Montag, 9. Mai 2011

Dies & Das


Anton von Werner: Enthüllung des Richard-Wagner-Denkmals im Tiergarten, 1908

Da hatten wir gestern den schönen Gedanken von der Menschwerdung Gottes und heute brachte mich Herr Roloff dazu, etwas im 5. Buch Mose zu lesen. Und ist schon merkwürdig zuzusehen, wie das Göttliche in der Bibel langsam Gestalt gewinnt. In Kapitel 6 finden wir etwa die Verse 4 und 5, die zum Beginn des Glaubensbekenntnisses Israels wurden, dem berühmten „Schma Jisrael

„Höre, Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR allein. Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.“

Dann wieder stoßen wir auf Stellen, die das Entstehen einer feineren Gesittung andeuten, so in Kapitel 24, Vers 19:

„Wenn du auf deinem Acker geerntet und eine Garbe vergessen hast auf dem Acker, so sollst du nicht umkehren, dieselbe zu holen, sondern sie soll des Fremdlings, des Waisen und der Witwe sein, auf daß dich der HERR, dein Gott, segne in allen Werken deiner Hände.“

Doch schon ein Kapitel weiter stoßen wir auf den größten Quark (Vers 11f.) : „Wenn zwei Männer miteinander hadern und des einen Weib läuft zu, daß sie ihren Mann errette von der Hand dessen, der ihn schlägt, und streckt ihre Hand aus und ergreift ihn bei seiner Scham, so sollst du ihr die Hand abhauen, und dein Auge soll sie nicht verschonen.“

Und spätestens dann wird deutlich, warum wir zwar in der Bibel Gott finden können und dürfen, aber sehr oft eben auch Spuren menschlicher Abirrungen bemerken müssen. Eine schwierige Geschichte.



José Ortega y Gasset, einer meiner Lieblingsdenker, wurde am 9. Mai 1883 geboren. Ich habe immer wieder gern einmal mit einem Zitat an ihn erinnert, etwa hier und hier. Und Ostern vergangenen Jahres gab es etwas mehr, nämlich aus seiner bemerkenswerten kleinen Schrift: "Um einen Goethe von innen bittend". Aber ganz ohne ihn neu zu zitieren, wollen wir es dann doch nicht ausgehen lassen - aus „Der Aufstand der Massen“:

„Der Massenmensch hätte niemals an etwas außerhalb seiner appelliert, wenn ihn die Umstände nicht mit Gewalt dazu gezwungen hätten. Da die Umstände ihn heute nicht mehr zwingen, verzichtet er, in Einklang mit seiner Anlage, auf jede Befragung und fühlt sich als Herr seines Lebens. Den auserlesenen oder hervorragenden Menschen dagegen kennzeichnet die innere Notwendigkeit, von sich fort zu einer höheren objektiven Norm aufzublicken, in deren Dienst er sich freiwillig stellt. Man erinnere sich, wie wir im Anfang den edlen Menschen von dem gemeinen unterschieden, indem wir sagten, daß jener viel von sich verlangt und dieser, von sich selbst entzückt, sich mit dem begnügt, was er ist.“ Dem großen Einzelnen sei sein Leben schal, „wenn er es nicht im Dienst für etwas Höheres verbraucht“. Wir dürfen anfügen, daß der Massenmensch bezweifeln wird, daß es dieses Höhere überhaupt gibt. Und weiter sagt Ortega y Gasset: „Adel erkennt man am Anspruch an sich selbst, an den Verpflichtungen, nicht an den Rechten.“

Jemand, der mir ebenfalls nicht ganz unsympathisch ist, ist der Maler Anton von Werner, der wurde am 9. Mai 1843 geboren, aber zum Glück sind mir schon einmal ein paar freundliche Bemerkungen zu ihm eingefallen, zu finden, so man dem ersten Link folgen will.

Und da Dieterich Buxtehude am 9. Mai 1707 starb, gab es noch dieses Stück von ihm.

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