Donnerstag, 30. September 2010

September-Ende




Für einige Momente war die Sonne heute aus ihrer grauen Verkleidung hervorgekrochen, und darum konnte ich diese wenigen Bilder machen, von dem, was dann sichtbar war. Dies ist wirklich ein sehr abgebrochener Post, aber manches sollte doch wohl besser ein wacherer Verstand sagen…

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Nun, ob mein Verstand heute wacher ist, läßt sich bezweifeln. Aber ich wollte doch auf zwei Namen hinweisen, die sich mit Filmen verbinden, die für einen Filmliebhaber sozusagen unsterbliche Genremuster darstellen, wenn auch von ganz verschiedener Art: „Manche mögen´s heiß“ und „Bonnie und Clyde“.

Der Leser ahnt es schon, es geht um Todesfälle, nämlich den von Tony Curtis, der am 29. September im Alter von 85 Jahren den Folgen eines Herzinfarkts erlag, und den von Arthur Penn, der am Tag zuvor, nur einen Tag nach seinem 88. Geburtstag in New York starb. Nun mag ich zwar Filme, traue mir aber Bemerkungen darüber, die nicht nur an der Oberfläche kleben, nicht recht zu (deshalb findet sich hier auch kaum etwas darüber), übrigens zum Leidwesen eines englischen Filmemachers, der einen wundervollen Blog ausschließlich über Filme und deren Schöpfer schreibt und mir etwas böse ist, daß ich dort kaum kommentiere. Es ist der gleiche Grund. Aber er ist schuld daran, daß ich diese beiden Namen heute erwähne, hat er doch einen rührenden kleinen Nachruf zu insgesamt 3 Personen verfaßt – Kid In The Front Row „It Comes In Threes - Mourning The Loss Of Hollywood Legends“ – in dem es unter anderem heißt:

“Despite the very very very sad loss of these three amazing people - I feel inspired. Inspired by what a life can be, by what a person can do in the world and what they can leave behind.”

Und wenn ich schon kaum auf diesem so weitgespannten und tiefgründigen Filmblog kommentiere, so kann ich ihn auf diesem Weg doch wenigstens empfehlen - Kid In The Front Row. Der Autor beschreibt sich selbst dort wie folgt:

"I don't really care how much the latest superhero film took at the box office, although I'd probably know if you asked me. When I watch a film the main thing I am looking for is a good story. I like it when I look up at the big screen and can see a part of me staring back at me. More than anything, I am still looking for Jimmy Stewart and Jack Lemmon and Billy Wilder in every film I see."


Mittwoch, 29. September 2010

Über den Erzengel Michael

St. Michael, Mosaik aus dem 12. Jh., Santa Maria dell'Ammiraglio, Palermo
hier gefunden

„Träte der Erzengel jetzt, der gefährliche, hinter den Sternen
eines Schrittes nur nieder und herwärts: hochauf-
schlagend erschlüg uns das eigene Herz…“

Der Erzengel, den Rilke in seiner 2. Duineser Elegie meint, ist wohl der Erzengel Raphael. Aber es sind schon beeindruckende Gestalten, die christlich-jüdische Mythologie hier beschreibt. Ich habe früher bereits einmal erwähnt, warum mir der platte Monotheismus ein wenig gegen die Natur geht und daß ich daher dankbar bin für Gestalten wie den Erzengel Michael. In demselben alten Beitrag habe ich übrigens auch einige seiner Hauptheiligtümer genannt, den Monte Sant'Angelo in Apuliens Gargano, den berühmten Mont-Saint-Michel in der Normandie und den weniger bekannten St. Michael's Mount in Cornwall.

Dieser Bezwinger Satans, Anführer der himmlischen Heerscharen, die vor Gottes Thron stehen und Hüter des Paradiestores ist seit dem Sieg über die Ungarn auf dem Lechfeld am 10. August 955 der Schutzpatron des Heiligen Römischen Reiches und damit Deutschlands. Daß die Karikatur vom „deutschen Michel“ von daher rührt, sei widerstrebend auch noch vermerkt. Und wo ich gerade auf alte Beiträge verweise. Im vorigen Jahr führte Herr Roloff an diesem Ort u.a. aus, wie beinahe ein Jahrtausend lang der heutige Tag der Festtag dieses Landes war.

Da dort alles viel angenehmer beschrieben ist, als ich dies wahrscheinlich leisten könnte, will ich auch noch auf den entsprechenden Artikel im "Ökumenischen Heiligenlexikon" verweisen. Und enden wollen wir mit Bachs Kantate zum Michaelis-Fest (BWV 19) "Es erhub sich ein Streit" und daraus der Aria "Bleibt ihr Engel":

Bleibt, ihr Engel, bleibt bei mir!
Führt mich auf beiden Seiten,
daß mein Fuß nicht möge gleiten.
Aber lehrt mich auch allhier,
euer großes Heilig singen
und dem Höchsten Dank zu bringen.
Bleibt, ihr Engel, bleibt bei mir!


"Bleibt ihr Engel" von Johann Sebastian Bach
hier gefunden

Montag, 27. September 2010

Nachtrag

G. Cruikshank - A View of the Grand Triumphal Pillar
hier gefunden

Während ich über den Erzengel Michael schreibe, fiel mir auf, daß ich am Montag dann doch verzichtet hatte, noch einmal etwas über Christa Wolff zu bemerken, aus verschiedenen Gründen. Einer war, ich erinnere mich, wie mir auf der Suche nach ein paar Links zu den gehaltenen Reden der Mief eines bestimmten Milieus entgegenschlug, ohne daß ich das weiter ausführen will, und da mochte ich wohl nicht mehr (den entsprechenden Link des Mißvergnügens will ich aber noch nennen). Es gibt schon Gründe, warum ich mich der Gegenwart an diesem Ort weitgehend entziehen wollte. Aber auf eines will ich doch hinweisen, weil Christa Wolf ausgerechnet dieses Datum für eines ihrer Bücher genutzt hat – „Ein Tag im Jahr“ - von dem ich gestehen muß, es bisher nicht gelesen zu haben.

Christa Wolf beschreibt darin, beginnend mit dem 27. September 1960, jeden 27. September bis zum Jahr 2000. Ich habe mir heute sagen lassen, daß diese Tagebucherzählungen vor allem deshalb so lesenswert seien, weil sie nicht nachträglich aus einer späteren Perspektive geglättet wären, aus einer Haltung der Aufrichtigkeit also geschrieben. Da ist etwas von mir folglich an Lektüre nachzuholen.

Und diesen guten Mann wollte ich doch nicht übergehen. Der Karikaturist George Cruikshank wurde am 27. September 1792 geboren, ich habe hier schon gelegentlich einige seine Illustrationen mißbraucht. Eine davon sieht man oben. Die Beschreibung in Deutsch: „Eine Ansicht der Großen Triumph-Säule, die auf jenem Platz im Departement La Var errichtet werden sollte, auf dem Corporal Violet, auch Napoleon genannt, am 3. März 1815 bei seiner Rückkehr von Elba nach zehnmonatiger Abwesenheit landete“, erstmalig publiziert: 1815.

Und des weiteren finden wir auf der Seite, von der ich mir die Abbildung ausborgte: „Wohl nach der Vorlage von James Gillrays ‚Designe for the Naval Pillar‘ entstandenes Blatt, das ein drastisches Bild des Schreckens nach Napoleons erfolgreicher Rückkehr aus der Verbannung auf der Insel Elba malt. Auf der obersten Plattform der Triumphsäule peitscht Napoleon eine halbnackte ‚Marianne‘ aus, die an einen Galgen gefesselt ist.“

Sonntag, 26. September 2010

Sonntag &

roughly translated

Ein wenig habe ich mich mit diesen Sonntags-Essens-Bildern zum Gefangenen meiner selbst gemacht, aber sei es drum. Man kann sie ja auch als eine Art Lebenszeichen gelten lassen. Inzwischen sind wir bekanntlich im kalendarischen Herbst, auch wenn die letzten Wochen sich schon sehr nach demselben anfühlten und ich fürchtete gestern noch, daß wir heute nicht würden auf der Terrasse sitzen können, nun, es war zwar meist wolkenverhangen, aber eher warm, also ging es noch ein weiteres Mal. Eine Bekannte brachte mich auf die Idee, das Schweinefilet mit einem Speckmantel anzubraten bzw. dann zu schmoren, daneben darf man noch Blumenkohl und Hefeklöße entdecken. Ich hoffe, meine Leser sind geduldig und sehen mir die Lücken nach, die hier in letzter Zeit immer wieder entstanden sind.


I made myself with these Sunday dinner images a bit of a Prisoner of my own, but so be it. You can even consider them as a sign of life. We are in autumn now as we all know, although the last few weeks have felt very much like it, and I feared yesterday that we wouldn’t be able today to sit on the terrace, well, it was indeed mostly cloudy, but rather warm, so we could sit there one more time. A friend gave me the idea to roast and then to cook the fillet of pork with bacon, and you may discover cauliflower and yeast dumplings too. I hope my readers are patient and forgive me the blogging-gaps that were here in recent times.

Donnerstag, 23. September 2010

Christa Wolf


Ist dies nicht ein herzerwärmendes Photo von einer vor der Vernichtung bewahrten kleinen Schönheit? Jemand, den ich sehr schätze, hat es gerade veröffentlicht (und ich habe erst einen Tag später angezeigt, daß ich mir da etwas ausgeborgt hatte), dabei kämpfe ich noch darum, etwas über Christa Wolf zu schreiben, die einen Abend vor ihrer Auszeichnung mit dem Uwe-Johnson-Preis in diesem Neubrandenburg anwesend war.

Ach, ich lasse das so stehen jetzt (einen Tag später). Ich wurde mehr durch äußere Umstände behindert, dies eher fertigzuschreiben. Es sind schließlich einfach nur Notizen, ein Versuch, bedeutsam schreiben zu wollen, weil man Bedeutsamem begegnete, wäre doch zu albern.

Ich erinnere mich, wie ich einmal an einem Altjahresabend in einem Gottesdienst in St. Nikolai zu Potsdam fast zu heulen begann, es hatte mich selbst überrascht, ich neige nicht zu derartigen Ausbrüchen in der Öffentlichkeit, sie sind mir augenblicklich peinlich, derartiges ist mir erneut begegnet, aber dazu später.

Ein Erzähler muß nicht durch Meinungen beeindrucken. Nun, es ist natürlich schön, wenn einen Einsichten überraschen, und ich muß gestehen, das letzte Buch Christa Wolfs ("Stadt der Engel oder The overcoat of Dr. Freud") lag mir etwas quer, ich hatte es nur halb gelesen. Aber an diesem Abend hat sie mich sozusagen mit ihrem Werk wieder ins Reine gebracht.

Sie hatte einen Abschnitt ausgewählt, man muß, glaube ich, kein großes Thema daraus machen, wie sehr dies alles autobiographisch ist, der den Moment beschreibt, als sie auf einmal zu einer „umstrittenen“, „verstrickten“ und also zweifelhaften Figur wurde.

Vor allem in den 90er Jahren bereitete es manchen ein diebisches Vergnügen, Personen, die es vom Osten her zu einem gewissen Ansehen gebracht hatten („Im Westen wäre ich ohne Schuld gewesen“ - sie berichtete von der fiktiven Möglichkeit, weiter westlich aufgewachsen zu sein, wenn die Pferde bei der Flucht am Ende des Krieges länger durchgehalten hätten, wahrscheinlich wäre sie dort Lehrerin geworden; hätte sie dann auch geschrieben, fragte sie sich und wußte es nicht, aber sie brauche den Widerspruch dafür, also wahrscheinlich nein), von ihrem Sockel zu stürzen oder es zumindest zu versuchen, natürlich aus einem hochmoralischen Anliegen. So wie auch die reformierten Eiferer, die Madonnenfiguren zerschlugen, aus höchsten Motiven handelten oder die Taliban, die gottlose Bildwerke zerstörten, zumindest eint all jene das Vergnügen am Zerstören aus ehrenwerten Motiven.

Daß wir ohne Erinnerung nicht leben könnten, aber auch nicht ohne das Vergessen, meinte sie, nun, das ist natürlich richtig. Und daß Erinnerung ein lebendiger und darum verändernder Prozeß sei. Auch daß man sich nicht in jedes Schwert stürzen müsse, das einem entgegengehalten würde.

Es sind nicht unbedingt ihre Meinungen, die, weil so originell, beeindrucken. Sie selbst winkte einmal ab und sagte, sich selbst unterbrechend, das klinge alles so weise.

„Frühere Entwürfe fingen anders an: mit der Flucht – als das Kind fast sechzehn war – oder mit dem Versuch, die Arbeit des Gedächtnisses zu beschreiben, als Krebsgang, als mühsame rückwärts gerichtete Bewegung, als Fallen in einen Zeitschacht, auf dessen Grund das Kind in aller Unschuld auf einer Steinstufe sitzt und zum erstenmal in seinem Leben in Gedanken zu sich selbst ICH sagt… Aber wer wüßte heutzutage nicht, daß Kindheitsstätten die Angewohnheit haben zu schrumpfen? “ (Kindheitsmuster)

Der eher peinliche Impresario/Moderator brachte die Frage auf, ob man Barbarisches brauchen würde, um interessant schreiben zu können. Sie widersprach und bekannte dabei ihre Angst vor dem Zurückfallen in vorzivilisatorische Zustände. Und auch, wenn sie auf mythologische Stoffe zurückgegriffen hätte in ihrem Schreiben, verkörpere die angesprochene Zeitebene doch bereits eine gewisse zivilisatorische Stufe.

Das Schreiben brauche ein Mindestmaß an Kultur, und sie verwies darauf, daß beim geistigen Werden der Menschheit sehr früh zuerst das Beschwören und später das Erzählen gemeinschaftsbildend entstanden wären.

Und auf ihren Schreibstil angesprochen, es habe sie immer unbefriedigt gelassen, daß man üblicherweise nur linear erzählen könne, dabei würden die Gedanken doch meist gleichzeitig auftauchen, also versuche sie mit ihrem Schreiben etwas zu leisten, das dem Gewebe unseres Lebens entgegenzukommen suche und es abbilden wolle.

„Wohin mit mir. Ist eine Welt zu denken, eine Zeit, in die ich passen würde.“ (Medea)

Die Ich-Erzählerin in ihrem Buch berichtet von einem Abend, an dem sie ein Artikel erreicht, der alles Bisherige an Auslöschungsbemühungen in den Schatten stellte (nach ihrem Empfinden, warum sie dieses so nah an sich heranließ, darüber könnte man weidlich streiten, aber nicht heute). In der Nacht ihrer bezweckten Erniedrigung also hatte sie sich in den Schlaf gesungen, über Stunden, „Steige hoch du roter Adler“ neben „Spaniens Himmel“, „Ein feste Burg“ und „Wir lagen vor Madagaskar“ (es gab mitunter ein Raunen im Publikum) und „O Straßburg, du wunderschöne Stadt“, eine gefühlt unendliche Liederliste, die sie, die Autorin, aus ihrem Buch vortragend, dort aufzählte, später sagte sie, sie hätte wohl das dreifache mehr gewußt, und wie da so das Kampflied neben dem Choral und dem Liebeslied aus ganz verschiedenen Haltungen und Zeiten sich beieinander fand, das war wie ein Seelenspiegel des zerrissenen deutschen Gemüts, und da hätte es mir fast die Fassung geraubt, weil es so wahr war.

Ich machte mir anschließend ein paar Notizen, um meine Gedanken zu ordnen, und habe dann auch das folgende niedergeschrieben, und denke nun, warum nicht, was ich also wenige Minuten später aufgewühlt im Dunklen draußen in mein Notizbuch schrieb war:

Der nächste der über ihre Verstrickungen berichtet, soll ein vorzeitiges Ziehen in seinen Gliedern bemerken, und seine Reproduktionsorgane sollen überraschend versagen, und sein Hund soll ihn verlassen, und die Farbe der Verzweiflung, die ihm aus dem Morgenspiegel anspringt, soll kräftig erblühen über den Tag.

Mittwoch, 22. September 2010

Dienstag, 21. September 2010

Dies & Das


Nur ein Platzhalter, aber ich fand das Bild so herzerwärmend.

Montag, 20. September 2010

Webmuster

Alte Englische Rose (Heritage) von David Austin
Photo: Mogens Engelund
hier gefunden

Theodor Fontane

O trübe diese Tage nicht


O trübe diese Tage nicht,
Sie sind der letzte Sonnenschein,
Wie lange, und es lischt das Licht
Und unser Winter bricht herein.

Dies ist die Zeit, wo jeder Tag
Viel Tage gilt in seinem Werth,
Weil man's nicht mehr erhoffen mag,
Daß so die Stunde wiederkehrt.

Die Fluth des Lebens ist dahin,
Es ebbt in seinem Stolz und Reiz,
Und sieh, es schleicht in unsern Sinn
Ein banger, nie gekannter Geiz;

Ein süßer Geiz, der Stunden zählt
Und jede prüft auf ihren Glanz,
O sorge, daß uns keine fehlt
Und gönn' uns jede Stunde ganz.


Oh, do not darken days like these

Oh, do not darken days like these,
the final rays from our sun,
for soon enough the light will cease
when our winter has begun.

This is the time, where ev'ry day
is worth so many days in turn,
because no longer hope can pray
that thus the hour will return.

The tide of life has come and passed
and low now lie allure and pride,
and look at our mind: at last
creeps anxious avarice inside:

a honeyed greed, that counts the hours,
and tests each one for shine and fit;
oh, make that ev'ry hour flowers,
and kindly grant us all of it.”

„ Mutterseelenallein“, daß dieses urdeutsch erscheinende Wort eingewandert ist, läßt erstaunen. Mutter-Seelen-allein - von Mutter und Vater, Gott und aller Welt verlassen, Verlorenheit in gesteigerter Form. Und so kam es zustande:

Am Anfang stand das französische „moi tout seul“, „ich ganz allein“ (ausgesprochen etwa: moa tu seöl). Es heißt, man hätte es in Deutschland von den Hugenotten in Berlin zuerst gehört, mag sein. Wenn man es hier nun aber nicht verstand, konnte ein Deutscher daraus „mutterseel“ heraushören (ich erinnere mich, wie eine Frau, die mit dem Katholischen nicht so vertraut war, mir einmal von dem wunderbaren Lied „Arme Maria“ erzählte; Menschen tragen gern einen vertrauten Sinn in etwas, das sie nicht kennen, das Phänomen ist folglich bekannt).

Einmal angenommen, der aufmerksame Franzose schickte dem verständnislos blickenden Deutschen ein „allein“ hinterher, so erschloß sich dem Zuhörer sofort einleuchtend der Sachverhalt und es entstand das schöne deutsche Wort „mutterseel‘allein“ - für einen allerdings weniger erfreulichen Zustand, nämlich den gänzlicher Verlassenheit und Verzweiflung, des völligen Ausgesetzt-Seins.

Beispiel: „Da stand ich nun unter Gottes freiem Himmel wieder auf dem stillen Platze mutterseelenallein, wie ich gestern angekommen war.“ (Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts)

Wie dieses scheinbar zusammenhanglose Gestammel zustande kommt? Das ist eher einfach. Durch einen Beitrag etwa, der nicht beendet wurde, stieß ich auf dieses wunderbare Bild einer alten englischen Rose, von der Art, die mir im letzten Winter eingegangen ist.

Und dann, wenn man sich ein wenig zur Geisel des Kalenders macht, fiel mir nicht nur auf, daß Theodor Fontane wieder einmal gestorben ist und die spätere Kronprinzessin Cecilie geboren wurde, nein, ich entdeckte auch, daß ich nun seit fast exakt 2 Jahren Geisteshervorbringungen des verehrten Prof. Aue mit seiner stillschweigenden Erlaubnis hier mißbrauche. Und unsere gegenseitige Kenntnisnahme begann ein wenig mit diesem Gedicht von Fontane und der schon einmal angezeigten Übersetzung. Merkwürdig.

Und da ich nun einmal geborener Mecklenburger bin, wäre es geradezu Landesverrat, nicht erneut auf diese Ansprache von Herrn Roloff über die Kronprinzessin Cecilie zu verweisen.

Ach und die kleine etymologische Petitesse - ich wurde heute kurz um poetische Amtshilfe gebeten, über den Ursprung eines Wortes und fand das. Alles sehr merkwürdig wie gesagt. Auch daß durch das offene Fenster in der regendiesigen Luft gerade Schüsse wiederhallen von augenscheinlich jagdfreudigen Menschen, nach dem Geräusch zu urteilen, vielleicht 400 - 500 Meter entfernt, auch dies ist seltsam irgendwie.

Was für seltsame Muster das Leben webt - aus unseren Ambitionen und Schwächen und Sehnsüchten und Eitelkeiten und Vorlieben und Ängsten und ….

Sonntag, 19. September 2010

Samstag, 18. September 2010

Über das Gemütvolle


J. Kerner vertont von Schumann
hier gefunden

Justinus Kerner

Wanderlied

Wohlauf! noch getrunken
Den funkelnden Wein!
Ade nun, ihr Lieben!
Geschieden muß sein.
Ade nun, ihr Berge,
Du väterlich Haus!
Es treibt in die Ferne
Mich mächtig hinaus.

Die Sonne, sie bleibet
Am Himmel nicht stehn,
Es treibt sie, durch Länder
Und Meere zu gehn.
Die Woge nicht haftet
Am einsamen Strand,
Die Stürme, sie brausen
Mit Macht durch das Land.

Mit eilenden Wolken
Der Vogel dort zieht
Und singt in der Ferne
Ein heimatlich Lied.
So treibt es den Burschen
Durch Wälder und Feld,
Zu gleichen der Mutter,
Der wandernden Welt.

Da grüßen ihn Vögel
Bekannt überm Meer,
Sie flogen von Fluren
Der Heimat hieher;
Da duften die Blumen
Vertraulich um ihn,
Sie trieben vom Lande
Die Lüfte dahin.

Die Vögel, die kennen
Sein väterlich Haus.
Die Blumen einst pflanzt' er
Der Liebe zum Strauß,
Und Liebe, die folgt ihm,
Sie geht ihm zur Hand:
So wird ihm zur Heimat
Das ferneste Land.

Dies ist ein nachgetragener Post, ich gestehe es, auch wenn er unter dem richtigen Datum erscheint, aber am Sonnabend stolperte ich über einen Namen und wußte nicht recht, was ich mit ihm anfangen sollte. Justinus Kerner wurde am 18. September 1786 geboren, vor einem halben Jahr habe ich bereits gestanden, daß ich die Gedichte von Justinus Kerner gesungen noch am ehesten genießen könne.

Mir ist der Sinn für derart gemütvolle Innerlichkeit wohl etwas abhanden kommen, aber das muß nicht unbedingt gegen Kerner sprechen. Und darum sei wenigstens nachgetragen mit dieser Vertonung von Schumann an ihn erinnert.

Freitag, 17. September 2010

Über verlorene Orte

Was für ein kalter Tag, jedenfalls solange, bis ich spät an diesem Abend eines der Gespräche führte, die einen von innen auftauen, ausgerechnet mit einem jungen Mann, der Gründe hätte, lange verbittert zu sein. Ein Freund schrieb mir gestern: „Heute werden wir aufbrechen, den Weg zurück, den meine Großmutter mit ihren sieben Kindern vor 65 Jahren geflohen ist.“. Er dürfte heute in Königsberg angekommen sein.



Ein anderer wohlwollender Mensch schickte mir kürzlich den Link zu dem obigen Video. Nun, der Tenor Fritz Wunderlich starb am 17. September 1966, und das Lied, das er vorträgt, wurde wohl ganz in der Nähe Königsbergs von Simon Dach verfaßt, der Text zumindest, der Dichter stammte von dort.

Was mir bemerkenswert erschien, war die Dauer des Weges, bis man in Königsberg ankommen würde. Vor ein paar Jahrzehnten hätte dieser ganze Weg durch Deutschland geführt. Und bei allem, was man sonst darüber sagen könnte, wenn man sieht, wie nicht einmal der Anflug eines Bedauerns über diese auch kulturelle Amputation die gegenwärtig Meinungsbeherrschenden berührt, weiß man, von welcher Herkunft sie sind.

Donnerstag, 16. September 2010

Dienstag, 14. September 2010

Dies & Das


Üblicherweise mache ich, wie vielleicht aufgefallen ist, gern einen großen Bogen um die Neuzeit, aber ich sah gerade einen Film über Eva - Maria Hagen, die Beiläufigkeiten des Täglichen - und jetzt springen wir einen Tag weiter, ein freundlicher Mensch vom Sender RBB teilte mir mit, daß Ezard Haußmann darin Andreas Gryphius (1616 - 1664) zitierte:

Gegenwart

(oder: Betrachtung der Zeit)


Mein sind die Jahre nicht, die mir die Zeit genommen,
Mein sind die Jahre nicht, die etwa mögen kommen.
Der Augenblick ist mein, und nehm ich den in acht,
so ist der mein, der Jahr und Ewigkeit gemacht.

Mich hatte dieses Gedicht, von ihm vorgetragen, wirklich beeindruckt, und ich wußte, ich kannte es irgendwie, aber ich vermochte nicht zu sagen, woher. Und war folglich dankbar überrascht, daß eine freundliche Frau Neidenbach schon am nächsten Tag auf meine Nachfrage antwortete. (Gott segne sie).

Ein anderer Gedankensplitter: Ich habe mich kürzlich durch ein Fragment von Uwe Johnson gequält – „Skizze eines Verunglückten“ – und fand einen aufhebenswerten Satz darin, nun das ist nicht zu verachten, immerhin, ein Satz:

„Und doch, so die Antithese, vollziehe das menschliche Leben sich am einzelnen Ich, oder verfehle sich darin. Nirgends sonst.“

Ich fürchte, das ist so der Fall.

Montag, 13. September 2010

Überraschende Lektüre


Es gibt Autoren, die man mutmaßlich schätzt, und um die man trotzdem irgendwie immer einen Bogen gemacht hat. Ich muß gestehen, Ernst Jünger gehörte bisher dazu. Der Blogger „Jay“, auf den ich hier schon gelegentlich hingewiesen habe, hat sich heute eine sehr unterhaltsame Würdigung abgerungen. Ich meine das, vielleicht nicht ohne eine Spur von Ironie, aber gewiß nicht herabsetzend, ganz im Gegenteil. Es hat etwas Beeindruckendes, wie jemand über einen Autor schreibt, der ihm offenkundig wesentlich widerstrebt, und dann keine versuchte Hinrichtung daraus macht, die sind in der Regel sowieso peinlich. Das Fremde auszuhalten und es sich nicht leichter zu machen, indem man es herabsetzt, dazu gehört etwas. Der Anlaß war übrigens, daß heute vor neunzig Jahren Ernst Jüngers „In Stahlgewittern“ erschien.

Wie gesagt, seit Jahren schaut mich eine Werkauswahl Jüngers aus meinem Bücherregal vorwurfsvoll an. Und dies war nun endlich ein Anlaß, einmal gründlicher hineinzuschauen, nicht in die Stahlgewitter, die habe ich bald zurückgelegt. Aus welchen Gründen immer, vermutlich anderen. Aber im „Abenteuerlichen Herz“ fand ich Sätze wie:

„Wenn wir eine bestimmte Farbe einige Zeit betrachten, bringt unsere Netzhaut die Ergänzung hervor. Wie jede sinnliche Erscheinung, so hat auch diese ihren geistigen Bezug; wir dürfen aus ihr schließen, daß uns ein Verhältnis zur Welt als zu einem Ganzen gegeben ist. Wenn irgendeiner ihrer Teile unsere Aufmerksamkeit übermäßig in Anspruch nimmt, so ruft der Geist wie ein Heilmittel das Fehlende herbei.“

Oder kurz später:

„Es gibt Reichtümer, die als Geschenke in unser Leben eintreten. Eines Tages finden wir sie vor wie Bilder, die sich aus dem Unsichtbaren entfalten, und bald sind sie sie uns vertraut, sind unser Eigentum. So erging es mir auch mit der Zinnia, einer Blume, die vor wenigen Jahren in unsere Gärten einwanderte.“

Ich habe schon noch ein wenig weiter gelesen und bin beeindruckt von dieser geradezu beiläufig tiefgründigen und gleichzeitig klar - nüchternen Sprache. Man sollte ihn lesen, denke ich nun, ich mag nicht viel mehr sagen, das wäre mindestens anmaßend, aber welch unerwartete Entdeckung.

Ach übrigens, diese Pilze wachsen gerade in unserem Vorgarten, ich habe keine Ahnung, ob sie giftig oder schlicht ungenießbar sind oder geradezu das Gegenteil, mein Gott, fast wie das wirkliche Leben.

Sonntag, 12. September 2010

Sonntag &


Aus irgendwelchen Gründen war ich heute etwas zögerlich, das übliche Sonntagsessen-Bild einzustellen. Da ist es nun, ein eher weniger aufregendes Huhn und dann sieht man noch etwas von dem „Entrecote vom Jungbullen“, das ich mir persönlich zugeeignet hatte, manche Menschen mögen halt kein Rindfleisch. Vermutlich werde ich jetzt unfertige Posts zu Ende schreiben, andererseits gab es ja Gründe, warum sie liegenblieben, wir werden sehen.

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For some reason I was somewhat hesitant today to post the usual Sunday lunch picture. There it is now, a rather less exciting chicken roast and then you see a bit from the "steak from a young bull," which I personally preferred, some people just not like beef. I guess I'm going to finished some posts now, on the other hand, there are reasons why they are not published yet, we will see.

Mittwoch, 8. September 2010

Über die Geburt der Hl. Jungfrau

Domenico Beccafumi; Maria Geburt, Detail
hier gefunden

Von alters her wird heute das Fest Mariä Geburt begangen. Wahrscheinlich entstand es aus dem Kirchweihfest der St.-Anna-Kirche in Jerusalem, einer der Orte, der sich mit der Überlieferung von der Geburt Mariens verbunden hat. Bereits Papst Sergius (687-701) nennt es als eines der vier Marienfeste, die in Rom gefeiert werden.

Von diesem Datum her erklärt sich auch das „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“ am 8. Dezember, das von der katholischen Kirche begangen wird. Es ist das bekanntere der Marienfeste, spätestens seit dem von Papst Pius IX. am 8. Dezember 1854 verkündeten Dogma von der Unbefleckten Empfängnis Mariens:

„Zur Ehre der Heiligen und ungeteilten Dreifaltigkeit, zur Zierde und Verherrlichung der jungfräulichen Gottesgebärerin, zur Erhöhung des katholischen Glaubens und zum Wachstum der christlichen Religion, in der Autorität unseres Herrn Jesus Christus, der seligen Apostel Petrus und Paulus und der Unseren erklären, verkünden und bestimmen Wir in Vollmacht unseres Herrn Jesus Christus, der seligen Apostel Petrus und Paulus und in Unserer eigenen: Die Lehre, daß die seligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch einzigartiges Gnadengeschenk und Vorrecht des allmächtigen Gottes, im Hinblick auf die Verdienste Christi Jesu, des Erlösers des Menschengeschlechts, von jedem Fehl der Erbsünde rein bewahrt blieb, ist von Gott geoffenbart und deshalb von allen Gläubigen fest und standhaft zu glauben. Wenn sich deshalb jemand, was Gott verhüte, anmaßt, anders zu denken, als es von Uns bestimmt wurde, so soll er klar wissen, daß er durch eigenen Urteilsspruch verurteilt ist, daß er an seinem Glauben Schiffbruch litt und von der Einheit der Kirche abfiel …“

Man muß nicht eigens erläutern, daß die Marienverehrung zu den Dingen gehört, die Protestanten eher von der katholischen Kirche trennen, und dieses Dogma mag das befördert haben. Daß Maria heilig, also frei von der Erbsünde geboren wurde, wird von diesen eben nicht geglaubt. Aber, um diese kleine Abschweifung zuzulassen, da ich mich nun einmal noch als Lutheraner fühle, so eindeutig ist das Verhältnis zu ihr gar nicht. Soweit die evangelische Kirche ihre Bekenntnisschriften ernst nimmt (es ist heutzutage unklar, wie weit das der Fall ist), müßte sie schon erläutern, was es denn bedeutet, wenn es etwa in der Confessio Augustana von 1530 heißt: “Item, es wird gelehrt, daß Gott der Sohn sei Mensch worden, geboren aus der reinen Jungfrau Maria …“

Oder in der Konkordienformel (Epitome VIII.7): „Daher glauben, lehren und bekennen wir, daß Maria … den wahrhaftigen Sohn Gottes empfangen und geboren habe, darum sie auch recht die Mutter Gottes genennet wird und auch wahrhaftig ist.“ Kein Wunder steht (oder stand) doch der Protestantismus auch in der Tradition der Ökumenischen Konzilien und der dort gefundenen Glaubenssätze.

Martin Luther schreibt in seiner wunderbaren Auslegung des Magnificat über Maria: „Es will auch im Herzen bedacht sein, was das sei, Gottes Mutter sein.“ Und zuvor: „Die großen Dinge sind nichts anderes, als daß sie Gottes Mutter geworden ist, in welchem Werk ihr so viele und große Güter gegeben sind, daß niemand sie begreifen kann. Denn da folget alle Ehre, alle Seligkeit, und daß sie im ganzen menschlichen Geschlecht eine einzigartige Person ist über alle, der niemand (darin) gleich ist, daß sie mit dem himmlischen Vater ein Kind, und ein solches Kind hat. Und sie selbst kann ihm keinen Namen geben vor überschwänglicher Größe und muß es dabei bleiben lassen, daß sie heraus brünstet und schäumt, es seien große Dinge, die nicht auszureden seien noch zu messen. Darum hat man in einem Wort alle ihre Ehre begriffen, so man sie Gottes Mutter nennet. Es kann niemand Größeres von ihr noch zu ihr sagen, wenn er gleich so viel Zeugen hätte wie Laub und Gras, Sterne am Himmel und Sand im Meer ist."

Nur als ein Hinweis, eine gut lesbare und ans heutige Deutsch angeglichene Zusammenfassung von Luthers Auslegung findet sich hier. Um einmal mit einem Zitat dieser Fassung zu folgen: Luther sagt, Maria wolle, “daß Gott in ihr gelobt sei, und will durch sich jedermann zu unerschütterlichem Vertrauen in Gottes Gnade bringen“. Und weiter:

„Und dabei sollte sie – und wollte sie auch gerne selbst –das herausragende Beispiel der Gnade Gottes sein, um alle Welt zur Zuversicht in Gottes Gnade und zu Liebe und Lob gegen ihn zu reizen, so daß alle Herzen durch sie die Erwartung gegen Gott finden, die mit aller Zuversicht sagt: O, du selige Jungfrau und Mutter Gottes! Wie hat uns Gott in dir einen so großen Trost erwiesen, weil er deine Unwürdigkeit und Nichtigkeit so voller Gnade angesehen hat. Dadurch werden wir ermahnt, er werde hinfort uns arme, nichtige Menschen, deinem Beispiel gleich, auch nicht verachten, sondern in Gnaden ansehen.“

Ich muß gestehen, mir sind die Glaubenssätze, mit denen die katholische Kirche Maria heraushebt, nicht völlig fremd, machen sie doch das Besondere ihres Wesens deutlich. Sie, die selbst voller Demut und voll von bedingungslosem Glauben war und sicher von ihrer Umwelt nicht sonderlich geachtet wurde (wenn wir einmal die Umstände von Jesu Geburt mit anderen Augen sehen), die von sich so gering dachte, wurde zur Brücke zwischen der Menschheit und Gott, allein aus der Festigkeit ihres Glaubens. Zur Brücke, über die hinweg Gottes Sohn zur Menschheit kam und Mensch wurde. Maria ist die Brücke, über die ihr Sohn zu schreiten vermag, um die Welt zu erlösen. Und über die Menschen zu Gott finden können, sie selbst wollte nichts anderes sein, nur diese Mittlerin.

Papst Johannes Paul II. hat übrigens selbst einmal Luthers Auslegung des Magnificats zitiert (während einer Audienz am 21. März 2001):

"The visit to Elizabeth is sealed by the canticle of the Magnificat, a hymn that has come down through all Christian centuries as a perennial melody: a hymn that unites the hearts of Christ's disciples beyond the historical divisions, which we are committed to overcoming in view of full communion. In this ecumenical atmosphere, it is good to remember that in 1521 Martin Luther devoted a famous commentary to this ‘holy canticle of the Blessed Mother of God’, as he expressed it.

In it he says that the hymn 'must be learned well and remembered by all', because 'in the Magnificat Mary teaches us how we should love and praise God.... She wants to be the greatest example of God's grace in order to spur everyone to have trust and to praise divine grace.'”

Und so wollen wir mit einem Stück enden, in dem dieser die Heilige Jungfrau preist.


Marienantiphon aus der Liturgie zum Abendgebet, Rom, 8. Dezember 1982 /
Vers aus dem Halleluja der dritten Weihnachtsmesse
aus „Abbà Pater“, einer Produktion über Johannes Paul II. von 1999
hier gefunden

Mutter aller Völker

Erhab’ne Mutter des Erlösers, du allzeit offene
Pforte des Himmels
und Stern des Meeres.
Komm, hilf deinem Volke,
das sich müht, vom Falle aufzusteh’n.
Du hast geboren, der Natur zum Staunen,
deinen heiligen Schöpfer.

Ein Licht strahlt heute über uns auf…

Unberührte Jungfrau, die du aus Gabriels Mund
nahmst das selige Ave, o erbarme dich der Sünder.

Ein Licht strahlt heute über uns auf…

Laß die Welt aufersteh’n!
Hilf dem Menschen aus der Sünde aufzuersteh‘n!
Du bist jene, die Gott geboren hat!
Du bist jene, die der Welt
den menschgewordenen Gott geschenkt hat.

Dienstag, 7. September 2010

Dies & Das


Am Tag vor dem Geburtstag einer anderen Königin, nämlich der des Himmels, wurde am 7. September 1533 in Greenwich die spätere Königin Elisabeth I. geboren, Tochter der unglücklichen Anne Boleyn, man nannte sie später auch „The Virgin Queen“ - „Die jungfräuliche Königin“, und manche behaupten, sie hätte bei ihren soeben protestantisch gewordenen Untertanen irgendwie jene Stelle ausgefüllt, die vorher die Heilige Jungfrau einnahm. Ich weiß von diesen Dingen nichts und bin schon gar kein Experte für englische Geschichte, aber da ich gerade meine hier ursprünglich deponierten Gedanken in eine Bewährungsrunde schicke, dachte ich, ich sollte wenigstens auf meine Lektüre ein wenig verweisen. Falls also jemand des Englischen hinreichend mächtig ist, wird er vielleicht an diesem Beitrag über Elisabeth I. etwas Unterhaltung finden.

Montag, 6. September 2010

Jan Bouman &

Das Berliner Tor 1895

Potsdam erscheint gegenwärtig wie ein nahezu halbzerstörtes spätantikes Mosaik, an dem sich dessen ursprüngliche Schönheit glücklicherweise noch gut ablesen oder besser erahnen läßt, nur daß die Fehlstellen mit abstoßendem Beton ausgefüllt wurden. Ich habe meiner Nostalgie für Potsdam hier lange keinen Raum mehr gegeben. Aber gerade las ich, daß Jan Bouman am 6. September 1776 starb, und dies ist jemand, der deutliche Spuren in Potsdam hinterließ. Auch wenn sie oft nach und nach wieder ausgelöscht wurden, wie etwa die des Berliner Tors, ich habe lange nicht weit davon entfernt gewohnt, daher ist dies keine anempfundene Nähe. Das oberste Bild gibt den ursprünglichen Zustand wieder, später hatte man dann das Tor zugunsten des Verkehrs freigestellt, und nach dem letzten Krieg wie so vieles andere weggeräumt.

Das Berliner Tor nach ca. 1928
Deutsches Bundesarchiv
hier gefunden

Jan Bouman wurde am 28. August 1706 in Amsterdam geboren. 1732 kam der Zimmerermeister nach Potsdam, um für Friedrich Wilhelm I. unter anderem das Holländische Viertel zu bauen. Er nannte sich nun Johann Bouman. Für den deutlich baufreudigeren Friedrich II. errichtete er in Potsdam 1752 das bereits erwähnte Berliner Tor und 1753 das Alte Rathaus, in Berlin durfte er den alten Dom (1747–1750) und das Palais des Prinzen Heinrich (späterer Sitz der Universität) erschaffen. Näheres mag man hier nachlesen. Auch wenn er stets im Schatten berühmterer Namen stand und seine Strenge manchmal fast das Pedantische streift, so ist das immer noch beeindruckender als das meiste, was uns heute neu kreiert begegnet.


Altes Rathaus, Detail
(c) nbwolf

Sonntag, 5. September 2010

Sonntag &

Roughly translated

Also: So schauen wir, während wir auf das Essen warten, weil angeblich noch irgendwelche albernen Bilder, wofür auch immer, geschossen werden müssen. Ich hatte meiner Frau Mutter erzählt, daß sie für einige Leser die Hauptattraktion dieser Sonntagsessen-Bilder ist, das hat sie nun davon, aber ich habe sie vorher gewarnt.


Jetzt wurde eröffnet, es sei vorbei, das Warten nämlich. Übrigens hatten wir einen ständigen Wechsel von anwesender und nicht anwesender Sonne, dies Bild etwa ist so dunkel, weil sie gerade anwesend war, die Sonne, klingt auf den ersten Blick etwas paradox, ich weiß.

Das Ganze nannte sich Schweinekrustenbraten, mit ein paar Beilagen. Mögen die Bilder auch mäßig gelungen sein, das Essen war ziemlich gut, etwas zu deftig, aber trotzdem gut.


Well, that’s how we’re looking while waiting for the meal because supposedly there have to been taken some silly pictures, for what purpose ever. I told my venerated mother that she is the main attraction for some readers of this Sunday meal post, that’s what she get therefore, but I warned her before. At this point (pic no 2) it was revealed waiting was over. Btw. we had a constant change of present and not present sun, this picture is that dark because it was there currently, the sun, at first glance somewhat paradoxical, I know. The whole thing was called roast pork, with a few side dishes. Maybe the pictures are moderately successful; the food was pretty good, a bit too good and solid, but still good.

Freitag, 3. September 2010

Gefühlter Herbst

translated

Friedrich Rückert

Herbsthauch

Herz, nun so alt und noch immer nicht klug,
Hoffst du von Tagen zu Tagen,
Was dir der blühende Frühling nicht trug,
Werde der Herbst dir noch tragen!

Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,
Immer zu schmeicheln, zu kosen.
Rosen entfaltet am Morgen sein Hauch,
Abends verstreut er die Rosen.

Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,
Bis er ihn völlig gelichtet.
Alles, o Herz, ist ein Wind und ein Hauch,
Was wir geliebt und gedichtet.


Song of Autumn

Heart, now so old and still so forlorn,
day after day you are sighing:
hoping, what blossoming spring has not borne,
autumn might still be supplying.

Wind lets not go of bush in its play,
fondling, cajoling, caressing:
opening rosebuds at dawnings of day,
evenings the roses undressing.

Wind lets not go of bush in its play,
stripping and baring and shoving.
Everything, Heart, will the wind blow away:
all our writing and loving.

Kurz bevor ich diesen Post veröffentlichen wollte, gewissermaßen aus einem Impuls heraus, dachte ich, vielleicht hat unser verehrter Prof. Aue auch dieses Gedicht übersetzt, er hat. Es überhaupt auszuwählen, war mehr eine spontane Idee, nachdem ich einen Band mit Herbstgedichten durchblätterte, als ich spät nach Hause kam und nach etwas suchte, das mit meinem Gemütszustand korrespondierte, diese Zufälle.

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Quite shortly before I wanted to publish this post, somehow out of an impulse, I thought, perhaps our venerable Professor Aue has translated this poem too, I found out he has. To choose it at all, was more a spontaneous idea, when I leafed through a book of autumn poems, after I came home late and was looking for something that corresponded with my state of mind, those coincidences.

Donnerstag, 2. September 2010

Sedan

Otto von Bismarck und Napoleon III. nach der Schlacht von Sedan
hier gefunden

Gelegentlich erinnere ich an den Sedantag, den populärsten Feiertag im 2. Kaiserreich, auch wenn der entsprechende Artikel in Wikipedia etwas anderes suggeriert. Vor 2 Jahren hatte ich
dazu Haffner zitiert, und dessen Schilderung erscheint mir doch weitaus plausibler, wie auch immer. Herr Roloff, hier bestens als Gastautor bekannt, hat einen kleinen, aber bemerkenswerten Artikel zum Sedantag verfaßt, den ich gern ebenfalls wiedergeben möchte. Nur ein Hinweis zum Ende des Artikels für denjenigen, der hier nur zufällig liest, Schönhausen, der Geburtsort Bismarcks, ist sein Wohnort.

Brandenburger Tor in Berlin nach der Schlacht von Sedan, hier gefunden

Gedanken zum Sedantag

Mit dem Sieg bei Sedan, den die mit Preußen verbündeten deutschen Staaten heute vor 140 Jahren über Frankreich errangen, war der dritte von Bismarcks Einheitskriegen entschieden. Der Weg zur Reichsgründung war mit dem Sturz Napoleons III. frei. Nur Frankreich hatte sich der deutschen Einheit noch widersetzt. Ähnlich wie wir es 1990 erlebten, fand rein staatsrechtlich lediglich ein Beitritt statt. Damals handelte es sich aber um den Beitritt der drei verbliebenen süddeutschen Monarchien, Bayern, Württemberg und Baden, sowie des südlichen Hessens zum 1867 gebildeten Norddeutschen Bund, der von da an einfach seinen Namen wechselte und Deutsches Reich hieß.

Ausgelöst hatte den Krieg die seit dem Wiener Kongreß in ihrem Kern unentschiedene Frage über die Vorherrschaft auf dem europäischen Kontinent. Entzündet hatte er sich an der spanischen Thronfolge. Die Wahl eines Hohenzollernprinzen zum spanischen König durch die Cortez, dem spanischen Parlament, hatte in Frankreich die nationalistischen Wellen hoch schlagen lassen. Paris wollte diesen Krieg und sah in ihm die Chance, den Aufstieg Deutschlands zu verhindern. Bismarck wiederum wußte genau, daß sein Einigungswerk nur zum Abschluß kommen konnte, wenn der französische Widerstand zuvor gebrochen wurde. Mit seiner gekürzten Fassung der berühmten „Emser Depesche“ reizte er geschickt die Emotionen des Gegners. Es gibt heute aber keine ernsthaften Zweifel mehr daran, daß der Deutsch-französische Krieg auch zum Ausbruch gekommen wäre, wenn Bismarck diesen Schachzug unterlassen hätte. Selbst wenn man dennoch auf der Ansicht besteht, daß Bismarcks redigierte Depesche eine Provokation gegenüber Frankreich darstellte, dann war aber die französische Kriegserklärung an Preußen am 19. Juli 1870 und damit am 60. Todestag der hochverehrten Königin Louise, der Mutter Wilhelms I., die weitaus größere Herausforderung. Nichts hat den nachmaligen Kaiser, der als Kind in Hohenzieritz am Sterbebett dieser unvergleichlichen Frau kniete, stärker bewegt, als diese Beleidigung.

Frankreich hatte seine Kräfte und seine Stellung in Europa grenzenlos überschätzt. Die Sympathien der anderen Mächte gehörten dem angegriffenen Norddeutschen Bund und seinen Verbündeten. Die Entscheidung fiel rasch. Das am 18. Januar 1871 gegründete Reich nahm seinen unbestrittenen Platz in der Mitte Europas ein, und der Sedantag am 2. September wurde sein Nationalfeiertag.

Dieses Geschehen hat den Reichsgründer Zeit seines Lebens beschäftigt. 1892, wenige Jahre vor seinem Tod, nimmt er in seinen Reden in Jena noch einmal auf Sedan Bezug. Er war auf der Rückreise von den Hochzeitsfeierlichkeiten seines Sohnes Herbert in Wien und geleitete ihn und seine Gattin Margarete Gräfin Hoyos in seinen Geburtsort Schönhausen, wo das junge Paar von da an leben sollte, und wo sich noch immer Menschen an die Fürstin Herbert erinnern können.

Dort in Jena stellte der Altreichskanzler am 30. Juli 1892 noch einmal fest: „Der französische Krieg war notwendig; ohne Frankreich geschlagen zu haben, konnten wir nie ein Deutsches Reich mitten in Europa errichten und zu der Macht, die es heute besitzt, erheben.“

Bescheiden fährt er dann fort: „Diese ganze Entwicklung müssen Sie nicht meiner vorausberechnenden Geschicklichkeit zuschreiben; es wäre Überhebung von mir, wenn ich behaupten wollte, daß ich diesen ganzen Verlauf der Geschichte vorausgesehen und vorbereitet hätte. Man kann die Geschichte überhaupt nicht machen, aber man kann immer aus ihr lernen, wie man das politische Leben eines großen Volkes seiner Entwicklung und seiner historischen Bestimmung entsprechend zu leiten hat. Das ist das ganze Verdienst, was ich für mich in Anspruch nehmen kann.“

Sehr bekannt geworden ist dann auch Bismarcks Beschreibung des Wesens der Politik: „Politik ist eben an sich keine logische und exakte Wissenschaft, sondern sie ist die Fähigkeit, in jedem wechselhaften Moment der Situation das am wenigsten Schädliche oder das Zweckmäßigste zu wählen.“ In seiner zweiten Jenaer Rede am Tage darauf, stellt der Fürst einen Zusammenhang her zwischen der Niederlage von Jena 1806 und dem Sieg von Sedan 1870 und betont: „Ich kann mich nicht freuen bei dieser Erinnerung, wenn auch mein Verstand mir sagt, daß wenn Jena nicht gewesen wäre, Sedan vielleicht auch nicht in unserer Geschichte seinen glorreichen Platz gefunden hätte.“

Dann legt er unter nochmaligen Verweis auf die Kämpfe zur Erlangung der Reichseinheit ein klares Bekenntnis ab, das für seine Politik maßgeblich war und für Deutschland nach seinem Willen maßgeblich bleiben sollte: “Diese Kriege waren notwendig; nachdem sie aber geführt worden sind, halte ich es nicht für nötig, daß wir weitere Kriege führen. Wir haben in ihnen nichts zu erstreben. Ich halte es für frivol und ungeschickt, wenn wir uns in weitere Kriege hineinziehen lassen, ohne durch fremde Angriffe dazu gezwungen zu werden. Dann allerdings werden wir auch so stark sein, wie Deutschland in der Mitte Europas es ist, d.h. es wird seinen Nachbarn, auch wenn sie sich verbinden, gewachsen sein. Aber nur im Defensivkrieg.“

In Erinnerung an den Tag von Sedan waren in vielen Orten und so auch in Schönhausen Friedenseichen gepflanzt worden. Leider fiel diejenige in Schönhausen unlängst der Säge zum Opfer.

Thomas Roloff

Mittwoch, 1. September 2010

Schwierige Daten

Neue Reichskanzlei
hier gefunden

Ein bedrückender Tag, wenn man sich die Bedeutung des Datums ins Bewußtsein ruft. Letztes Jahr habe ich daran erinnert, daß meine Frau Mutter Zeitzeugin des Kriegsbeginns war. Dieses Bild oben korrespondiert perfekt zu dieser Stimmung, zumal ich gerade bemerke, daß Albert Speer, der Schöpfer der Neuen Reichskanzlei ausgerechnet an einem 1. September, nämlich 1981 in London, verstarb.