Dienstag, 28. Juli 2009

Über die sentimentale Liebe zu Tieren



Von Mal zu Mal schaue ich gern auf Blogs vorbei, die ich aus irgendwelchen Gründen sympathisch oder interessant finde, regelmäßig mache ich das nur bei ganz wenigen, das liegt halt daran, daß, wenn ich einmal beschlossen habe, jemanden zu schätzen, er dagegen nur noch wenig tun kann, meine eigenen Motive dabei sind mir nicht selten recht rätselhaft, denn dahinter stehen oft Orte oder Gegebenheiten, die mir völlig fremd sind, und es ist auch keine Laune oder derartiges, wie auch immer.

Bei einem dieser Gelegenheitsbesuche las ich, wie jemand über seinen Sperlingspapagei schrieb, ich fand das ganz rührend und kam dann darauf, warum das wahrscheinlich so war.

Als ich noch jung war und studierte hatte ich einen Nymphensittich, der den Namen Salomo verordnet bekommen hatte (man hört die Art des Studiums heraus). Er war fast weiß, das obige Bild kommt dem sehr nahe. Obwohl er genug anderes bekam, nagte er mit Vorliebe an der Oberkante der Buchrücken, ich habe heute noch ein paar Bücher aus der Zeit, er wußte natürlich, daß das nicht richtig war, kam man ins Zimmer, flog er sofort in eine andere Ecke und tat unschuldig.

In den Semesterferien gab ich ihn zu meinen Eltern und stellte dann überrascht fest, daß mein Vater und er eine heftige Freundschaft begründet hatten. Man muß dazu sagen, mein Vater war kein gefühlskalter Mensch, aber er hatte irgendwann beschlossen, sich sehr in sich zurückzuziehen, aber das ist eine andere Geschichte.

Nicht allein, daß die Tür zum Käfig immer offen war, so daß der Vogel in der gesamten Wohnung herumfliegen konnte, soweit ihm danach war. Wie ich erfuhr, mußte er morgens von meinem Vater ausführlich verabschiedet werden, bevor der zur Arbeit fuhr, sonst gab es den ganzen Tag Krach. Abends durfte er dann am Rand des Tellers sitzen und verputzte mit ihm das Rührei, er mochte das offensichtlich lieber als seine Körner. Ich habe ihn dann nach Semesterferienende bei meinem Vater gelassen.

Leider ist er dann eines Tages doch aus einem Dachfenster geflogen und war schnell unauffindbar, inzwischen ist mir klar, das muß eine klassische Fehlprägung gewesen sein. Ich fürchte, das war die letzte engere Beziehung, die mein Vater einging.

Das folgende Video, das ich bei einem meiner oben beschriebenen Besuche an einem anderen Ort fand, hat übrigens eine nette Pointe, passend zum Thema.


5 Kommentare:

Mr. Urs hat gesagt…

Irgendwie scheinen mir gerade alle über die Liebe zu Tieren zu schreiben, und zwar gerade nachdem ich über mein Töten von Vögeln und Mäusen in meiner Jugend geschrieben habe (was immer den Katzen zu gute kam). Nichtsdestotrotz habe ich diese Erzählung sehr geschätzt. Wenn ich solche Geschichten lese, regiere ich meist sehr sentimental.

MartininBroda hat gesagt…

About sentimental feelings for animals

my poor try to translate

From time to time I like to look at blogs, which I find for whatever reasons pleasant or interesting, regularly I look only to a few, the reason is, if I have decided to appreciate someone, he has nearly no chance, to do something against that, my own motives thereby pretty often quite puzzling me, because often it stands for something, that’s completely strange to me, and it is no whim or such, however.

At one of these occasional visits I read how someone wrote about his parrotlet, I found that really touching and discovered why probably it was so.

When I was young and studying I owned a cockatiel, which was given the name “Salomo” (one may know the kind of the study now). He was nearly white, the above picture approximates much. Although he got enough other occasions, he loves gnawing at the upper edges of the spines, I have still a few books from that time, he knew it was not allowed, if I came into the room, he flew immediately to another corner and looks innocently.

During semester break I gave him to my parents and surprisingly my father and he became strong friends. I would not say my father was a feeling cold person, just the opposite, but he had decided sometime to withdraw himself nearly completely, but that’s another story.

Not only was always the door to the cage open, so that the bird in the entire dwelling could fly around, as far as he liked it. As I heard, it was necessary to say goodbye to him in the morning by my father in detail, before he drove to work, otherwise there was terror and big noise the whole day. In the evening he was allowed to sit at the edge of the plate and shared with him the scrambled eggs, he liked that obviously rather than his grains. I left him then after the semester break with my father.

Unfortunately one day he flew away through a roof light and was fast untraceable, in the meantime it is clear to me that must have been a classical false conditioning. I am afraid, that was the last closer relationship my father has had.

The following video, which I found at one of my visits at places described above, has by the way a nice punch line, suitably to the topic.

naturgesetz hat gesagt…

It was charming to read about the friendship between your father and the cockatiel, and so sad that it ended as it did.

MartininBroda hat gesagt…

@ Urs Ich habe das zwar gelesen (und auch genossen), aber ehrlich gesagt, glaube ich nicht, daß da ein Zusammenhang besteht. Ich hatte wirklich so einen Abend, wo ich mal einen Streifzug machen wollte, Du hast das ja auch schon beschrieben und stolperte durch den jungen Mann über meine eigenen verschütteten Erinnerungen. Ja, leider ist man ja meist erst schlauer, wenn es zu spät ist, und in dem Alter findet man sich sowieso furchtbar wichtig, aber wahrscheinlich hätte ich ihm einfach einen neuen Vogel schenken sollen oder einen Hund, wie schon eingangs gesagt...

MartininBroda hat gesagt…

@ John You know often are the good stories the sad ones, it is sad to me that at that time I don’t read the story right, missed chance.