Überreste der Fassade des Potsdamer Stadtschlosses
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Wo selbst bei google.de eine Mauer umfällt, könnte man mutmaßen, daß das hier auch Erwähnung finden müßte, dies wäre ein Irrtum. Es soll eher um das Aufrichten von Mauern gehen. Aber noch eine Vormerkung, ich habe am 8. November letzten Jahres daran erinnert, daß 1508 Palladio geboren wurde, offensicht ist es umstritten, ob es nicht doch eher ein 30. November war. Ich wollte schon länger einmal etwas ausführlicher über ihn schreiben und werde es also dann versuchen. Aber um Architektur soll es heute dennoch gehen.
Denen, die Potsdam nicht kennen, wird vielleicht kürzlich aufgefallen sein, daß auf zweien meiner „Geburtstagsbilder“ eine Art Pavillon etwas verloren in der Gegend herumsteht, es ist das Fortunaportal, ein Teil des in und nach dem letzten Krieg verlorengegangenen Stadtschlosses, der aus privaten Spenden wieder aufgebaut wurde.
Das Potsdamer Stadtschloß um 1772, Alter Markt und Obelisk
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So sah dieser Platz einmal aus. Er war das Herz der Stadt. Die eigentlich Mitte der Stadt war so, abgesehen von St. Nikolai und Altem Rathaus, in den letzten Jahrzehnten eine unerträgliche Brache. Und jetzt entsteht dort etwas, das sich schlecht beschreiben läßt, eine Art Erinnerung an das Potsdamer Stadtschloß. Ein Gebäude für den Brandenburger Landtag in der „Kubatur“ des verlorenen Stadtschlosses mit einer sich historisch gebenden Fassade unter Einbeziehung von Teilen, die vor der Sprengung von 1959/60 gerettet werden konnten.
Aber ich glaube, das führe ich besser morgen weiter aus...
Potsdam, Stadtschloß mit Nikolaikirche
Bundesarchiv, hier gefunden
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Jetzt ist morgen. So wie zum Nachbau des Berliner Schlosses schon einmal erwähnt, bin ich bei derartigen Rekonstruktionen meist in Sorge, daß die Würde des Verlorenen durch mißgeleitete Belebungsversuche unerträglich beschädigt wird. Wenn selbst ein David Chipperfield über moderne Architektur schreibt - „Es war auch eine Chance, die Vergangenheit auszulöschen.“ - dann muß ich mein Mißtrauen gegen modernes Bauen wohl nicht umständlich begründen.
Ich habe kürzlich einmal aus einem exzellenten Aufsatz dazu zitiert und will wenigstens dieses wiederholen: „Die zeitgenössische Architektur weiß, was ihr fehlt gegenüber der Formensprache älterer und alter Zeiten“, sie wisse von ihrer „Verarmung und Radikalisierung“, die sich in gewalttätigem Behauptungswillen entladen würde. Ich will hinzufügen, dazu treten Ignoranz und Rücksichtslosigkeit. Und das muß man gar nicht unbedingt alles bei den Architekten abladen, es gibt schließlich Bauherren. Und da fehlt es oft schlicht an Kulturwillen oder gar -verständnis.
Aber um auch die andere Seite zu Wort kommen lassen sollte, hier findet sich eine Animation des geplanten Neubaus und der Architekt, ein Herr Peter Kulka, wird hier interviewt und erklärt sich, abgesehen von diesem Artikel, auch noch hier.
Man mag sich gar nicht ausdenken , was entstanden wäre, wenn sich bestimmte Politiker hier hätten ungebremst austoben können, aber zum Glück ist es Bürgern der Stadt bzw. Vereinen wie diesen ("Mitteschön!", "Verein Potsdamer Stadtschloß e.V.") zu danken, daß man bei dem, was jetzt entstehen soll, wenigstens hin und hergerissen ist und nicht entgeistert am Boden liegt.
Um einmal praktisch zu zeigen, um was es dabei geht, hier ein Auszug aus einem Interview mit Barbara Kuster von "Mitteschön!" („Tagesspiegel“ vom 29.09.2009, Vorsicht mit dem Link, der versucht den Artikel gleich zu drucken, habe leider keinen anderen gefunden)
"Wie geht es nun weiter mit Mitteschön und dem Stadtschloss?
Das Stadtschloss muss begleitet werden. Beim Kulka-Entwurf sind zum Beispiel die Fenster alle gleich. Bei Knobelsdorff gab es unterschiedliche Fenstergrößen, die einen gewissen Rhythmus bewirkten. Der normale Bürger sieht den Entwurf und sagt, toll, unser Schloss, fast Original. Aber wenn man genau hinschaut, dann sieht man den Unterschied.
Aber es ist bestimmt billiger, einmal 500 Fenster zu ordern als fünf mal einhundert."
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