Kaiser Franz I. von Österreich im österreichischen Kaiserornat
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Der Staat, in dem die Deutschen die längste Zeit ihrer Geschichte lebten, ist erst seit wenig mehr als 200 Jahren untergegangen, man muß dennoch sehr nach seiner Präsenz im heutigen Bewußtsein suchen. Manchmal kommt einem dieses Land vor wie ein junger afrikanischer Nationalstaat, der seine koloniale Vergangenheit am liebsten auslöschen möchte, verwirrte Zeiten, nun warum auch immer und wie auch immer.
Am 1. August 1806 erklärten Bayern, Württemberg, Kurmainz, Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau, Kleve und Berg, Hohenzollern-Sigmaringen und ein paar weitere „Fürsten“ gegenüber dem Reichstag den Austritt aus dem Reich. Napoleon gab zugleich zu erkennen, die Reichsverfassung nicht mehr anerkennen zu wollen. Die ersteren hatten sich zuvor zum Rheinbund zusammengeschlossen und sich Napoleon zum Protektor erwählt, der belohnte sie dafür mit Königstiteln und anderen Erhöhungen.
Ich weiß nicht , ob es derartige Fernwirkungen gibt, aber wenn man sich fragt, wie 1918 jahrhundertealte Bindungen geradezu pulverisieren konnten, dann kann man daran erinnern, daß eine Reihe deutscher „Fürsten“ in einer Mischung aus Skrupellosigkeit, Schwäche, Eigennutz und Gier ein wunderbares Vorbild abgaben.
Es liegt nahe, Franz II. das Niederlegen der Krone des Heiligen Römischen Reichs übelzunehmen, zumal außer Preußen ja noch eine Reihe weiterer Staaten im Reichsverband verblieben waren, aber durch den Reichsdeputationshauptschluß von 1803 gab es zudem ein protestantisches Übergewicht im Reich, so daß ein Nachfolger Franz II. vermutlich kein Habsburger mehr gewesen wäre.
Napoleon tat nun also das, wovon schon viele französische Könige geträumt hatten, er griff nach der römischen Kaiserkrone und begann zuvor damit, die alte Verfassung des Reichs auszuhöhlen. Johann Aloys Josef Freiherr von Hügel und Graf von Stadion hatten ein Gutachten über die Bewahrung der Kaiserwürde des Reiches verfaßt mit dem eben genannten Ergebnis und dem Ausblick, daß ein Festhalten am Kaisertitel zum Krieg mit Napoleon führen würde, sie empfahlen daher den Verzicht.
In gewisser Weise nahm Napoleon Franz II. die Entscheidung darüber ab, denn in einem Ultimatum wurde dem österreichischen Gesandten in Paris, General Vincent, mitgeteilt, sollte Franz II. bis zum 10. August nicht abdanken, würde Österreich angegriffen. Und so verkündete am 6. August 1806 Franz II., er sähe sich nicht mehr in der Lage, seine kaiserlichen Pflichten zu erfüllen. Der Herold des Reiches bestieg die Balustrade der Kirche "Zu den neun Chören der Engel" am Hof in Wien und verkündete das Ende des Reichs mit den Worten seines letzten Kaisers:
„…, daß Wir das Band, welches Uns bis jetzt an den Staatskörper des deutschen Reichs gebunden hat, als gelöst ansehen, daß Wir das reichsoberhauptliche Amt und Würde durch die Vereinigung der conföderirten rheinischen Stände als erloschen und Uns dadurch von allen übernommenen Pflichten gegen das deutsche Reich losgezählt betrachten, und die von wegen desselben bis jetzt getragene Kaiserkrone und geführte kaiserliche Regierung, wie hiermit geschieht, niederlegen.“
Er löste das Reich gleich mit auf, wozu er gar nicht berechtigt war, denn der Kaiser war nur ein Organ des Reiches neben anderen, er verkündete:
„Wir entbinden zugleich Churfürsten, Fürsten und Stände und alle Reichsangehörigen, insonderheit auch die Mitglieder der höchsten Reichsgerichte und die übrige Reichsdienerschaft, von ihren Pflichten, womit sie an Uns, als das gesetzliche Oberhaupt des Reichs, durch die Constitution gebunden waren.“
Damit war ihm nur noch das eben erst geschaffene österreichische Kaisertum verblieben. Sicherlich wäre auch ohne diesen Schritt das Alte Reich untergegangen. Man war sozusagen in einem Akt von Staatsklugheit Napoleon zuvorgekommen. Daß es keinen Widerstand gegen die Auflösung des Reiches gab und es nach dem Sieg über Napoleon auch nicht wiederbegründet wurde, spricht für sich. In gewisser Weise war die Aggression Napoleons auch mit einer Art Charakterprüfung verbunden. In Preußen hatte man daraus Lehren gezogen, die unter den „Hardenberg- Stein’schen Reformen“ bekannt sind, und es hatte ein Selbstbewußtsein gestärkt, daß sich etwa an einer Königin Luise aufrichten konnte. Aber diese Probe haben viele auch nicht bestanden.
Ich hatte schon einmal einen Anlauf gemacht, über dieses Heilige Römische Reich zu schreiben, der nun wieder nicht zustande kommt, aber dieses Datum wollte dich doch festhalten. Übrigens unter dem gleichen Datum begann ein paar Jahre zuvor die Schändung der Grablege der französischen Könige der Basilika Saint-Denis, wochenlang werden die Leichname in einem Massengrab verscharrt oder in die Seine geworfen, die Monumente verwüstet, nicht ganz unpassend.
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