Donnerstag, 3. Juli 2008

Dat ward all wedder




Die Geschichte meiner Beziehung zum Mecklenburgischen ist eine Sache für sich und darum ist die folgende Beobachtung auch keiner schlichten Begeisterung oder etwas ähnlichem geschuldet.

Zu meinen Pflichten zählt die Begleitung von jemandem zu seinen regelmäßigen Arztbesuchen, das ist eingeschränkt unterhaltsam, aber bei den diversen Stationen, die mir helfenderweise obliegen, kommt es auch immer wieder einmal zu etwas wie diesem:

Ein junger Mann in einem begrenzt modischen weißen Anzug quälte sich sichtlich an zwei Stöcken in Richtung Aufzug, an ihm arbeitete sich eine ältere Dame vorbei, stieg in den sich öffnenden Fahrstuhl und rief etwas in der Art von „nu man tau“.

Eine kleine Anmerkung: Meine Kenntnis des Plattdeutschen ist rudimentär, wie viele verstehe ich das meiste, aber es korrekt wiederzugeben, überfordert bereits deutlich meine Fähigkeiten, nun ja.

Darauf entspann sich ein Dialog, aus dem hervorging, der junge Mann war froh, sich überhaupt noch auf seinen eigenen Beinen bewegen zu können, sie hätten amputieren wollen, „affschneden, man einfach so?“, nein einfach so wohl nicht, die wären mehrfach gesplittert gewesen und unter weiteren Ausführungen landete er endlich im Fahrstuhl bei der älteren Dame, die sich, während er sich bereits schloß, in breitestem Platt festhielt: „Dat ward all wedder.“

Das war in einem alltäglichen Sinne bewegend. Und bemerkenswert fand ich vor allem, wie sich in einer bestimmten Sprache so viel Möglichkeit zur Herzenswärme speichern kann, die in einem gebotenen Augenblick mühelos und selbstverständlich nutzbar ist, wenn jemand über eben diese verfügt.

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