Sonntag, 15. Juni 2014

Sonntag & (sehr verspätet)



Die ersten beiden Bilder dürften hinreichend erklären, warum ich mich mit diesem Sonntags-Essensbericht so schwer tue. Seit Freitag war ein erklecklicher Teil der Zeit von Verwandtschaft in Beschlag genommen, die den nicht eben kurzen Weg von Ostfriesland über diverse Kanäle bis zum Zierker See auf ihrem Boot herangeschippert gekommen war. Gut, für die Sonntags-Einladung muß ich selbst einstehen, aber es kam dann auch nicht mehr darauf an. Abgesehen davon, daß meine familiären Neigungen eher sparsam entwickelt sind, läuft das Ganze doch nun optisch unvermeidlich in eine Richtung, von der ich diesen Blog eher fernhalten wollte.

Der freundliche ältere Herr auf dem Bild, mein Cousin nebst Gattin, hatte vom letzten Jahr meine Bohnen noch in guter Erinnerung, also bekam er sie (Bohnenkraut wurde aufgekocht und in den Sud kamen die Bohnen mit Pfeffer und Salz, später darüber braune Butter).


Ich wollte die Schmach vom letzten Sonntag auslöschen und habe daher das Ganze wiederholt. Also gab es wieder einen Schweinebraten mit Kräuterkruste (geschmort mit Rosmarin, Thymian und Oregano etc. etc.) und dazu eine Art Auflauf mit Schnitzeln in Zwiebel-Rahm-Sauce (wenn ich schon in Familie machen mußte, wollte ich auch die zugehörigen Rituale praktizieren, als das wären, man trägt „extra dick“ auf, man will sich schließlich “nichts nachsagen lassen“ usw. usw.). Sie wirkten alle nicht unzufrieden danach.



Eine Zwischenbemerkung: Daß Beiträge wie dieser auch immer etwas von einem Türspalt an sich haben, den man dem geneigten Besucher gönnt, daß er kurz hineinlugen kann, wird mir je länger je unangenehmer, aber es gibt andererseits nun einmal auch Gründe dafür.

Und um kurz das Nichtgesagte zu streifen: Es bekommt einem völlig verwilderten Arbeitszimmer ungemein gut, wenn sich ein Herzog zu Mecklenburg zum Besuch angemeldet hat (das betraf den Sonnabend und bot eine kuriose angenehme 2. Ebene zum parallel statthabenden Verwandtenbesuch). Ich habe mich anschließend fast fremd darin gefühlt (und auch einiges bisher nicht wiedergefunden), aber immerhin weiß ich jetzt, wie ein proper und sauber aufgeräumtes Arbeitszimmer aussieht (besser aussah, die Spuren der Auflösung haben sich bereits wieder über alles gelegt).

Dieser Satz muß mißverständlich wirken: Aber ohne werten zu wollen, ist es doch merkwürdig, wie sehr empfundene und „natürliche“ Nähe (im Sinne von sich als in gewissem Sinne „dazugehörig empfinden“) auseinandergehen können. Auch jede gewählte „Verwandtschaft“ ist wie eine Wolke aus Illusionen, die einen Graben überwölbt, natürlich; aber ist es sonst anders?


nachgetragen am 20. Juni

2 Kommentare:

naturgesetz hat gesagt…

Your relatives look very pleasant and affable. Interesting that they could get to you by boat. That must have been fun for them.

As usual, the food looks good too.

I didn't quite understand the bit about the Duke, either in the original or in the English translation.

MartininBroda hat gesagt…

@aturgesetz (They are affable and...) Well, some remarks are not made to be understood, intentionally. The frame (in short): I was introduced recently to the head of the family whose ancestors ruled over this small country once. The younger son of His Highness made a visit here (the original plans were different, but that's all fine), and it was completely pleasant, really. This brought me to some thoughts about feeling (sometimes) uncomfortable with own family etc. God stuck you in and illusions about a chosen, well, not family (that would be ridiculous), but an area of comfort, maybe. That's all.