie in vielen anderen Bereichen hat es auch hier das Barock zu einer besonderen Hochform gebracht. Die Grablege der Secundogenitur von Sachsen-Merseburg ist das eindrucksvolle Zeugnis einer glanzvollen Blütezeit, und sie erschließt uns einen weiteren bedeutenden Bereich in der über 1.000-jährigen Geschichte, die sich mit diesem Dom verbindet.
Es ist beeindruckend und sehr zu loben, wie engagiert sich die Vereinigten Domstifter Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz um die Nutzung, den Erhalt und die Pflege dieser Orte bemühen. Sie leisten damit einen unvergleichlichen Beitrag zur weiteren Ausprägung des Charakters Sachsen-Anhalts als christlich geformtes Kulturland. Die Landesregierung fördert diese Anstrengungen nach Kräften und dankt auch allen anderen, die dieses Vorhaben unterstützt haben…. Ganz besonders die vielen Spenden … legen nahe, wie sehr dieses Restaurierungsvorhaben auch das Anliegen eines bürgerschaftlichen Gemeinwesens ist.
Die großen Erfolge in den denkmalpflegerischen Bemühungen machen besonders deutlich, wie gut sich unser Land entwickelt, und wie stark unsere Vergangenheit auch die Gegenwart prägt. Es ist in diesem Zusammenhang von besonderem Interesse, die Dinge nicht nur in ihrer Substanz, sondern auch im Hinblick auf ihre Bedeutung zu erhalten. Darum ist es gut, wenn an diesem Ort durch Führungen, Vorträge und andere Veranstaltungen der Umgang mit Tod und Sterben, dem sich unsere Gegenwart so gerne entzieht, thematisiert und den Menschen gerade wieder im christlichen Kontext erschlossen wird.
Die Sterblichkeit gehört zu den ganz prägenden Eigenschaften des Menschen und des Lebens selbst. Sie hat unsere Kultur in vielfältigster Weise beeinflusst und sich auf Friedhöfen und in den Grüften ihre eigenen Räume geschaffen, in denen Menschen lernen können, welche Bedeutung die Totenruhe hat, und wie wir dem Vergangenen mit Respekt und Achtung entgegentreten können. Es wird dadurch eine außerordentlich authentische Erinnerungskultur gepflegt, die ein unlöslicher Teil hoher Zivilisation ist.
Die Vereinigten Domstifter erfüllen auch darin eine ihrer wesentlichen Aufgaben als Bewahrer und Vermittler unsrer europäischen Kultur vorbildlich. Das Land Sachsen-Anhalt wird sie als verlässlicher Partner auch künftig unterstützen und wünscht ihnen bei der Erfüllung ihrer Pflichten Verantwortungsgefühl und Gottes Segen.“
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
4 Kommentare:
Ich bin dafuer, dass ein jeder von uns dem anderen Gotes Segen goennt und auch wuenschen kann. Wenn es aber im letzten Satz heisst, das Land Sachsen-Anhalt wuensche ... Gottes Segen, so ist dies von der Verfassungordnung sicher nicht gedeckt. Schon erstaunlich, dass so etwas offiziell artikuliert wird, was wohl kaum reflektiert wurde.
Ich war auch überrascht, daß das durchgerutscht ist, aber na ja, da gab's, denke ich, auch ein paar nachdenkenswerte Gedanken, auf die man sich vielleicht gemeinsam einigen kann.
Natuerlich sind bedenkenswerte Passagen formuliert worden, keine Frage. Sonst braeuchte man Deinen Blog ja nicht lesen, lieber Martin, ... Das ist schon in Ordnung.
Jetzt versuche ich natürlich, die üblichen Verdächtigen einzukreisen, aber ich frage besser direkt in den nächsten Tagen.
Kommentar veröffentlichen