Mittwoch, 29. April 2009

Johann Ludwig Tieck, ein Nachtrag







Als ich gestern etwas über Tieck schreiben wollte, der am 28. April seinen Todestag hatte († 1853), bin ich darüber eingeschlafen, vielleicht sollte mir das zu denken geben, und ich will es heute keinesfalls wirklich nachholen. Wenn seine Novellen auch manchmal etwas ledern wirken, so ist sein Verdienst um die Romantik und das Heimisch-Machen Shakespeares in Deutschland doch so immens, daß man ruhig mit einem seiner Gedichte an ihn erinnern darf (ein eher düsteres, aber für eine Geschichte, und sei es auszugsweise, fehlt hier doch der Raum).

Johann Ludwig Tieck

Wie schnell verschwindet


Wie schnell verschwindet
So Licht als Glanz,
Der Morgen findet
Verwelkt den Kranz,

Der gestern glühte
In aller Pracht,
Denn er verblühte
In dunkler Nacht.

Es schwimmt die Welle
Des Lebens hin,
Und färbt sich helle,
Hat's nicht Gewinn;

Die Sonne neigert,
Die Röte flieht,
Der Schatten steiget
Und Dunkel zieht.

So schwimmt die Liebe
Zu Wüsten ab,
Ach, daß sie bliebe
Bis an das Grab!

Doch wir erwachen
Zu tiefer Qual:
Es bricht der Nachen,
Es löscht der Strahl.

Vom schönen Lande
Weit weggebracht
Zum öden Strande,
Wo um uns Nacht.

Keine Kommentare: