An einem anderen Ort hatte ich meinen kleinen Rundgang vom Dienstag bebildert ohne Kommentar gezeigt und erntete etwas überraschend den Wunsch nach Kommentaren. Nun ruiniert das meist die Stimmung, aber gut, holen wir das hier nach, mit ein wenig mehr Bildern.
Mein kleiner Spaziergang begann in der Semmelweisstraße, ich erwähne das nur, um die dort ansässige Physiotherapie zu loben. Und dann sind wir auch schon am Zierker See und am Hafen. Ich habe diese Aufnahmen hinzugefügt, weil sie vielleicht eine Ahnung davon geben, wie windig es war. Das erleichtert zum einen das Photographieren, da die Szenerie kaum belebt war, und zum anderen vermittelt es etwas den Hintergrund des Ganzen.
Nach dem Hafen das Carolinenstift, in der erweiterten Gestalt von 1860, lange Zeit Krankenhaus (zur Entstehungszeit das modernste zwischen Rostock und Berlin). Der Bau geht auf die Herzogin Caroline zurück, die aus ihrem Geschick (sie mußte sich vom dänischen Kronprinzen scheiden lassen) das Beste machte, etwa mit diesem Krankenhaus, dessen Baukosten sie zum größten Teil trug. Jetzt sind darin Wohnungen entstanden und die nahezu wiederhergestellte Fassade macht wieder einen erfreulichen Eindruck.
Wir wenden uns dem Schloßgarten zu und nähern uns dem Hebetempel. Der Name spricht für sich, nur soviel, der Entwurf der Statue der Göttin geht auf Antonio Canova zurück (1796, die Kopie ist von 1856, das Original befindet sich in der Berliner Alten Nationalgalerie). Diese Bauten gewinnen einen ganz persönlichen Erinnerungswert, wenn man sich an diverse Rückschläge bei der Wiederherstellung erinnert.
Der Marstall von 1870 ist einer der Orte, an dem man sich am Mecklenburg-Strelitzschen Wappen erfreuen kann. Er dient heute Zwecken des Theaters.
Wir kehren zurück zur Hauptachse des Gartens und sehen die Kopie der Viktoria von Leuthen. Die eindrucksvolle Gestalt der römischen Siegesgöttin Viktoria ist eine Zinkgußkopie von 1854 (ein Geschenk König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen an Großherzog Georg). Hier ist die Kopie sozusagen zum Original geworden. Denn der große Christian Daniel Rauch, von dem auch die Originale auf dem Hirschtor zum Tiergarten stammen, hatte sie für eine Denkmalssäule geschaffen, die bis 1945 an die Schlacht von Leuthen erinnerte.
Wir sind bei den beiden Jünglingen angelangt. Das Bildprogramm ist recht mysteriös. Der eine hält mit der rechten Hand eine Fackel zwischen beiden gesenkt und mit der linken eine hinter der Schulter, während der andere, den linken Arm auf dessen Schulter legt und auf eine Scheibe in seiner rechten Hand schaut.
Eine Deutung meint, er gieße ein Trankopfer auf den girlandenumkränzten Altar vor ihnen, auf dem sein Begleiter eben die Fackel löscht, ein Zeichen des Todes. Neben beiden steht eine kleine Kore, wahrscheinlich stellt sie Persephone, die Königin der Unterwelt dar. Es gibt die verschiedensten Mutmaßungen, wer bei dieser sog. Ildefonso-Gruppe ursprünglich dargestellt wurde, aber ich habe mich vor nicht so langer Zeit in so epischer Breite dazu ausgelassen (man überspringe nur die Eingangsbemerkungen ), daß ich wirklich darauf verweisen möchte.
Wir enden mit der wohltätigen Göttin Demeter an der Schloßauffahrt, die mit der Fackel womöglich gerade ihre Tochter Persephone sucht, die Hades, von Zeus geduldet, in sein Totenreich entführte hatte. In der Ferne sehen wir das eher desolate Carolinenpalais (als Wohnsitz der o.g. Herzogin erbaut).
Zur Rechten grüßt uns der Großherzog Georg vor der Schloßkirche. Und am Rande des Buttelplatzes (früher Paradeplatz) stehen wir vor der Büste des Großherzogs Carl, seines Vaters (und auch der der Königin Luise). Es ist nicht ganz einfach, diese Büste zu photographieren, da man den Hintergrund schlecht wegzaubern kann, auch wenn man das nur zu gern möchte. Selbst für einen modernen Bau ist das Landesbesoldungsamt noch einmal ein besonderer Höhepunkt an Scheußlichkeit. Als hätte jemand Hohlblocksteine übereinander getürmt und dann kein Geld mehr für den Außenputz gehabt, obwohl, wirklich schöner wäre es davon auch nicht geworden.
So liegen die Extreme des angenehm Schönen und des kompletten Gegenteils davon halt oft nahe beieinander. So wie im sonstigen Leben auch.
nachgetragen am 18. September
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