Donnerstag, 12. Juni 2014

Nachgetragene Kalamitäten


Ich fange bereits ganz langsam an, den „Grafen von Luxemburg“ zu hassen, die Operette von Franz Lehár natürlich (ich glaube nicht, daß heute noch jemand mit diesem Titel existiert, obwohl Luxemburg tatsächlich als Grafschaft entstand). Warum? Nun, die diesjährigen Festspiele im Schlossgarten Neustrelitz geben das Stück, es wird bereits heftig geprobt, die Bühne ist von uns nur durch die Schloßkirche getrennt und etwa 120 Schritte entfernt (wie ich herausfand). Proben können schon recht ermüdend sein (spreche ich aus meiner bescheidenen Chorpraxis), aber fremden Proben zuhören zu müssen, immer und immer wieder die gleichen Stellen, die dann abbrechen und wiederholt werden. Das ist pure Hölle. (Gut, vermutlich, denn ich hatte noch nicht das Vergnügen, das Original kennenzulernen.)



Am Mittwoch hatte sich die Hitze der letzten Tage in einem fulminanten Gewitter entladen, das den Tag beeindruckend verdüsterte, einen Heidenlärm machte, Wassermassen herabstürzen ließ (der Hof entwickelte sich zeitweise zu einem kleinen Teich), und nicht weit von hier eine minder schöne Überraschung hinterließ.


Eine der Säulen des nahe gelegenen Hebetempels, der Hauptzierde des Schloßgartens (erbaut von Friedrich Wilhelm Buttel mit der Göttin der Jugend im Tempel (nach einem Entwurf von Antonio Canova) und einer Kopie des „Lykischen Apoll“ von Praxiteles darauf) löste sich in Staub und Trümmer auf, nachdem sie von einem Blitz getroffen worden war.


Wenn man (aus ästhetisch oder anderen noch so nachvollziehbaren Gründen) ein Gebäude weiträumig frei stellt (vulgo, im Wege stehende Bäume dezimiert) und dann zudem (aus gleichen Gründen) auf jeden Blitzschutz verzichtet, dann ist es so, als ob dieses Gebäude jeden dahergelaufenen Blitz förmlich anbettelte: „Bitte schlag in ich ein!“ Die Bitte wurde erhört. Die besondere Pointe: Der Hebetempel wurde erst jüngst nach quälend langwierigen Restaurierungen wiederhergestellt. Wie wir heute wissen, nur sehr vorläufig.





Das soll an Nachträgen für jetzt genügen, andere, durchaus erfreulichere werden hoffentlich bald folgen (und ich muß auch noch Kommentare beantworten, ich weiß, und bitte schon mal um Nachsicht).

nachgetragen am 18. Juni

5 Kommentare:

Walter A. Aue hat gesagt…

Ich habe schon gewusst, dass nicht alles Marmor ist, was als Saeule daherkommt. Aber wenn man den Ziegelhaufen anschaut, dann muss man schon eigene Illusionen dazulegen. Kein Wunder dass dem lieben Gott das auch auf die Nerven ging und Er sich auf recht teutonische Weise entlud...

Walter A. Aue hat gesagt…

Ich habe schon gewusst, dass nicht alles Marmor ist, was als Saeule daherkommt. Aber wenn man den Ziegelhaufen anschaut, dann muss man schon eigene Illusionen dazulegen. Kein Wunder dass dem lieben Gott das auch auf die Nerven ging und Er sich auf recht teutonische Weise entlud...

naturgesetz hat gesagt…

Interesting to see the cross-section of the column. I wouldn't have guessed that the inside was brick. It's fortunate that only one column was destroyed.

MartininBroda hat gesagt…

@Prof. Aue Ach Schönheit wohnt doch sowieso nur an der Oberfläche; das ist wie mit dem menschlichen Körper, unter der Haut der Glieder wohnt das Grauen (und religiös sind wir doch über die Phase der Naturreligion hinweg, hoffe ich).

(Wenn mich nicht alles täuscht, waren beide Kommentare textidentisch, also hab ich nur den einen genommen.)

MartininBroda hat gesagt…

@naturgesetz Fortunate indeed, I was also surprised & impressed by the quality of the old masonry.