Samstag, 15. September 2007

Initium


Initium, der "Anfang" oder der "Eingang", mehrfach erwogen, verworfen und erneut aufgeschoben, habe ich mich nunmehr fast versehentlich doch als sog. Blogger angemeldet und stehe etwas verwirrt vor dem soeben genannten, der Reflex: Man sucht Zuflucht bei den Dingen, die Sicherheit versprechen, und sei es ein ungewisser Bildungshintergrund.



Gedankensplitter 1

Warum Restauration moralisch ist


Sie scheinen so sicher im Urteil, wenn sie jede Wiedererschaffung eines verlorenen Monuments ablehnen: Authentizität; das Unwiederbringbare des geschichtlichen Zusammentreffens von Gestaltungswillen und Geist; das Wissen um die Vergeblichkeit, ja schlimmstenfalls Peinlichkeit eines Wiederholungsversuches unter völlig anderen - in jeder Hinsicht abträglichen (?) - Bedingungen; der Respekt, der sich darin aussprechen würde, diese Leerstelle als Mahnung offen und gültig zu lassen, und vor allem der frische lebendige Impuls, der darin bestünde, dem Neuen eine Chance zu geben, um das Weiterspinnen des menschlichen Fadens zu befördern usw. usw., jedenfalls etwas in der Art.

So viel Richtiges und soviel offenes Mißtrauen. Warum rumort etwas heftig in uns, das sich kaum zum Gedanken aufklären läßt, wenn wir derartiges hören. Ist es Revolte gegen die Vergänglichkeit, ein verzweifelter Wunsch nach einer heilen oder doch heilbaren Welt, Unvermögen, in der Gegenwart zu leben, also Lebensuntauglichkeit, Ignoranz, Versteinerung, Einfallslosigkeit?

Kaum. Kultur ist etwas Erkämpftes und hinter dem Willen zur Restauration steht das unbeirrbare Verlangen, der Barbarei keinen Zoll zu überlassen. Sie ist der Reflex des einschneidenden Mangels und der Liebe. Sie gewöhnt sich nicht an die Leere und ist unfähig zur Abstumpfung. Restauration nimmt ernst, sie leidet mit dem Zerfallenden, sie erleidet an sich die Zerstörung, die zerstörten Dingen widerfahren ist. Manchmal vielleicht versucht sie auch in solcher Weise, der eigenen empfundenen Unzulänglichkeit zu widerstehen.

Die Moderne hingegen dekoriert sich im günstigsten Fall mit dem, was war, kaschiert damit den Überdruß, der sie in Wahrheit bestimmt, da sie einen Ort besetzt sieht, sie, die doch jeden Ort besetzen möchte, und darum kollaboriert sie im Innersten mit der Vernichtung. Und darum erscheinen uns die gedanklich so wohlformulierten Einwände, und warum sollten sie nicht wohl formuliert sein, da doch seit der Aufklärung diese Art der Überredung geübt worden ist, so hohl und so falsch und darum fallen uns, die wir an der verletzten Seele der Dinge hängen und von ihr nicht lassen mögen, die Worte so schwer.



Zitate unbestimmter Herkunft

Gelegentlich ist die Wirklichkeit doch zu wenig akzeptabel, als daß man sie ernsthaft in Erwägung ziehen könnte.

Ich denke, es gibt nichts Sinnloseres, als wenn wir darüber nachdenken, was wir in unserem Leben falsch gemacht haben könnten, auf unsere wirklichen Fehler stoßen wir dabei schon gar nicht, meist läuft es darauf hinaus, daß wir von dem Falschen noch mehr hätten tun wollen.

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