Sonntag, 9. Februar 2014

Verklärung Christi

 

Wo ich mir gerade an ganz anders gearteten Fragen die Zähne ausbeiße (was davon noch übrig ist), habe ich es versäumt, Herrn Roloffs erhebende Predigt zum Fest Verklärung Christi zu bringen (die lutherische Kirche (soweit es sie noch gibt) begeht diesen Tag am Letzten Sonntag nach Epiphanias; alle anderen recht geleiteten Kirchen bevorzugen den August). Das Sonstige, das, was vorher erscheinen sollte, und das gewohnte andere, der übliche Essensbericht (wir sind ganz im Frieden in dieser Hinsicht), werden folgen, vermutlich, wahrscheinlich, bald vielleicht, ich bin mir da ganz sicher (nun, den vorigen Beitrag gibt es jetzt tatsächlich immerhin).

Predigt zum Fest Verklärung Christi

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott dem Vater und von unserem Herrn Jesus Christus, seinem Sohn. Amen

Die Verklärung Jesu und das prophetische Wort

16 Denn wir sind nicht klugen Fabeln gefolgt, da wir euch kundgetan haben die Kraft und Zukunft unsers HERRN Jesus Christi; sondern wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen, 17 da er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm geschah von der großen Herrlichkeit: "Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe." 18 Und diese Stimme haben wir gehört vom Himmel geschehen, da wir mit ihm waren auf dem heiligen Berge. 
19 Und wir haben desto fester das prophetische Wort, und ihr tut wohl, daß ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint in einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen. 20 Und das sollt ihr für das Erste wissen, daß keine Weissagung in der Schrift geschieht aus eigener Auslegung. 21 Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht; sondern die heiligen Menschen Gottes haben geredet, getrieben von dem heiligen Geist.
2. Petrus 1. 16 -21

Liebe Gemeinde,

mit seiner Verklärung gibt Christus bereits etwas von seiner ganz göttlichen Herrlichkeit preis. Es scheint ein ungekanntes Licht in die Welt. Gott selbst macht sich offenbar. Darum gehört zu diesem Fest auch die alttestamentliche Geschichte vom brennenden Dornbusch und als Wochenspruch haben wir die Verheißung des Propheten Jesaja gehört: „Über dir geht auf der Herr und seine Herrlichkeit erscheint über dir!“ Bis zu diesem Festtag waren es immer andere, die Engel, die Könige, die Hirten, die bezeugten, dass ein ganz besonderer Mensch zur Welt geboren ist. Jetzt aber strahlt seine ewige und göttliche Herrlichkeit aus ihm selbst heraus und bezeugt ihn in einer unmissverständlichen Einheit von Vater und Sohn.

Es ist die uralte Sehnsucht des Gottesvolkes, dieses ewigen Lichtes teilhaftig zu werden und dadurch zu erfahren, was hinter den Dingen ist. Gott von Gott, Licht vom Licht.

Können wir dies aber mit der kläglichen Gabe unseres Verstandes erfassen? Können wir selbst Erklärungen geben?

Hier in unserem Text ist das Zeugnis von einem bewahrt, der auf dem Verklärungsberg dabei gewesen ist. Der aber stellt zunächst fest, dass es sich hier nicht um kluge Fabeln, um ausgedachte Geschichten handelt, die man nun irgendwie interpretieren müsste oder ganz verwerfen könnte, sondern hier steht ein Augenzeuge vor der Gemeinde, dessen Zeugnis wir vertrauen können und müssen, wenn wir Zugang zur Wahrheit finden wollen.

Hier hat jemand gesehen und gehört, wie sich das innere Verhältnis unseres Gottes gestaltet. In Christus leuchtet das Licht, das vor aller Zeit war und niemals vergeht, in die Welt, und von ihm ist verkündet, dass er der Sohn Gottes ist.

Wir dürfen diesem Zeugnis zunächst einmal vertrauen. Darin werden wir gewahr, wie groß das Geschenk ist, das uns Menschen mit der Heiligen Schrift gegeben ist. Wir besitzen mit ihr gleichsam eine beglaubigte Urkunde über Gottes Wort und Willen. Das starke Festhalten an dieser Tatsache ist übrigens auch ein besonderer Charakterzug des Protestantismus. Im Zusammenhang mit dem Reformationsgedenken wünschte ich mir, dass es viel stärkere Besinnung auf diese entscheidenden Fundamente unserer Kirche mit sich brächte, als dieses ganze Getöse, in dem beinahe so getan wird, als hätte Luther bereits unseren gegenwärtigen und doch so flüchtigen Zeitgeist erfunden.

Nein, wir haben das prophetische Wort und auf dieses sollen wir achten. Hier wird es nun besonders interessant, denn warum sollen wir auf das prophetische Wort achten, wie auf ein Licht?

An dieser Stelle wird relevant, was man oft auch hört, wenn Menschen, die Zweifel säen wollen, beklagen, dass uns solche Erlebnisse nicht mehr zuteil werden. Wir erfahren keine Wunder oder Visionen und werden auf keinen Verklärungsberg mitgenommen.

Die Antwort des Zeugen der Verklärung ist eine ganz einfache: Wir sollen auf das Licht achten, bis es als Morgenstern in unseren eigenen Herzen aufgehe. Das Zeitalter der Kirche, das mit Jesus Christus angebrochen ist, hat ja eben eine neue Einheit, eine tiefe Versöhnung zwischen Gott und Mensch gestiftet, indem Gott Mensch geworden ist. Wo nun sein Licht in unseren Herzen aufgeht, da wohnt er mit seiner ganzen göttlichen Herrlichkeit in uns und scheint auch durch uns als seine Kirche in die Welt.

Die durch die Geburt Christi eingetretene Zeitenwende lässt sich eben auch so beschreiben, dass man verinnerlicht: Gott offenbart sich nun nicht mehr dem Menschen, sondern er wird offenbar durch den Menschen – zunächst den einen Menschen Jesus Christus, dann aber auch durch alle Menschen, an denen er Anteil genommen hat. Dieses ist der entscheidende und geradezu konstitutive Gedanke der sakramentalen Kirche. Im Sakrament kann jedem Menschen die wirkliche Anteilnahme an Gott geschenkt werden. Das bedeutet dann aber ganz zwangsläufig, dass in diesen Menschen Gott offenbar wird. Das Licht von dem in unserem Text die Rede ist, ist doch nichts anderes als der Glaube. 
Unser Glaube ist die Weise, auf die Gott selbst in unserer Welt unter uns gegenwärtig ist. Unser Glaube ist der Sieg. Er leuchtet wie das Licht.

Diesem Glauben sollen wir uns überlassen. Lasst euch nicht verführen, auch nicht durch die klügsten Gedanken, wenn sie euch eurem Gott entfremden wollen. Haltet an dem fest, was uns anvertraut ist und woraus sich unser Glaube speist, nämlich dem Reden der heiligen Menschen, die durch Gottes Geist getrieben werden. Ihnen schließen wir uns an, von Generation zu Generation. So wächst aus uns und aus unserer Gemeinschaft mit Gott und untereinander die Kirche. Sie ist gebunden durch das Zeugnis der Schrift, durch die Sakramente und durch Bekenntnis und Gebet. Das sind die unaufgebbaren Fundamente unserer Gemeinschaft.

Amen

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus unserem Herrn.

Amen
Thomas Roloff



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