Mittwoch, 25. November 2009

Über amerikanische Ironie


Jean Leon Gerome Ferris (1863–1930)
"The First Thanksgiving"
hier gefunden


Ein wohlwollender Zeitgenosse und österreichischer Kanadier, der vor einiger Zeit aus der Alten in die Neue Welt gewechselt ist, erklärte mir einmal, ich zitiere aus dem Gedächtnis: „Benutzen Sie gegenüber Amerikanern nie Ironie, wenn es um Religion, Familie oder allgemein Werte geht. Es sind meist ganz liebenswürdige Menschen, aber dieses verstehen sie einfach nicht.“ Er brachte ein Beispiel von einem Freund und Kollegen, der nach einer Bemerkung, die hier selbst ein Bischof amüsant gefunden hätte, nicht nur an der Universität geradezu geschnitten wurde.

Das Problem ist, wenn mir eine kleine, unschuldige Pointe über den Weg läuft, fühle ich mich geradezu moralisch schuldig, wenn ich ihr nicht die Hand reiche. Nun, jeder, der je nur geringfügig mit US-Amerikanern zu tun hatte, weiß, daß morgen Thanksgiving ist. Dieses gemütvolle Bild dort oben, erklärt dessen Ursprungsmythos ein wenig.

Und der nachfolgende kleine Filmausschnitt, der denselben aus seiner Sicht etwas erklärt, dürfte mit so ziemlich jedem der obigen Themen kollidieren. Ich hoffe, meine amerikanischen Bekannten sprechen wieder mit mir, in 2 – 3 Monaten.


3 Kommentare:

MartininBroda hat gesagt…

About American Irony - Translation

A benevolent contemporary, an Austrian-Canadian, who moved some time ago from the Old to the New World, told me once, and I quote from memory. "Never use to Americans irony when it comes to religion, family or values in general. They are usually very pleasant people, but they simply do not understand that." He told me as an example from a friend and colleague, who was cut not only at the university after a remark that in Europe even a bishop would have found amusing.

The problem is, when a small, innocent punch-line crosses my way I feel almost morally guilty if I’m not greeting her. Well, everyone who has ever met Americans (from the US of A) knows tomorrow is Thanksgiving. The sensitive painting up there explains the origin of the myth a little.

And the following short piece of film, which explains the same in his view, may collide with pretty much any of the above topics. I hope my American friends will talk to me again, in 2 to 3 months, it’s just a post.

Mr. Urs hat gesagt…

Für mich ist die Ironie der Ankunft der Pilger, dass die Früchte der Aufklärung einerseits konsequent umgesetzt wurden (Goodbye Georg III.) anderseits ignoriert werden, falls sie der Genesis auch nur ein klitzekleinwenig widersprechen.

MartininBroda hat gesagt…

@Urs Auch das in der Tat, und man könnte diesen Gedanken ja mühelos bis in die Gegenwart fortspinnen. Ich hatte vor einiger Zeit einen sehr interessanten (vor allem für mich interessanten, weil ich mir einige Zusammenhänge einfach nicht klar gemacht hatte) Austauch über den Einfluß des Puritanismus auf die amerikanische Psyche. Aber das hätte diesen Anlaß wohl endgültig überfordert. Offen gestanden fiel mir die Familie Adams erst am Abend bei einer Fahrradtour im Dunkeln ein, merkwürdigerweise bewegen sich die Gedanken oft nur dann, wenn man sich auch selbst bewegt.