Vor kurzem habe ich hier meine Begeisterung an der Kritik eines Essays (Friedrich Dieckmann – „Bauen in zerstörten Städten“, Merkur, Heft 3, März 2009) zelebriert, den ich heute endlich in Händen halte. Es ging um das Verhältnis von Moderne und Erbe in der Architektur, von Zerstörung und Wiedergewinnung, insonderheit am Beispiel Berlins.
Und ich muß zugeben, ich kann dem erwähnten Artikel wenig hinzufügen, außer vielleicht ein paar ausführlicheren Zitaten, zum Beispiel diesem über den Neubau des „Neuen Museums“ dort:
„… Luxus einer Ruinenseligkeit, die noch den schäbigsten Putzfleck mit akribischer Restaurierung ehrt, mit einem Monumentalismus, der nicht enden wollende Betonwände durch eine Beimischung gemahlenen Marmors zu veredeln glaubt und dabei nichts anderes erreicht als die steinerne Imitation von Preßpappe.“
„… Raumzeichen eines Bewußtseins, das die Lust an der eigenen Leere in Gesten von autoritärer Kälte und offensiver Rücksichtslosigkeit auslebt. Dekadenz, die ihren Umschlag in den Brutalismus selbst inszeniert…“
Der Autor stellt fest, daß in Ost und West verborgen der gleiche Totalitarismus waltete, der sich dagegen stemmte, daß etwas halb Zerstörtes, das von großer Bedeutung war, wenigstens in Teilen geheilt würde.
Dieser „Totalitätsanspruch der Moderne“ zeuge wie jeder andere „von einem unbewältigten Minderwertigkeitskomplex“. „Die zeitgenössische Architektur weiß, was ihr fehlt gegenüber der Formensprache älterer und alter Zeiten“, sie wisse von ihrer „Verarmung und Radikalisierung“, die sich in gewalttätigem Behauptungswillen entladen würde.
Letztere Gedanke ist durchaus nicht von mir hineingelesen, denn der Autor beschreibt eine Planung in Dresden, die vorsieht, der wiedergewonnenen wundervollen Dresdner Frauenkirche eine moderne Scheußlichkeit entgegenzusetzen: „Das Groß-Gelungene als das Unerträgliche, dem man zeigen muß, was eine Harke ist – es ist solche Großmannssucht, mit der die Kleingeister unserer Tage sich in die Brust werfen“.
Und indem er auch noch die gegenwärtige Weltfinanz- und Wirtschaftskrise als Folie benutzt, zeigt er, was hinter dieser menschenunfreundlichen Traditionsfeindlichkeit steckt, ein Amalgam aus Inferiorität und Hybris.
Ich gebe zu, das ist etwas starker Toback, aber morgen zeige ich um so lieber dann wieder Bilder von Blumen und Vögeln.
Mittwoch, 8. April 2009
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