Freitag, 17. April 2009

Über die Wirksamkeit Einzelner


Luther auf dem Reichstags zu Worms
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Als ich heute etwas mißmutig im Geschichtskalender blätterte, stieß ich darauf, daß es die Nacht von heute auf morgen war, also vom 17. auf den 18. April 1521, in der Martin Luther eine schwere Entscheidung in sich auszufechten hatte.

Es ist viel spekuliert worden, woher sein Zögern rührte, als er sich auf dem Reichstag zu Worms vor Kaiser, Fürsten und Reichsständen zu rechtfertigen hatte, denn schließlich bat er sich am ersten Tag Bedenkzeit aus. Wobei es schon ein erstaunlicher Akt ist, daß er, der bereits vom Papst verurteilte Ketzer, hier noch einmal sprechen durfte, allein dies zeigt an, daß sich gerade entscheidendes änderte, die Dinge gerieten in Fluß.

Und ich glaube tatsächlich, daß es dies war, nicht vorrangig die (berechtigte) Angst um die Unversehrtheit der eigenen Person, was ihn zögern ließ, sondern das Erschrecken: Wenn ich sage, mein Gewissen gebietet mir, anders von Gott zu reden, als dies Päpste und Konzilien für sich in Anspruch nehmen, und ich folge meinem Gewissen, was für ein Brand mag daraus entstehen. Aber er war eben zum anderen davon überzeugt, daß es Gott war, der dies von ihm forderte. Wie die Propheten des Alten Testaments, denen dieses Amt häufig gegen ihren verzweifelten Willen auferlegt wurde.

Und ein Brand ist in Deutschland später dann ja auch daraus entstanden, an dem das Land im 30jährigen Krieg fast zugrunde gegangen wäre. Und das, man mag dies bestreiten, weil ein einzelner sich in dieser Nacht am Ende auf die Stimme verlassen hat, die er in sich vernahm, gegen alle äußere Gewalt, im Angesicht des Kaisers.

Was sagt Luther dann am nächsten Tag: „…, daß ich die Nöte und Gefahren, die Unruhe und Zwietracht, die sich um meiner Lehre willen in aller Welt erhoben haben, … sorgsam genug bedacht und erwogen habe… Darum müssen wir bedenken, wie Gott wunderbar und schrecklich ist in seinen Ratschlüssen, daß nicht am Ende das, was wir ins Werk setzen, um der Unruhe zu steuern, damit anfängt, daß wir Gottes Wort verdammen, und so viel mehr einer neuen Sintflut ganz unerträgliche Leiden zustrebt...

Ich könnte es hier mit vielen Beispielen aus der Schrift … veranschaulichen, wie sich gerade dann am sichersten zugrunde richteten, wenn sie mit besonders klugen Plänen darauf ausgingen, Ruhe und Ordnung in ihren Reichen zu behaupten. Denn er, Gott, fängt die Schlauen in ihrer Schlauheit und kehret die Berge um, ehe sie es inne waren. Darum ist's die Furcht Gottes, deren wir bedürfen…

Wenn ich nicht mit Zeugnissen der Schrift oder mit offenbaren Vernunftgründen besiegt werde, so bleibe ich von den Schriftstellen besiegt, die ich angeführt habe, und mein Gewissen bleibt gefangen in Gottes Wort. Denn ich glaube weder dem Papst noch den Konzilien allein, weil es offenkundig ist, daß sie öfters geirrt und sich selbst widersprochen haben. Widerrufen kann und will ich nichts, weil es weder sicher noch geraten ist, etwas gegen sein Gewissen zu tun. Gott helfe mir, Amen.“

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